2021 – nach über einem Jahr hatte Corona die Welt immer noch
fest im Griff. Lange sah es so aus als ob wir gar keine, nur
eine kleine oder vielleicht – also GANZ vielleicht dann doch
eine größere Tour machen könnten. Entsprechend war die Planung
2021 sportiv – mehrere Konzepte standen lange zur Auswahl aber
erst im späten Frühjahr stellten sich zwei große und ein
Notfallplan als denkbarste Lösungen heraus. Aber hier galt: Es
ist stark situationsabhängig, was gehen wird und kann und erst
sehr kurzfristig würde die Tour losgehen um flexibel zu sein.
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Wir fanden
direkt neben dem ersten Bunker noch einen verschütteten zweiten
Bunker, dieser ist aber unzugänglich. Wir gingen den Weg weiter
und schon nach kurzer Zeit standen wir vor einer kleinen Kapelle
(Chapelle de Froidmont) und einer Quelle, die hier entspringt.
(Die kleine Kapelle
oberhalb der Quelle.)
Kurz zur
Geschichte der Kapelle:
1153 griff der Erzbischof von Metz, Etienne de Bar, das Château
de Mousson von Renaud II., Graf von Mousson, an, der mit dem
Herzog von Lothringen verwandt war. Der Angriff war eine
Katastrophe. Die Truppen des Erzbischofs mussten sich auf den
Froidmont zurückziehen. Der Erzbischof bat den Abt Bernard de
Clairvaux um Hilfe, der im Froidmont ankam, um „einige Wunder zu
vollbringen“ und erfolgreich einen Friedensvertrag auszuhandeln.
Bald nach diesem Ereignis wurde eine Kirche zum Gedenken an die
Toten dieses Konflikts errichtet. 600 Jahre später, 1745,
beschloss ein anderer Erzbischof von Metz, die Kirche zu
zerstören. Trotz der Entscheidung des Bischofs von Metz blieb
der Ort ein Wallfahrtsort, der der Notre Dame du Froidmont
geweiht war. 1827 errichteten einige Einheimische ein
Gedenkkreuz, kurz darauf folgte der Bau einer Kapelle. Im August
1914 wurde diese Kapelle erneut zerstört. Nach dem Krieg haben
die Einwohner von Bouxières die Kapelle wieder aufgebaut und nun
standen wir vor ihr.
(Blick
am Mahnmal vorbei auf die Butte de Xon wo die französische Front
war.)
An der
Kapelle vorbei gingen wir ein kleines Stück den Berg hoch und
entdeckten linker Hand einen weiteren Bunker, den wir uns
genauer ansahen. Ursprünglich muss dieser aus zwei Ebenen
bestanden haben, auch hier war der zustand leider recht schlecht,
da der gesprengt war. Trotzdem sehenswert, auch wenn das Innere
ziemlich vermüllt wurde.
(Am halb verschütteten Eingang des
Bunkers )
(Leider
voller Müll, aber dennoch sehenswert - das Innere des
gesprengten Bunkers )
Von hier aus folgten wir dem Pfad ein Stück zurück Richtung
Parkplatz, bogen aber in Richtung Norden auf einem breiten Pfad
ab. Wir sollten so in Richtung des Grabs von Caporal Pouget
gehen, grob das erste Ziel des Tages – obwohl der Weg dort hin
recht weit sein würde. Dieser Caporal war das erste französische
Opfer des ersten Weltkriegs. In der Kurzfassung: am 4. August
1914 (30 Stunden VOR der Kriegserklärung!) erschoss eine
deutsche Patrouille den sich gerade eben auf deutschem Gebiet
befindlichen Soldaten, der eigentlich einen der zwei
Beobachtungsposten an der Grenze besetzt halten sollte. Die
Details hierzu unterscheiden sich etwas nach Quellenlage und
manche betrachten andere als den offiziellen ersten Toten –
einerlei, einer der Gründe hier zu sein war dort zu sein, wo der
Krieg tatsächlich unmittelbar begann. .
(Dickicht mit Stacheldraht und
Trittfalen )
Auf dem Weg
dorthin wurde es immer wärmer und wir legten unsere Jacken ab –
schon bald fanden wir Gräben, die bis dicht an den Pfad
heranreichten. Also beschlossen wir, uns einmal einen Teil
dieser erhaltenen Gräben genauer anzusehen. Das Interessante an
dem Berg ist, das bis heute hier durch die Bodenbeschaffenheit
bzw. durch eine nicht erfolgte große Nachnutzung viele der alten
Gräben gut erhalten sind! Durch die lange statische Frontline
sind hier auch extrem viele gut ausgebaute Gräben und Bunker in
den vier Jahren des Kriegs entstanden. Durch das dichte
Unterholz war ein Vorankommen leider sehr beschwerlich da wir
auch auf den Boden achten mussten. Nicht wenige Stahlspitzen,
Stacheldrahtverhaue und trittfallen sind leider hier noch auf
dem Boden im Laub versteckt. Eile ist hier nicht angeraten!
Manche der Gräben waren noch gut begehbar, andere dagegen so mit
Totholz gefüllt, das ein Vorankommen außerhalb der Gräben
einfacher war. Auch hier fanden wir zwei Bunker – eventuell war
es auch einer gewesen, der durch Sprengung soweit zerstört wurde,
dass er wie zwei wirkte.
(Nur
mit absoluter Vorsicht zu erlaufen: Grabensystem and Bunker)
(Solche unschönen Überraschungen lliegen
überall auf dem Boden.)
(Der Weg durch die alten Gräben)
(Am Rande eines grossen Trichters)
An dieser
Stelle verließen wir dann aber auch wieder die gefundene
Stellung und gingen an den Gräben entlang zurück auf den Pfad.
Den folgten wir ein ganzes Stück weiter Richtung Norden, fanden
dann aber kurz nach der Stelle wo rechts eine sehr große
Lichtung ist, linker Hand einen Trampelpfad, der tiefer in den
Wald führte. Diesem folgend stießen wir wenig überraschend
wieder auf viele Gräben, dann aber auch auf zunächst einen gut
erhaltenen kleinen Bunker und dann noch ein wesentlich größeres
Gebäude.da.
(Geschafft: Intakter beton im Wald )
(Wandmalereien von vor hundert Jahren...)
(Die
zerfalennde Nische für den Kamin)
(Die
Abdrücke des Wellblechs sind imemr noch gut zu sehen )
Dieses
stellte sich im Nachhinein als die „Bergstation“ der
Drahtseilbahn heraus, die in den deutschen Stellungen
installiert wurde um Materialtransport auf den Berg zu
vereinfachen. Wir machten eine Menge Bilder und schauten uns in
aller Ruhe die Bunker an. Die Gruppe zog sich hier etwas
auseinander, dank der mitgebrachten Funken (danke!) blieben wir
aber in Kontakt. Wir folgten dem zunehmend enger und kurviger
werdenden Pfad Richtung Norden (sagte der Kompass jedenfalls, im
Wald war Google Maps etc. leider weniger hilfreich). Wir
kreuzten bzw. folgten hier den Gräben – einfach unglaublich das
nach über 100 Jahren diese hier alle so gut erhalten waren OHNE
dass dies ein Museumsgebiet oder ähnliches ist.
Zwischendurch entdeckten wir ein wenig Beton im Wald – unter
anderem auch ein völlig zugewuchertes Haus, das wir dann aber
aufgrund des Meers an Brennesseln drum herum nicht erkletterten.
Nach einer längeren Weile kamen wir dann eine größere
Bunkeranlage – wobei auch diese nicht wirklich groß ist. Dennoch:
Ein großer Unterstand, den wir erforschten und wo tatsächlich
noch ein paar Relikte der alten Ausstattung sehen konnten. Sehr
spannend!
Wir trafen hier nun auf einen größeren Querweg, den wir folgten
– dieser führte zum Hauptweg von zuvor zu rück. Wir entschlossen
uns aber dazu, nach einem weiteren Bunker zu suchen – die
gewählte Abkürzung durch die Gräben war dann aber doch nicht
ganz so easy. Wir kletterten durch die steinernen Gräben und
fanden schließlich wieder einen guten Pfad, dem wir folgten.
Wieder auf dem größeren Pfad angekommen besprachen wir das
weitere Vorgehen. Erstaunt stellten wir fest, wie spät es
bereits war und wir entschlossen uns, den Rest des Tages etwas
zu straffen. Auf jeden Fall wollten wir noch versuchen die
großen „Grauer Bär“ Bunker und evtl. den Westphalenblick oder „Schreibstube“
zu finden.
(Die
"Bergstation" unter der nachwachsenden Natur)
(Auf
dem Weg durch die Betonbriocken.)
Dazu gingen
wir dann den Weg zurück zu dem kleineren, parallel verlaufenden
Pfad und wanderten den entlang bis wir zu einem Pfad kamen, der
Richtung Westen in breiter Richtung verläuft. Hier stiessen wir
auf einen alten Stein – was wir nicht bemerkten: Das war ein
alter Grenzstein der nicht nur die Grenze zwischen den heutigen
Departements darstellt – das war auch 1871-1918 die
deutsch-französische Grenze! So stellten wir fest das praktisch
alle Befestigungen der deutschen Seite eigentlich auf
französischem Boden lagen. Wenn auch nicht weit. An dieser
Stelle kam man also während vier Jahren Krieg ziemlich genau
500m weit und das war es. Unfassbar!
Am Ende des Weges angekommen war rechter Hand ein Bauer
unterwegs – wir machten hier vor sensationeller Kulisse ein
Gruppenbild. Kurze Verschnaufpause, die der eine oder andere zur
biologischen Erleichterung im sanften Unterholz nutzte. Oder
Geocaching… Nachdem wir bereit zum Aufbruch waren, gingen wir
den breiten Weg in Richtung Parkplatz zurück. Immer aufmerksam
links und rechts in den Wald spähend, fanden wir noch ein paar
weitere Gräben und (leider) zugeschüttete kleinere Bunker und
Unterstände. Doch kurz vor dem Waldrand entdeckten wir dann
linker Hand im Wald einen großen Unterstand (bis heute sind wir
nicht sicher, ob das die Schreibstube oder der Westphalenblick
ist!). Dieser Unterstand war erheblich größer und bis wir hier
genügend Bilder gemacht hatten, dauerte es schon eine ganze
Weile.
(Der deutlich größere gesprengte
Bunker am Weg)
(Der nächste Bunker, nicht gesprengt!)
(Der hintere Graben - schön verziert
gebaut )
(Die Sicht aus dem Inneren - ein püaar
Wandelemente und Waschbecken waren erhalten )
Wir kletterten durch und auf den Bunker und schauten uns
intensiv die schönen erhaltenen Bemalungen an – so etwas in so
gut erhaltenem Zustand? Ich fühle mich ja fast schuldig, über
diese Anlagen zu berichten. Mit der zunehmenden (technischen)
Überwachung der Maginotanlagen werden wohl künftig mehr und mehr
der Generation Facebook/Youtube/TikTok hier einfallen mit den
bekannten Konsequenzen. Aber auch heute schon ist ein Teil der
Anlagen in Google Maps zu sehen…
Nach gut 20 Minuten hatten wir aber alles gesehen und setzten
den Weg fort. Erneut ein paar Gräben neben dem Weg und dann
standen wir vor einem Kunstwerk – nun, auch das soll es ja geben.
Bestaunt, nicht wirklich verstanden und dann einen kleinen
Wegweiser zum „grauen Bären“ gesehen: Hier mussten wir lang! Und
das lohnt sich wirklich. Man hat hier einen kleinen Teil der
Grabenanlage aufbereitet – vermutlich für Schulklassen aus der
Umgebung? Jedenfalls konnte man den Bunker durch den
Seiteneingang durch eine Art Tunnel erreichen. Sehr schön! Innen
war auch hier ein guter Erhaltungszustand des ansonsten leider
leeren Bunkers zu verzeichnen. Außen dagegen noch gut zu sehende
Inschriften – unglaublich noch soviel zu sehen, ohne Vandalismus!
ken.
(Der restaurierte Weg in den Bunker )
(Das Innere des Bunkers )
(Die Inschriften sind nach 125 Jahren
gut erhalten )
Auch hier brauchten wir einige Zeit um alle spannenden Ecken zu
sehen und zu fotografieren. Direkt hinter dem Bunker ist
allerdings ein großes Rätsel: Ein enormer Krater als ob er von
einer Minensprengung stammt befindet sich hier. Oder wurde hier
wie ein Steinbruch sich einfach tief in den Boden gewühlt? Bei
dem steinigen Boden kaum vorstellbar, aber von einem Minenkrieg
hier auf dem Froidmont ist uns nichts bekannt. Auf den Bilder
kommt die gewaltige Größe des Trichters kaum rüber, aber wir
sind hier sicherlich auf einen gut 20m breiten und 5-7m tiefen
Trichter gestoßen.
(Die teilweise verbunkerten Treppen
zum Bunker )
(Vorsicht Abgrund: Ungefährlich ist
das nicht hier )
(Der gewattige Trichter - kommt im
Bild gar nicht rüber leider )
Hier haben wir uns recht lange aufgehalten – aber wir wollten ja
noch etwas mehr sehen. Also ging es über den Pfad zurück und
schon nach kurzer Zeit tauchte die Kapelle wieder auf. Wir
gingen nun den etwas weiter oben gelegenen Pfad zurück Richtung
Autos und fanden erneut einige (kleine) Bunker, meistens
Beobachtungsposten. Auch diese schauten wir uns an, machten
einige Bilder und dann ging es die letzten Meter quer durch den
Wald zu den Autos.
(Ein kleiner Bunker am Wegesrand -
Wellblechdecke gut erhalten! )
(Die Sicht aus dem Laufgraben - das
ist schon ziemlich beklemmend)
Ein superspannender, aber auch anstrengender Nachmittag! Nun
fuhren wir aufgrund der späten Stunde direkt zu den
Artilleriebunkern bei Vezon weiter. Unterwegs sahen wir am
Ortsrand diverse Bunker, die mitten in den Feldern lagen. Da es
keinen Pfad dorthin gab und die Bauern noch auf den Feldern
unterwegs waren, haben wir die entsprechend links (und rechts)
liegen lassen und sind zu dem Wald bei Vezon gefahren. Wo laut
Beschreibung 16 Bunker einer Artilleriestellung der Deutschen
gelegen haben sollen. Eigentlich sollten die leicht zu finden
sein, aber….
Wir fuhren zuerst vorbei, drehten dann um und parkten fast
direkt vor dem ersten Bunker: Top! Das war ja leicht. Der war
leider voller Müll – wir hofften also auf weitere Bunker.
Ausgeschwärmt und los ging die Suche. Nur… leider brachte die
spontan nichts. Rechter Hand fanden wir zwar eine kleine Halle,
mehr aber auch nicht. Na gut, der Plan sagte ja auch „südlich
der Straße bei der Brücke“. Eine Brücke sahen wir nicht, aber
der Kreis auf dem Plan zeigte genau da hin, wo wir waren.
(Der hier war leicht zu finden - der
Rest mehr so gar nicht )
Artilleriebunker Vezon
Also ab auf den Waldweg, 2 Mann rechts in den Wald, zwei links –
und nach einer halben Stunde fanden wir nach wie vor nichts,
außer massiven Aufwühlungen im Wald. Wildschweine vermutlich?
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Wir gingen
zurück zu den Autos und versuchten es doch noch einmal in der
anderen Richtung. Und immerhin – nach einigen hundert Metern
fanden wir einen weiteren kleinen Bunker. Auch nicht soooo
sehenswert. Immer wieder fanden sich kleine betonierte
Wasserbecken (oder?) im Wald – und als wir dann auch noch auf
einen Haufen noch scharfer Munition stießen, reichte es uns. Es
wurde langsam dunkel, also ab zum Hotel.
Update nach
der Tour: Wir waren SO nahe dran. Keine 250m weg von unserem
südlichste Punkt und fast direkt an der Strasse!
Bei 48.987023744743915, 6.123298286039999 befinden sich die
Bunker, wie ich im Winter festgestellt habe. Man kann die
mittlerweise sogar bei Google Maps sehen. Falls wir also mal
wieder in der Ecke sind - die 5 Minuten nehmen wir uns...
(Das ernüchternde Innere des kleinen
Bunkers)
(Der einzige andere Bunker den wir
fanden - innen das gleiche Trauerspiel)
(Stählerne Ernte- Leiider noch scharf.
Danke, liebe Sondler dafür... )
Dort ging das
Einchecken recht gut, auch wenn es ziemlich dauerte. Kurze
Nachzahlung vor Ort geleistet und die Codes für die Zimmer
bekommen. Abmarsch unter die Duschen und dann ging es ans
Abendessen. Nach kurzer Abstimmung wollten wir den lokalen
Mäkkes erreichen – oder doch ein ordentliches BBQ? Also ging
eine Gruppe zu Fuß los, die andere Gruppe folgte per Kfz.
Am BBQ Laden angekommen erblickten wir eine albern lange
Schlange – also doch zum Mäkkes. Dort wurde tatsächlich der
Impfstatus kontrolliert! Schnell Burger und Co bestellt und die
Hälfte konnte flott essen. Die andere Hälfte dagegen wartete…und
wartete…. Und wartete… bis es dann irgendwann einen Anschiss des
Managers an seine Unterlinge in der Küche gab, da er gesehen
hatte, das die Hälfte von uns nur „rumlungerte“ statt zu essen.
Und schwupps war das Essen da.
Anschliessend machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel – die
einen zu Fuß, die anderen erst zum Auto und dann rollend. Dort
angekommen gab es die traditionelle Versorgung mit kaltem Hansa,
was allseits hochwillkommen war. Leider fing schon vor Ende der
ersten Dosen ein Platzregen an, weswegen wir uns schnell auf ein
Zimmer zurückzogen. Dort leerten wir noch unter Erzählungen von
Anekdoten und der Planung des nächsten Morgens noch unser Bier
und gingen dann nicht zu spät ins Bett.
(Der
Regen ging mal gar nicht)
(Maximal
unschön: Hotel im Morgengrauen....)
Tag 2
Feste Wagner und Bunkerpfad Mühlhausen
Bei deutlich
weniger schönem Wetter wurden wir nicht zu früh wach, machten
uns an die Morgentoilette und dem Aufsetzen von Kaffee. Dazu gab
es noch Versorgung auf dem Parkplatz aus dem Bestand an belegten
Broten. Gut ausgestattet machten wir uns also auf den Weg vom
Hotel zur Feste Wagner. Da das Hotel recht nah dran war, konnten
wir etwas länger als gewohnt schlafen. Sehr fein. An der Feste
angekommen, winkte uns unser lokaler Tourguide auf trockenere
Parkplätze, lud uns zu einem Kaffee und Kuchen ein (!) und wir
begannen unsere Tour.
Herausforderung war: Er spricht nur Französisch und Spanisch,
aus unserer Gruppe kann halt nur ich leidlich Französisch. Das
Gute aber: Ich hatte mir recht viel zur Feste vorher
durchgelesen, daher konnte ich die meisten Dinge, die ich
spontan nicht übersetzen konnte fachgerecht ergänzen. Auf jeden
Fall merkte unser Tourguide sehr schnell, das er hier eine recht
pflegeleichte, überaus interessierte und motivierte Gruppe vor
Ort hatte. Wir brauchten zwar vermutlich drei Mal so lange um
Fotos zu machen, das ich übersetzen konnte und wir Fragen
stellten – aber mit viel Geduld wurden uns diese auch
beantwortet und wir haben eine Menge gesehen!
Feste Wagner
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Kurzum: Ein Besuch hier lohnt sich wirklich! Der Verein der die
Anlage betreibt gibt sich riesige Mühe – das sollte wirklich
honoriert werden. Für uns besonders spannend war es, diverse
Dinge gut erhalten zu sehen UND erklärt zu bekommen, die wir nur
zerstört oder in Resten aus Anlagen wie Luitpold, Koenigsmacker
und Co kannten.
Kurz zur Feste Wagner:
Durch kaiserlichen Erlass vom 17. Mai 1910 taufte Kaiser Wilhelm
II. die „Feste Wagner“ nach General Julius Hermann Ulrich Wagner
(1842-1904), der Mitglied des Ingenieurausschusses war, der am
Bau der Wehranlagen um Metz beteiligt war.
1904 begann dann der Bau der „Feste Wagner“. Der 47 Hektar große
Befestigungskomplex wurde 1910 fertiggestellt. Das Fort besteht
aus 9 getrennten Einheiten. Alle Einheiten sind über
unterirdische Tunnel (teilweise länger als 1.600 m) miteinander
verbunden.
Diese Befestigungseinheiten sind: 150 mm Batterie „Schirmlafetten“
mit zwei offenen Positionen, 10 cm Turmbatterie mit 4 Geschützen,
ein 15 cm. Batterie „Panzerturmhaubitzen“ mit 4 Geschützen, zwei
Infanterie-Kasernen: Verny und Avigy und zwei
Infanterie-Stützpunkte: Seille und Lamence, ein Kraftwerk, vier
gepanzerte Artillerie-Beobachtungsposten Modell 1905 und elf
Infanterie-Beobachtungsposten. Dazu kommen noch Scheinstellungen.
Alle diese Befestigungseinheiten sind von Stacheldrahtnetzen
umgeben.
Die Garnison des Forts bestand aus 4 Infanteriekompanien, 2
Maschinengewehrkompanien, 2 Artilleriebatterien und 3
Pioniere-Abteilungen. Während des Krieges besetzten insgesamt
etwa 1.250 Mann, Infanteristen, Artilleristen und Ingenieure das
Fort. Die Deutschen befürchteten stets einen französischen
Frontbruch um Metz. Aus diesem Grund verfügte das Fort während
des Krieges immer über eine komplette Garnison.
Außer am 21. und 26. August 1914 war die Feste Wagner an den
Schlachten des Ersten Weltkriegs nicht beteiligt. Am 21. und 26.
August 1914 haben zwei Geschütze der 150 mm „Schirmlafettenbatterie“
Nomeny, Lèsmenil und die Butte de Xon beschossen (das ist der
Zusammenhang weswegen wir Brouxiere uns zuvor ansahen!). Im
September 1914 bombardierten Artilleriegeschütze der Feste den
Bahnhof Pont-à-Mousson. Während des restlichen Krieges
beherbergte das Fort eine Luftaufklärungseinheit.
(Auf dem Weg zu den
Lafetten - im Hintergrund die grosse Kaserne.)
(Blick auf die
Panzerkuppeln )
(Die Kuppeln etwas näher )
Maginot-Linie und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die deutsche „Feste Wagner“ in
die französische Maginot-Linie eingegliedert. Die französische
Armee taufte das Fort „Groupe Fortifié de l‘Aisne“. Während des
Zweiten Weltkriegs übernahmen die Deutschen wieder den Besitz
der Festung. Es war in der Endphase dieses Krieges an Gefechten
beteiligt, insbesondere während der Schlacht bei Metz von 1944.
Eine Führung durch das Fort ist einmal pro Woche möglich und
dauert zweieinhalb Stunden – wenn man nicht wir ist… Den
Zeitplan der Touren findet sich auf derWebsite der „Association
pour la Découverture de la Fortification Messine“ (A.D.F.M.):
Feste Wagner – Groupe fortifié de l'Aisne. Das A.D.F.M. ist eine
Organisation von Freiwilligen, die ihre Freizeit damit
verbringen, die Festung zu erhalten und zu restaurieren.
(Innenseite des
Panzwerwerks - man beachte den Infanterieabwehrzaun)
(Gespickt mit Hindernissen
und Stacheldraht.)
Genug des
Drumrums – unsere Tour begann und wir sahen uns zunächst den
Bereich der „Schirmlafetten“ Batterie an. Spannende Sache: Hier
waren 2 150mm Geschütze auf Schienen befestigt, die in die
Stellungen gefahren wurden (Hauptstandort war Sablon) und dann
dort mit einem Seilzugsystem von den Schienen runter und in die
Stellung hineingezogen werden konnten. Auf diese Weise konnte
man die Geschütze relativ schnell verlagern und in eine andere
Richtung feuern lassen. In der Stellung gesichert wurden diese
dann mit großen Bolzen. Diese Batterie war die einzige, die
während des Ersten Weltkriegs aktiv war. Leider konnten wir
nicht nahe dran, da einige Bäume umgestürzt waren und es daher
nicht sicher war für Besucher. Rechter Hand von der Stellung war
der Bunker für die Offiziere der Stellung.
Von hier aus gingen wir an einem kleinen
Schneckenbeobachtungsstand vorbei zur
Panzerturmhaubitzenbatterie. Hier waren 4 15cm Haubitzen in
Panzertürmen untergebracht – auf dem Bild liegt eine fünfte
Kuppel, die aus einem anderen Werk an den Verein verschenkt
wurde.
(Auf dem Weg in das Werk)
(Schöne
erhaltene Lüftungsanlage)
(In
einer der Kuppeln - hinter mir das Getriebe zum EInstellen des
Turms)
An die
Batterie angebaut befindet sich das Kraftwerk, in dem insgesamt
7 Generatoren 110v Gleichstrom (!) erzeugten. Zum Betrieb der
Generatoren dienten Dieselaggregate, die wir später sehen würden!
Nachdem wir hier einiges sehen konnten, ging der Weg weiter zur
zweiten großen Batterie, der 10cm Geschützstellung. Auch hier
waren es vier Panzertürme – schöner weise konnten wir hier in
die Türme hochklettern und sahen wie das alles funktionierte.
Plötzlich machte alles mehr Sinn, was wir Jahre zuvor in den
zerstörten Werken sehen konnten. Sehr spannend!
Unser Tourguide erklärte geduldig alle Funktionen und wir
kurbelten zusammen ein wenig den Turm herum. Wahnsinnserfahrung!
Die ganze Führung in Worte zu fassen fällt mir unheimlich schwer
– ich war nonstop mit Übersetzen beschäftigt, machte
zwischendurch ein paar ganz wenige Schnappschüsse – es war
jedenfalls eine Wahnsinnserfahrung.
(Munitionshalter
in einer der Kuppeln)
(Der
lange Gang zur Infanteruiegeschützkasematte
.)
(Unendlich
erscheindende Gänge - fast schon wie in der Maginotlinie später.)
(Der Ausgang neben dem
kleinen Geschütz)
Nachdem wir
durch mehrere Gebäude durchkletterten, einen Turm bewegten,
diverse Rätsel die wir in den Ruinen bisher gefunden hatten
auflösen konnten (etwa warum diese Ausbuchtungen in den
deutschen Panzertürmen sind – zum Wechseln der Rohre! Dafür
dienen auch die Flaschenzüge…), machten wir uns auch oberirdisch
immer weiter auf den Weg.
Schließlich endete die Tour in einem der kleineren Werke wo wir
in einen der Geschützräume der Konterskarpe uns versammelten,
Dort stand ein kleines alte 50mm Geschütz – und genau das durfte
ich mit einer Platzpatrone versehen abfeuern. Ultralaut, sehr
interessant - und unerwartet.
(Im Kraftwerk der Anlage.)
( Andere Seite des Kraftwerks
)
(Die extremschicke
Schlattafel des Kaftwerks. Feinster Marmor! )
(Diese
Mischung hat es in sich: Alte Toiletten und neue Feuerlöscher ;)
)
Daraufhin
machten wir uns auf den Rückweg zum Besucherzentrum, redeten
noch etwas mit unserem Tourguide und dann kam die nächste
Überraschung: Wir durften den Vereinspausenraum nutzen, der in
der verbunkerten Kaserne liegt! Also schnell unsere Vorräte
gegriffen und dort im dezenten Dieseldunst dann einen Snack
eingenommen. Nachdem wir dann um 14 Uhr endlich gestärkt waren,
machten wir den nächsten Besuchern Platz, verabschiedete uns und
machten uns aufgrund der späten Stunde direkt auf den Weg
Richtung Mühlhausen. Um die Zeit wäre es sinnlos gewesen noch
nach Norden zu den Optionszielen zu fahren – stattdessen
beschlossen wir, uns den „Bunkerpfad“ bei Mühlhausen anzusehen,
an dem wir letzten Sommer vorbeigefahren waren.
Zweieinhalb Stunden Fahrt später waren wir dann bei dem Hotel
angelangt – und dort wurde es dann mal so richtig spannend. Auf
der Fahrt dorthin gab es noch ein Special: Ein Tiefflieger! Nur
wenige Meter über der Autobahn flog plötzlich ein
Ultraleichtflugzeug über uns. Das war schon etwas haarig fand
ich. Soooo viel Abstand war da nicht zum laufenden, recht
dichten Verkehr. Aber Frankreich – keine Gendarmerie, nix. Die
kommt ja nur, wenn wir in irgendwelche verlassenen Anlagen
reinkrabbeln wollen, oder?
Wir kamen also am Hotel an und stellten dann fest, dass noch
kein Rezeptionsdienst da war. Nun, ich hatte ja zum Glück den
Buchungscode mitgebracht. Der ging, ich checkte also ein und
bekam am Kioskterminal drei Codes für die Zimmer. Ab nach oben
und das erste Zimmer angesehen – ok. Sehr einfach, aber
ausreichend. Das zweite Zimmer sah genauso aus.
Beim dritten Zimmer fiel mir dann aber der Karton auf, der im
Türschloss steckte – das Zimmer war offen! Und ein Block nach
drinnen: Auch bewohnt, überall Kleidung verstreut und ein nicht
sehr leckerer Geruch war in der Luft. Das musste ich erstmal den
anderen mitteilen. Tür zu, ab nach unten.
Dort teilte ich den anderen den doofen Sachverhalt mit – an der
Rezeption herrschte immer noch gähnende Leere. Nun, in 10
Minuten sollte laut Plan dort jemand sein.
Nach 30 Minuten Warten war nur immer noch keiner da. Mir reichte
es, also rief ich die Notfallnummer des Hotels an. Dort ging
keiner ran (ist ja offenbar auch kein Notfall?) – aber plätzlich
erschien ein unausgeschlafener Mitarbeiter an der Rezeption.
Immerhin. Dem erklärte ich das, er fragte nach der Nummer und
dann kam „oh, das ist ein Buchungsfehler, keeeeeein Probelm, sie
kriegen ein anderes Zimmer“.
Toll. Zeit
verloren ohne Ende, also schnell alle Sachen verstaut, Kühlbox
an und dann sind wir zum Bunkerpfad gefahren. Der war gar nicht
so weit weg, wir haben in der Nähe des Ortes geparkt und machten
uns zu Fuß auf den Weg. Grundlegende Informationen findet man zu
dem Pfad hier:
Wandern: Der Bunkerpfad - Burnhaupt le Bas
(sundgau-sud-alsace.fr)
Bunkerpfad Burnhaupt-le-Bas
Kurzgesagt:
Man hat hier über einen Wanderpfad mehrere kleine Bunker im
Sundgau erschlossen, die man sich ohne große Gefahr ansehen kann.
Das sind natürlich keine großen Bauten, aber dennoch ganz
interessant zu sehen, was man hier in kurzer Zeit aus dem Boden
gestampft hatte. Zudem zeugen die gesprengten Bauten auch davon,
was hier während/nach dem ersten Weltkrieg passiert ist.
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Am Anfang des
ersten Weltkriegs, im Sommer und Herbst 1914, drangen die
französischen Truppen in einer Großoffensive bis nach Mülhausen
vor und zogen sich dann teilweise wieder zurück. Die Front kam
im Oberelsass auf einer Linie Sennheim (Cernay) – Dammerkirch (Dannemarie)
zum Stehen. Niederburnhaupt verblieb auf deutscher Seite. Im
Dezember 1914 und im Januar 1915 scheiterten französische
Angriffe mit schweren Verlusten in der Gegend. Ober- und
Niederburnhaupt wurden von der französischen Artillerie schwer
zerstört, die Einwohner mussten im Januar 1915 ihr Dorf
verlassen. Danach kam es in diesem Frontabschnitt bis zum
Waffenstillstand zu keinen größeren Kampfhandlungen mehr. Die
Befestigungen längs des Bunkerpfads sind Teil der zweiten
deutschen Verteidigungslinie, die einen eventuellen Durchbruch
der französischen Armee verhindern sollte.
(Die Gruppe auf dem weg
durch die Felder zum Bunkerpfad.)
(Endlich: Beton im Wald!)
(Details
des gesprengten grossen Bunkers. Man beachte die Betonstärke.)
Diese Linie
besteht aus Gefechtsständen und aus Artilleriestellungen (bzw.
Munitionsbunkern). Die Anlagen wurden teilweise schon 1914, die
meisten aber dann in den Jahren 1916-1917 von Soldaten der
Pionierkompanien aus Württemberg, Thüringen, Bayern und Pommern
gebaut. Entlang der Strecke erläutern gut gestaltete
Erklärungstafeln ihren Zweck an den am Besten erhaltenen
Anlagen.
(Wirklich
beeindruckend, die geborstene Decke!)
(Im Vordergrund
Geschützbettung, hinten Munibunker.)
(Weitere
Bunkerreste im Wald)
(Vermutlich
vor dem Krieg schon gebaut: Das Wehr.)
Wohlgemut
wanderten wir also vom Dorf zum Wald, überquerten dabei die
Autobahn die wir an dem Tag und den Sommer davor benutzt hatten
und wunderten uns etwas über die kreative Wasserversorgung die
die Bauern offenbar gebaut hatten. Kurz nach der Autobahn ging
der Pfad dann in den Wald und hier kamen dann die ganzen Bunker
nach und nach zum Vorschein.
Nachdem wir einen ganzen Pulk erkundet hatten (laut Tafeln
handelt es sich hierbei um eine Artilleriestellung mit
Munitionsbunkern, Mannschaftsunterständen und zwei betonierten
Bettungen für die Geschütze) sind wir auch zu dem kleinen Fluss
gegangen, der dort entlang fließt und an dem man den Pfad eine
Weile erkundet. Auch das uralte Wehr dort war recht interessant
– und der ins Wasser gekippte Bunker ein schönes Fotomotiv. Es
wurde später und immer dunkler und bald war uns klar, dass wir
keinesfalls den ganzen Pfad mehr schaffen würden. Dafür mussten
wir vorher zu lange am Hotel warten. Wir schafften es immerhin
noch zu einer zweiten größeren Gruppe an Bunkern, diese waren
laut Beschreibung zum einen der verbunkerte Verbandsplatz und
der Rest die Kommandostellung plus ebenfalls Artielleriestellung.
Hier fanden wir aber keine Bettungen – eventuell waren die
weiter im Wald versteckt?
(Auf
der falschen Seite vom Fluss - da kamen wir nicht rein. )
(Schuppen
am Verbandsplatz - noch mit Schrapnell und Einschusslöchern!)
(Wirklich
beeindruckend: der Kommandostand.)
Schließlich
haben wir nach der Hälfte des Pfads aufgeben müssen und den Weg
zurück im Eilschritt zurückgelegt, aber nicht ohne einen
Schlenker zu einer etwas abseits gelegenen Bunkergruppe noch zu
machen, die fast direkt an der Autobahn liegt. Sehr spannend,
auch wenn man mangels Leiter nicht auf das obere Geschoss des
einen größeren Bunkers mehr klettern konnte. Letztes Jahr ging
das wohl noch. Laut der Dokumentation die ich erst nach der Tour
gefunden hatte (hier Der Bunkerpfad. Ort der Geschichte. Ort des
Gedenkens... von Burnhaupt-le-Bas - PDF Free Download
(docplayer.org) ) handelt es sich hierbei um einen
Artilleriebeobachtungsposten, was auch die merkwürdigen Löcher
im Inneren erklärt. Hier wurde vermutlich eine
Spiegelkonstruktion genutzt um aus sicherer Position heraus das
Feuer leiten zu können.
(Die
Beobachterposition an der Autobahn .)
(Im
Inneren des Bunkers)
(Was
für ein Klotz - der grosse Beobachter von aussen.)
(Wirklich
beeindruckend: der Blick nach oben wo die Intrumente waren.)
Nun war es wirklich dunkel und auf dem Weg zurück ins Hotel
wollten wir uns noch mit Nahrung versorgen. Also los ging es zu
den goldenen Brücken – und das klappte relativ gut dieses Mal.
Wir sind nicht zum McDrive, sondern riengegangen, bestellten
dort unser Essen „to go“ und nach brauchbarer Wartezeit konnten
wir draussen romantisch auf dem Parkplatz unsere Burger
einwerfen. So weit so gut – also ab ins Hotel und Duschen.
Nachdem auch
das erledigt war, trafen wir uns in einem Zimmer und nun konnten
wir das Rätsel mit dem dritten Zimmer auch lösen!
Wir konnten durch das aufgrund warmen Wetters geöffneten Fenster
nämlich gut beobachten wie immer wieder freundliche einzelne
Herren mit Autos anreisten, unten von einer Dame und Herr in
Emfpang genommen wurden, man sich dann auf unsere Etage zu dem
Zimmer bewegte und dann der Herr der bereits vor Ort war die
beiden zu einem freundlichen Austausch von monetären Einheiten
und vermutlich Körperflüssigkeiten alleine ließ. Das Spiel
wiederholte sich drei Mal – also man hat hier wohl mit Wissens
der Rezeption ein kleines Nebengewerbe laufen, was natürlich nur
solange läuft, wie nicht wer anders das Zimmer versehentlich
gebucht bekommt.
Au weia.
Nun, wir leerten unser Hansa (eiskalt!) und dann legten wir uns
rechtzeitig in die Waagrechte. Eine nicht sehr lange Nacht
folgte…
..
(Stimmungsbild
am McDonalds: Stilvoll können wir!!)
(Traditionelle
Pyramide im Hotelzimmer.)
Tag 3 - Hartmannsweilerkopf Teil 2 und Rückfahrt
Der Morgen graute und die übersichtlich bequemen Betten sorgten
für eine relativ unschöne Nacht. Aber egal – wir packten alles
ein, machten uns abfahrbereit, ich checkte alle aus und wir
fuhren los. Das hört sich knapp und kurz an, dauerte aber
durchaus ein kleines bischen. Man kennt das ja. Erstmal ging es
zum Bäcker, dort dann Frühstück eingekauft (Baguettes,
Croissants, frischer Kaffee) und von da aus fuhren wir zum
Hartmannsweilerkopf hoch. Nach einer nicht allzu langen Fahrt
waren wir oben am Berg, wo noch nicht viel los war. Die Sonne
schien und das Wetter war deutlich besser als noch letztes Jahr.
Wir verteilten die gekauften Leckereien und machten uns übe rdie
Reste der mitgebrachten Frühstücksutensilien her. Der eine oder
andere Tourist tauchte auf, wir zogen uns allmählich „ausgehfein“
um und packten dann die nötigen Dinge ein. Vor allem Wasser
würde wichtig sein, hatten wir doch eine wohl anstrengende Tour
vor uns.
(NWetter gut und Essen schmeckt.)
Größere Kartenansicht
Zunächst ging
der Weg genau wie letztes Jahr los, wir überquerten die zur
frühen Stunde noch verschlossene Krypta und unten am Beginn des
Rundwegs entschieden wir uns, direkt zum Richtung Gipfel zu
gehen. Vorher aber zweigt der Weg rechts ab – und genau dort
sind wir dann entlang. Die Karte ist leider nicht so hilfreich
wie gedacht – aber wir haben so immerhin die Stellungen gesehen
die wir letztes Jahr beim verfrühten Abmarsch durch das Gewitter
nicht sehen konnten. Auch hier kamen wir erst durch die
französische Stellungsseite um dann kurz vor der finalen
Frontlinie einen Schlenker nach links Richtung Gipfelkreuz zu
machen.
Wieder
kamen wir an der Feste Dora und damit an der deutschen Seite an
– von hier aus ging es dann dort weiter, wo wir letztes Mal
aufgehört hatten. Und oh Wunder – hier gibt es auch einen
Wegweiser der vom Rundgang weg weist – und dem folgten wir dann
auch. Noch die eine oder andere kleinere Feste und ein
Tunnelsystemchen mitgenommen – und dann ging es zunehmend
steiler den Berg herunter.
(
Der Friedhof - dieses Jahr in der Sonne)
(Blick
auf die erste kleine "neue" Bunkeranlage)
(Auf
dem Weg durch alte Gräben Richtung Gipfel.)
Wie
hatte ich das unterschätzt!
Was bei Google Maps und Co nach nur ein paar Minuten Weg
aussieht, stellte sich als Abstieg heraus der fast eine Stunde
dauerte. Immer wieder hielten wir natürlich an um die eine oder
andere kleine Stellung und Gräben an den Seiten zu erkunden aber
insgesamt war dies ein erheblich heftigerer Weg als wir es uns
vorgestellt hatten. Zur Erklärung: Der „Weg“ ist im Wesentlichen
eine Art Treppe mit höchst unterschiedlich hohen in den Stein
gehauenen Stufen, unterbrochen von etwas flacheren Passagen, wo
der Weg mit Kies bedeckt ist. Oder auch nicht. Der Pfad läuft
größtenteils in dem alten deutschen Versorgungsgraben,
entsprechend ist er extrem gewunden und steil. Man bekommt einen
Eindruck davon, wie fertig man schon durch den Aufstieg gewesen
sein muss – und das in eigentlich besten Bedingungen bei guter
Temperatur, ohne Matsch oder Schnee. Wahnsinn.
(Kleiner
Unterstand auf der französischen Seite.)
(Beengte Verhältnisse in den kleinen
Bunkern)
(Bremer Ratskeller - kleine Bunkeranlage)
(Bremer Ratskeller - das Innere der Tunnel)
(Der steile Weg nach unten
an der deutschen Linie.)
Immer wieder
verglich ich unsere Position mit der Karte, was mangels
Handyverbindung bald kaum noch klappte. Der Empfang am Berg ist
halt extrem schlecht. Dennoch war klar: Wir befinden uns wohl
auf dem richtigen Weg – er ist nur viel, viel länger als gedacht.
Nach einer Dreiviertelstunde gabelte sich der Weg. Laut Plan
sollte er das hier aber gar nicht? Wir entschieden uns, die
näher gelegene Anlage zu suchen. Aber auch hier dauerte es eine
Viertelstunde bis wir über den steilen und rutschigen engen Pfad
endlich Beton und Stacheldraht fanden. Immerhin wurden wir in
der Nähe und dann später auch direkt bei der gefundenen Anlage
mit einer spektakulären Aussicht belohnt – in der Ferne konnten
wir dann auch zwei weitere von uns gesuchte Anlagen sehen.
Da war aber
auch klar: Die zu erreichen würde lange, wohl zu lange dauern.
Wir passten auf nicht in den steilen ungesicherten Abgrund zu
stürzen (meine Hände waren ohne Übertreibung klatschnass,
Höhenangst – und vor uns ging es über 100m senkrecht abwärts!).
(Der
Weg nach unten durch den alten Graben. Steil, uneben, rutschig...
das hatten wir komplett unterschätzt)
(An
der Steilkante - hier ging es 100m senkrecht bergab.)
(Näher
habe ich mich nicht rangetraut.)
(Die
Stellung im Steilhang - sieht man die Böschungswinkel?)
Alleine das
Klettern zu der Anlage war eine weitere Herausforderung – es gab
zwar einen teilweise eingefallenen Laufgraben der da hin führt,
aber das scharfkantige Gestein und die Stacheldrahthindernisse
machten es relativ schwer, dorthin zu gelangen. Aber auch das
klappte schließlich und wir machten uns auf, die kleine Anlage (ich
bin fast sicher, das es der „Mittlere Rehfelsen“ war)
unterirdisch zu erkunden.
In der Anlage fanden wir recht schnell heraus, das sie mit
anderen Anlagen nicht verbunden ist – intern besteht sie aus
zwei Ebenen. Leider ist innen die Verbindung ohne Gerät nicht
mehr nutzbar, man kann aber außen herum in die untere Ebene. Und
das machten wir dann auch nachdem wir den oberen Teil komplett
uns angesehen hatten. So viel war innen nicht mehr zu sehen,
aber in Anbetracht das dies seit 100 Jahren so in dem offenen
Zustand ist – kann man kaum mehr erwarten.
(Unter der Stellung in den
Tunneln./span>)&
(/span>DDas
"Treppenhaus" - hier bitte nicht runterfallen.)/span>
&
(Eine
MG-Stellung die direkt auf die französische Seite zeigt)
Vorsichtig
kletterten wir aus der Anlage heraus, außen dann runter zur
zweiten Ebene, starrten entgeistert in die Tiefe neben der
Anlage und gingen dann in die untere Ebene. Auch hier konnte man
sich nicht verirren – die Anlage war zwar etwas verzeigter aber
auf keinen Fall sehr groß. Dennoch war hier deutlich mehr zu
entdecken, alleine die MG Stellung die auf die französische
Seite zeigte, war sehr beeindruckend. Wir machten einige Bilder
und dann entschlossen wir uns, zur nächsten Stellung, dem „Jägerfelsen“
weiterzuwandern.
(Ein
Blick von der unteren Ebene zur oberen )
(Tunnel
im Inneren)
(MG
Lafette noch erhalten - Sicht auf die Bunker der französischen
Seite)
(Das Äussere
der Anlage)
Auch das
dauerte durchaus, einige blieben lieber zurück um mehr Fotos zu
machen – aber der Großteil schaffte es, die kleine zweite Anlage
zu erwandern. Auch diese war klein, leider mit etwas Müll
versehen und mit Brennnesseln zugewuchert an einigen Stellen.
Unsere Hoffnung, hier den Einstieg in ein Tunnelsystem für einen
Besuch in X Jahren mal zu finden, hat sich leider nicht
bewahrheitet.
(Stacheldrahthindernisse
im Hang - immer noch ein Problem 100 Jahre später)
(Die zweite Anlage - Felsennest II?)
(Die
zerstörte Decke im Inneren.)
(Das
Innere der Stellung - man beachte den groben Beton)/span>
&
Ein Blick auf
die Uhr verriet uns, das es höchste Zeit ist, zu den Autos
zurückzukehren. Der Aufstieg würde sicherlich nicht schneller
sein als der Abstieg. Letztlich haben wir zwar deutlich mehr vom
Hartmannsweilerkopf entdeckt – aber das Tunnelsystem steht immer
noch auf der To Do Liste. Eventuell schaffen wir das in ein paar
Jahren noch einmal, bevor alles zugemacht wird. Aber andere
Ziele bieten sich bis dahin natürlich an.
Es begann der lange, harte und steile Rückweg. Wir haben hier
mehrere Hundert Höhenmeter zurücklegen müssen (2?3?), die
steilen Stufen hatten es in sich. Auch ein kurzfristig
organisierter Wanderstock aus dem Wald half nur bedingt. Das
würde Muskelkater geben. Anfangs war ich vorne, irgendwann in
der Mitte des Tross und zum Schluss schleppte der alte Mann sich
die letzten paar Meter nach oben. Fit wie ein Turnschuh ist man
jedenfalls nicht mehr…
(Fundstücke
am Wegesrand)
Oben gingen wir dann den direkten Weg zurück Richtung Autos und
konnten so nebenher noch einen Weg im erschlossenen Bereich „zu
den Akten legen“. Oben auf dem Gipfel fehlt uns damit nur noch
der äußerste Zipfel auf der deutschen Seite.
Nach fast einer Dreiviertelstunde und kurz vor Plan waren wir an
den Autos angelangt. Dort verabschiedeten wir uns nach einem
kurzen Snack herzlich voneinander und die Rückfahrt begann.
Die war dann noch ein Abenteuer in sich. Noch vor der Grenze
fuhren wir auf der Autobahn hinter einem Laster her der
plötzlich einen Reifenplatzer hatte – großer Knall, etwas Rauch
und er zog auf den Seitenstreifen. Uns passierte nichts, aber
das hätte auch anders ausgehen können. Ab Nachmittag setzte dann
zunehmend Regen ein – nicht schön aber normalerweise auch kein
Beinbruch.
Nach laaaaanger Fahrt in Hagen dann angekommen entluden wir das
Auto, verteilten uns auf die anderen Fahrzeuge, verabschiedeten
uns voneinander und machten uns im zunehmend dunklen Abend und
dichten Regen auf den Weg.
Aber dann knallte es. Keine Viertelstunde von zuhause weg setzte
es bei mir im Auto einen lauten Schlag, ein Knall und: Mein
Scheibenwischer ging nicht mehr. Und das bei 130 auf der
mittleren Spur! Kurz gecheckt und ab auf den Seitenstreifen,
ausgerollt, Warnblinker an und raus aus dem Auto. Bei Sauwetter.
So ein Ärger und gefährlich obendrein!
In zwei Metern Abstand knallten die Laster an mir vorbei, ich
war von oben bis unten feucht vom Wetter und der ADAC würde in
einer Stunde kommen, aber bis dahin… rief ich zu Hause an das es
„etwas später“ werden würde, ich sicherte das Auto mit
Warndreieck, zog mir die Weste über und angelte aus dem Auto
noch eine Regenjacke. Immerhin obenrum etwas trockener harrte
ich dann hinter der Leitplanke aus, bis der ADAC Mann da war.
Bei dem Lärm kaum zu verstehen, einigten wir uns darauf das ich
so schnell wie möglich von der Autobahn runter musste. Er machte
das große Warngeleucht an und ich sollte auf dem Seitenstreifen
bis zur Abfahrt Hamm weiter. Also per Hand den Wischer betätigen,
losfahren bis Sicht wieder Null, anhalten, per Hand wischen,
wieder losfahren…
Unvorstellbar,
aber binnen weniger Minuten kamen wir mit 8 oder 9
Zwischenstopps zur Abfahrt Hamm. Dort ab auf die Tankstelle und
unter der großen Überdachung wurde das Auto etwas zerrupft.
Letztlich war der Motor durch, keine Chance das notdürftig zu
reparieren. Aber nebenan ist eine kleine frei Werkstatt – dort
das Auto abgegeben, die nette Fachkraft von da brachte mich nach
Hause und um kurz vor Mitternacht war ich dann endlich
angekommen. Die Kids schliefen schon, ich erstattete Tia kurz
Bericht, stellte mich unter die Dusche und fiel dann völlig
erschöpft ins Bett…
Kurzgefasst:
Bis kurz vor Schluss ne spannende Tour, leider nur die Hälfte
gesehen, der Zeitplan war viel zu straff aber unter den Corona
Umständen mit das Beste was wir rausholen konnten. Finanziell
war das ganze Thema auch durchaus tragbar mit 112€ pro Nase,
insbesondere da wir mit nur zwei Autos auskamen. Bessere Hotels
wären gut gewesen, aber da war halt bei der späten Buchung kaum
Auswahl mehr vorhanden. C’est la vie!