bullet Bunkertour 2021
bullet WK1 Bunker bei Metz, Frankreich
bullet Feste Wagner und Bunkerpfad Mühlhausen, Frankreich
bullet Hartmannsweilerkopf, Frankreich
 
 WK1 Bunker bei Metz, Mühlhausen und Hartmannsweilerkopf, Frankreich

 

2021 – nach über einem Jahr hatte Corona die Welt immer noch fest im Griff. Lange sah es so aus als ob wir gar keine, nur eine kleine oder vielleicht – also GANZ vielleicht dann doch eine größere Tour machen könnten. Entsprechend war die Planung 2021 sportiv – mehrere Konzepte standen lange zur Auswahl aber erst im späten Frühjahr stellten sich zwei große und ein Notfallplan als denkbarste Lösungen heraus. Aber hier galt: Es ist stark situationsabhängig, was gehen wird und kann und erst sehr kurzfristig würde die Tour losgehen um flexibel zu sein.


Der Sommer kam und wir stellten fest, das der mögliche Tourtermin aufgrund Urlaubsmangels bei vielen auf einen recht späten Termin, Ende September geschoben werden musste. Seit über dreizehn Jahren waren wir nicht so spät unterwegs. In der Hoffnung das das Wetter es doch erlauben würde und Corona keine allzu großen Ausfälle verursachen würde, kristallisierte sich Plan A (Frankreich, Metz) als letztlich umsetzbar heraus.

Irgendwann im Winter hatte ich eine schöne Webseite gefunden, die sich mit den Fronten des 1. Weltkriegs in den Vogesen viel beschäftigte. Der Ersteller war mit seiner (inzwischen leider verstorbenen) Frau jahrelang durch die Gegen gereist und hatte viele spannende Dinge gefunden und darüber berichtet. Das las sich so interessant, das wir eines der beschriebenen Wochenenden zwar nicht kopierten aus dessen Beschreibung, uns aber durchaus eng daran orientieren wollten. Zudem hatte ich schon oft viel Gutes über das Fort Wagner gelesen – einmal musste auch wieder ein großes Museum bei der Tour bei sein.
Ich nahm also Kontakt auf, plante eine Sondertour für uns um das Maximale herauszuholen und am letzten Tag stand nochmal der Hartmannsweilerkopf auf dem Programm, den wir ja nur zum Teil erkundet hatten in 2020 wegen des schlechten Wetters. Als Optionsziele kamen noch ein paar Dinge hinzu die ich von einem anderen Interessierten zugesandt bekam. Das reduzierte erheblich den Planungsaufwand bei dennoch gutem Ergebnis für die Tour. Auch mal schön.

Nur zwei Wochen vor der Tour war dann klar wer mitkam – Hotels gebucht (eine Herausforderung mit leidlich gutem Ergebnis wie sich zeigte) und vier Tage vor der Tour das Fahrkonzept über den Haufen geworfen. Erstmals würde ich zwar fahren – aber nicht mit dem eigenen Auto. Marc stellte seinen S-Max zur Verfügung, bei 4 Personen würden wir also geringste Spritkosten haben und weniger Kolonne fahren müssen. Zudem schwindet langsam mein Vertrauen in den alten Fiesta – bei fast 250000km macht der doch vermehrt Mucken. Wie berechtigt das war, stellte sich dann auf den letzten Kilometern heraus, doch dazu am Ende mehr. Kurz die Versicherung informiert und mich für sage und schreibe 33 Cent (!) als Fahrer temporär eingetragen.


Ansonsten besorgten (fast) alle sich aktuelle Impfapps für Frankreich und die Vorräte wurden aufgestockt. Noch eine Besonderheit – wir fuhren an einem Samstag los um den Freitagsverkehr zu vermeiden, würden dadurch aber Montag Nachmittag mehr Verkehr auf der Rückfahrt haben. Das war aber in Kauf zu nehmen – und was dann noch kurz vor der Tour die Lage erschwerte war das massive Unwetter das Teile der Eifel (Ahrtal!) überflutete und die Autobahnen dort unpassierbar machten. Ganze Brücken und Orte wurden hier weggerissen mit Dutzenden Toten. Wer das mit dem Klimawandel immer noch leugnen möchte: Hinschauen und auch im Sauerland die gestorbenen Wälder intensiv betrachten und bitte überlegen ob da möglicherweise, also ganz vielleicht nicht doch ein Zusammenhang sein könnte…

Freitag – Tag vor der Tour. Getränke gekühlt, Essen bereitgelegt, Auto bepackt mit Ausrüstung: Die Lage sah relativ gut aus. Tourpläne noch schnell gedruckt und geheftet und dann zu nicht zu später Stunde ab ins Bett. War der Plan. Aber es war doch noch ein kurzer Anruf an alle um Mitternacht nötig, um die letzten Korrekturen durchzugehen. Also fast wie immer.

 

 

Tag 1 - Anreise, Stellung Froidmont Bouxieres und Artilleriebunker bei Vezon

Früh am Morgen klingelte der Wecker und weil ich eh einen flauen Magen hatte bin ich ohne frischen Kaffee losgefahren. Schnell aus dem Kellerkühlschrank die Dosen in s die bereitgestellte Tasche, Eisakkus dazu und los ging es. Im guten Tempo ging es voran, die Sonne ging auf und ich tauchte in Hagen bei kühlem Wetter auf. Genau zur Planzeit – hervorragend. Auto ausgeladen, Tetris mit dem S-Max gemacht und dann tauchten auch die andren beiden auf. Auch hier die Ausrüstung verstaut, Handy programmiert und kurz nach Plan sind wir losgefahren. Aber nicht direkt: Wir steuerten eine Apotheke an da zwei Mitfahrern och die Frankreich App mit QR Codes befüttern mussten (geimpft waren wir alle, aber ohne Nachweis… sagen wir so: Es war bis auf eine Situation unnötig, aber da ging es nicht anders, also berechtigte Sache).


Apotheke gefunden, QR Codes geholt, App geladen und aktiviert und los ging die Fahrt. Das Handynavi erkannte zum Glück die gesperrten Autobahnen – nur statt der von mir gedachten Route führte es uns dann doch viel über Landstraßen hinter Köln. Dank des leichten Verkehrs war das aber kein Problem und ich stellte den geistigen Tempomat leicht auf über 100 ein. Laut Navi sollten wir genau zum Ende der geplanten Pufferzeit zum Mittagessen da sein und das… schafften wir sogar! Durch den Morgennebel, Klängen von unter anderem The Cure (sehr schön!) und durch die schöne Eifellandschaft näherten wir uns Luxemburg. Eine unglaublich ereignisarme Fahrt – die Rückbank entschlummerte nach einiger Zeit und vorne am Steuer und der Navigation (danke nochmal dafür) war die Laune gut. Am billigen Sprit fuhren wir leider vorbei aber es sollte auch so reichen. Nach vier Stunden Fahrt waren wir dann auch schon am Ziel. Praktisch nicht verfahren, keine berichtenswerten Ereignisse: Schön!



(Zur Einstimmung: Observationsbunker am Picknickplatz.) 


Am Dorfrand angekommen fanden wir schnell den Parkplatz und die anderen, begrüßten uns herzlich und setzten uns bei gutem Wetter zum Mittagessen an den Picknicktisch, der vor Ort stand. Unsere Mitfahrer berichteten uns, das kurz zuvor eine Treibjagd hier vor Ort war, die sich aber just dann auf den Weg machten als wir ankamen. Perfektes Timing – so würden wir weniger Leuten begegnen und könnten uns etwas gefahrloser im Unterholz bewegen!


Gut gestärkt wollten wir uns auf den Weg machen, also schnell die robustere Kleidung angelegt. Das klappte bis auf einen Kollegen, der versehentlich nur eine normale Hose bei hatte. Hoffentlich ging hier nichts kaputt… Nichtsdestotrotz machten wir uns nur mit ein paar Minuten Verzögerung auf den Weg. Zuerst sahen wir uns natürlich den kleinen Bunker direkt am Parkplatz an. Aufgesprengt macht dieser heute eher wenig her, mit ein wenig Engagement konnte ich aber hineinklettern und ein paar Aufnahmen machen von innen und von außen.
Was zeichnet das Gebiet hier eigentlich aus? Wenn man in die Geschichte zurückschaut, dann erklärt sich, warum genau hier so viele Bunker stehen (und noch erhalten sind).
 

Bunker bei Froidmont


Der Berg hier am Ortsrand nennt sich „Froidmont“, der kalte Berg. Rund 500m westlich des Dorfes Bouxières-sous-Froidmont gelegen, führt heute eine geteerte Straße zu einem kleinen Picknickplatz am Waldrand.
Die Deutsch-französische Grenze zwischen 1871-1918 teilte den Froidmont an der Kante der nördlich gelegenen Grasflächen und dem Wald in eine nördliche, deutsche Hälfte und einen größeren, südlichen französischen Teil.


Am 21 August 1914, während des zweiten Tags der “Schlacht um Lothringen”, griffen Einheiten der 5. Deutschen Armee den Froidmont an sowie die Höhe von Xon. Artillerieunterstützung gab dabei unter anderem die Feste Wagner (die wir am zweiten Tag der Tour besuchen würden) sowie die Feste Luitpold – deren Panzerwerk West wir besucht hatten, bevor man uns recht radikal von dem Gelände vertrieb vor einigen Jahren…


Der Froidmont wurde gänzlich von den deutschen Truppen besetzt, die Höhe von Xon mit einer Artilleriebasis oben auf bzw. am rückwärtigen Hang wiederum blieb den gesamten Krieg über in französischer Hand. So bildete sich ein erstaunlich breites Niemandsland zwischen den beiden Höhen, das Tal zwischen der Höhe von Xon und dem Froidmont bildete einen breiten Streifen. Entsprechend war das Schussfeld des kleinen Bunkers am Picknicktisch genau auf diese Höhe ausgerichtet.

 


Größere Kartenansicht 

Wir fanden direkt neben dem ersten Bunker noch einen verschütteten zweiten Bunker, dieser ist aber unzugänglich. Wir gingen den Weg weiter und schon nach kurzer Zeit standen wir vor einer kleinen Kapelle (Chapelle de Froidmont) und einer Quelle, die hier entspringt.


(Die kleine Kapelle oberhalb der Quelle.) 

 

Kurz zur Geschichte der Kapelle:
1153 griff der Erzbischof von Metz, Etienne de Bar, das Château de Mousson von Renaud II., Graf von Mousson, an, der mit dem Herzog von Lothringen verwandt war. Der Angriff war eine Katastrophe. Die Truppen des Erzbischofs mussten sich auf den Froidmont zurückziehen. Der Erzbischof bat den Abt Bernard de Clairvaux um Hilfe, der im Froidmont ankam, um „einige Wunder zu vollbringen“ und erfolgreich einen Friedensvertrag auszuhandeln. Bald nach diesem Ereignis wurde eine Kirche zum Gedenken an die Toten dieses Konflikts errichtet. 600 Jahre später, 1745, beschloss ein anderer Erzbischof von Metz, die Kirche zu zerstören. Trotz der Entscheidung des Bischofs von Metz blieb der Ort ein Wallfahrtsort, der der Notre Dame du Froidmont geweiht war. 1827 errichteten einige Einheimische ein Gedenkkreuz, kurz darauf folgte der Bau einer Kapelle. Im August 1914 wurde diese Kapelle erneut zerstört. Nach dem Krieg haben die Einwohner von Bouxières die Kapelle wieder aufgebaut und nun standen wir vor ihr.
 

 


(Blick am Mahnmal vorbei auf die Butte de Xon wo die französische Front war.) 

An der Kapelle vorbei gingen wir ein kleines Stück den Berg hoch und entdeckten linker Hand einen weiteren Bunker, den wir uns genauer ansahen. Ursprünglich muss dieser aus zwei Ebenen bestanden haben, auch hier war der zustand leider recht schlecht, da der gesprengt war. Trotzdem sehenswert, auch wenn das Innere ziemlich vermüllt wurde.



(Am halb verschütteten Eingang des Bunkers ) 


(Leider voller Müll, aber dennoch sehenswert - das Innere des gesprengten Bunkers ) 

 Von hier aus folgten wir dem Pfad ein Stück zurück Richtung Parkplatz, bogen aber in Richtung Norden auf einem breiten Pfad ab. Wir sollten so in Richtung des Grabs von Caporal Pouget gehen, grob das erste Ziel des Tages – obwohl der Weg dort hin recht weit sein würde. Dieser Caporal war das erste französische Opfer des ersten Weltkriegs. In der Kurzfassung: am 4. August 1914 (30 Stunden VOR der Kriegserklärung!) erschoss eine deutsche Patrouille den sich gerade eben auf deutschem Gebiet befindlichen Soldaten, der eigentlich einen der zwei Beobachtungsposten an der Grenze besetzt halten sollte. Die Details hierzu unterscheiden sich etwas nach Quellenlage und manche betrachten andere als den offiziellen ersten Toten – einerlei, einer der Gründe hier zu sein war dort zu sein, wo der Krieg tatsächlich unmittelbar begann. .


 


(Dickicht mit Stacheldraht und Trittfalen ) 

 

Auf dem Weg dorthin wurde es immer wärmer und wir legten unsere Jacken ab – schon bald fanden wir Gräben, die bis dicht an den Pfad heranreichten. Also beschlossen wir, uns einmal einen Teil dieser erhaltenen Gräben genauer anzusehen. Das Interessante an dem Berg ist, das bis heute hier durch die Bodenbeschaffenheit bzw. durch eine nicht erfolgte große Nachnutzung viele der alten Gräben gut erhalten sind! Durch die lange statische Frontline sind hier auch extrem viele gut ausgebaute Gräben und Bunker in den vier Jahren des Kriegs entstanden. Durch das dichte Unterholz war ein Vorankommen leider sehr beschwerlich da wir auch auf den Boden achten mussten. Nicht wenige Stahlspitzen, Stacheldrahtverhaue und trittfallen sind leider hier noch auf dem Boden im Laub versteckt. Eile ist hier nicht angeraten!


Manche der Gräben waren noch gut begehbar, andere dagegen so mit Totholz gefüllt, das ein Vorankommen außerhalb der Gräben einfacher war. Auch hier fanden wir zwei Bunker – eventuell war es auch einer gewesen, der durch Sprengung soweit zerstört wurde, dass er wie zwei wirkte. 


(Nur mit absoluter Vorsicht zu erlaufen: Grabensystem and Bunker) 


(Solche unschönen Überraschungen lliegen überall auf dem Boden.) 


(Der Weg durch die alten Gräben) 

 


(Am Rande eines grossen Trichters) 

An dieser Stelle verließen wir dann aber auch wieder die gefundene Stellung und gingen an den Gräben entlang zurück auf den Pfad. Den folgten wir ein ganzes Stück weiter Richtung Norden, fanden dann aber kurz nach der Stelle wo rechts eine sehr große Lichtung ist, linker Hand einen Trampelpfad, der tiefer in den Wald führte. Diesem folgend stießen wir wenig überraschend wieder auf viele Gräben, dann aber auch auf zunächst einen gut erhaltenen kleinen Bunker und dann noch ein wesentlich größeres Gebäude.da.


(Geschafft: Intakter beton im Wald ) 


(Wandmalereien von vor hundert Jahren...) 


(Die zerfalennde Nische für den Kamin)  

 


(Die Abdrücke des Wellblechs sind imemr noch gut zu sehen ) 

Dieses stellte sich im Nachhinein als die „Bergstation“ der Drahtseilbahn heraus, die in den deutschen Stellungen installiert wurde um Materialtransport auf den Berg zu vereinfachen. Wir machten eine Menge Bilder und schauten uns in aller Ruhe die Bunker an. Die Gruppe zog sich hier etwas auseinander, dank der mitgebrachten Funken (danke!) blieben wir aber in Kontakt. Wir folgten dem zunehmend enger und kurviger werdenden Pfad Richtung Norden (sagte der Kompass jedenfalls, im Wald war Google Maps etc. leider weniger hilfreich). Wir kreuzten bzw. folgten hier den Gräben – einfach unglaublich das nach über 100 Jahren diese hier alle so gut erhalten waren OHNE dass dies ein Museumsgebiet oder ähnliches ist.


Zwischendurch entdeckten wir ein wenig Beton im Wald – unter anderem auch ein völlig zugewuchertes Haus, das wir dann aber aufgrund des Meers an Brennesseln drum herum nicht erkletterten. Nach einer längeren Weile kamen wir dann eine größere Bunkeranlage – wobei auch diese nicht wirklich groß ist. Dennoch: Ein großer Unterstand, den wir erforschten und wo tatsächlich noch ein paar Relikte der alten Ausstattung sehen konnten. Sehr spannend!


Wir trafen hier nun auf einen größeren Querweg, den wir folgten – dieser führte zum Hauptweg von zuvor zu rück. Wir entschlossen uns aber dazu, nach einem weiteren Bunker zu suchen – die gewählte Abkürzung durch die Gräben war dann aber doch nicht ganz so easy. Wir kletterten durch die steinernen Gräben und fanden schließlich wieder einen guten Pfad, dem wir folgten. Wieder auf dem größeren Pfad angekommen besprachen wir das weitere Vorgehen. Erstaunt stellten wir fest, wie spät es bereits war und wir entschlossen uns, den Rest des Tages etwas zu straffen. Auf jeden Fall wollten wir noch versuchen die großen „Grauer Bär“ Bunker und evtl. den Westphalenblick oder „Schreibstube“ zu finden.


(Die "Bergstation" unter der nachwachsenden Natur)


(Auf dem Weg durch die Betonbriocken.) 

Dazu gingen wir dann den Weg zurück zu dem kleineren, parallel verlaufenden Pfad und wanderten den entlang bis wir zu einem Pfad kamen, der Richtung Westen in breiter Richtung verläuft. Hier stiessen wir auf einen alten Stein – was wir nicht bemerkten: Das war ein alter Grenzstein der nicht nur die Grenze zwischen den heutigen Departements darstellt – das war auch 1871-1918 die deutsch-französische Grenze! So stellten wir fest das praktisch alle Befestigungen der deutschen Seite eigentlich auf französischem Boden lagen. Wenn auch nicht weit. An dieser Stelle kam man also während vier Jahren Krieg ziemlich genau 500m weit und das war es. Unfassbar!


Am Ende des Weges angekommen war rechter Hand ein Bauer unterwegs – wir machten hier vor sensationeller Kulisse ein Gruppenbild. Kurze Verschnaufpause, die der eine oder andere zur biologischen Erleichterung im sanften Unterholz nutzte. Oder Geocaching… Nachdem wir bereit zum Aufbruch waren, gingen wir den breiten Weg in Richtung Parkplatz zurück. Immer aufmerksam links und rechts in den Wald spähend, fanden wir noch ein paar weitere Gräben und (leider) zugeschüttete kleinere Bunker und Unterstände. Doch kurz vor dem Waldrand entdeckten wir dann linker Hand im Wald einen großen Unterstand (bis heute sind wir nicht sicher, ob das die Schreibstube oder der Westphalenblick ist!). Dieser Unterstand war erheblich größer und bis wir hier genügend Bilder gemacht hatten, dauerte es schon eine ganze Weile.

 


(Der deutlich größere gesprengte Bunker am Weg) 


(Der nächste Bunker, nicht gesprengt!) 


(Der hintere Graben - schön verziert gebaut ) 


(Die Sicht aus dem Inneren - ein püaar Wandelemente und Waschbecken waren erhalten ) 


Wir kletterten durch und auf den Bunker und schauten uns intensiv die schönen erhaltenen Bemalungen an – so etwas in so gut erhaltenem Zustand? Ich fühle mich ja fast schuldig, über diese Anlagen zu berichten. Mit der zunehmenden (technischen) Überwachung der Maginotanlagen werden wohl künftig mehr und mehr der Generation Facebook/Youtube/TikTok hier einfallen mit den bekannten Konsequenzen. Aber auch heute schon ist ein Teil der Anlagen in Google Maps zu sehen…


Nach gut 20 Minuten hatten wir aber alles gesehen und setzten den Weg fort. Erneut ein paar Gräben neben dem Weg und dann standen wir vor einem Kunstwerk – nun, auch das soll es ja geben. Bestaunt, nicht wirklich verstanden und dann einen kleinen Wegweiser zum „grauen Bären“ gesehen: Hier mussten wir lang! Und das lohnt sich wirklich. Man hat hier einen kleinen Teil der Grabenanlage aufbereitet – vermutlich für Schulklassen aus der Umgebung? Jedenfalls konnte man den Bunker durch den Seiteneingang durch eine Art Tunnel erreichen. Sehr schön! Innen war auch hier ein guter Erhaltungszustand des ansonsten leider leeren Bunkers zu verzeichnen. Außen dagegen noch gut zu sehende Inschriften – unglaublich noch soviel zu sehen, ohne Vandalismus!
ken.


(Der restaurierte Weg in den Bunker ) 


(Das Innere des Bunkers  ) 


(Die Inschriften sind nach 125 Jahren gut erhalten ) 


Auch hier brauchten wir einige Zeit um alle spannenden Ecken zu sehen und zu fotografieren. Direkt hinter dem Bunker ist allerdings ein großes Rätsel: Ein enormer Krater als ob er von einer Minensprengung stammt befindet sich hier. Oder wurde hier wie ein Steinbruch sich einfach tief in den Boden gewühlt? Bei dem steinigen Boden kaum vorstellbar, aber von einem Minenkrieg hier auf dem Froidmont ist uns nichts bekannt. Auf den Bilder kommt die gewaltige Größe des Trichters kaum rüber, aber wir sind hier sicherlich auf einen gut 20m breiten und 5-7m tiefen Trichter gestoßen.


(Die teilweise verbunkerten Treppen zum Bunker  ) 


(Vorsicht Abgrund: Ungefährlich ist das nicht hier ) 


(Der gewattige Trichter - kommt im Bild gar nicht rüber leider ) 


Hier haben wir uns recht lange aufgehalten – aber wir wollten ja noch etwas mehr sehen. Also ging es über den Pfad zurück und schon nach kurzer Zeit tauchte die Kapelle wieder auf. Wir gingen nun den etwas weiter oben gelegenen Pfad zurück Richtung Autos und fanden erneut einige (kleine) Bunker, meistens Beobachtungsposten. Auch diese schauten wir uns an, machten einige Bilder und dann ging es die letzten Meter quer durch den Wald zu den Autos.
 


(Ein kleiner Bunker am Wegesrand - Wellblechdecke gut erhalten! ) 


(Die Sicht aus dem Laufgraben - das ist schon ziemlich beklemmend) 


Ein superspannender, aber auch anstrengender Nachmittag! Nun fuhren wir aufgrund der späten Stunde direkt zu den Artilleriebunkern bei Vezon weiter. Unterwegs sahen wir am Ortsrand diverse Bunker, die mitten in den Feldern lagen. Da es keinen Pfad dorthin gab und die Bauern noch auf den Feldern unterwegs waren, haben wir die entsprechend links (und rechts) liegen lassen und sind zu dem Wald bei Vezon gefahren. Wo laut Beschreibung 16 Bunker einer Artilleriestellung der Deutschen gelegen haben sollen. Eigentlich sollten die leicht zu finden sein, aber….

Wir fuhren zuerst vorbei, drehten dann um und parkten fast direkt vor dem ersten Bunker: Top! Das war ja leicht. Der war leider voller Müll – wir hofften also auf weitere Bunker. Ausgeschwärmt und los ging die Suche. Nur… leider brachte die spontan nichts. Rechter Hand fanden wir zwar eine kleine Halle, mehr aber auch nicht. Na gut, der Plan sagte ja auch „südlich der Straße bei der Brücke“. Eine Brücke sahen wir nicht, aber der Kreis auf dem Plan zeigte genau da hin, wo wir waren.


(Der hier war leicht zu finden - der Rest mehr so gar nicht ) 


Artilleriebunker Vezon

 


Also ab auf den Waldweg, 2 Mann rechts in den Wald, zwei links – und nach einer halben Stunde fanden wir nach wie vor nichts, außer massiven Aufwühlungen im Wald. Wildschweine vermutlich?
 

 

 


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Wir gingen zurück zu den Autos und versuchten es doch noch einmal in der anderen Richtung. Und immerhin – nach einigen hundert Metern fanden wir einen weiteren kleinen Bunker. Auch nicht soooo sehenswert. Immer wieder fanden sich kleine betonierte Wasserbecken (oder?) im Wald – und als wir dann auch noch auf einen Haufen noch scharfer Munition stießen, reichte es uns. Es wurde langsam dunkel, also ab zum Hotel.

 

Update nach der Tour: Wir waren SO nahe dran. Keine 250m weg von unserem südlichste Punkt und fast direkt an der Strasse!
Bei 48.987023744743915, 6.123298286039999 befinden sich die Bunker, wie ich im Winter festgestellt habe. Man kann die mittlerweise sogar bei Google Maps sehen. Falls wir also mal wieder in der Ecke sind - die 5 Minuten nehmen wir uns...


(Das ernüchternde Innere des kleinen Bunkers) 


(Der einzige andere Bunker den wir fanden - innen das gleiche Trauerspiel) 


(Stählerne Ernte- Leiider noch scharf. Danke, liebe Sondler dafür... )

 

Dort ging das Einchecken recht gut, auch wenn es ziemlich dauerte. Kurze Nachzahlung vor Ort geleistet und die Codes für die Zimmer bekommen. Abmarsch unter die Duschen und dann ging es ans Abendessen. Nach kurzer Abstimmung wollten wir den lokalen Mäkkes erreichen – oder doch ein ordentliches BBQ? Also ging eine Gruppe zu Fuß los, die andere Gruppe folgte per Kfz.


Am BBQ Laden angekommen erblickten wir eine albern lange Schlange – also doch zum Mäkkes. Dort wurde tatsächlich der Impfstatus kontrolliert! Schnell Burger und Co bestellt und die Hälfte konnte flott essen. Die andere Hälfte dagegen wartete…und wartete…. Und wartete… bis es dann irgendwann einen Anschiss des Managers an seine Unterlinge in der Küche gab, da er gesehen hatte, das die Hälfte von uns nur „rumlungerte“ statt zu essen. Und schwupps war das Essen da.


Anschliessend machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel – die einen zu Fuß, die anderen erst zum Auto und dann rollend. Dort angekommen gab es die traditionelle Versorgung mit kaltem Hansa, was allseits hochwillkommen war. Leider fing schon vor Ende der ersten Dosen ein Platzregen an, weswegen wir uns schnell auf ein Zimmer zurückzogen. Dort leerten wir noch unter Erzählungen von Anekdoten und der Planung des nächsten Morgens noch unser Bier und gingen dann nicht zu spät ins Bett.


(Der Regen ging mal gar nicht)     


(Maximal unschön: Hotel im Morgengrauen....)     

    

Tag 2 Feste Wagner und Bunkerpfad Mühlhausen

Bei deutlich weniger schönem Wetter wurden wir nicht zu früh wach, machten uns an die Morgentoilette und dem Aufsetzen von Kaffee. Dazu gab es noch Versorgung auf dem Parkplatz aus dem Bestand an belegten Broten. Gut ausgestattet machten wir uns also auf den Weg vom Hotel zur Feste Wagner. Da das Hotel recht nah dran war, konnten wir etwas länger als gewohnt schlafen. Sehr fein. An der Feste angekommen, winkte uns unser lokaler Tourguide auf trockenere Parkplätze, lud uns zu einem Kaffee und Kuchen ein (!) und wir begannen unsere Tour.


Herausforderung war: Er spricht nur Französisch und Spanisch, aus unserer Gruppe kann halt nur ich leidlich Französisch. Das Gute aber: Ich hatte mir recht viel zur Feste vorher durchgelesen, daher konnte ich die meisten Dinge, die ich spontan nicht übersetzen konnte fachgerecht ergänzen. Auf jeden Fall merkte unser Tourguide sehr schnell, das er hier eine recht pflegeleichte, überaus interessierte und motivierte Gruppe vor Ort hatte. Wir brauchten zwar vermutlich drei Mal so lange um Fotos zu machen, das ich übersetzen konnte und wir Fragen stellten – aber mit viel Geduld wurden uns diese auch beantwortet und wir haben eine Menge gesehen!
 

Feste Wagner


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Kurzum: Ein Besuch hier lohnt sich wirklich! Der Verein der die Anlage betreibt gibt sich riesige Mühe – das sollte wirklich honoriert werden. Für uns besonders spannend war es, diverse Dinge gut erhalten zu sehen UND erklärt zu bekommen, die wir nur zerstört oder in Resten aus Anlagen wie Luitpold, Koenigsmacker und Co kannten.


Kurz zur Feste Wagner:
Durch kaiserlichen Erlass vom 17. Mai 1910 taufte Kaiser Wilhelm II. die „Feste Wagner“ nach General Julius Hermann Ulrich Wagner (1842-1904), der Mitglied des Ingenieurausschusses war, der am Bau der Wehranlagen um Metz beteiligt war.

1904 begann dann der Bau der „Feste Wagner“. Der 47 Hektar große Befestigungskomplex wurde 1910 fertiggestellt. Das Fort besteht aus 9 getrennten Einheiten. Alle Einheiten sind über unterirdische Tunnel (teilweise länger als 1.600 m) miteinander verbunden.
Diese Befestigungseinheiten sind: 150 mm Batterie „Schirmlafetten“ mit zwei offenen Positionen, 10 cm Turmbatterie mit 4 Geschützen, ein 15 cm. Batterie „Panzerturmhaubitzen“ mit 4 Geschützen, zwei Infanterie-Kasernen: Verny und Avigy und zwei Infanterie-Stützpunkte: Seille und Lamence, ein Kraftwerk, vier gepanzerte Artillerie-Beobachtungsposten Modell 1905 und elf Infanterie-Beobachtungsposten. Dazu kommen noch Scheinstellungen.


Alle diese Befestigungseinheiten sind von Stacheldrahtnetzen umgeben.
Die Garnison des Forts bestand aus 4 Infanteriekompanien, 2 Maschinengewehrkompanien, 2 Artilleriebatterien und 3 Pioniere-Abteilungen. Während des Krieges besetzten insgesamt etwa 1.250 Mann, Infanteristen, Artilleristen und Ingenieure das Fort. Die Deutschen befürchteten stets einen französischen Frontbruch um Metz. Aus diesem Grund verfügte das Fort während des Krieges immer über eine komplette Garnison.


Außer am 21. und 26. August 1914 war die Feste Wagner an den Schlachten des Ersten Weltkriegs nicht beteiligt. Am 21. und 26. August 1914 haben zwei Geschütze der 150 mm „Schirmlafettenbatterie“ Nomeny, Lèsmenil und die Butte de Xon beschossen (das ist der Zusammenhang weswegen wir Brouxiere uns zuvor ansahen!). Im September 1914 bombardierten Artilleriegeschütze der Feste den Bahnhof Pont-à-Mousson. Während des restlichen Krieges beherbergte das Fort eine Luftaufklärungseinheit.


(Auf dem Weg zu den Lafetten - im Hintergrund die grosse Kaserne.)     


(Blick auf die Panzerkuppeln )   


(Die Kuppeln etwas näher )   


Maginot-Linie und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die deutsche „Feste Wagner“ in die französische Maginot-Linie eingegliedert. Die französische Armee taufte das Fort „Groupe Fortifié de l‘Aisne“. Während des Zweiten Weltkriegs übernahmen die Deutschen wieder den Besitz der Festung. Es war in der Endphase dieses Krieges an Gefechten beteiligt, insbesondere während der Schlacht bei Metz von 1944.


Eine Führung durch das Fort ist einmal pro Woche möglich und dauert zweieinhalb Stunden – wenn man nicht wir ist… Den Zeitplan der Touren findet sich auf derWebsite der „Association pour la Découverture de la Fortification Messine“ (A.D.F.M.): Feste Wagner – Groupe fortifié de l'Aisne. Das A.D.F.M. ist eine Organisation von Freiwilligen, die ihre Freizeit damit verbringen, die Festung zu erhalten und zu restaurieren.
 
 


(Innenseite des Panzwerwerks - man beachte den Infanterieabwehrzaun)       


(Gespickt mit Hindernissen und Stacheldraht.)     

 

Genug des Drumrums – unsere Tour begann und wir sahen uns zunächst den Bereich der „Schirmlafetten“ Batterie an. Spannende Sache: Hier waren 2 150mm Geschütze auf Schienen befestigt, die in die Stellungen gefahren wurden (Hauptstandort war Sablon) und dann dort mit einem Seilzugsystem von den Schienen runter und in die Stellung hineingezogen werden konnten. Auf diese Weise konnte man die Geschütze relativ schnell verlagern und in eine andere Richtung feuern lassen. In der Stellung gesichert wurden diese dann mit großen Bolzen. Diese Batterie war die einzige, die während des Ersten Weltkriegs aktiv war. Leider konnten wir nicht nahe dran, da einige Bäume umgestürzt waren und es daher nicht sicher war für Besucher. Rechter Hand von der Stellung war der Bunker für die Offiziere der Stellung.


Von hier aus gingen wir an einem kleinen Schneckenbeobachtungsstand vorbei zur Panzerturmhaubitzenbatterie. Hier waren 4 15cm Haubitzen in Panzertürmen untergebracht – auf dem Bild liegt eine fünfte Kuppel, die aus einem anderen Werk an den Verein verschenkt wurde.



 


(Auf dem Weg in das Werk)       


(Schöne erhaltene Lüftungsanlage)       


(In einer der Kuppeln - hinter mir das Getriebe zum EInstellen des Turms)      

 

   

An die Batterie angebaut befindet sich das Kraftwerk, in dem insgesamt 7 Generatoren 110v Gleichstrom (!) erzeugten. Zum Betrieb der Generatoren dienten Dieselaggregate, die wir später sehen würden!
Nachdem wir hier einiges sehen konnten, ging der Weg weiter zur zweiten großen Batterie, der 10cm Geschützstellung. Auch hier waren es vier Panzertürme – schöner weise konnten wir hier in die Türme hochklettern und sahen wie das alles funktionierte. Plötzlich machte alles mehr Sinn, was wir Jahre zuvor in den zerstörten Werken sehen konnten. Sehr spannend!


Unser Tourguide erklärte geduldig alle Funktionen und wir kurbelten zusammen ein wenig den Turm herum. Wahnsinnserfahrung!
Die ganze Führung in Worte zu fassen fällt mir unheimlich schwer – ich war nonstop mit Übersetzen beschäftigt, machte zwischendurch ein paar ganz wenige Schnappschüsse – es war jedenfalls eine Wahnsinnserfahrung.
 


(Munitionshalter in einer der Kuppeln)       


(Der lange Gang zur Infanteruiegeschützkasematte .)       


(Unendlich erscheindende Gänge - fast schon wie in der Maginotlinie später.)       


(Der Ausgang neben dem kleinen Geschütz)       

Nachdem wir durch mehrere Gebäude durchkletterten, einen Turm bewegten, diverse Rätsel die wir in den Ruinen bisher gefunden hatten auflösen konnten (etwa warum diese Ausbuchtungen in den deutschen Panzertürmen sind – zum Wechseln der Rohre! Dafür dienen auch die Flaschenzüge…), machten wir uns auch oberirdisch immer weiter auf den Weg.


Schließlich endete die Tour in einem der kleineren Werke wo wir in einen der Geschützräume der Konterskarpe uns versammelten, Dort stand ein kleines alte 50mm Geschütz – und genau das durfte ich mit einer Platzpatrone versehen abfeuern. Ultralaut, sehr interessant - und unerwartet.


(Im Kraftwerk der Anlage.) 


( Andere Seite des Kraftwerks )     


(Die extremschicke Schlattafel des Kaftwerks. Feinster Marmor!  )           


(Diese Mischung hat es in sich: Alte Toiletten und neue Feuerlöscher ;)  )       

Daraufhin machten wir uns auf den Rückweg zum Besucherzentrum, redeten noch etwas mit unserem Tourguide und dann kam die nächste Überraschung: Wir durften den Vereinspausenraum nutzen, der in der verbunkerten Kaserne liegt! Also schnell unsere Vorräte gegriffen und dort im dezenten Dieseldunst dann einen Snack eingenommen. Nachdem wir dann um 14 Uhr endlich gestärkt waren, machten wir den nächsten Besuchern Platz, verabschiedete uns und machten uns aufgrund der späten Stunde direkt auf den Weg Richtung Mühlhausen. Um die Zeit wäre es sinnlos gewesen noch nach Norden zu den Optionszielen zu fahren – stattdessen beschlossen wir, uns den „Bunkerpfad“ bei Mühlhausen anzusehen, an dem wir letzten Sommer vorbeigefahren waren.


Zweieinhalb Stunden Fahrt später waren wir dann bei dem Hotel angelangt – und dort wurde es dann mal so richtig spannend. Auf der Fahrt dorthin gab es noch ein Special: Ein Tiefflieger! Nur wenige Meter über der Autobahn flog plötzlich ein Ultraleichtflugzeug über uns. Das war schon etwas haarig fand ich. Soooo viel Abstand war da nicht zum laufenden, recht dichten Verkehr. Aber Frankreich – keine Gendarmerie, nix. Die kommt ja nur, wenn wir in irgendwelche verlassenen Anlagen reinkrabbeln wollen, oder?


Wir kamen also am Hotel an und stellten dann fest, dass noch kein Rezeptionsdienst da war. Nun, ich hatte ja zum Glück den Buchungscode mitgebracht. Der ging, ich checkte also ein und bekam am Kioskterminal drei Codes für die Zimmer. Ab nach oben und das erste Zimmer angesehen – ok. Sehr einfach, aber ausreichend. Das zweite Zimmer sah genauso aus.


Beim dritten Zimmer fiel mir dann aber der Karton auf, der im Türschloss steckte – das Zimmer war offen! Und ein Block nach drinnen: Auch bewohnt, überall Kleidung verstreut und ein nicht sehr leckerer Geruch war in der Luft. Das musste ich erstmal den anderen mitteilen. Tür zu, ab nach unten.


Dort teilte ich den anderen den doofen Sachverhalt mit – an der Rezeption herrschte immer noch gähnende Leere. Nun, in 10 Minuten sollte laut Plan dort jemand sein.


Nach 30 Minuten Warten war nur immer noch keiner da. Mir reichte es, also rief ich die Notfallnummer des Hotels an. Dort ging keiner ran (ist ja offenbar auch kein Notfall?) – aber plätzlich erschien ein unausgeschlafener Mitarbeiter an der Rezeption. Immerhin. Dem erklärte ich das, er fragte nach der Nummer und dann kam „oh, das ist ein Buchungsfehler, keeeeeein Probelm, sie kriegen ein anderes Zimmer“.

Toll. Zeit verloren ohne Ende, also schnell alle Sachen verstaut, Kühlbox an und dann sind wir zum Bunkerpfad gefahren. Der war gar nicht so weit weg, wir haben in der Nähe des Ortes geparkt und machten uns zu Fuß auf den Weg. Grundlegende Informationen findet man zu dem Pfad hier:
Wandern: Der Bunkerpfad - Burnhaupt le Bas (sundgau-sud-alsace.fr)



     

Bunkerpfad Burnhaupt-le-Bas

Kurzgesagt:
Man hat hier über einen Wanderpfad mehrere kleine Bunker im Sundgau erschlossen, die man sich ohne große Gefahr ansehen kann. Das sind natürlich keine großen Bauten, aber dennoch ganz interessant zu sehen, was man hier in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hatte. Zudem zeugen die gesprengten Bauten auch davon, was hier während/nach dem ersten Weltkrieg passiert ist.
 


Größere Kartenansicht

Am Anfang des ersten Weltkriegs, im Sommer und Herbst 1914, drangen die französischen Truppen in einer Großoffensive bis nach Mülhausen vor und zogen sich dann teilweise wieder zurück. Die Front kam im Oberelsass auf einer Linie Sennheim (Cernay) – Dammerkirch (Dannemarie) zum Stehen. Niederburnhaupt verblieb auf deutscher Seite. Im Dezember 1914 und im Januar 1915 scheiterten französische Angriffe mit schweren Verlusten in der Gegend. Ober- und Niederburnhaupt wurden von der französischen Artillerie schwer zerstört, die Einwohner mussten im Januar 1915 ihr Dorf verlassen. Danach kam es in diesem Frontabschnitt bis zum Waffenstillstand zu keinen größeren Kampfhandlungen mehr. Die Befestigungen längs des Bunkerpfads sind Teil der zweiten deutschen Verteidigungslinie, die einen eventuellen Durchbruch der französischen Armee verhindern sollte. 

 


(Die Gruppe auf dem weg durch die Felder zum Bunkerpfad.)       


(Endlich: Beton im Wald!)       


(Details des gesprengten grossen Bunkers. Man beachte die Betonstärke.)        

Diese Linie besteht aus Gefechtsständen und aus Artilleriestellungen (bzw. Munitionsbunkern). Die Anlagen wurden teilweise schon 1914, die meisten aber dann in den Jahren 1916-1917 von Soldaten der Pionierkompanien aus Württemberg, Thüringen, Bayern und Pommern gebaut. Entlang der Strecke erläutern gut gestaltete Erklärungstafeln ihren Zweck an den am Besten erhaltenen Anlagen.
 


(Wirklich beeindruckend, die geborstene Decke!)       


(Im Vordergrund Geschützbettung, hinten Munibunker.)        


(Weitere Bunkerreste im Wald)  


(Vermutlich vor dem Krieg schon gebaut: Das Wehr.)     

Wohlgemut wanderten wir also vom Dorf zum Wald, überquerten dabei die Autobahn die wir an dem Tag und den Sommer davor benutzt hatten und wunderten uns etwas über die kreative Wasserversorgung die die Bauern offenbar gebaut hatten. Kurz nach der Autobahn ging der Pfad dann in den Wald und hier kamen dann die ganzen Bunker nach und nach zum Vorschein.


Nachdem wir einen ganzen Pulk erkundet hatten (laut Tafeln handelt es sich hierbei um eine Artilleriestellung mit Munitionsbunkern, Mannschaftsunterständen und zwei betonierten Bettungen für die Geschütze) sind wir auch zu dem kleinen Fluss gegangen, der dort entlang fließt und an dem man den Pfad eine Weile erkundet. Auch das uralte Wehr dort war recht interessant – und der ins Wasser gekippte Bunker ein schönes Fotomotiv. Es wurde später und immer dunkler und bald war uns klar, dass wir keinesfalls den ganzen Pfad mehr schaffen würden. Dafür mussten wir vorher zu lange am Hotel warten. Wir schafften es immerhin noch zu einer zweiten größeren Gruppe an Bunkern, diese waren laut Beschreibung zum einen der verbunkerte Verbandsplatz und der Rest die Kommandostellung plus ebenfalls Artielleriestellung. Hier fanden wir aber keine Bettungen – eventuell waren die weiter im Wald versteckt? 


(Auf der falschen Seite vom Fluss - da kamen wir nicht rein. )   


(Schuppen am Verbandsplatz - noch mit Schrapnell und Einschusslöchern!)   


(Wirklich beeindruckend: der Kommandostand.)   

 

Schließlich haben wir nach der Hälfte des Pfads aufgeben müssen und den Weg zurück im Eilschritt zurückgelegt, aber nicht ohne einen Schlenker zu einer etwas abseits gelegenen Bunkergruppe noch zu machen, die fast direkt an der Autobahn liegt. Sehr spannend, auch wenn man mangels Leiter nicht auf das obere Geschoss des einen größeren Bunkers mehr klettern konnte. Letztes Jahr ging das wohl noch. Laut der Dokumentation die ich erst nach der Tour gefunden hatte (hier Der Bunkerpfad. Ort der Geschichte. Ort des Gedenkens... von Burnhaupt-le-Bas - PDF Free Download (docplayer.org) ) handelt es sich hierbei um einen Artilleriebeobachtungsposten, was auch die merkwürdigen Löcher im Inneren erklärt. Hier wurde vermutlich eine Spiegelkonstruktion genutzt um aus sicherer Position heraus das Feuer leiten zu können.


(Die Beobachterposition an der Autobahn .)   


(Im Inneren des Bunkers)   


(Was für ein Klotz - der grosse Beobachter von aussen.)   


(Wirklich beeindruckend: der Blick nach oben wo die Intrumente waren.)   


Nun war es wirklich dunkel und auf dem Weg zurück ins Hotel wollten wir uns noch mit Nahrung versorgen. Also los ging es zu den goldenen Brücken – und das klappte relativ gut dieses Mal. Wir sind nicht zum McDrive, sondern riengegangen, bestellten dort unser Essen „to go“ und nach brauchbarer Wartezeit konnten wir draussen romantisch auf dem Parkplatz unsere Burger einwerfen. So weit so gut – also ab ins Hotel und Duschen.

Nachdem auch das erledigt war, trafen wir uns in einem Zimmer und nun konnten wir das Rätsel mit dem dritten Zimmer auch lösen!
Wir konnten durch das aufgrund warmen Wetters geöffneten Fenster nämlich gut beobachten wie immer wieder freundliche einzelne Herren mit Autos anreisten, unten von einer Dame und Herr in Emfpang genommen wurden, man sich dann auf unsere Etage zu dem Zimmer bewegte und dann der Herr der bereits vor Ort war die beiden zu einem freundlichen Austausch von monetären Einheiten und vermutlich Körperflüssigkeiten alleine ließ. Das Spiel wiederholte sich drei Mal – also man hat hier wohl mit Wissens der Rezeption ein kleines Nebengewerbe laufen, was natürlich nur solange läuft, wie nicht wer anders das Zimmer versehentlich gebucht bekommt.
Au weia.


Nun, wir leerten unser Hansa (eiskalt!) und dann legten wir uns rechtzeitig in die Waagrechte. Eine nicht sehr lange Nacht folgte…
..


(Stimmungsbild am McDonalds: Stilvoll können wir!!)   


(Traditionelle Pyramide im Hotelzimmer.)   

 

 

 

 

 

Tag 3 - Hartmannsweilerkopf Teil 2 und Rückfahrt


Der Morgen graute und die übersichtlich bequemen Betten sorgten für eine relativ unschöne Nacht. Aber egal – wir packten alles ein, machten uns abfahrbereit, ich checkte alle aus und wir fuhren los. Das hört sich knapp und kurz an, dauerte aber durchaus ein kleines bischen. Man kennt das ja. Erstmal ging es zum Bäcker, dort dann Frühstück eingekauft (Baguettes, Croissants, frischer Kaffee) und von da aus fuhren wir zum Hartmannsweilerkopf hoch. Nach einer nicht allzu langen Fahrt waren wir oben am Berg, wo noch nicht viel los war. Die Sonne schien und das Wetter war deutlich besser als noch letztes Jahr. Wir verteilten die gekauften Leckereien und machten uns übe rdie Reste der mitgebrachten Frühstücksutensilien her. Der eine oder andere Tourist tauchte auf, wir zogen uns allmählich „ausgehfein“ um und packten dann die nötigen Dinge ein. Vor allem Wasser würde wichtig sein, hatten wir doch eine wohl anstrengende Tour vor uns.


(NWetter gut und Essen schmeckt.)     

    

 


Größere Kartenansicht

Zunächst ging der Weg genau wie letztes Jahr los, wir überquerten die zur frühen Stunde noch verschlossene Krypta und unten am Beginn des Rundwegs entschieden wir uns, direkt zum Richtung Gipfel zu gehen. Vorher aber zweigt der Weg rechts ab – und genau dort sind wir dann entlang. Die Karte ist leider nicht so hilfreich wie gedacht – aber wir haben so immerhin die Stellungen gesehen die wir letztes Jahr beim verfrühten Abmarsch durch das Gewitter nicht sehen konnten. Auch hier kamen wir erst durch die französische Stellungsseite um dann kurz vor der finalen Frontlinie einen Schlenker nach links Richtung Gipfelkreuz zu machen.

 Wieder kamen wir an der Feste Dora und damit an der deutschen Seite an – von hier aus ging es dann dort weiter, wo wir letztes Mal aufgehört hatten. Und oh Wunder – hier gibt es auch einen Wegweiser der vom Rundgang weg weist – und dem folgten wir dann auch. Noch die eine oder andere kleinere Feste und ein Tunnelsystemchen mitgenommen – und dann ging es zunehmend steiler den Berg herunter. 


( Der Friedhof - dieses Jahr in der Sonne)     


(Blick auf die erste kleine "neue" Bunkeranlage)     


(Auf dem Weg durch alte Gräben Richtung Gipfel.)      

Wie hatte ich das unterschätzt!


Was bei Google Maps und Co nach nur ein paar Minuten Weg aussieht, stellte sich als Abstieg heraus der fast eine Stunde dauerte. Immer wieder hielten wir natürlich an um die eine oder andere kleine Stellung und Gräben an den Seiten zu erkunden aber insgesamt war dies ein erheblich heftigerer Weg als wir es uns vorgestellt hatten. Zur Erklärung: Der „Weg“ ist im Wesentlichen eine Art Treppe mit höchst unterschiedlich hohen in den Stein gehauenen Stufen, unterbrochen von etwas flacheren Passagen, wo der Weg mit Kies bedeckt ist. Oder auch nicht. Der Pfad läuft größtenteils in dem alten deutschen Versorgungsgraben, entsprechend ist er extrem gewunden und steil. Man bekommt einen Eindruck davon, wie fertig man schon durch den Aufstieg gewesen sein muss – und das in eigentlich besten Bedingungen bei guter Temperatur, ohne Matsch oder Schnee. Wahnsinn.


(Kleiner Unterstand auf der französischen Seite.)     


(Beengte Verhältnisse in den kleinen Bunkern) 


(Bremer Ratskeller - kleine Bunkeranlage) 


(Bremer Ratskeller - das Innere der Tunnel) 


(Der steile Weg nach unten an der deutschen Linie.)      

Immer wieder verglich ich unsere Position mit der Karte, was mangels Handyverbindung bald kaum noch klappte. Der Empfang am Berg ist halt extrem schlecht. Dennoch war klar: Wir befinden uns wohl auf dem richtigen Weg – er ist nur viel, viel länger als gedacht.


Nach einer Dreiviertelstunde gabelte sich der Weg. Laut Plan sollte er das hier aber gar nicht? Wir entschieden uns, die näher gelegene Anlage zu suchen. Aber auch hier dauerte es eine Viertelstunde bis wir über den steilen und rutschigen engen Pfad endlich Beton und Stacheldraht fanden. Immerhin wurden wir in der Nähe und dann später auch direkt bei der gefundenen Anlage mit einer spektakulären Aussicht belohnt – in der Ferne konnten wir dann auch zwei weitere von uns gesuchte Anlagen sehen.

Da war aber auch klar: Die zu erreichen würde lange, wohl zu lange dauern. Wir passten auf nicht in den steilen ungesicherten Abgrund zu stürzen (meine Hände waren ohne Übertreibung klatschnass, Höhenangst – und vor uns ging es über 100m senkrecht abwärts!).


(Der Weg nach unten durch den alten Graben. Steil, uneben, rutschig... das hatten wir komplett unterschätzt)    


(An der Steilkante - hier ging es 100m senkrecht bergab.)     


(Näher habe ich mich nicht rangetraut.) 


(Die Stellung im Steilhang - sieht man die Böschungswinkel?)      

Alleine das Klettern zu der Anlage war eine weitere Herausforderung – es gab zwar einen teilweise eingefallenen Laufgraben der da hin führt, aber das scharfkantige Gestein und die Stacheldrahthindernisse machten es relativ schwer, dorthin zu gelangen. Aber auch das klappte schließlich und wir machten uns auf, die kleine Anlage (ich bin fast sicher, das es der „Mittlere Rehfelsen“ war) unterirdisch zu erkunden.


In der Anlage fanden wir recht schnell heraus, das sie mit anderen Anlagen nicht verbunden ist – intern besteht sie aus zwei Ebenen. Leider ist innen die Verbindung ohne Gerät nicht mehr nutzbar, man kann aber außen herum in die untere Ebene. Und das machten wir dann auch nachdem wir den oberen Teil komplett uns angesehen hatten. So viel war innen nicht mehr zu sehen, aber in Anbetracht das dies seit 100 Jahren so in dem offenen Zustand ist – kann man kaum mehr erwarten.


(Unter der Stellung in den Tunneln./span>)&  


(/span>DDas "Treppenhaus" - hier bitte nicht runterfallen.)/span>   


(Eine MG-Stellung die direkt auf die französische Seite zeigt)      

Vorsichtig kletterten wir aus der Anlage heraus, außen dann runter zur zweiten Ebene, starrten entgeistert in die Tiefe neben der Anlage und gingen dann in die untere Ebene. Auch hier konnte man sich nicht verirren – die Anlage war zwar etwas verzeigter aber auf keinen Fall sehr groß. Dennoch war hier deutlich mehr zu entdecken, alleine die MG Stellung die auf die französische Seite zeigte, war sehr beeindruckend. Wir machten einige Bilder und dann entschlossen wir uns, zur nächsten Stellung, dem „Jägerfelsen“ weiterzuwandern.


(Ein Blick von der unteren Ebene zur oberen )      


(Tunnel im Inneren)      


(MG Lafette noch erhalten - Sicht auf die Bunker der französischen Seite)      


(Das Äussere der Anlage

Auch das dauerte durchaus, einige blieben lieber zurück um mehr Fotos zu machen – aber der Großteil schaffte es, die kleine zweite Anlage zu erwandern. Auch diese war klein, leider mit etwas Müll versehen und mit Brennnesseln zugewuchert an einigen Stellen. Unsere Hoffnung, hier den Einstieg in ein Tunnelsystem für einen Besuch in X Jahren mal zu finden, hat sich leider nicht bewahrheitet. 
 


(Stacheldrahthindernisse im Hang - immer noch ein Problem 100 Jahre später)     


(Die zweite Anlage - Felsennest II?)     


(Die zerstörte Decke im Inneren.)      


(Das Innere der Stellung - man beachte den groben Beton)/span>    &  

Ein Blick auf die Uhr verriet uns, das es höchste Zeit ist, zu den Autos zurückzukehren. Der Aufstieg würde sicherlich nicht schneller sein als der Abstieg. Letztlich haben wir zwar deutlich mehr vom Hartmannsweilerkopf entdeckt – aber das Tunnelsystem steht immer noch auf der To Do Liste. Eventuell schaffen wir das in ein paar Jahren noch einmal, bevor alles zugemacht wird. Aber andere Ziele bieten sich bis dahin natürlich an.


Es begann der lange, harte und steile Rückweg. Wir haben hier mehrere Hundert Höhenmeter zurücklegen müssen (2?3?), die steilen Stufen hatten es in sich. Auch ein kurzfristig organisierter Wanderstock aus dem Wald half nur bedingt. Das würde Muskelkater geben. Anfangs war ich vorne, irgendwann in der Mitte des Tross und zum Schluss schleppte der alte Mann sich die letzten paar Meter nach oben. Fit wie ein Turnschuh ist man jedenfalls nicht mehr…


(Fundstücke am Wegesrand)      


Oben gingen wir dann den direkten Weg zurück Richtung Autos und konnten so nebenher noch einen Weg im erschlossenen Bereich „zu den Akten legen“. Oben auf dem Gipfel fehlt uns damit nur noch der äußerste Zipfel auf der deutschen Seite.

    


Nach fast einer Dreiviertelstunde und kurz vor Plan waren wir an den Autos angelangt. Dort verabschiedeten wir uns nach einem kurzen Snack herzlich voneinander und die Rückfahrt begann.


Die war dann noch ein Abenteuer in sich. Noch vor der Grenze fuhren wir auf der Autobahn hinter einem Laster her der plötzlich einen Reifenplatzer hatte – großer Knall, etwas Rauch und er zog auf den Seitenstreifen. Uns passierte nichts, aber das hätte auch anders ausgehen können. Ab Nachmittag setzte dann zunehmend Regen ein – nicht schön aber normalerweise auch kein Beinbruch.


Nach laaaaanger Fahrt in Hagen dann angekommen entluden wir das Auto, verteilten uns auf die anderen Fahrzeuge, verabschiedeten uns voneinander und machten uns im zunehmend dunklen Abend und dichten Regen auf den Weg.


Aber dann knallte es. Keine Viertelstunde von zuhause weg setzte es bei mir im Auto einen lauten Schlag, ein Knall und: Mein Scheibenwischer ging nicht mehr. Und das bei 130 auf der mittleren Spur! Kurz gecheckt und ab auf den Seitenstreifen, ausgerollt, Warnblinker an und raus aus dem Auto. Bei Sauwetter. So ein Ärger und gefährlich obendrein!


In zwei Metern Abstand knallten die Laster an mir vorbei, ich war von oben bis unten feucht vom Wetter und der ADAC würde in einer Stunde kommen, aber bis dahin… rief ich zu Hause an das es „etwas später“ werden würde, ich sicherte das Auto mit Warndreieck, zog mir die Weste über und angelte aus dem Auto noch eine Regenjacke. Immerhin obenrum etwas trockener harrte ich dann hinter der Leitplanke aus, bis der ADAC Mann da war. Bei dem Lärm kaum zu verstehen, einigten wir uns darauf das ich so schnell wie möglich von der Autobahn runter musste. Er machte das große Warngeleucht an und ich sollte auf dem Seitenstreifen bis zur Abfahrt Hamm weiter. Also per Hand den Wischer betätigen, losfahren bis Sicht wieder Null, anhalten, per Hand wischen, wieder losfahren…

 Unvorstellbar, aber binnen weniger Minuten kamen wir mit 8 oder 9 Zwischenstopps zur Abfahrt Hamm. Dort ab auf die Tankstelle und unter der großen Überdachung wurde das Auto etwas zerrupft. Letztlich war der Motor durch, keine Chance das notdürftig zu reparieren. Aber nebenan ist eine kleine frei Werkstatt – dort das Auto abgegeben, die nette Fachkraft von da brachte mich nach Hause und um kurz vor Mitternacht war ich dann endlich angekommen. Die Kids schliefen schon, ich erstattete Tia kurz Bericht, stellte mich unter die Dusche und fiel dann völlig erschöpft ins Bett…


Kurzgefasst:
Bis kurz vor Schluss ne spannende Tour, leider nur die Hälfte gesehen, der Zeitplan war viel zu straff aber unter den Corona Umständen mit das Beste was wir rausholen konnten. Finanziell war das ganze Thema auch durchaus tragbar mit 112€ pro Nase, insbesondere da wir mit nur zwei Autos auskamen. Bessere Hotels wären gut gewesen, aber da war halt bei der späten Buchung kaum Auswahl mehr vorhanden. C’est la vie!

  

 

 

 

Letzte Aktualisierung am 30.05.2022