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 Maginotlinie, Frankreich

2010 stand an und schon im Winter 2009 fing ich an, mir Gedanken zu machen wo es denn dieses Jahr zur traditionellen Bunkertour hingehen könnte. Nach der recht umfangreichen Fahrerei im gleichen Jahr zur Normandie stand mir diesmal der Sinn nach einer deutlich kürzeren Fahrtzeit, dafür aber mehr und interessanteren Zielen - idealerweise etwas abseits von reinen Museen. Nichts gegen die Normandietour, aber der Bunkeranteil war nicht so hoch wie gewohnt und nach dem vierten Museum wurde das dann irgendwann zu formelhaft – das sollte sich dieses Jahr doch erheblich ändern. Außerdem wollte ich die Gunst der Stunde nutzen, da wir nach wie vor nicht zu weit weg von der Pfalz, Elasass und Lothringen im Vergleich zu vorher wohnen, so wäre doch eine weitere Tour Richtung Westwall und Maginotlinie (Fort Schoenenbourg hatte ich ja 2006 schon gesehen) spannend.

Und genau in diese Richtung lenkte ich dann meine Recherchen. Zunächst schaute ich ein wenig mich im Bereich des Westwalls um, dort waren aber praktisch kaum noch interessante Objekte zu sehen, lediglich ein Hohlgangsystem bei Pirmasens und rund um Irrel eine U-Verlagerung und Bunker schienen ins Konzept zu passen. Aber im Bereich der Maginotlinie stellte sich schnell heraus, das es dort so einiges an Bunkern gibt, die noch nicht verschlossen oder übererdet sind, zugänglich zu sein scheinen und dabei sogar noch recht gut erhalten sind. Zum Teil sogar noch mit Einbauten versehen. Die nächsten Monate verbrachte ich also immer wieder damit, diverse Foren, Berichte, Bilder und Karten zu analysieren um dann letztlich erst wenige Tage vor Abreise im Mai 2010 eine finale Reise mit diversen spannenden Bunkern zusammengestellt zu haben. Aber auch hier hat sich im Laufe der Tour gezeigt, das nicht alles planbar war...

Los ging es mit einem nicht so voll bepackten Auto wie letztes Mal, denn wir mussten aufgrund des bescheidenen Wetters (12C maximal und Regenschauer) in Hotels übernachten. Trotzdem sollte einmal gegrillt werden, dazu später mehr. Aufgrund der frühen Stunde der Abfahrt kamen wir gut vorwärts – bis uns dann südlich von Frankfurt ein schwerer Unfall fast eine Stunde lang aufhielt. Leider ist hier ein Sprinterfahrer umgekommen, die Autobahn musste gesperrt werden und unser Zeitplan kam durcheinander. Aber so was kann man nicht vorhersehen und wünschen tut man das ja auch keinem.  

 

Tag 1 - Abri Hatten, MOM-Blockhaus, Doppelkasematte Hunspach, Kasematten Bremmelbach, Fort Schoenenbourg

Gegen frühen Mittag kamen wir dann also an unserem ersten Ziel an, dem Abri Hatten bei Hagenau. Ein guter Einstieg zum Thema Maginotlinie, denn dieser Abri war hervorragend erhalten und so würden wir viele Dinge intakt sehen können, die wir dann in den anderen, eher inoffiziell besuchten Werken nur noch in weniger gutem Zustand sehen würden.

Diese Abris dienten als „Kasernenbunker“, also anders als die Abris etwa aus dem ersten Weltkrieg und davor rund um Verdun. Sie lagen meist 1 Kilometer hinter der Hauptkampflinie. Es gab zwei verschiedene Ausführungen: Oberirdische Anlagen (abris de surface) und unterirdische (abris cavernes). Surface hatten meist noch ein Kellergeschoss, Cavernes hatten einen bis zwei Eingangsblocks, ähnlich der Werke (ouvrages), in dem sich die Zugangsschächte befanden. Die eigentliche Kaserne lag ca. 20 Meter unter der Erde.

Zweck war die Aufnahme beweglicher Truppenteile zwischen den Werken oder den Kasematten, so genannte Intervalltruppen. Errichtet wurden die Abris im Rahmen des CORF Bauprogramms. Die in Hinterhanglage angesiedelten Abris verfügten zur Verteidigung über GFM Panzerglocken in Feindrichtung und Nahverteidigungsscharten für die Eingänge welche mit leichten Maschinengewehren bestückt waren (LMG). Surface besaßen noch den Typischen Diamantgraben. Innen waren die Anlagen mit Küchen, Generatoren, sanitären Anlagen, Sanitätseinrichtungen, teilweise Funkräumen, Lagerräumen und natürlich Ruheräumen ausgestattet.

Doch bevor wir den Bunker in Hatten betraten, haben wir uns noch die Militariaausstellung rundherum angesehen, wobei wir auf überraschend viele ehemalige NVA-Fahrzeuge trafen. So auch auf den Panzer den ich 2007 gefahren bin, aber nunja. Wir gingen dann aber recht flott in den Bunker, den deswegen waren wir ja hier.

 


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(Ansicht des Bunkers von außen.)


(Typischer Schlafraum der Besatzung.)  


(Filteranlage für die Frischluftversorgung)

Das richtig gute war in der Tat, das wir hier alle Sachen intakt sehen konnten, die wir später im mehr oder minder zerstörten Zustand wieder und wieder sehen würden. Der Kontrast ist schon recht gewaltig.


(Küche; die Abris und Petit Ouvrages hatten noch Kohleöfen.)


(Maschinenraum mit Dieselmotoren für die Stromversorgung.)


(Eingangsscharte von innen mit MG.)


(Latrinen)

Besonderes Extra war dann noch ein Raum, in dem Teile einer angestürzten ME262 ausgestellt waren, so was sieht man nicht alle Tage.


(ME262 Reste)


(Krankenrevier)


(Auf dem Bunkerdach)

Nach ein paar Bildern außen von den anderen Ausstellungsstücken haben wir dann das Museum verlassen, es standen ja noch reichlich Ziele für den Tag auf dem Plan, die auch ihre Zeit erfordern würden. Trotzdem: Spannende anderthalb Stunden, die sich gelohnt haben. Ein kurzer Imbiss auf dem Parkplatz hat uns dann erst mal Energie für weitere Exkursionen gegeben, dank Tias exzellenter Frühstücks- und Snackversorgung hatte das richtig gut geklappt.

Unser nächstes Ziel waren eigentlich die beiden Infanteriekasematten bei Hunspach, doch auf dem Weg dahin sahen wir noch ein paar Minibunker, die wir kurz inspizierten. Diese „Blockhäuser“ dienten überwiegend als kleine MG- und PAK-Bunker und sollten die Lücken zwischen den größeren und kleineren Werken in der Maginotlinie schließen.

In unserem Fall handelt es sich um ein „MOM-Blockhaus“, in dem eine 25mm PAK Pamart-Lemaigre untergebracht war, die die Strasse von Hunspach aus Richtung Grenze deckte. Der Bunker ist extrem klein, eigentlich nur ein Raum und sehr simpel aufgebaut.  


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(Bunkerscharte von vorne)


(Eingang von hinten)  


(Man sieht deutlich die Auflagen für die beiden Ausleger des Geschützes)


(Scharte in Nahaufnahme, darunter Auswurfmöglichkeit für Hülsen bzw. als Handgranatenauswurf zur Nahverteidigung)



(Aufnahme von uns im Gegenlicht)

Weniger schön war, das das lange nasse Gras und der matschige Boden uns richtig Probleme bereitete. Im Sommer ist das wohl alles einfach zu besuchen, aber bei dem Matschwetter war das eine nicht ganz so leckere Angelegenheit. Gut, das wir Kleidung zum Wechseln beihatten, das half.

Nach einem kurzen Aufenthalt sind wir dann weitergefahren, zu dem Doppelkasemattenwerk Hunspach. Diese 1932 gebaute Doppelkasematte erstreckt sich über zwei Etagen und war mit 21 Mann belegt. Ursprünglich sollten Hunspach Ost und West über einen unterirdischen Gang miteinander verbunden sein und evtl. sollten dazu auch die anderen beiden Kasematten in Hunspach hinzukommen um so eine der kleinen Festungen zu formen wie etwa Hobling oder Denting, aber aus Geldmangel hat man das nicht gemacht. Die Stummel der Verbindungsgänge sind aber vorhanden und wurden zu den Kommandantenräumen umgebaut, die Enden mit Stahlstangen verschlossen damit man später einfach die Gänge dran hätte betonieren können. Bewaffnet waren beide Kasematten mit je einer PAK, zwei MGs und zwei kleinen Stahlglocken, den „GFM cloches“. Dazu noch zwei kleine Scharten um den Eingang und den Graben zu decken.

Dank des Navis und umfangreicher Programmierung vor der Tour kamen wir sehr flott und genau am Ziel an. Auch hier begrüßte uns hohes nasses Gras und Nieselregen, also zogen wir die hohen Gummistiefel und die „Dreckigmach-Klamotten“ an und wanderten Richtung Bunker los. Von außen sah es erst gut aus – doch von der Schartenseite aus begrüßte uns dann ein herber Brandgeruch. Der lokale Bauer nutzt den Graben des Bunkers zum Verbrennen von Heu und Stroh – und was weiß ich nicht noch an Sachen. Nicht sehr schön. Aber immerhin war der Eingang offen – nur nicht so einfach zu erreichen, denn der Graben war recht tief. Aber zwei gefundene Balken später und eine kleine Kletterpartie unter Ausnutzung der Seitenscharte danach war das Problem ausgestanden und wir waren drin.  


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(Bunkerglocke)


(Brandspuren aussen rund um den Eingang)


(Im Bunker war es recht dunkel – mal zur Verdeutlichung der Sichtverhältnisse)

Wir schauten uns gut im Obergeschoss um, erhalten war hier nicht so viel, Teile der Filteranlage waren noch an den Wänden, die Halterungen der MGs waren vorhanden und ansonsten sehr viele Brandspuren. Im Untergeschoss dagegen war es etwas besser, in den Schlafräumen waren die Unterteilungen zwischen den Kopfenden der Betten noch erhalten und auch so sah es hier zwar leer, aber ganz ok aus.


(Seitenscharte und Schacht zur GFM Glocke)


(Hauptgang im Untergeschoss)


(Oh Shit! Mörsergranaten der Kategorie „kurz vorm Durchrosten und danach“)

Eine eher unschöne Überraschung hatten wir dann kurz vor Verlassen des Bunkers – bis dahin sah alles hier recht leer aus, und dann schaute ich mal unter der Treppe nach. Da hat doch irgendwer ernsthaft alte Munitionsreste (Mörsergranaten denke ich) hier liegen lassen. Wir sind daraufhin schleunigst aus dem Bunker wieder rausgeklettert, Sicherheit geht da einfach vor. Also Kletteraktion retour und raus aus dem Teil...

Draußen angekommen haben wir kurz verschnauft und sind dann den Feldweg entlanggewandert zu einem weiteren Blockhaus der MOM-Ära. Das mit einem Hotchkiss-MG bewaffnete Bünkerchen wurde von uns kurz inspiziert, aber außer reichlich Müll im Inneren fanden wir wenig interessantes. Das Spannendste war noch die erhaltene Gradeinteilung auf dem MG-Sockel und die gute Aussicht auf das Hunspacher Werk.


(MG-Bunker bei Hunspach)


(Innen im Bunker)


(Erhaltene Gradeinteilung auf dem Sockel.)

Wir sind dann kurz zum Auto zurück und von da aus dann zum anderen Hunspacher Bunker gegangen. Auch hier waren nebenbei Trittspuren im hohen Gras zu sehen, ob diese vom Bauern stammen oder wir andere Besucher des Bunkers vor uns hier waren, war uns nicht ganz klar. Ausschließen wollten wir das aber nicht – warum, wird später noch klar...

In diesen Bunker kam man deutlich einfacher rein, zu unserer „Freude“ wird dieser als Müllkippe genutzt, die alten Ölfässer im Graben sind jedenfalls nicht eben ansehnlich. Nunja.

Dafür war hier im Inneren mehr erhalten, Teile der Filtrationsanlagen (inkl. der gummierten Handkurbel) und auch ein Tisch war oben vorhanden. Im Untergeschoss noch das originale Waschbecken!


(Filteranlage, die Handkurbel sah aus fast wie neu!)


(Oberer Gang, umgekippter Filter lang herum und im Hintergrund Teil der Innenausstattung)

Im Untergeschoss warf ich mal einen Blick in die Zisterne der Anlage, auch interessant. Dort hineinklettern würde ich aber nicht, man sieht nicht, was dort unter der Wasseroberfläche an spitzen Stahlteilen vor sich hin rostet.


(Zisterne)


(Gut erhaltenes Waschbecken)


(Gut erhaltener Tisch im Schlafraum)


(Sockel im Maschinenraum)

Nach mehreren Bildern und nachdem wir alles in der Anlage gesehen hatten, sind wir dann wieder zur Oberfläche zurückgekehrt. Die beiden Kasematten sind ja nicht sehr groß, ca. 18x16m nur, 9m hoch über zwei Etagen. Bei nicht mal sieben Räumen ist man da doch recht flott durch, obwohl man bei jedem Schritt schauen sollte, wohin man läuft.  

Zurück durch die feuchte Wiese sind wir dann zum Auto gegangen, wo wir uns dann wieder der Stiefel entledigten. Geplant war als nächstes dann der Versuch, in das Infanteriewerk Bremmelbach einzudringen, aber auf dem Weg dorthin kamen wir an den Kampfblöcken von Schoenenbourg vorbei und die hatte ich 2006 nicht fotografiert. Das wollte ich nachholen und das haben wir dann auch erst mal gemacht. Immer noch war der Boden sehr matschig, man sollte sich also besser so eine Tour bei trockenerem Wetter geben wenn möglich...

 


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(Abgesenkter Turm von Schoenenbourg)


(Seitlicher Kampfstand)


(Auf dem Dach eines Blocks, neben mir eine Observierungsglocke, ein kleiner Lüftungsschacht und im Hintergrund ein Doppelgeschützturm)

Da hier nicht soooo viel zu sehen war, ging es nach einer Viertelstunde weiter, zunächst wollten wir Fotos von Bremmelbach-Nord machen. Dieser Bunker wurde nach dem Krieg gesprengt, ein Eindringen hier ist zwar nicht völlig unmöglich, aber dermassen gefährlich, das wir das nicht machten. Also machten wir nur ein paar Bilder und setzten dann unsere Fahrt fort um möglichst nahe an den vermuteten Eingang (der Abwasserstollen der Anlage!) zu kommen.  


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(Bremmelbach Nord. Schwer zerstört.)

Das war aber alles andere als einfach. Der südliche Bunker ist seit Jahren komplett zugeschüttet, der Plan der Anlage den ich hatte war zwar korrekt aber: Man kommt an den Abwasserstollen nur zu Fuß und über Feldwege bzw. ein Feld heran. Und genau das war sensationell matschig, wir brauchten also recht lange um überhaupt erst mal in die Nähe des Eingangs zu kommen. Da dessen Position auch nur in einem Feld von 50x100m klar war, mussten wir in Dickicht und dickem, wirklich wirklich dickem Matsch das Ganze suchen. Endergebnis: Nach einer Stunde (!) hatten wir endlich den Eingang gefunden. Dieser war aber dermaßen mit Matsch zu, das man dort bis zum Knie einsank und einfach nicht rein kam. Keine Chance bei dem Wetter. Nach einigen Versuchen brachen wir das Ganze ab und zogen wieder ab, es war einfach nicht möglich, hier unter vertretbarem Risiko rein zu kommen. Bei trockenem Wetter sollte es aber möglich sein...


(Überfluteter Eingang von Bremmelbach, der Matsch ist mehr als knietief stellenweise und sehr zäh.)


(Lustiger Matsch nachdem wir am Auto angekommen waren. Der Matsch hatte 20 Minuten Zeit abzufallen...)

So hatten wir also nach einem "lustigen" Rückweg Zeit, uns unser Alternativziel für den Tag anzusehen, das Fort Schoenenbourg. Ich war ja schon 2006 hier, daher habe ich keine neuen Fotos gemacht, außer vom Mannschaftseingang.


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Nur so viel: Robert fand den Besuch sehr beeindruckend und seit meinem letztem Besuch gibt es was Neues: Der Fahrstuhl in die Anlage ist fertig, man muss also nicht mehr zu Fuß die sieben Stockwerke hoch und runterlaufen, was den Besuch beschleunigt und angenehmer macht.

Das Schöne an Schoenenbourg ist, das man auf eigene Faust die Anlage erkunden kann und nicht an Touren teilnehmen muss. Schade ist natürlich, das man so das Ein- und Ausfahren des Turms nur per Zufall mitbekommt, aber das würden wir später noch sehen können. Wir haben jedenfalls eine spannende Zeit im Bunker verbracht und auch ich war wieder erstaunt, wie weitläufig die Anlage ist. Immer wieder nett zu sehen.


(Mannschaftseingang von Schoenenbourg)


(Und noch mal in näher...)

Wir hätten an diesem Tag noch den Außenposten von Climbach sehen können, aber da wir schon zwei der MOM-Bunker gesehen hatten, haben wir uns das gespart. Der Weg nach Pirmasens zu unserer Übernachtung würde ja auch noch was dauern. Nach nicht mal einer Stunde waren wir aber da, ging problemfrei dank des Navis. Wir haben dann dort im Naturfreundehaus eingecheckt und noch eine reichliche Mahlzeit genossen. Kurz die Duschen genutzt (dank der atmungsinaktiven Regenjacken eine gute Idee...), noch ein oder zwei Hansas (aus der Dose sogar!) gezischt und dann – waren wir deutlich vor 22 Uhr im Bett und haben gepennt. Die Nacht davor war ja kurz und wir recht erschöpft... Das Naturfreundehaus ist sehr einfach gehalten, reicht aber eindeutig für so was aus. Inkl. Abendessen, zwei Bier und Frühstück sind wir hier für zwei Personen bei rund 55 Euro rausgekommen, wenn das also nicht mal günstig war...

 
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 Zweiter Tag - Außenposten Liederschiedt, Casemate Freudenberg, Zitadelle Bitche, Westwallmuseum Litzelbach, Petit Ouvrage Fort du Welschhof

Morgens um kurz nach acht rappelten dann die Handys als Wecker, wir haben uns kurz bei Tia gemeldet das alles OK sei und dann ging es nach einem bodenständigen Frühstück auch schon auf die Piste. Dem Navi kurz unser nächstes Ziel mitgeteilt und ab ging es nach Liederscheidt, dort wollten wir uns einen besonderen Bunker anschauen. Es handelt sich hierbei um einen weiteren Außenposten, im Prinzip so was wie die MOM-Bunker – aber mit einem Unterschied. Dieser Bunker ist zur Tarnung als Keller eines Wohnhauses am Ortsausgang gebaut worden und auf den ersten Blick nicht als solcher erkennbar. Wenn man heute daran vorbeifährt, sieht man nur die Wohnhausruine, in der sogar Bäume wachsen. Das dies mal ein Maginotlinienbunker war, würde man so gar nicht vermuten.


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Wir sind nach kurzem Fußmarsch und einer kleinen, wie üblich feuchten Kletteraktion dann am Bunker angekommen und uns fiel sofort auf, dass die Wandbemalung immer noch in einem wirklich guten Zustand war.
(Bunker von der Strasse aus. Unten zu sehen die Scharten nach vorne und seitlich heraus.)

 
(Eingang von hinten, man sieht schon die bemalten Wände im Inneren)

Der Bunker an sich ist eher klein, ein Kampfraum mit Scharten ringsum, ein Lagerraum für Munition und ein weitere kleiner seitlicher Kampfraum, der die Strasse noch abdeckte. Dazu dann drei Eingänge, zwei davon gingen direkt nach oben in das „Wohnhaus“. Dieses war allerdings sehr klein, es bestand wohl aus einem Wohnzimmer, einem Vorraum und eventuell einem ausgebauten Dachstuhl. Mehr war davon leider nicht übrig, aber es war dennoch spannend zu sehen.


(Bäume wachsen im Inneren des Hauses)


(Kampfraum mit Wandbemalung)


(Aufstieg zum Wohnhaus)


(Im Wohnhaus, der Abstieg zum Bunker)

Wie erwartet haben wir hier nicht so viel Zeit verbracht, da der Bunker ja klein war. Auch das Finden war kein Problem – nur wie auch am Vortag stellte sich die Nässe als Hauptproblem heraus, denn der matschige Abhang zum Bunker hin machte ein Erreichen nicht eben leicht. Ging aber.

Weiter ging dann die Fahrt, unser nächstes Ziel war nun in der Nähe der Stadt Bitche in Frankreich, die Infanteriekasematte Freudenberg. Im Prinzip genauso eine Kasematte wie Hunspach, aber mit einigen kleineren Unterschieden versehen. Auf dem Weg dorthin sahen wir mit Erstaunen die mittelalterliche Festung oberhalb von Bitche, und beschlossen, das wir eventuell uns lieber diese ansehen würden, wenn wir ein anderes Ziel des Tages auslassen wollten oder mussten. Doch zunächst ging es weiter nach Freudenberg.

Dank des Navis fanden wir den ungefähren Platz des Bunkers recht flott – aber auch einen Zaun und das riesige Schild, das hier Zutritt verboten sei. Nun... wir hatten ja noch eine Alternative, den Abri Freudenberg in petto. Der Weg dorthin führte einmal um den abgesperrten Bereich drumherum und wir beschlossen, erst mal zu parken und kurz einen Snack einzuwerfen. Spannenderweise ist auf der anderen Seite des Geländes der Infanteriekasematte kein Zaun oder Verbotsschild zu sehen, weswegen wir dann kurzentschlossen doch uns unsere Ausrüstung schnappten und eine kleine Wanderung am Waldrand entlang machten. Richtung Bunker hin (oder seinem vermutetem Standort) sahen wir extrem viele umgestürzte Bäume, die ganze Anlage scheint also eher so gar nicht mehr besucht zu werden. Und nach nur ein paar Minuten fanden wir dann auch die Kasematte. Ohne Probleme kann man hier herein, der Graben ist zugeschüttet.  


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(Kasematte von außen)


(Beschussspuren außen)


(und innen)

Die Kasematte weist einige Beschussspuren auf, ob diese vom Januar 1945 stammen, wo ein Ablenkungsangriff der deutschen Besatzungen von Simserhof und Schiesseck sowie anderen Werken in der Nähe auf die amerikanischen Truppen im Rahmen der Ardennenoffensive stammen oder nicht, ist mir nicht ganz klar. Auf jeden Fall sind aber einige der Beschädigungen repariert worden, von wem auch immer. Besonders ein Holzgeländer wurde nachträglich einbetoniert, von wem war uns auch nicht klar.


(Stahlpanzerung im Innern rund um den Aufstieg zur Glocke)


(Man kann deutlich die Beschussspuren sehen)


(Schönes Detail: Original beschriftete Einbauteile aus den Dreißiger Jahren)

Wir sind dann langsam durch die Anlage durchgewandert, der Aufbau ist recht ähnlich zu Hunspach und auch die Ausstattung erinnerte daran. Spannend waren hier die zusätzlichen Panzerungen., aber auch die gut erhaltenen und sogar noch gefetteten Ketten zu den Cloches waren sehenswert.


(Munitionskasten (?) für eine der Cloches)


(Aufzug zur Cloche, die Kette ist im Bestzustand)


(Plattform der GFM Cloche, der Schütze konnte oben drauf stehen und wurde dann mit der Waffe und Munition hochgekurbelt)

Das Werk machte einen deutlich besseren Eindruck als Hunspach, vermutlich weil es nicht so nah an Bebauung steht, vom Militär bewacht wird und der Zaun die Anlage bis zum Neubau der Strasse hier wohl komplett einschloss. Wir sahen hier jedenfalls einige recht interessante Dinge, die in Hunspach schon fehlten.


(Maschinenraum mit Kaninchendrahtabschottung)


(Elektroinstallation)

 

Leider war die untere Etage sehr feucht, weswegen hier fast alles aus Metall übelst verrostet war. Dennoch sehr sehenswert. Teilweise stand das Wasser knöcheltief, ohne Gummistiefel ging hier nichts.


(Robert mit Stiefeln im Wasser)


(Kommandantenraum – Türbeschriftung)


(Der untere Flur in einer Langzeitaufnahme, gibt einen schönen Eindruck von den Lichtverhältnissen mit unseren Lampen.)

Nach einer sehr guten halben Stunde hatten wir dann soweit alles gesehen und machten uns auf den Rückweg zum Auto. Immer wieder hörte man in der Ferne Traktorengeräusche, aber die schienen uns dann doch nicht näher zu kommen. Nach gut 10 Minuten waren wir dann wieder am Auto und haben kurz überlegt, ob wir eher das Risiko Abri eingehen wollten, oder doch den Plan ändern und uns die alte Zitadelle anschauen wollten.

Nun,
wir würden noch genug Bunker sehen also sind wir zur Zitadelle Bitche gefahren. Die ist wirklich spektakulär, sensationell groß – und kommt auf Bildern einfach nicht als riesig rüber, selbst wenn man ein paar Leute als Perspektive im Bild hat. Die Burg wurde im 17. Jahrhundert durch Vauban für den französischen König aus einer mittelalterlichen Burg in eine moderne Zitadelle umgebaut und bis zum Ende des ersten Weltkriegs militärisch genutzt. Im dt./franz. Krieg 1870/71 hat sie als eine der wenigen Befestigungen der Belagerung durch deutsche Truppen bis nach (!) Kriegsende standgehalten. Wenn man die Burg sich ansieht, kann man das auch nachvollziehen...

Teilweise aus dem Sandstein direkt herausgehauen und mit dicken Mauern verstärkt, kontrolliert sie die ganze Region.  


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(Eingangsbereich der Burg)


(Massive Mauern)


(Der Eingangstunnel)

Nachdem wir unseren noch erträglichen Eintritt gezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg in die Burg. Die schieren Ausmasse waren unglaublich – genauso wie der eiskalte Wind, der oben auf dem Berg pfiff. Die Audioguides, die man auf Deutsch bekommen konnte, halfen da zum Glück, sie waren wie Ohrenschützer geformt und das wohl nicht ohne Grund. Wir sind über eine Stunde auf der Oberseite der Burg herumgewandert und haben viel gesehen – aber die noch spannendere Tour durch die Gänge und Kammern unter der Erde schafften wir leider zeitlich nicht mehr, wir wären insgesamt so zweieinhalb Stunden in der Burg gewesen und das ging einfach nicht mit unserem Zeitplan. Schreit nach Rückkehr mit Tia, die Burg dürfte sie auch interessieren...


(Aussicht entlang der Burg)


(Mit Ohrenschutz in einer Schiessscharte)


(Hintere Burg mit Geschütz)

(Aussicht mit Leuten als Größenvergleich)

Im Anschluss an diesen doch etwas anderen „Bunkertour“-Teil haben wir dann erst mal ein wenig Mittag gegessen. Diverse kleine Snacks hatten wir noch im Auto, die erst mal verputzt wurden. Danach ging es dann zurück nach Pirmasens – und leider hat uns hier eine Baustelle Ärger gemacht. Das Navi schlug eine gute Route vor und wir waren schon 10km vor Pirmasens – da kommt doch eine gesperrte Strasse uns in die Quere. Resukltat: 30km (!) Umweg bis wir dann endlich in Pirmasens waren und mal locker eine halbe Stunde Verspäteung gegenüber dem eh schon umgeworfenen Plan. Na klasse.

Immerhin haben wir dann dort den Westwallteil unserer Tour gesehen, das Hohlgangsystem der Festung Gerstfeldthöhe in Niedersimtern. Wie auch der Rest des Westwalls ist diese nicht fertig geworden, da taten sich Maginotlinie und Westwall ja nicht viel. Aber dieses Werk wäre gigantisch geworden und teilweise stand es auch schon. In Obersimtern war ein grosses Artilleriewerk gebaut worden, das unterirdisch dann mit einer Kaserne und einem gigantischen Depot in Niedersimtern verbunden wurde. Das erinnert stark an den Ostwall, den wir ja 2007 besucht hatten. Leider ist heute davon nur noch ein Teil erhalten, denn nach dem Krieg wurde das A-Werk gesprengt und die oberen Teile der Anlage sind eingestürzt.  


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(Alter Haupteingang des Hohlgangsystems)

 
(Ein Blick durch den Eingangsbereich)


(Auf die Wand gemalte Karte des Systems - nur der ganz rechte Teil ist heute erhalten.)

Die unteren Teile wurden erhalten, da nach dem Krieg die US Armee ein Depot suchte und von der Erbauerfirma den unteren Teil wieder nutzbar machte. Allerdings wurden einige Teile zugemauert, so etwa die Kaserne. Der Eingang zu dieser wurde erst neulich wieder freigelegt, aber besuchen kann man diese derzeit nicht. Vielleicht ja mal in ein paar Jahren, wer weiß.

In den Gängen finden sich reichlich Militaria, dabei einige seltene Stücke und durchaus passende Infotafeln.


(Kleine PAK)


(Dt. Schützenpanzer)

Das Museum hat leider recht beschränkte Öffnungszeiten, was uns Fahrerei verursachte. Überhaupt war das dieses Mal das Hauptproblem, man hätte viele spannende Sachen sehen können – alle nur leider gleichzeitig geöffnet und diverse Kilometer auseinander. Nicht schön.

Wir sind dann eine gute Stunde durch das Hohlgangsystem gelaufen, es gab uns einen guten Eindruck davon, wie der Ostwall bei weiterem Ausbau ausgesehen hätte. Schon spannend.


(Der erst jetzt freigelegte Eingang zur Kaserne)


(Der Fahrstuhlschacht am Ende zur oberen (verschütteten) Ebene)


(Blick den Haupttunnel hinunter)

Insgesamt gesehen war es zwar recht interessant, das System zu sehen - aber so richtig zündend fand ich es  persönlich nicht. Lag vielleicht daran, das man durch die großen Forts der Maginotlinie doch etwas verwöhnt ist und man durch die innoffiziellen System etwas Spannenderes schon gesehen hatte. Nunja, ein Besuch lohnt sich, aber man sollte danach noch anderes sich anschauen um die Fahrt zu rechtfertigen.

Bei uns meldete sich nun der Magen immer lauter und wir wollten ja noch zurück nach Frankreich. Aber das Grillgut musste einfach weg – also wollten wir zurück Richtung Grenze und uns einen Grillplatz suchen. Das war leider nicht so einfach, der einzige offizielle Grillplatz war vor einiger Zeit geschlossen worden und unser Navi führte uns wieder zurück zur gesperrten Strasse. Kurz entschlossen habe ich dann den Weg über Liederscheidt wieder eingeschlagen und auf dem Weg dorthin sah Robert ein klitzekleines Schild „Pfadfinder“. Na, da kann man meist auch grillen und – er hatte Recht. Wir fanden so einen sensationell idyllischen Platz zum Grillen, unter einem Sandsteinfelsvorsprung bei der Hilster Mühle. Brandsicher, regenfest, mit Bank versehen: Genial.

 
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Also: Grill raus, Kohle an, Fleisch drauf, Barbecuresauce an den Start und noch ein paar Beilagen (Brot, Tomaten, wir hatten sogar Radieschen) gefuttert: Die leckeren Rinder-Steaks vom Penny ohne Marinade haben sich wieder gelohnt. Die marinierten Dinger vom Lidl dagegen nicht. Zum Abschluss noch ein Minihansa und dann ging es nach einer Stunde auch wieder weiter...


(Grillen unterm Felsvorsprung: Genialst!)

Weiter war dann aber so eine Sache – der direkte Weg wurde durch einen Schlagbaum versperrt, was dann schon wieder einen 5km Umweg bedeutete. Aber das kannten wir ja nun schon. Einerlei – nach einiger Fahrerei kamen wir dann an unserem nächsten Ziel für den Tag an, der Petit Ouvrage Welschhof. Dieses kleine Fort wurde von mir erst in letzter Sekunde in den Plan aufgenommen statt des großen Fort Simserhof. Zum einen passte die Fahrerei so besser, zum anderen bin ich noch bei letzten Recherchen auf eine sensationelle Fotostrecke des Forts gestolpert und das mussten wir uns einfach anschauen.

Dieses Infanteriewerk mit seinen drei Bunkern liegt ca. 12 Kilometer südöstlich von Saargemünd, 3 Kilometer nordwestlich von Rohrbach und ist als erstes Werk dem Sperrabschnitt von Rohrbach angeschlossen. Welschhof hatte 160 Mann Besatzung. Es ist ein typisches Beispiel für die Infanteriewerke dieses Abschnittes. Ökonomisch gebaut, ohne Artilleriebewaffnung, die ähnlich wie bei seinen Nachbarn, den Infanteriewerken Haut-Poirier und Rohrbach, ursprünglich vorgesehen war. Von fünf geplanten Bunkern wurden nur drei errichtet. Einer dieser reduzierten Anlagen hätte einen 8.1-cm Turm beherbergt. Am 15. Juni 1940 griffen deutsche Truppen nach dem Durchbruch das Werk von Süden her an. Mit schweren Artillerieangriffen wurde es am 24.Juni zur Kapitulation gezwungen.


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Nach dem Krieg wurde es wieder instand gesetzt und von der Armee genutzt - wenngleich die Art der Nutzung Fragen aufwirft. Ende der Achtziger wurde es endgültig aufgegeben und blieb lange Zeit offen. Dies hatte zur Folge, dass das meiste Inventar spurlos verschwand.

Und heute?
Nun, als wir auf der Zufahrt parkten sah ich Richtung Eingangsbunker und... der Eingang war vermauert. Mist!


(Vermauerter Eingang)


(Das Werk von der Seite, gepanzerter Scheinwerfer am rechten Rand)

Auf den Fotos die ich im Netz sah, war der Eingang nicht nur noch offen, sondern sogar noch die originale Brücke vorhanden, was den Zugang einfach gemacht hätte. Na klasse – wir sind dann dennoch unter dem Viehzaun durch und haben Fotos von außen gemacht. Das ganze Gelände ist leider mit dichten Dornbüschen überwuchert, was die Orientierung erschwert und das Vorankommen auch. Hatte ich schon den Matsch erwähnt? Nun, es war fast wie bei Bremmelbach, stellenweise kam man nicht durch. Dazu noch die noch vorhandenen Fußfallen in Form von angespitzten Stahlstangen, die kurz aus dem Boden ragten: Kurzum, die Bunker von außen zu sehen war schon eine Herausforderung und Bunker 3 – fanden wir einfach nicht. Nach fast einer Stunde Sucherei gaben wir dann auf und gingen zum Auto zurück, als Robert noch die Idee hatte, um den Block 1 noch einmal rum zu gehen und von oben vielleicht Bilder zu machen. So hätte man Bunker 3 ja doch noch finden können...


(Stahlstangen und Hindernisse am Boden. In natura genauso schlecht zu sehen und gefährlich!)


(Immerhin gefunden: Bunker 2, der nur aus zwei Kuppeln an der Oberfläche besteht.)

Stattdessen fand sich an dieser Seite was anderes: Die aufgesprengte Scharte der MG/Pak Kombinationswaffe war nicht vermauert, oder zumindest war hier die Öffnung noch vorhanden. Auch ein Balken lag über dem Graben, wenn er auch in nicht gutem Zustand war. Wir haben den dann noch verstärkt mit einem zweiten Balken und dann... waren wir drin!


(tada.wav)

Innen war das Werk erstaunlich gut erhalten – zumindest im Vergleich zu dem, was wir bis dato an offenen Werken gesehen hatten. Panzertüren noch vorhanden, die Glocken intakt – sehr spannend das Ganze!


(Panzertür)


(Glocke und geölte Antriebswelle)


(Gut erhaltene Scharte)


(Filteranlagen wie neu...)

Nach nur einigen Minuten des Staunens erreichten wir dann den Abstieg zu den unterirdischen Einrichtungen der Anlage. Wie auch bei den großen Werken gab es hier Fahrstühle und Treppenhäuser. Der Fahrstuhl ging zwar nicht mehr, war aber an für sich sehr gut erhalten. Wir machten uns an den Abstieg in das Werk – an dieser Stelle war ich doch recht froh, das Robert dabei war. Nicht nur aus Sicherheitsgründen, auch so – man wird doch etwas nervös, wenn man in die totale Dunkelheit solcher Anlagen vorstößt...


(Fahrstuhl mit Treppenhaus)


(Ein Blick in den Abgrund)


(Unten in der Galerie, Blick den Gang hinab mit Langzeitbelichtung)

Wir sind dann unter großem Staunen langsam durch die Technikräume gegangen, nicht nur das die Küche noch teilweise vorhanden ist, auch der Maschinenraum ist noch gut gefüllt und generell war hier noch viel zu sehen. Wir waren baff – die Foreneinträge zu Welschhof hatten nicht gelogen.


(Umspanneinrichtung)


(Küche des Werks)


(Großer Kohleofen in der Küche)

Wir sind sehr langsam und vorsichtig weiter gewandert, haben jeden Raum auf uns wirken lassen – leider hatten wir nicht soviel Zeit wie gehofft, denn wir mussten ja um 21 Uhr im Hotel sein. Dennoch: Anderthalb Stunden, die der Hammer waren.


(Maschinenraum des Forts)


(Die beiden Dieselaggregate zur Stromerzeugung)


(Das nenne ich mal einen Stator/Rotor...)

Leider waren nicht alle Räume in solch einem Zustand, einige Räume waren schlimm durcheinander. Dennoch war hier viel mehr erhalten als in allen anderen inoffiziellen Werken zusammen.


(Chaos in einem der Kasernenräume)


(Weiter die stockfinstere Galerie entlang)

Überall fand man interessante Objekte, wir haben am Rand des Hauptgangs lehnende Betten entdeckt, die gut erhalten waren, überall waren noch Heizungen an den Wänden, die Elektroinstallationen waren noch da... Wir hatten riesige Augen bekommen. Selbst die Sanitäranlagen sahen noch nutzbar aus – der Abwassertank jedenfalls war es wohl auch, es roch in diesem Bereich doch etwas zu gebraucht. Das gehört dann auch mal dazu.


(Pissrinne)


(Latrinen)


(Krankenrevier)


(Die Beschriftung bestätigt es)

Eine besondere Überraschung gab es in der Werkstatt, dort lagen noch Ersatzteile auf den Regalen. Nie war die Versuchung größer, sich ein Souvenir mitzunehmen, aber wir blieben unserem Grundsatz treu: Reingehen, Bilder machen, alles ansehen, eigene Sachen alle wieder mitnehmen, sonst alles vor Ort lassen und dann wie gefunden hinterlassen.

Leider hält sich da nicht jeder dran, wie man sieht. Schade. In den hinteren Teilen des Werkes waren nämlich schon Kupferdiebe am Werk und haben kilometerweise Kabel geklaut und vor Ort direkt die Ummantelung entfernt. Sehr schade und sicher nicht sehr gesund.


(Gefüllte Regale in der Werkstatt!!)


(Kabeldiebe waren hier am Werk)

Auf dem Weg zum Bunker 3 haben wir dann noch den alten Abzweig gefunden, an dem die ursprünglich geplanten Artillerieblocks hätten angebaut werden sollen. Diese wurden aber nie gebaut, ähnlich wie in Hunspach. Der Weg zu dem Bunker durch den Tunnel war nicht eben kurz, recht beklemmend solche Wanderungen unter Tage.


(Aufstieg zu einem der Bunker)


(Abzweigstummel zu den ungebauten Blocks)

Nach einiger Lauferei und reichlich Treppensteigen (wie immer 7 Stockwerke, man unterschätzt das gerne) waren wir dann in Block 3 angelangt – unter Tage einfach zu finden, an der Oberfläche war es uns ja nicht möglich gewesen. Dort angekommen sind wir dann durch den Bunker gegangen und haben die Einrichtung uns angeschaut – durch eine der Scharten konnte ich sogar die bemerkenswerte Schiefertarnung außen am Bunker fotografieren, den wir ja so nicht gefunden hatten. Klasse.


(Kuppel in hervorragendem Zustand – also sind wir mal hochgeklettert)


(Blick nach unten in den Bunker von der Kuppel aus)


(Blick nach außen aus der Bunkerscharte mit der Schiefertarnung)

Leider hatte es im Bunker 3 einmal gebrannt, ob dies durch die Angriffe der Deutschen verursacht wurde oder eher doch nach dem Krieg durch Vandalen oder Kabeldiebe passierte, wissen wir nicht. Ich tippe auf letzteres, allerdings waren im oberen Bunkerbereich doch viele Kabel erhalten.


(Brandspuren im Bunker)


(Werkzeugschrank – schon in den Dreißigern „lean“ dank Silhouettentechnik)


(Betten in Bunker 3, an der Wand die typische Elektroheizung der Maginotlinie)

Wir verbrachten doch einige Zeit in diesem Teil des Bunkers, bevor uns dann irgendwann die vorrückende Zeit dazu zwang, zurückzuklettern. Der lange Rückweg überzeugte uns dann auch davon, dass wir nicht noch zu Bunker 2 hochklettern könnten, es war schon so spät, das wir es nur so eben noch zum Hotel schaffen würden. Definitiv aber ein Bunker, den man sich noch mal mit mehr Zeit versehen ansehen sollte – sofern er dann nicht schon endgültig zu ist.

Nach der erfolgten längeren Wanderung zurück zum Ausgang (und der Mitnahme unserer ausgelegten Knicklichter zur Orientierung - falls wieder Erwarten doch unsere Lampen versagen sollten, hatte ich ein dickes Notknicklicht zur Beleuchtung und 50 kleinere Knicklichter dabei, die wir als Wegweiser immer auslegten in den größeren Bunkern) balancierten wir über den Doppelbalken hinweg aus der Anlage heraus und fuhren los, Richtung Metz/Semecourt. Dort hatten wir ein zweckmäßiges, günstiges Hotelzimmer gebucht in dem wir die Nacht verbringen würden. Nach über einer Stunde Fahrt (trotz Autobahnnutzung) waren wir dann ganz kurz vor 21 Uhr da, viel Reserve war also echt nicht mehr…

Eingecheckt, ein bisschen was gefuttert und dann – noch ein paar Bier drauf geworfen und das rein französische (man spricht ja kein Deutsch, auch wenn es die Grenzregion ist und der Lothringer an sich bilingual aufwächst, aber bitte sehr…) Fernsehprogramm auf arte genossen. War sogar ganz spannend – aber irgendwann waren wir dann auch fertig und nach der obligatorischen Dreckwegwasch-Dusche wurde dann auch intensiv an der Matratze gehorcht.

 

 Tag 3 - Fort Denting, Fort Hobling, Fort Hackenberg und zurück...

Diverse Stunden später war es dann Zeit zum Aufstehen – Frühstück im Hotel haben wir uns mal geklemmt und stattdessen unterwegs noch ein wenig Schokoriegel genascht und ich hatte etwas Tütenkaffee. Nicht ideal, aber hey…

Unser erstes Ziel am letzten Tag der Tour war dann die Petit Ouvrage Denting. Von dem Bunkersystem war in Foren viel zu lesen, leider auch das es mittlerweile durch Vandalen recht zerstört worden sein soll. Aber die leichte Erreichbarkeit schien es zum guten Ziel zu machen. Nach etwas Sucherei und einer kleinen Zwangspause wegen eines neugierigen Bauern, sind wir dnan irgendwann im Schneckentempo über einen unwegsamen Feldweg zum Bunker gefahren. Kaum dort geparkt – tauchte ein überraschend freundlicher Anwohner auf, dem wir unser offizielles Ansinnen, Fotos von den Bunkern aussen machen zu wollen erklärten. Pberraschenderweise hatte er damit kein problem, wies uns aber darauf hin (sogar auf Deutsch), das die Bunkr vor kurzem zugeschüttet worden waren, da zuviel dort passiert sei und die Gemeinde dafür verantwortlich gemacht worden war.


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(Zugeschütteter Bunker bei Denting)

Na klasse. Der Mann hatte recht: Die Bunker eins und zwei, die wir sahen waren wirklich zugeschüttet, nur über den im Diamantgraben liegenden Notausgang wäre noch ein Zugang möglich. Mangels Leiter haben wir das dann aber mal gelassen, zu gefährlich so. Wir haben stattdessen noch Bunker drei gesucht, aber wie schon bei Welschhof ist der Boden hier mit Stahlstangen verseucht, was flottes Umherlaufen unmöglich macht. Zudem sind auch hier Dornenbüsche en masse auf dem Gelände, was Durchkommen sehr schwer macht. Kurzum: Nach einer halben Stunde Fotos machen sind wir abgezogen, wir hatten ja noch Hobling auf dem Plan stehen und das sollte definitiv offen sein…


(OK, bis auf den Notausgang, aber da schauen wir dann noch mal)


(Bunker 2 ist ebenfalls dicht. Schade.)

Dank des Navis waren wir dann vergleichsweise flott bei Fort Hobling – auch wenn der Weg dahin uns verwirrte, denn wir sahen einige privat genutzte Bunker auf dem Weg dorthin. Wäre mal interessant anzusehen gewesen, sahen aber zu und die Warnschilder nicht sehr einladend aus. Einerlei – wir kamen bei Hobling an und: Sahen ein französisches Auto davor geparkt… Oh shit.

Naja, Kamera und Stativ geschnappt und erstmal Außenaufnahmen gemacht, das darf man ja. Sah schon spannend aus, aber auch etwas mitgenommen. Bei diesem Werk handelt es sich um eines der Petites Ouvrages der Maginotlinie. Das Infanteriewerk gehört dem Festungsabschnitt von Boulay an. Neben dem Infanteriewerk Bois de Bousse (A24) sperrte Hobling zwischen den Artilleriewerken Michelsberg (A22) und Anzeling (A25) den Verteidigungsabschnitt mit seiner Feuerkraft. Das Bauprinzip der petites ouvrages ähnelt dem der Artilleriewerke. Allerdings ist alles kleiner dimensioniert. Die Gänge, Aufzüge, Kasernen und Lagerstätten wirken nahezu bescheiden gegen die groß angelegten Artilleriewerke.  


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Im Allgemeinen bestand ein Infanteriewerk aus zwei bis vier Bunkern, die unterirdisch mit einem Hohlgang verbunden waren. Hobling umfasste vier Bunker, wobei der nördlichste auch als Eingang diente. Bewaffnet war das Werk mit Infanteriewaffen, d.h. mit Maschinengewehren und Panzerabwehrkanonen.

120 Mann waren hier stationiert - heute ist das Werk leider in einem schlechten Zustand. Schrotthändler haben nicht davor zurückgeschreckt, die riesigen Kuppeln der Bunker 1 und 3 herauszuschweißen. Das ist auch für Fußgänger recht gefährlich, unvermutet öffnen sich hier riesige Löcher im Boden in die man fallen kann!


(Bunker von außen)


(Eingangsbereich)

Wir machten also einige Bilder und entschlossen uns gerade, uns die Gummistiefel anzuziehen und zum Werk zurück zu gehen – da kam uns aus dem Bunker (!) ein junges französisches Pärchen entgegen. Mit zwei kleinen Funzeln und nicht so richtig gut ausgerüstet (Turnschuhe! Der Typ trug Turnschuhe!) waren die beiden gerade durch einen Teil der Anlage geklettert – und wir haben uns erstmal mit den beiden unterhalten, die dachten offenbar wer weiß was wir wären. Klärte sich aber schnell auf und das ich einen Plan der Anlage hatte, fanden die beiden richtig genial. Auch unsere deutlich bessere Ausstattung von Bekleidung über Stiefel hin zu den zahlreichen Lampen war für die beiden nicht ganz ohne.

Netterweise boten sie sich dann an, uns eine geführte Tour durch das Werk zu geben, das war mal ein witziger Zug. Wir kletterten also einer nach dem anderen über die zunehmen morsch wirkenden Balken hinein in den Bunker…


(Offener Filter im Bunker)


(Blick in den Schacht hinunter)

Schon nach wenigen Metern ist man am nicht abgesperrten Fahrstuhlschacht – der Aufenthalt in diesem Bunker ist also alles andere als ungefährlich, jeder Schritt sollte bedacht sein. Wir haben uns zuerst im oberen Teil umgesehen und auch hier konnte man zu einer der GFM Cloches recht gut hochklettern. Auch sonst waren hier Teile recht gut erhalten, Halterungen für die Sachen der Besatzung, Munitionshalterungen… es gab doch überraschend viel zu sehen trotz der Entkernung der Anlage.

Wir sind dann den langen Abstieg zur Hauptanlage heruntergestiegen und haben uns den vorderen Technikbereich angesehen. Küche und Technikräume waren noch teilweise erhalten, aber in eher schlechtem Zustand.


(Küche)


(Stromversorgung)


(Filteranlage)

Die Diesel sind allerdings entfernt worden, nur ein Teil der Technik ist noch vorhanden. Dafür aber sind in dem Hauptgang der Galerie überraschenderweise noch die Klapptische für die Essensversorgung erhalten – die fehlten sonst überall in den Anlagen. Wir sind dann weiter in Richtung Mitte der Anlage gewandert, anders als bei Welschhof sind hier ja vier Bunker gebaut worden die in der Mitte sich zu einer Hauptkaserne treffen.


(Im Hauptgang, links Klapptische, vor uns die freundlichen Franzosen)


(Die Gänge sind teilweise von viel Schrott und Müll durchzogen)

Unsere französischen Tourguides wollten uns dann was Gutes tun und sind mit uns zu Bunker 3 hochgeklettert. Alleine hätten wir das im Leben nicht gemacht, denn auf den obersten beiden Ebenen fehlt das Geländer komplett, die Stufen sind nicht mehr sehr vertrauenserweckend, alles sehr nass, rutschig und voller Müll. Ein Fehltritt und man fällt hier 30m tief. Auf Stahlschrott. 

Ein Gedanke, der uns nicht losließ und uns nur sehr langsam und vorsichtig gehen ließ. Das junge Pärchen ging dagegen voran, als gäbe es kein Morgen. Oben angekommen steht man inmitten eines großen freien Raums, worüber früher eine der riesigen Panzerkuppeln war. Sehr bizarr, aber auch sehr kaputt – aufgrund des Zustands der Seitengänge haben wir darauf verzichtet die kleinen Räume zu untersuchen und sind stattdessen im Schneckentempo wieder den Schacht heruntergestiegen. Eine Erfahrung die ich nicht noch mal machen möchte.


(Oben in der Öffnung zu Bunker 3)

Danach haben wir einen Blick in den Abwasserstollen geworfen, dieser scheint gut begehbar zu sein, eine gute Idee, wie der Stollen etwa in Bremmelbach ausgesehen hätte.


(Abwasserstollen in Hobling)

Weiter ging es Richtung Bunker 1, leider war hier der Teil recht tief unter Wasser weswegen die beiden Franzosen nicht mitkamen. Wir haben uns dann mal den Aufstieg geklemmt, wollten lieber den Rest der Anlage mit den beiden erkunden. Vielleicht nächstes Mal oder so.


(Bunker 1- hier schwimmt alles.)

Stattdessen haben wir uns nun die Kaserne angesehen. Riesige Wassertanks, Bettgestelle en masse – hier war doch noch so einiges zu sehen. Man hätte hier noch deutlich mehr Zeit verbringen können, aber unser Zeitplan und die doch nicht ewig warten wollenden Franzosen motivierten uns zur Eile.


(Wassertank in der Kaserne)


(Kühlraum mit Fliesen)


 
(Erhaltene Bettrahmen in einem Mannschaftsraum und die Kopftrenner)

Besonders nett waren die wirklich gut erhaltenen Wände, diese waren teilweise verputzt, größtenteils gestrichen und in manchen Bereichen (besonders rund um Krankenrevier, Mannschaftsräumen und Kommandeursraum) im Mauerstil bemalt. Etwas bizarr, aber einzigartig, hatte ich so noch nirgendwo sonst gesehen. Auch die Muster etwa mit Bordüren waren fast schon wieder modern. Man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, das das hier alles 80 Jahre alt ist!


(Bemalte Wände)


(Fliesen mit Bordüre)

Wir sind dann Richtung Bunker 4 weitergegangen und dort die Treppe hoch. Es sah hier oben ähnlich aus wie in Fort Welschhof, weswegen wir nicht so viele Bilder gemacht haben – und unsere Tourguides verabschiedeten sich dann auch von uns, weil sie noch was vorhätten. Nun, es war schon sehr nett von den beiden, uns hier eine Stunde zu bespaßen… Wir  haben uns dann den Bunker weiter angesehen, kletterten aber nach ein paar Bildern wieder runter in den Gang und machten uns langsam auf den Rückweg.


(Langzeitaufnahme des Hauptgangs. Auch hier waren Kabeldiebe am Werk…)


(Leider unscharfes Foto des Fahrstuhls)

Danach machten wir uns über die Treppe auf den Weg nach oben und verließen Hobling wieder. Ein wirklich spannender Trip, der sich gelohnt hatte. Als nächstes Ziel stand dann Fort Hackenberg auf dem Programm – nur durch den Wegfall von Denting waren wir nun zu früh dran, wollten aber noch unterwegs brunchen. So könnten wir die Zeit ganz gut nutzen. Wir hätten uns auch noch Bunker 1 anschauen können in Hobling, aber so riesige Lust wieder die ganzen Treppen zu steigen (einmal hoch und dann wieder runter...) hatten wir nicht…

Also fuhren wir zum Fort Hackenberg. Unterwegs waren leider nur geschlossene Cafes zu sehen – nach einigem Hin und Her sind wir dann in einen anderen Ort gefahren und haben dort noch einen Bäcker gefunden, der uns netterweise nach Ladenschluss mit Brot, Baguettes und Käse (für Tia) versorgte. Immerhin. Zurück ging es nach Hackenberg zu einem ausgiebigen späten Frühstück und einer Stunde Wartens auf die deutsche Führung die wir mit ein wenig Dösen verbrachten. Das war ein Novum bei unseren Bunkertouren, aber irgendwas ist ja immer… Um 14:30 ging es dann los, wir hatten einen exzellenten Tourguide, der viel zur Anlage und ihrer Nutzung und Geschichte erzählte. Neben Schoenenbourg ist Hackenberg jedenfalls ein Muss, wenn man sich für Bunker der Maginotlinie interessiert – alleine, da man mit der originalen Festungsbahn fährt und die schiere Größe der Anlage ist eine Sensation!  


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(Fort Hackenberg, Haupteingang)


(Mannschaftseingang)


(Erhaltene Drahthindernisse und Fallen rund um die Anlage)


(Was für die CoH-Fans: Ein M10 Panzerjäger der Amerikaner)

Zuerst wurde uns die Geschichte der Anlage erläutert, ich muss gestehen: Ich hatte hier einfach vorher mal recht wenig zu gelesen und auf die Führung gebaut. Von der wurden wir ja auch nicht enttäuscht. Kurz umrissen: Das Fort Hackenberg ist eine der größten Bunkeranlagen der Maginot-Linie und diente als Prototyp für weitere Festungsanlagen. Ursprünglich war eine längere Bauphase geplant, aber mit dem verstärkten Aufrüsten der deutschen Armee wurde die Anlage in nur fünf Jahren fertiggestellt.

Es besteht aus zwei Eingangsblöcken, einem für Munition und einen für die Mannschaft, und siebzehn Kampfstellungen. Die mehrstöckigen Bunker sind unterirdisch mit einer elektrischen Schmalspur-U-Bahn mit über 4 km Gleislänge verbunden. Diese wurde hauptsächlich für den Munitionstransport gebraucht – insgesamt wurden mehr als 10 km Gänge in den Fels gehauen.

Mit einer Besatzung von 1.000 Mann und 43 Offizieren konnte die Festungsanlage verteidigt werden. Hierzu gab es neun 7,5-cm-Kanonen, fünf 13,5-cm-Haubitzen, vier 8,1-cm-Granatwerfer unter versenkbaren Kuppeln, 36 5-cm-Granatwerfer, sieben 3,7-cm-Pakgeschütze, 32 sMGs, 29 Handgranatenwerfer und 59 lMGs. Ein Kraftwerk mit vier Dieselgeneratoren von MAN (Leistung reicht für eine Stadt mit 10.000 Einwohnern), eine Großküche und ein Lazarett mit Röntgenanlage und OP machten die Festungsanlage fast autark. Da das Wasser im Felsen wegen Verschmutzung nicht genutzt werden konnte, musste es über spezielle Wasserwagons mit der Kleinbahn hereingeschafft werden.

Soweit die Eckdaten – die Führung durch die Anlage braucht lockere 2-3 Stunden, und die haben es in sich und sind es absolut wert!


(große Eingangshalle)


(riesige Gänge überall)


(Selten: Ein FT17 Panzer aus dem ersten Weltkrieg wurde in den Boden eingegraben als gepanzerter Beobachtungsstand genutzt. Nette Recyclingidee!)

Die Führung führt zunächst durch die auch aus den anderen Werken bekannten Technikräumen: Küche, Filteranlagen, Stromversorgung und schliesslich Maschinenräume. Besonderheit hier, da es ja das erste Werk war: Viele Dinge, die später aus Kostengründen nicht mehr umgesetzt wurden, sind hier vorhanden, so etwa eine Wäscherei (die sich wegen Problemen mit der Trocknung der Kleidung unter Tage nicht durchsetzte) oder etwa den deutschen Dieseln (wegen der Wasserkühlung notwendig) zeigte.


(Küche)


(Die Klapptische wie in Hobling aber in 1A Qualität)


(Umspannwerk)

Besonders spektakulär ist natürlich der Raum mit den Dieselaggregaten. Raum? Nein, hier sind es mehrere Räume und reichlich Dieselaggregate, bei der Vielzahl an Bunkern musste eine enorme Menge Strom produziert werden können und auch die Nachbarwerke sollten im Notfall mitversorgt werden. Spätestens an der Stelle war mir klar, warum die Kosten hier so aus dem Ruder gelaufen sind…


(Maschinenraum Hackenberg)


(MAN Diesel)

Etwas merkwürdig kommen einem die massiven Abplatzungen an den Wänden vor, die immer wieder auftreten. Das liegt zum Einen an der Feuchtigkeit in der Anlage, zum anderen aber auch an der Geologie rund um die Anlage. Auch der Grund, warum der Westteil heute nicht erhalten wird, dort hat sich der Boden um mehr als 1m gehoben und ist aufgeplatzt – obwohl man schon wegen dieser Probleme beim Bau den Boden um 1m über dem Fels angelegt hatte!


(aufplatzende Wände)

Im Kasernenbereich erwartete uns eine riesige Sammlung an zeitgenössischen Waffen und Uniformen. Unglaublich, was hier zusammengetragen wurde, eine gigantische Sammlung. Man sieht nur einen Teil der Kasernen, laut unserem Führer würde es auch keinen Sinn machen, immer die gleichen Räume zu zeigen. Nachdem wir ungefähr geschätzt 100 Mannschaftsräume und Betten auf unserer Tour sahen, kann ich dem zustimmen.


(Waffensammlung deluxe)


(Und hier mal die Schartenwaffen, die wir sonst in den Werken nicht mehr sehen konnten)


(So sahen hier die Schlafräume aus)

Und auch die Waffe, die im Westwallmuseum geklaut war, wurde hier gezeigt – ein Sturmgewehr 44. An dieser Stelle zeigte sich dann unser Führer als… sagen wir überaus an Waffen und deren Wirkung interessiert. Nun, jedem sein Hobby und Spleen ;)


(Stg44)


(und auch das gab es nur in Hackenberg: Eine Zahnarztpraxis. Wurde nie genutzt nebenbei. Kennen wir das Fliesenmuster nicht irgendwo her…?)


(Röntgenapparat im Bunker: Hightech der Dreißiger)

Weiter ging dann die Tour zum unterirdischen Bahnhof und mit der Bahn dann in einen der kilometerweit entfernten Kampfblocks. Diese Fahrt war natürlich was  ganz besonders und wurde von mir auch als Video festgehalten, was wegen der dunklen Umgebung allerdings eher bescheiden ausfiel. Dennoch: Ein Riesenspaß, der allen gefiel.


(Bahntunnel)

Eine ordentliche Treppensteigerei später waren wir dann oben im Kampfblock angekommen, wo man uns das heben/Senken und das Drehen des Turms zeigen konnte. Faszinierend zu sehen, in Schoenenbourg haben wir es leider verpasst. Schon bemerkenswert, wie die Anlage nach 80 Jahren immer noch funktioniert.


(Im Kampfblock am Turm)


(Gradeinteilung am Turm)


(Und mit diesen Instrumenten wurde gezielt)

Weiter ging der Weg zu den Scharten – hier wurde dann vorgeführt, wie die PAK bzw. die FestungsMGs funktionierten und der Handgranatenauswurf gezeigt. Deutlich eindrucksvoller, als in den Westwallbunkern das Ganze, hier wurde mit viel mehr zeitgenössischer Hightech gearbeitet. Und unser Tourguide hat das sehr nett rübergebracht. Exzellente Tour.


(Festungsgeschütz)

 
(Links der Handgranatenauswerfer)

Etwas durchgefroren trotz unserer angepassten Kleidung ging es nun nach draußen, durch einen erheblich ausgebauten Notausgang. War für uns so gesehen ein Novum, bisher haben wir alles durch die Haupttür oder eine Scharte betreten können – aber bei der doppelten Größe war der Notausgang bequem zu nutzen. Einige der weniger warm gekleideten Besucher freuten sich noch mehr als wir über die warme Frischluft draußen. Auch die Sonne war nun endlich draußen, quasi um uns den Finger zu zeigen, den bisher hatten wir ja nur Nieselregen und Matsch erlebt. Toll.


(Notausgang, endete eigentlich in Höhe des Geländers)


(Das Festungsgeschütz von aussen)

(oben auf dem Turm)

Netterweise kam nach uns die nächste Führung, so das wir live das Heben und Senken des Turms sowie drehen sehen konnten. Das Video wurde deutlich besser.


(Turm im ausgefahrenen Zustand)

(Video bei Youtube)

Weiter ging die Tour zu einem der nächsten Blöcke – an dieser Stelle unterhielten wir uns mit unserem Tourguide auch über „Waldspaziergänge“ und „im Internet gefundene Bilder“ – sehr spannend. Hobling etc. waren ein Begriff und wir… ja, wir wussten für künftige Touren ein paar Stichworte, mit denen man Google füttern kann. Könnte also demnächst noch einmal spannend werden oder so. Schaun mer mal.


(Block 8 von außen)

1944, beim Rückzug der Deutschen aus Frankreich, besetzte ein deutscher Trupp den Block Nr. 8 und beschoss von dort die Alliierten. Da ein französischer Offizier der ehemaligen Besatzungsmannschaft die Alliierten über den Aufbau der Anlage informieren konnte, konnten sie den Block Nr. 8 umgehen und von einer Hügelkette, die nicht in dessen Schussrichtung lag, mit mehreren Panzern beschießen. Nach viertägigem Beschuss flüchtete die deutsche Truppe und sprengte das Munitionslager Nr. 3. Durch die gewaltige Explosionsdruckwelle wurde eine acht Tonnen schwere, 30 cm dicke Stahlbetontür massiv verbogen.


(Nahaufnahme der Zerstörung)

Und an dieser Stelle endete dann auch die Tour soweit, ab hier ging es dann durch den ebenfalls erweiterten Notausgang von Block 8 per Fahrstuhl wieder nach unten in die Tunnels. Und nach nur ein paar Metern waren wir am Bahnhof und wurden mit der Bahn wieder zurückgefahren. Wir unterhielten uns dann noch ein paar Minuten am Ausgang mit dem Tourguide und mit ein paar netten Infos rund um die Anlage und andere "interessante Freizeitmöglichkeiten" verabschiedeten wir uns dann um 17:30 Uhr. Leider zu spät um noch Fort Michelsberg zu sehen, was noch für den Tag geplant war, aber – so war es auch in Ordnung.

Wir sind dann von dort aus nach Hause zurückgefahren, aufgrund des geringen Verkehrs ging das in Rekordzeit – trotz Boxenstops bei Mäkkes um Abend zu essen, waren wir deutlich vor 21 Uhr zuhause, nicht mal zweieinhalb Stunden hatten wir gebraucht, und dabei bleib der Spritverbauch noch im einstelligen Bereich. Nett.

Alles in Allem eine dolle Tour, auch wenn wir einiges nicht geschafft haben bzw. sehen konnten, was aber abzusehen war im Vorfeld. Dennoch spaßig, interessant und gar nicht mal so teuer. Inkl. allem Drum und Dran lagen wir bei ca. 150 Euro pro Person für das Wochenende. Nicht schlecht, die überwiegend entfallenen Eintrittsgelder bzw. die Selbstversorgung machte es möglich trotz der beiden Hotelübernachtungen und dem Sprit (wie immer größter Einzelposten) das Ganze im Rahmen zu halten.  

Letzte Aktualisierung am 15.06.2010