Eine Ausnahme Bunkertour in einem Ausnahme Jahr – so kann man
unsere Tour im Jahr 2020 wohl am Besten beschreiben. Im Leben
hätte ich nie gedacht und erwartet was alles 2020 passieren
würde – und als ich diese Zeilen schreibe ist das Jahr noch
nicht zu Ende und zumindest beruflich geht es Ende des Jahres
wohl noch einmal „spannend“ zu. Schauen wir mal kommendes Jahr,
wohin die Reise weiterhin geht.
Apropos Reise: Nach der Tour ist ja wie immer vor der Tour und
das Thema „wir müssten doch mal in die Alpen und da oben uns was
anschauen“ kam die letzten Jahre immer wieder einmal hoch. So
auch dieses Mal bei der 2019er Tour eigentlich schon. Kurz nach
der Rückkehr habe ich mich ein wenig bei bekannt „wissenden
Leuten“ schlau gemacht, was denn noch im französischen
Alpenbereich erreichbar wäre und flugs einen ganz groben Plan
gezimmert, der anspruchsvoll, anstrengend und in seinem Aufwand
an Wahnsinn grenzend sein könnte. Schließlich liegen die Alpen
ja nicht mal eben so um die Ecke sondern es sind eine
vierstellige Kilometer Anzahl zu fahren (oder mehr) und
dazwischen noch ein wenig Ausland. Schien aber schaffbar – wenn
auch nicht in den üblichen drei Tagen.
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Es ging
also rein in die Ouvrage, vorbei an so manchem Unrat ungebetener
Besucher. Zuerst sahen wir uns den Bereich des
Ventilationsblocks an – beeindruckende Lüftungsrohre führten
hier noch oben zu dem vergitterten Ausgang. Ein Teil davon ging
zu dem Motorraum rüber, der Rest wurde lokal gefiltert und
verteilt. Die dünne Höhenluft machte es besonders anstrengend zu
atmen für uns.
(Zur
Einstimmung: Alpenpanorama direkt vor der Gros Ouvrage.)
Entlang der
handbetriebenen Schienenbahn ging es weiter in die Anlage –
rechts liegt das Kraftwerk, aber zuerst ging es linkerhand zu
sanitären Einrichtungen. Hier war noch recht viel zu sehen und
der Erhaltungszustand bemerkenswert. Auch recht wenig Graffiti:
Kein Wunder, die Anlage liegt zehn Monate pro Jahr unter Schnee
und Eis, das reduziert die Zeiten wann die Vandalen sich
austoben würden.
(Erster
Blick auf die Motoren im Kraftwerk.)
Nach
Begutachtung der massiven Frischwassertanks ging der Weg rüber
zum Kraftwerk. Dort befanden sich leidlich gut erhaltene Motoren
– die waren vor Kurzem wohl noch besser erhalten. Vorsichtig
balancierend erforschten wir den Raum und die eingebaute Technik.
Der Dieseldunst im Raum machte es in der dünnen Luft nicht
wirklich angenehmer zu atmen… Auf dem Weg noch die elektrische
Umformerstation bzw. deren Reste gesehen, aber da hier wohl
leckeres PCB im Einsatz gewesen sein konnte habe ich mir das
nicht zu lange angesehen.
Nebenan waren die gigantischen Dieseltanks und Kühlwassertanks
der Motoren – beeindruckend und unmöglich zu Filmen oder
Fotografieren leider. In der Nähe stand die Heizung der Anlage –
von hier aus konnte warme Luft in die ganze Anlage geblasen
werden. Bei zehn Monaten im Jahr unter Schnee sicher eine gute
Sache für die hier stationierten Alpenfestungstruppen.
(Vermutlich Backofen in der Küche -
oder die Heizung für die Belüftung?)
(Einer
der großen Schlafräume, direkt vor dem Lüftungsschacht.)
Von dort aus führte uns der Weg in der Anlage durch due
Galerien an der leider unter Wasser stehenden Krankenstation und
Küche vorbei in Richtung des fertiggestellten Artillerieblocks.
Bevor wir in dem engen Treppenschacht nach oben kletterten,
schauten wir uns noch kurz das Munitionsmagazin an – groß und
leer leider. Da hier nichts zu sehen war sonst, ging es
schnaufend zurück zum kombinierten Fahrstuhl- und Treppenschacht.
Schönerweise ist hier der Fahrstuhl noch erhalten, er hängt aber
mitten im Schacht fest – man kann den nicht betreten aber
immerhin ist er nicht nur ein ausgebranntes Wrack am
Schachtboden.
(Fahrstuhl.)
Das Erklimmen
der Treppe war auf jeden Fall eine Herausforderung – die dünne
Luft machte mir wirklich zu schaffen und den anderen auch. Oben
im Block angekommen sahen wir leider so einige überwiegend nicht
schöne Sprayer Aktionen. Und ohne Ende Müllsäcke – wer verklappt
das denn hier oben und warum nur?
Einerlei – das erste Zeil war nun der Notausgang um aus dem
Block 6 oben auf das Glacis des Bunkers zu kommen. Das ist
manchmal etwas wacklig aber letztlich ging es auch mit meiner
eher wenig prächtigen Physis. Es war so unglaublich windig dort
oben, man verstand wenig und der Audioteil des Videos ist hier…
übel. Nun ja. Der Ausblick entschädigte für einiges. Wir
schauten uns intensiv das Dach des Bunkers und die Umgebung an.
Während wir im Bunker waren hatte sich der Parkplatz vor der
Ouvrage erheblich gefüllt – wie viele Leute sich hier zumindest
ein paar Meter reinwagten, überraschte uns später ein wenig.
(Notausgang
am Block 6 von innen - Achtung, vorher ist noch eine Stahlklappe
nach unten!)
(Der
Block 6 von italienischer Seite aus gesehen.)
(Die Kleingruppe 2020)
(Der eigentliche Gipfel im Hintergrund,
Vordergrund Kuppeln von Block 3)
Nachdem wir
soweit möglich alles außen erkundet hatten, machten wir ein
schönes Gruppenfoto und dann gingen wir zurück zum Notausgang
und kletterten in die Anlage zurück. Los ging es im Kampfblock
eine Etage weiter oben – dort waren dann die gut erhaltenen
Geschütze zu sehen. Bis auf die Verschlüsse komplett und quasi
so gut wie in einem Museum anzusehen! Auc die anderen „Kleinigkeiten“
waren fast wie neu. Munitionshalter etc… alles da.
(Geschafft von der dünnen Luft: Pause
in der Sonne auf 2750m)
(Geschützhalterung für
den Mörser im Artillerieblock)
(Die
massiven Panzertüren im Block)
(Die
Reste der 75mm Geschütze)
Nachdem wir
uns alles angesehen hatten sind wir wieder in die Hauptgallerie
geklettert – auf dem Weg zum nächsten Block kamen uns dann
Lampen entgegen. Leise verhielten wir uns und vorsichtig – und
dann stellte es sich als Vater/Tochter Gespann in Badelatschen
(!) mit Handylicht (!!) und Shorts/Spaghettitop (!!!) heraus.
Ich hab den beiden aus Mitleid eine Karte gegeben und kurz
erklärt wo sie sind und dann angeraten nicht zu weit
reinzuklettern da sie dafür echt nicht ausgerüstet seien.
Kurz nach der Episode kamen wir am nicht vollendeten Block 5 an.
Sowas habe ich noch nie gesehen – eine Ouvrage mitten im Ausbau!
Die Holzstempel für den Ausbau waren noch drin, die
Verschalungen noch an Ort und Stelle – das kann man sich gar
nicht vorstellen.
Alleine die beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten, der
gähnende Schacht nach oben mit dem 10% fertigen Treppenhaus. Das
war unglaublich zu sehen. Der zweite Durchbruch vom Block 5
unten zum Hauptgang ist nie gebaut worden, an beiden Enden waren
nur Gangstummel.
(Der
Panzerschrank im Kommandantenraum.)
(Aufenthaltsräume
im Top Zustand.)
Als nächstes
schauten wir uns die Kaserne an – auch hier hallende Gänge, top
erhaltene Betten, originale Lackierung… ein Traum der
Erhaltungszustand, alleine das die 80 Jahre alten Kreidestriche
der Markierungen noch erhalten waren: Sensationell. Man merkte
dann und wann das die Anlage 1956 noch etwas umgebaut wurde (so
kam der heutige Eingang in der Form dazu da der Block nie gebaut
worden war).
Die
Anlage ist dann aber nicht mehr sehr lange genutzt worden wohl.
An diesem Ende der Anlage wäre ein Block gebaut worden (der
dritte Artillerieblock), aber da der nicht begonnen wurde ist da
schlichtweg „nicht viel“ zu sehen. Das Bernsteinzimmer fanden
wir natürlich auch hier nicht obwohl schon jemand den Blindgang
angebohrt hatte am Ende – aber nach 3m war nur Fels, da kam
einfach nichts mehr.
Wir machten
erst einmal ein amtliches Gruppenfoto an der Abzweigung vom
Hauptgang, dann ging es nach Batterienwechsel in den Lampen
weiter.
(Moderne Sanitäranlagen!)
Über klappernde Bodensteine ging es zum nächsten Block hoch. Die
engen feuchten Gänge hatten dann doch eine recht beklemmende
Atmosphäre. Anders als in den normalen Werken ging es hier nicht
über Stufen hoch sondern über steile Leitern. Die mag ich ja mit
meiner Höhenangst so gar nicht… Aber es ging nicht anders. Der
hundert Jahre alte rostende Stahl würde uns sicher tragen und
auch der bröselnde Beton.. besser nicht drüber nachdenken.
Oben im Block angekommen stellten wir fest das der Turm noch
benutzbar war – man konnte den Sitz innen noch hoch und
runterfahren. Selbst in Museen ist das normal so nicht mehr zu
sehen! Schon gar nicht selber zu erfahren. Auch die andere
Kuppeln in dem Block waren sehenswert – einmalige Erfahrung!
Es ging die steile Leiter wieder runter und weiter in der Anlage.
Dort trafen wir erneut auf Touristen, dieses Mal ein Vater und
Sohn Gespann. Leidlich besser ausgestattet, immerhin hatte einer
der beiden eine kleine Taschenlampe. Sogar festes Schuhwerk
hatten sie an – auch hier halfen wir mit Karte und Beleuchtung
an der steilen Leiter zum nächsten Block aus, denn die war noch
länger als die letzte Leiter… Das waren für mich die wirklich
unangenehmsten Teile, diese fiesen Leitern.
An einer Stelle stellte ich dann auch fest das unsere Karte
leider einen nicht geplanten Teil der Anlage zeigte – die Gänge
mit den Schlafräumen waren quasi nur halb so tief gebaut wie
laut Plan. Kein Wunder – es fehlten ja zwei Artillerieblöcke und
der Eingangsblock, was mehr Platz erfordert hätte. Offenbar wäre
das zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt worden.
Jedenfalls gab es in dem einen Block noch eine Attraktion in
Form einer funktionierenden Sicherung (es ist aber nichts mehr
dran angeschlossen) und noch ein funktionsfähiger Turm. Die
Aussicht aus den Blöcken heraus war unglaublich – das vergisst
man eher nicht wirklich.
Irgendwann hatten wir dann aber tatsächlich so ziemlich alles
gesehen, aber eine Sache fehlte noch: Das alljährliche Ritual
des „Licht aus, Bunkertour Start“ holten wir an dieser Stelle
nach. Also – nachdem wir einen finsteren Platz gefunden hatten
im Block. Danach reichte es uns aber wirklich – wir machten uns
auf den Weg nach draußen.
Dort angekommen luden wir erstmal das meiste Gepäck ins Auto,
machten uns mit leichter Ausrüstung startklar und wanderten nach
kurzer Trinkpause zu unserem nächsten Ziel herüber – endlich mal
Bunker, die in fußläufiger Entfernung voneinander liegen. Das
war prima!
(Wir sind auf dem Weg zur Petit
Ouvrage (oben auf dem Dach die Franzosen!))
Petit Ouvrage Col de la Bonnette / Col de Restefonds
Wir waren gerade zu Fuß unterwegs zu der Anlage als ein Haufen
französischer Biker an uns vorbeifuhr, am zweiten Eingang
anhielt, auf den Bunker kletterte und dort seelenruhig ein
Picknick aufbaute. Kann man so machen…
Nach einem kurzen Fußmarsch waren wir am zweiten Eingangsblock
angekommen, unterhalb der Ventilation der Anlage. Dort stand die
Tür offen – also eben schnell Lampen angeknipst, Kamera an und
rein.
Diese Petit Ouvrage stellt eine Art Mix dar zwischen den Pos wie
im Norden und den dort üblichen Abris. Im alpinen Bereich konnte
und wollte man nicht so viele Bauwerke erstellen, so griff man
hier zu einem Abri, der gleichzeitig eine Art Miniatur PO war.
Die Anlage sollte eigentlich aus mehr Blöcken bestehen, zwei
Eingangsblöcken und zwei Kampfblöcken, alternativ sollte der „aktive“
dritte Kampfblock erheblich stärker ausgebaut worden sein mit
GFM Kuppeln und JM Scharten sowie einem 81mm Mörser. Gebaut
wurden aber nur die Eingänge und der Kampfblock in Teilen.
Weitere Teile für den Block 4 oder den Ausbau von B3 waren
vorhanden und sind heute teilweise noch zu sehen (mit deutlich
abnehmender Tendenz), aber bis 1938 wurden diese nicht verbaut.
Die Anlage war erst 1939 mit Waffen ausgestattet worden. Wie
beim naheliegenden GO dessen Eingang das PO schützte, war die
Bauzeit in den Sommerwochen zu kurz um die Anlagen rechtzeitig
fertigzustellen.
Rund 80 Mann taten hier ihren Dienst, darunter zwei
Infanteriekompanien die die Umgebung sichern sollten außerhalb
der Ouvrages rund um den Col de la Bonette. In Kampfhandlungen
verwickelt war die Anlage im Gegensatz zur Gros Ouvrage oder dem
Außenposten mangels Reichweite nicht.
Leider war der Einstieg im wahrsten Sinne des Wortes „beschissen“.
Mangels öffentlicher Toiletten suchen sich Touristen hier wohl
eine anheimelnde sanitäre Erleichterung die leider von uns
voller Ekel durchwandert werden musste, um in die Anlage zu
kommen. E-kel-haft.
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Aber zum
Glück, nach nur zwei Etagen, hörte das rektale Spritzgewitter
auf, das Boden und Wände (immerhin nicht die Decke) „verzierte“
und wir wanderten nach unten. Dort angekommen standen wir in
knöcheltiefem Matsch. Der Geruch war auch bestenfalls eher so
mittel. Nachdem wir durch den Schlamm nicht am kleinen 75PS
Kraftwerk vorbeikamen und auch die rostige Leiter zum
Ventilationsblock (und Notausgang, heute vergittert) ignorierten,
machten wir uns durch den Abriteil weiter. Der war sehenswert –
in Reih und Glied waren hier dutzende Betten in mehreren Etagen
angeordnet, alles fast wie neu. Auf jeden Fall in besserem
Zustand als so manches Museum sie hat. Die Gewehrhalter waren
noch mit Holz komplett erhalten. Auch hier Gefriertrocknung
quasi!
(Der
Matsch war unerträglich - und der Geruch auch nicht ohne.)
(Mächtig
beeindruckend: Die top erhaltenen Schlafbereiche - rechts die
Gewehrhalter an der Wand.)
Nach kurzem
Filmen ging es zum zweiten Eingangsblock herüber, der Weg hier
war recht kurz. Oben angekommen hörten wir deutlich die Siesta
machenden Franzosen – da wollten wir nicht stören und zogen uns
wieder nach unten zurück. Viel war im Block auch gar nicht zu
sehen. Außer tütenweise leere Spritzen.
Dopingreste der Tour de France die hier immer wieder vorbeikommt?
Eine florierende lokale Drogenszene? Wir wollten das nicht so
genau wissen, waren aber froh das wir wie immer
durchtrittsichere Schuhe trugen… Schnellen Schrittes ging es
dann zum Block 3 hinüber der über eine kleine Leiter erreichbar
war. Auch dessen obere Etage konnte nur durch eine Leiter
erklommen werden. Belohnt wurde man hier mit einem schönen
Ausblick auf das Petit Ouvrage gegenüber, das die
Verteidigungsstellung des Col de Bonette vervollkommnete.
Ansonsten war hier aber dann doch eher nicht so viel zu sehen,
weswegen wir uns relativ bald auf den Abmarsch aus der Anlage
machten.
Wieder quer durch den Matsch holten wir uns wahre Ekelklumpen an
die Schuhe – die Treppe hoch, Augen und Nase weitestgehend
geschlossen verschnauften wir dann erst wieder blinzelnd draußen
im hellen Sonnenlicht vor der Tür. Die Franzosen würdigten uns
nach wie vor keines Blickes – auch schön.
(Der
Motor - zumindest dessen Reste.)
Als nächstes
wollten wir uns noch die Überbleibsel der Blockbewaffnung
außerhalb der Ouvrage ansehen die nicht mehr eingebaut worden
war. Der Weg dorthin ist parallel zur Straße und stellte den
alten Militärweg dar, den zum Col hochführte. Auf dem Weg also
wurde das alles hier hochgeschleppt? Hut ab vor der logistischen
Meisterleistung!
Der Weg war zwar nicht weit, aber die dünne Luft machte uns
immer noch zu schaffen. Ging aber. Der Wind war mittlerweile so
kräftig, das man so ziemlich gar nichts mehr auf dem Video
versteht – so ist das schon mal mit schlichterem Equipment.
Letztlich fanden wir bald schon die nicht verbauten Kuppeln,
machten diverse Bilder und stießen noch auf nicht eingebaute
Kasematten Scharten.
Dazu kam noch die Bodenplatte, Gegengewichte und Scharte des
81mm Mörsers, die etwas weiter weg lag. Spektakulär sich das
anzusehen – wo sieht man sonst schon mal die Kuppeln nicht
eingebaut?
Nachdem wir ausreichend Bilder gemacht hatten bzw. ich die
Kamera draufhielt, machten wir uns auf den Weg zurück zu den
Autos. Von hier aus konnte man auch hervorragend die
Schotterpiste sehen die zum PO Moutiere führte. Hier waren aber
ausschließlich Jeeps, Landrover und ähnliche geländegängige
Autos zu sehen. Aufgrund der anspruchsvollen Strecke und dem
Zustand unserer Fahrzeuge haben wir uns schweren Herzens dazu
entschlossen, das Ziel leider auszulassen.
Da es so langsam später wurde wollten wir auf jeden Fall etwas
Essen. Kurze Planung: Als nächstes sollte es zum Camp des
Fourches gehen, dort etwas essen, dann zum Außenposten Col des
Fourches und wenn Zeit und Lust bestände noch hoch zum alten
Blockhaus auf der Bergspitze. Von da aus auf dem Rückweg ab zum
PO kurz vor der GO Restefonds und dann zurück zum Hotel.
Nach keinen zwanzig Minuten Fahrt waren wir dann auch da, wobei
das hier eine Herausforderung war – viel Verkehr für so eine
enge Strasse und Wohnmobile, die Kurven schneiden sorgten für
herzinfarktnahe Situationen… Wir kamen dann aber an und parkten
auf dem überraschend vollen Parkplatz beim Camp.
mussten.
(Essen!
Schatten! Urbex!
)
Eigentlich
sieht es nur aus wie ein Dorf – wes ist aber ein militärisches
Lager gewesen. Seit 1890 gab es hier ein Zeltlager bzw.
Hüttenlager das für die militärischen Stellungen ringsherum
gebaut worden war und in dem 150 Soldaten hausen konnten. Seit
1896 wurden dann die heute noch stehenden Häuser errichtet, die
leider nur noch Ruinen sind. Eine der höchsten Siedlungen
Europas war diese das ganze Jahr über bewohnt, wenn auch im
langen Winter nur mit geringerer Mannstärke. Seit 2016 wurden
nach und nach die Gebäude wohl vergittert und mit Dächern
versehen um einen weiteren Zerfall zu vermeiden. Bis vor einiger
Zeit konnte man dennoch die meisten Gebäude noch betreten.
Camp des Fourches
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Bei den Kämpfen um den daneben liegenden Außenposten im Sommer
1940 wurde das Camp nicht beschädigt. Wir kamen also an und
erschraken das praktisch gar nichts mehr betreten werden kann.-
Dezente Enttäuschung bei uns – ein wenig Urbex darf bei der Tour
ja mal dabei sein.
(Leider alles verriegelt
und verrammelt.)
(Blick die ehemalige "Dorfstrasse"
herunter.)
(Durch ein offenes Fenster
fotografiert: Das Innere der Ruinen.)
Immerhin fanden wir einen schattigen, wenig übelriechenden Platz
wo wir uns über unser Essen hermachten. Nichts richtiges
fancymäßiges, aber gekochte Eier, belegte Brote, etwas Gemüse
und Kaltgetränke reichten aus um die Laune ausreichend zu heben.
Der Wind kühlte uns ausreichend ab bei dem ansonsten
sensationell guten Wetter. Und endlich fanden wir auch einen
kleinen Platz mit minimalen Handyempfang und konnten endlich ein
„alles ok“ nach Hause vermelden so daß dort kein Unmut entstand.
Hervorragend!
Wir schauten uns das Dorf an, ich redete mit ein paar
französischen Touristen radebrechend über unsere Tour und dann –
packten wir leichtes Gepäck und machten uns zu Fuß auf zum
Außenposten nebenan.
(Inschrift an einer Ruinen.)
(Übersicht des Dorfes vom
Weg zum Außenposten aus gesehen.)
Der
Außenposten Col des Fourches
Der Weg war
steinig und schmal und voller Bergwanderer – offenbar ein
beliebtes Ausflugsziel! Ewig weit war der Weg auch nicht, die
Aussicht sensationellst und wir machten reichlich Fotos bzw. ich
filmte.
Ziel war der kleine Außenposten – obwohl dieser schon fast die
Ausmaße einer Petit Ouvrage anderorts hatte. Die Bewaffnung war
wesentlich geringer, die Bunker recht klein und einfach aber als
große Besonderheit gibt es auch hier im Felsen eingebaute Gänge
die die Blocks miteinander verbinden. Also nicht die sonst eher
übliche feldmäßige Ausstattung!
Die Anlage wurde zwischen 1931 und 1935 vom MOM gebaut, also
nicht vom CORF das sonst die Maginot Anlagen baute. Dies war
aber in der tat eine recht kampfkräftige MOM Anlage, die 1940
auch in Kämpfe verwickelt war.
(Auf dem Weg zum
Aussenposten)
(Schönes,
beeindruckendes Bergpanorama.)
(Unglaublich:
Rechter Hand ging es hier Hunderte Meter steilst nach unten.)
Insgesamt 43
Mann waren hier stationiert unter erheblich einfacheren
Bedingungen als die in den POs bzw dem GO weiter hinten. Aufgabe
der Anlage war die Deckung des Tals Salso Moreno in Richtung
Italien, um hier Mussolinis Expansionsplänen einen Riegel
vorzuschieben. Dies stellte sich auch als erfolgreich dar – der
Angriff Italiens auf die Anlage im Juni 1940 scheiterte grandios,
nicht zuletzt dank Artillerieunterstützung aus der GO
Restenfonds!
Ursprünglich bestand die Anlage aus fünf Blöcken, im Winter 1939
wurde aber durch einen hastig gegrabenen Tunnel ein sechster
Block noch mit angeschlossen. Ein weiterer Block der nicht mit
der Anlage verbunden ist und nur aus Stampfbeton besteht, ist
auf einem Nachbarhügel, ca. 150m entfernt.
(
Block 5 der kleinen aber feinen Anlage)
(Direkt
unterhalb des Blocks der beste Zugang durch den Abwasserstollen
.)
(Der
Weg zu den Blöcken.)
(Direkt an der Steilkante
- nichts für Leute wie mich mit Höhenangst!)
Wir machten
uns unter den Augen der leicht stauenden Bergwanderer auf den
Weg zum Eingang . an einigen Blöcken wurde die Vermauerung
durchbrochen und wir wählten den einfachsten Zugang über Block
1. Dort befindet sich ein kleines Magazin, ansonsten ist der
wirklich nur „Eingang“. Vor der Tür befand sich eine
Mörserstellung, das kann man mit viel Fantasie vom Wanderweg aus
noch erkennen…
(Andere Wanderer auf und
neben den Bunkern.)
(Klapptisch
im Gang zwischen den Blöcken)
(Die extrem gefährliche
Leiter zum Block 5 (besser oben durch die Scharte!) )
(Der improvisierte
Tunnel zum Block 6
)
Zum Glück ist
die Anlage innen recht trocken so daß man alles gut erreichen
kann. Vorsichtig machten wir uns auf den Weg in die kleine
Anlage und schauten uns als erstes den Block 4 an. Dieser
schirmte die Anlage nach hinten ab und diente der
Eingangsverteidigung sowie der Kommunikation mit den weiter
hinten gelegenen Anlagen via optischen Spiegeln. Nachdem wir
hier die enge und steile Treppe wieder heruntergeklettert waren
machten wir uns auf den Weg zum Block 2 – aber zunächst schauten
wir uns die technischen Installationen an in der Anlage. An gut
erhaltenen Türen vorbei, kletterten wir über zerbröselte Teile
der Anlage und diversen Stacheldraht. Wir konnten die Küche und
einiges mehr einigermaßen einordnen, die Lagerplätze waren
erhalten und wir vermuteten das auch die betonierten Betten (brrrr,
wie kalt!) noch original waren.
Ein kleiner Motor als Kraftwerk komplettierte unseren Fund im
zentralen Bereich der Anlage. Die Gänge waren alle recht schmal
und kaum mannshoch, angenehm ist jedenfalls was anderes. Auf dem
Weg zum nächsten Block fanden wir dann auch das Offizierszimmer
– eine „noble“ Doppelholzliege mit noch klappbaren Holztischchen
war das Maximum des Luxus hier. Eine unglaublich schlichte
Anlage, aber dennoch war hier viel mehr erhalten als etwa in
jedem Regelbau des Westwalls.
(Im Block 6
- draussen standen die Touris)
(Sicht
aus der Scharte)
(Reste
eines Lüfters?
)
(Sehr
bodenständige Unterbringung)
Am Ende des langen Ganges nach einem kleinen Munitionsbunker war
dann der kleine Block erreicht – zwei Scharten, eine gepanzert
und die andere… nicht? Auch nach innen gab es nur eine Holztür
zum Absperren. Da merkte man deutlich die vereinfachte
Konstruktion. Weiter ging es von Block 2 zum Block 3. Diesen
erreicht man über eine kleine Leiter, auch hier recht eng das
Ganze. Kurz vor dem Block 3 ist der Abzweig der 1939 erst
gegraben wurde. Dem merkt man auch an, das hier feldmäßig gebaut
wurde! Nach kurzer Wanderung erreichten wir auch hier die Leiter
zum Block 6, die senkrecht nach oben führte. Der ist sogar recht
geräumig und die Touris draußen bekamen gar nicht richtig mit,
das wir im Bunker waren… Aber da auch hier der Block eher leer
war (immerhin: Man sieht ein paar Kampfspuren von 1940!) ging es
die Leiter bald wieder runter und zurück. Auf dem Weg raus aus
der Anlage kamen wir noch zum Block 5 – zumindest den unteren
Teil davon. Hier führte aber eine sehr, sehr gefährliche Leiter
nach oben weswegen wir spontan auf das Klettern verzichteten.
Kaum waren wir draußen kletterte ich in den Block 5 durch die
offene Tür hinein – viel einfacher als die 10m hohe Leiter zu
nehmen. Innen drin waren noch funktionsfähige Panzerscharten zu
sehen, das hat man sonst auch nie. Und dazu gab es noch eine
Sonderkonstruktion mit denen der Aussichtspunkt geschützt werden
konnte: Klasse Teil!
(Beton Betten im Gang)
(Sehr
gut erhaltene Holztür)
Da wir nun alles gesehen hatten, sind die meisten von uns noch
hoch zum alten Blockhaus gewandert. Der Weg sieht gar nicht so
weit aus, dennoch brauchten wir eine gute Viertelstunde in der
dünnen Luft bis wir am Gipfel angekommen waren.
Blockhaus Col des Fourches
Auch hier
erwartete uns eine unglaubliche Aussicht als wir an dem alten
Blockhaus angekommen waren. Das Blockhaus in seiner jetzt noch
teilweise erhaltenen Form ist die „Position du Mont des Fourches“
– gegen 1889 im Stile der Forts de Rivieres errichtet bot es
einen gepanzerten Aussichtsturm und Platz für 25 Soldaten.
Dieses und zwei weitere Blockhäuser dienten im 19. Jahrhundert
wie auch der später gebaute Außenposten der Verteidigung gegen
Italien. Von den anderen Teilen der Stellung ist heute außer den
Fundamenten nichts übrig, aber dieses Blockhaus ist noch
sehenswert. Wenn man es seitlich betritt sieht man den riesigen
Kamin des Blockhauses, der auch als Küchenplatz gedient hat.
Daneben liegt der große Aufenthalts- und Schlafraum, der durch
die Kaminrückseite angenehm beheizt wurde. Auf der anderen Seite
waren dann noch zwei kleinere Räume, einer vermutlich für die
Offiziere und der andere mit unbekannter Funktion. Durch zwei
Luken und Leitern erreicht man die obere Etage wo der Panzerturm
angebracht ist. Leider kann man den nur noch mit einer extrem
gewagten Kletteraktion betreten, was wir besser sein gelassen
haben.
(Rechts
oben auf dem Gipfel ganz klein: Das Blockhaus.)
(Aussicht
vom Blockhaus auf die ehemaligen Zeltplätze des Militärs)
(In
der Bildmitte - ein Murmeltier.)
Alleine die
Schießscharten waren schon sehenswert – insgesamt erkennt man an
dem Fort die Übergangszeit von mittelalterlichen Festungen und
etwas neuzeitlicheren Forts hin zu den später angelegten Werken
mit Panzertürmen etc.
Spannend – aber wir waren hier relativ bald durch und machten
uns auf den langen Weg zurück zu den Fahrzeugen. Von hier oben
konnte man eine Schafherde sehen die eine riesige Bergwiese
komplett weggemäht hatte – das sah völlig irreal aus.
Auf dem Weg zu den Autos sahen wir dann noch einige Murmeltiere
– das erklärte das kuriose Pfeifen das wir immer wieder gehört
hatten und auch die überraschend großen Löcher neben dem
Trampelpfad.
So langsam begann die Sonne sich zu senken und da wir noch
Tanken mussten, beeilten wir uns, wieder zurück Richtung
Jausiers zu fahren und wollten noch die kleine Petit Ouvrage auf
dem Weg dahin mitnehmen. So fuhren wir an Murmeltieren
vorsichtig vorbei zurück bis zum nächsten Parkplatz, wo auch
einige Biker und Bergwanderer waren und ein Herr mit Fernglas
die Umgebung betrachtete…
Mal
wieder die Gendarmerie - und daher kein PO
Geplant war ja nun ein Besuch des kleinen aber wohl
interessanten Petit Ouvrages Granges Communes,
was quasi zwischen dem Camp des Fourches und der GO Restefonds
sich befindet. Alles andere als fertig geworden besteht das Werk
derzeit aus einem Eingang und dem Block 2. Alle anderen Blocks
wurden nicht gebaut – sehenswert soll es aber durch die noch gut
erhaltenen Motoren sein. Also dachten wir das wir ganz entspannt
das Teil uns ansehen würden.
Wir begannen unsere Sachen aus den Autos zu holen und ich hatte
schon Jacke und Rucksack an als ich den Helm wieder ins Auto
legte denn: Einer der Mitfahrer meinte nur „der sieht etwas
offiziell aus, oder?“.
In der Tat. Nicht direkt eine Uniform aber irgendwas war an dem
Mann mit Fernglas seltsam. Also den Rucksack hingestellt und
meine Spezialität rausgekehrt: „Doof stellen und Touri spielen“.
Kurz gefragt wie es mit Sprachen außer Französisch aussähe und
da tippte er auch auf das unauffällige Gendarmerie Wappen an
seinem Hemd. Oha. Das hätte gerade richtig schief gehen können!
Also radebrechte ich mit ihm auf Französisch darüber das wir vom
Col des Fourches kämen und runter ins Tal wollten aber recht
dringend Diesel bräuchten – stimmt ja. In Frankreich gibt es das
nicht an jeder Tankstelle also bat ich um Information, den wir
wären schon den ganzen Tag unterwegs und hätten viel gelaufen
und nun wäre es Zeit ins Hotel zurückzukehren. Bis hierhin alles
wahrheitsgemäß. Ich habe halt nur nicht alles erzählt, aber er
fragte auch nicht!
Er erklärte anhand einer Karte (ist ja nichts mit Netz hier oben,
wie ich ihm erklärte, ich hätte mich da zu sehr auf Technik
verlassen – er nahm das schmunzelnd zur Kenntnis) wo wir
hinmüssten und dann fragte ich noch, wo den der Trampelpfad
hinginge, den die Wanderer gerade genommen hätten. Wir wollte ja
noch was auf dem Weg in s Tal sehen. „Ich passe hier oben auf
das die Leute auf den Wegen bleiben, deswegen das Fernglas.
Unten ist ein toller See, den schaut euch am besten an!“.
Netter Ratschlag und ich denke es war ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Er stieg dann in sein Auto, düste los in Richtung Col des
Fourches und wir… entschieden spontan dem Mann keine
Steilvorlage zu geben und uns zu verkrümeln. Denn wenn er
zurückkäme und unsere Autos leer vorfände, wäre mehr als klar wo
wir wären und das Risiko musste nicht sein.
Also: Abfahrt. Immerhin wollten wir das Optionsziel des alten
Forts uns anschauen. Lag eh auf dem Weg und los ging die Fahrt
gemächlich den Berg hinunter.
Fortin de Restefonds
Nach diversen
Serpentinen und ungefähr einem Drittel des Wegs nach unten kamen
wir an dem alten (zumindest alt aussehenden) Fort an. Direkt
auffällig vor der Tür geparkt und das Warnschild begutachtet –
nun, wir gingen um das Fort im Kreis herum und machten viele
Fotos. Auf der Rückseite des Baus war eine riesige Lücke im Zaun
und wir folgten der Einladung und schauten uns auch das Innere
des großen, zerfallenden Komplexes an.
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Das Fort
wurde ähnlich wie des Blockhaus Ende des 19. Jahrhunderts erbaut
und noch einmal Anfang des 20. Jahrhunderts erweitert. Heute
steht nur noch ein Teil davon, 2003 ist wegen Baufälligkeit ein
Teil des Komplexes einfach abgerissen worden und dem Rest des
Forts scheint in naher Zukunft ähnliches zu blühen. Eine
dürftige Renovierung wurde Ende der Vierziger Jahre vorgenommen,
aber seit den frühen 60ern steht es leer und verfällt in den
harschen Konditionen am Berg in rasantem Tempo.
(Das beeindruckende Fort
vor dem Bergpanorama.)
(Einsturzgefahr? Wer hätte
das gedacht..)
(Details
des Innhofs. Links war das Zentralgebäude.)
Vom Fort aus
ging eine Seilbahn talwärts um die Anlage und die weiter oben
liegenden Installationen mit Nachschub und Personal besser zu
versorgen.
Beim Betreten des Innenhofes des Forts wurde klar, was das für
eine recht große Anlage ist. Insgesamt drei Kompanien konnten
hier kaserniert werden, ausreichend um die Blockhäuser der
Umgebung zu bemannen und das Gelände dazwischen. Wir hatten
immer wieder einmal Gräben und andere Stellungen sehen können
und auch bei Google Maps sind die recht gut erkennbar. Von hier
aus wurden diese also personalmäßig bestückt!
(Wirklich
beeindruckend, die Mannschaftsräume!)
(Zerfall
im Inneren - lange hält das nicht mehr.)
(Innenhof
von der anderen Seite.)
(Vermutlich
der Backofen in der Küche.)
Der Weg
führte uns durch den Rundgang des Forts, an rudimentär
modernisierten sanitären Anlagen vorbei und mittelalterlich
anmutenden Schießscharten zu hohen und hellen Mannschafts- und
Aufenthaltsräumen. Sehenswert waren hier die wunderschönen Böden
und Armierungsarbeiten, das war noch alte Festungsbaukunst und
Handwerk!
(Auf
dem Weg durch das Fort: Alte Stahltür.)
(Sicherheit
dank eines Bauzauns aussen)
(Wirklich
beeindruckend!.)
Wir wanderten
aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit recht flott durch das
Gebäude, ich filmte und die anderen machten wie gehabt Fotos.
Manch schönes Motiv war dabei, die alten Kamine etwa – manches
eher kurios wie die PVC Rohre die improvisierte Duschen
ermöglicht hatten in den Toilettengebäuden. Nach keinen zwanzig
Minuten hatten wir aber alle Räume gesehen und machten uns
zurück zu den Autos. Die Fahrt dann ins Tal war entspannter als
der Weg morgens hoch, wir legten aber zwischendurch eine Pause
ein um den Bremsen und meiner Kupplung etwas Luft zu verschaffen.
Pünktlich um halb sieben waren wir dann an der einzigen lokalen
Tankstelle angelangt wo eine nette ältere Dame uns als
Tankwartin begrüßte „ihr braucht hier keine Maske, wir sind doch
draußen!“ – wir gingen das Risiko aber nicht ein und ließen die
Schnüffeltücher auf. Maximale Risikovermeidung, Corona wollten
wir uns einfach nicht holen. Also kurz bezahlt und dann los ins
Hotel – um 19 Uhr waren wir plangemäß da....
(Stimmungsbild
am Pool. War traumhaft!)
(Traditionelle
Pyramide in der Ferienwohnung.)
(Mond
über den Bergen.)
Abendessen
wurde dann bereitet, Rückmeldungen nach Hause erledigt und zu
der noch frühen Stunde probierten ein paar von uns den netten
Hotel eigenen Pool aus, während der Rest oben noch duschte. Um
den Abend abzurunden besorgte ich vom Hotelier ein paar kalte
Biere (der freute sich jedenfalls über zumindest ein bisschen
Umsatz) und wir genossen wie Gott in Frankreich ein kaltes Leffe,
den warmen Pool und die aufziehende Nacht in den Bergen…
Als auch das zweite Bier förmlich verdampft war, gingen wir dann
doch hoch in die Wohnung, holten Snacks (extrem scharfe Chips
aber auch normales Knabberzeug…) und Hansa (der
antiintellektuelle Schutzwall wurde wie immer errichtet) hervor
und kloppten noch ein paar Runden „Halt mal kurz“ (witziges
Kartenspiel!) bis wir den kommenden Tag ausreichend besprochen
hatten, in Erinnerungen etwas schwelgten und uns zu vernünftiger
Zeit aufs Ohr hauten.
Eine erneut zu warme Nacht dank nicht zu öffnender Fenster und
Alibi Klimaanlage schloss sich an aber wir wussten ja das wir am
Samstag wohl einen Großteil des Tages in den klimatisierten
Autos verbringen würden…
Tag 3 - Transit, Reise, was auch immer...
Der Morgen graute und mir persönlich graute es vor den nötigen
Aufräum- und Einpacktätigkeiten. Nach dem Entschluss am Vortag
das wir schlichtweg das eine PO sein lassen würden und das
andere wegen der doch extremst grenzwertigen Schotterpiste nicht
anfahren wollten, hatten wir uns dazu durchgerungen lieber einen
kleinen Einkauf für die Daheimgebliebenen einzulegen und evtl.
bei unserem Hotel in Frankreich nach ein oder zwei kleinen
Maginotanlagen zu schauen und die Fahrt entspannt zu gestalten.
Gesagt, getan – wir machten Frühstück, erledigten die nötigen
sanitären Verrichtungen, packten unsere Sieben…tausend Sachen in
die mannigfaltigen Koffer, Taschen und Fahrzeuge ein und dann
rechneten wir mit dem freundlichen Hotelier noch den Rest der
Rechnung ab. Klappte und wir verließen frohen Mutes um kurz nach
zehn das Areal. Das WLAN des Hotels ein letztes Mal für die
Strecke am Handy genutzt und ab dafür…
Im Ortskern von Jausiers ist ein großer Laden mit regionalen
Produkten – wie geschaffen als Touristenfalle – die Preise waren
aber nicht zu überzogen, also fanden wir alle bald das Eine oder
andere zum Mitbringen. Ich entschied mich für diverse
Honigsorten aus dem Ort und fiesen Käse für die Holde.
Kühltechnisch waren wir ja gut ausgestattet – die Sache lief.
Die Fahrt nun gestaltete sich etwas anders als die Anfahrt – das
Handynavi führte uns ewig über relativ gut fahrbare Straßen aber
der Wochenendverkehr war schon ordentlich. Es zog sich…. Und zog
sich… und zooooog sich. Irgendwann waren wir dann in Grenoble
und dort hingen wir dann wirklich im mittäglichen Einkaufsstau
fest. Unglaublich wie wenig man über Landstraßen in Frankreich
vorankommen kann. Es ging dann über wesentlich weniger wilde
Pässe weiter immer mehr Richtung Nordwesten bis wir dann so
hungrig waren, das Mittagspause angesagt war. Ein paar der Reste
gemampft in brütender Hitze – waren wir froh über das bisschen
Schatten am Wegesrand und die Klimaanlagen in den Autos. Wieder
einmal eines der wärmsten Wochenenden des Jahres schien es –
zumindest je mehr wir aus den alpinen Höhen herabkamen, desto
wärmer wurde es.
Unterwegs sahen wir das eine oder andere Schloß auf den Höhen,
riesige Seen in den Tälern und ohne Ende Autos. Offenbar brach
halb Frankreich verspätet wegen Corona in den Urlaub auf und
alle wollten nach Süden. Wir ja nach Norden aber der Verkehr war
echt nicht lustig.
Nach Stundenlanger Fahrt waren wir dann endlich auf einer
Autobahn – und von nun an war die Maut unser stetiger Begleiter.
Hier war das Fahren entspannt, aber es zooooooog sich. Und
irgendwann war klar: Wir brauchen nochmal eine Essenspause. Der
kleine Mittagssnack reichte einfach nicht.
Erster Rastplatz: Alles voll und pralle Sonne überall.
Zweiter Rastplatz: Etwas besser aber da ich keinen Platz im
Schatten sah (nicht richtig hingesehen!) ging es weiter zu einem
dritten Platz. Der war dann richtig nett – mit Tisch, Bänken und
Co. Schatten dank vieler Bäume gab es auch, entsprechend haben
wir dann fast fürstlich getafelt und unsere Verpflegungsreste
minimiert.
Auch diese Pause ging vorüber und weiter ging die Fahrt –
spektakulär teilweise: So flog uns an einer Stelle mal eben ein
Auspuff um die Ohren, den ein Kleintransporter vor uns verlor.
Das hätte echt ins Auge gehen können!
Gegen frühen Abend (hatte ich die dezent unterschätzte Fahrtzeit
erwähnt? 7 Stunden sagte das Navi morgens und letztlich kamen
wir bei fast 9 Stunden heraus) stand plötzlich eine riesige
Rauchsäule über der Autobahn. Wie sich zeigte brannte auf der
anderen Fahrtrichtung ein Auto fröhlich vor sich hin komplett
aus. Die Insassen waren geflüchtet, Feuerwehr weit und breit
nicht zu sehen. Dafür standen bereits einige Bäume in Brand
hinter dem Auto. Der trockene Sommer führt hier sofort zu
erweiterten Brandkatastrophen!
Irgendwann kam die deutsche Grenze in Sicht – wo wir nicht
kontrolliert wurden. Ganz andere Erfahrung als mit der Schweiz…
einfach über die Brücke auf der Landstraße drüber und gut. Wir
fuhren wegen der vorgerückten Stunde direkt zum lokalen Mäkkes,
da wir um fast 8 Uhr abends schlicht mega hungrig waren. Nach
traditioneller Burgerspeisung und auch Rehydration gestärkt
wanderten wir zum naheliegenden Discounter, stockten unsere
Getränke und Essensreserven etwas auf und machten uns dann auf
den Weg zum Hotel. Zumindest einen Bunker wollten wir ja noch
erlaufen.
(Starkregen
und Gewitter - es wurde um 20:30 Uhr schlagartig finster
draussen!)
Dort angekommen checkten wir ein, entluden die Autos und dann –
entlud sich ein gewaltiges Gewitter über uns. Es kam soviel
Wasser runter – keine Chance sich in dem Wetter den Bunker
anzusehen. Nun – leerten wir ein paar Bier, erzählten Dönekes
und planten den nächsten Morgen. Das sah nicht gut aus: Es
sollte Dauerregen geben, also planten wir so früh es geht den
Berg hoch zu kommen um möglichst viel zu sehen bevor wir
komplett durch nass sein würden.
Der Abend endete daher ausnahmsweise mal nicht sehr spät und
dank der funktionierenden Klimaanlage schwitzten wir auch
endlich nicht in den Betten.
Tag 4 - Hartmannsweilerkopf und Rückfahrt
Und wieder ging es relativ früh aus den Betten, Morgentoilette
erledigt, Hotelfrühstück ignoriert, Autos bepackt – noch war es
trocken! Also Navi auf dem Handy angeworfen und los ging die
Fahrt.
Leider, leider entschied sich mein Handy (nie wieder Handynavi
außerhalb Deutschlands!) uns über einen nicht befahrbaren
Waldweg zum Ziel zu lotsen, also mussten wir eine Viertelstunde
zurückfahren und einen anderen Weg nehmen. Aber der ging dann
wenigstens relativ gut – wir mussten nur vielen abgebrochenen
Zweigen ausweichen auf dem Weg den Berg hoch, denn das Gewitter
hatte hier ganz schön gewütet. Der Berg lag noch im Dunst, eine
etwas unwirkliche Atmosphäre stellte sich ein und ich fand es
etwas wie bei Twin Peaks wie wir den Berg hoch fuhren bei dem
wenigen Verkehr.
Oben auf dem mir von 2014 bekannten Parkstreifen angekommen
machten wir erstmal Frühstück. Wir hatten ja etwas die Vorräte
aufgestockt aber insgesamt reichte es wirklich aus, gut und
günstig zu essen. Während wir das machten füllte sich der
Parkplatz und diverse Wandergruppen und Touristen tauchten auf.
Wir brauchten dann noch etwas Geschick um Stefans Auto per
Kanister nachzutanken – eine wilde Trichterkontruktion ergab
sich dann aber nach etwas Fummelei und mit der passte dann auch
der Rüssel in den Tank und die Heimfahrt konnten die beiden
später etwas entspannter starten… Der Himmel begann aber sich
nun geradezu dramatisch zuzuziehen also machten wir uns flugs
auf den Weg zum Berg.
(Noch
war das Wetter gut und das Essen schmeckte.)
(McGyver wäre stolz auf
uns - der improvisierte Tanktrichter.)
Größere Kartenansicht
Zitieren wir
mal den zu kurzen deutschen Wikipedia Artikel: „Der
Hartmannswillerkopf war im Ersten Weltkrieg wegen seiner
exponierten und strategisch günstigen Lage mit Ausblick in die
elsässische und die Oberrhein-Ebene zwischen Deutschen und
Franzosen erbittert umkämpft.
Der Kampf um den Gipfel begann am 31. Dezember 1914.
Die schwersten Kämpfe gab es am 19./20. Januar, 26. März,
25./26. April und 21./22. Dezember 1915. In den vier
Kriegsjahren wechselte die Bergkuppe vier Mal ihren Besitzer. Ab
etwa Mitte 1916 reduzierten beide Seiten ihre Truppen dort;
intensivere Kämpfe fanden in nördlicheren Frontabschnitten statt.
Ab 1916 fanden im Wesentlichen nur noch Artillerieduelle statt.
Beide Seiten beschränkten sich darauf, ihre Linien zu halten.
In den Schanzenkämpfen am Hartmannswillerkopf starben 30.000
französische und deutsche Soldaten; etwa doppelt so viele wurden
verletzt. Sie führten für keine Seite zu einem Ergebnis und
stehen heute für die Sinnlosigkeit des Krieges.“
Da kann man als Übersicht wenig hinzufügen außer daß man hier
die Gedenkstätte durch ein 2014/2015 erbautes sehenswertes
moderne Museum erweitert hat, das den Fokus etwas weg lenkt von
nationaler Gedenkstätte hin zu einer modernen Präsentation des
Schlachtfelds, die beide Seiten ausgiebig würdigt. DAS ist ein
Musterbeispiel für den richtigen Umgang mit Geschichte finde ich.
Allein die audiovisuelle Show im Museum fand ich außergewöhnlich
berührend, doch dazu später mehr.
ng.
(
Der Berggipfel vom Ehrenmal aus gesehen.)
(Blick
über die eine Hälfte des Friedhofs.
)
(Auf
dem Weg durch alte Gräben Richtung Gipfel.)
Wir begannen
also unseren Weg zum Berg, gingen an der noch verschlossenen
Crypta vorbei und schauten dann von deren Dach aus auf das sich
anschließende Gräberfeld. Der Anblick alleine ist schon extrem
ernüchternd. Hier liegen über anderthalb Tausend französische
Soldaten begraben, alle markiert durch einen Grabstein. Unter
der Crypta kommen dazu nochmal Tausende Gebeine von Soldaten,
die man nicht namentlich zuordnen konnte bzw. wo nur Teile von
gefunden wurden. Ein sehr, sehr erdender Ort. Etwas weniger
Wucht als das Beinhaus von Douaumont, aber nichtsdestotrotz ein
Ort der zum intensiven Nachdenken anregen muss.
(Kleiner
Unterstand auf der französischen Seite.)
(Massive
Stacheldraht und sonstige Hindernisreste am Wegesrand)
(Der hier recht massiv
gebaute Graben kurz vo der deutschen Linie.)
Wir machten
einige wenige Bilder in relativer Stille. Der leichte Nebel der
sich im Hintergrund zeigte, gab dem ganzen ein etwas
herbstliches Gepräge, das zur Situation passte. Wir schauten uns
weiter um und gingen dann über den mittleren Weg durch das
Gräberfeld hindurch zum Ausgang Richtung Rundpfad über den Berg.
Was uns auffiel: einige Grabsteine wurden erneuert, bei anderen
fehlte die Plakette – hoffentlich nur aus Reparaturgründen, das
hier jemand Hand anlegt und etwas klaut sollte unvorstellbar
sein!
Am Anfang des Pfades angekommen bemerkten wir das der Himmel
sich immer schneller zuzog. Also mussten wir uns etwas beeilen.
Die Regenjacken würden uns nur begrenzten Schutz hier oben auf
dem Berg gegen das Wetter bieten. Wir schlugen also den
vorgeschlagenen Weg ein und machten uns auf in den Wald, der
nach fast Hundert Jahren die Spuren des Krieges von oben
zumindest getilgt hat. Am Erdboden sah das ganz anders aus –
quasi sofort bemerkten wir Stacheldrahtverhaue im Wald,
Granattrichter, Gräben: Durch die Vegetation überwuchert sieht
das alles anders aus als früher, aber dennoch bekommt man einen
Eindruck von dem absoluten Chaos wie es mal ausgesehen hat.
(Der
"Sermet"-Felsen mit der vorgeschobenen Stellung. Im Hintergrund
das dramatische Wetter.)
(Kampf
mit der Bildtechnik auf der Stellung und kurze Meldung an
zuhause.)
(Die
Stellung etwas detaillierter.)
Erstes
größeres Ziel sollte der „Sermet“ genannte Bereich sein auf der
französischen Seite des Bergs. Aber schon der Weg dorthin bot
einiges Sehenswertes. Schützengräben aus Felsgestein sieht man
ja nicht oft, hier sind sie quasi überall. Davor, dahinter und
dazwischen: Bergeweise Stacheldraht noch, der dem Verfall
preisgegeben ist, so aber völlig authentisch bleibt. An einem
klitzekleinen Aufenthaltsraum machten wir Pause und kletterten
in den grob 2qm großen Raum – wir würden da später noch mehr
finden, leider ist ja vieles hier oben abgesperrt.
(Unter der Stellung in den
Tunneln.)
(Die
MG Stellung am Ende des Tunnels.)
(Etwas
fertig aber gut gestimmt nach der Tunnelexkursion.)
An diversen
Stellungen (und wirklich hervorragenden Schautafeln die
mehrsprachig die Ereignisse erklären) machten wir uns auf den
weiteren Weg und kamen an einem riesigen Haufen Draht und
Stahlträgern vorbei an der Stellung an. Dieser Sermet Felsen und
die dort eingebaute Stellung der Franzosen hat für diese
symbolhaften Charakter: Er wurde im März 1915 von ihnen
zurückerobert und bis Kriegsende gehalten – gleichzeitig war er
die vorderste französische Linie. Noch war uns gar nicht klar
wie nahe er an den deutschen Gräben lag aber das kann man sich
kaum vorstellen: Wurfreichweite einer Handgranate mehr oder
minder!
Wir sahen uns die Stellung genau an – der obere Teil wurde nach
dem Krieg von Freiwilligen rekonstruiert und ist recht nah am
Original wohl, der unterirdische Teil der von einem gespannten
Kabel symbolhaft abgesperrt ist dagegen ist noch so wie
zurückgelassen wurde. Mutige Gestalten gehen hier mit einer
Taschenlampe natürlich in den Berg hinein sofern im Morgendunst
keine Parkwächter vor Ort sind… also flugs einige Bilder gemacht
und diese kleine unterirdische Stellung erkundet.
(Spanischer
Reiter und Draht)
(Munitionsfach in der Grabenmauer)
(Die
verbunkerte Mörserstellung.)
(Das
Innere der Stellung - man beachte den schrägen Schacht.)
Das
Warnschild hört sich schlimmer an als es ist – wenn man nicht so
ungeschickt ist oben reinzukrabbeln wo es nach kurzer Distanz
mehrere Meter senkrecht nach unten geht, sondern stattdessen den
unteren Eingang nimmt, kommt man sehr gut in die wesentlichen
Teile hinein. Man kommt zu drei unterirdischen Räumen im Felsen.
Vorne eine MG Stellung, zur Seite ein Lagerraum, weiter oben
noch ein großer Raum wo man sich aufhalten konnte. Dazu eben der
Brunnenschacht, in den man nicht fallen sollte – ein paar Bilder
später krabbelte ich mit der Lampe in der Hand wieder hinaus.
Weiter ging der Weg zur Chassus Stellung – davon ist nicht mehr
so viel übrig, daher nur ein schnelles Foto und weiter führte
der Weg Richtung deutsche Linien. Auf dem Weg dahin entdeckten
wir eine Mörserstellung (ein befestigter Raum) die wir uns
ansahen und noch die P10 Stellung, die nach monatelangem Kampf
endgültig die vorderste französische Position bildete. Gegenüber
lag der Graben „Emma“, den wir uns nun ansehen wollten.
(Eines
der sehr guten Schilder - hier vorderste Linie.)
Auf dem kurzen Weg dorthin kommt man durch das Niemandsland.
Auch heute noch erkennt man hier ohne Ende Stacheldraht, Reste
spanischer Reiter, Fußfallen etc. – an dieser Stelle sollte man
wirklich den Weg nicht verlassen, auch nicht mit
durchtrittsicheren Schuhen!
Auf der deutschen Seite angekommen erkennt man sofort den
Unterschied: Alle Gräben hier sind gemauert und aus behauenem
Stein konstruiert. Munitionskisten wurden in die Seiten
eingefügt um den Soldaten geschützt Munitionsreserven zu bieten.
Die Seiten wurden so gebaut, dass man stabil über den Rand der
engen Gräben feuern konnte. Aber die Enge hier war beklemmend –
man sieht nichts und hört maximal etwas von der anderen Seite.
Klaustrophobisch Veranlagte haben an dieser Stelle wenig Spaß
beim Besuch, fürchte ich. Auch mit den nun doch zahlreicher
werdenden anderen Besuchern muss man sich arrangieren. Die
Gräben sind so eng das man doch etwas Mühe aufbringen musste,
den Corona bedingten Abstand so gut es eben geht einzuhalten.
(Wesentlich
massiver: Deutscher Graben.)
(Im
Graben: Regimentsabzeichen eingemauert.)
(Einstieg
in einen Abri im Graben.)
(Das
Innere ist sehr übersichtlich.)
(Das
verdeutlicht, wie tief die Gräben sind.)
Am
sogenannten Johann-Albrecht Graben angekommen fanden wir dann
einen Panzerturm, den man hier einbetoniert hatte. Von diesem
aus konnte man per Periskop die französische Seite geschützt
beobachten. Den Turm darf man sogar ganz offiziell betreten, es
ist allerdings extrem eng da drin und mit mehr als zwei Personen
geht das eigentlich gar nicht…
Kurz dahinter befindet sich eine unterirdische Stellung, leider
scheint der sich anschließende Tunnel verschüttet. Dennoch
gelang es uns, ein oder zwei gute Bilder von dort zu machen.
Weiter führte uns der Weg durch äußerst stark ausgebaute Gräben
zur Verteidigungsstellung „Dora“, wo das erste Mal Flammenwerfer
zum Einsatz kamen. Den Schrecken davon möchte ich mir wirklich
nicht vorstellen.
(Blick
von oben in den Turm)
(Blick
von ujnten im Turm)
Diese
betonierte Festung liegt unmittelbar vor dem Gipfel des Bergs
und wurde zum uneinnehmbaren Problem für die französischen
Truppen. Mit Schießscharten ausgestattet und Zugängen zum
unterirdischen Tunnelsystem am Gipfel war sie so massiv, das
eine Einnahme nicht gelang. Leider ist sie komplett abgesperrt,
nur durch ein Guckloch gelang ein Bild der „Eingangsschleuse“.
Zeit für ein Gruppenbild – das gelang uns dann vor dem
Hintergrund der Feste Dora.
(Hier
entlang ging es weiter durch die Gräben.)
(Die
Festung kurz vor dem Gipfel.)
(Die
Betonkuppel der Feste)
(Gruppenbild
an der Festung.)
Wir machten
uns noch auf den Weg den zweiten Teil des Rundgangs zu erkunden
als der Himmel geradezu bedrohlich dunkel wurde. Wir schafften
es noch uns einen Lauschposten anzusehen sowie den Stellungsteil
„Bindsack“ mit seinem kleinen Beobachtungsturm. Wir quetschten
uns auch einmal kurz alle in die unterirdische Kammer – leider
ging es auch hier nicht (mehr?) in das komplette Tunnelsystem
hinein!
(Der
"Blindsack")
(Der
kleine Turm im Blindsack für das Periskop.)
(Der verschüttete Bereich
unten in der Stellung. Ging es hier einst weiter?)
Regen setzte
ein und schlimmer noch: Blitz und Donner! Bei Gewitter oben auf
dem Berggipfel sein erschein gar keine gute Idee und so mussten
wir schweren Herzens die Tour hier aus Sicherheitsgründen
abbrechen. Sehr, sehr schade, wir hatten den offiziellen Teil
nur zu 80% gesehen und natürlich der wohl spannendere Teil unten
Richtung Rehrücken (oder wie es hieß?) gar nicht. Also: Hier
müssen wir nochmal hin!
So schnell es ging machten wir uns auf den Weg zurück, der regen
wurde von Minute zu Minute dichter und wir kamen schließlich
klatschnass zurück zur Crypta.
(Das
Gipfelkreuz im Gewitter.)
(Auf
der französischen Seite - gepanzerter Beobachter.)
Dort stellten
sich noch andere Gäste unter aber auch nach über zwanzig Minuten
regnete es dermaßen stark, das ein weiteres Warten wenig
sinnvoll schien. Da wir aber noch über eine Stunde Zeit hatten
laut unserem Plan machten sich die meisten von uns dann auf den
Weg zum neuen Museum. Der Eintritt dafür war ganz vertretbar und
immerhin war es hier trocken. Dank Corona dauerte es länger als
sonst um rein zu kommen und man wurde relativ flott durch die
Anlage gelotst, aber: Sehenswert! Ich war insbesondere von dem
zentral errichteten Videoraum begeistert der mit einem
halbrunden Schirm eine sehr immersive Erfahrung ermöglichte.
Wegen Corona dauerte es leider ewig sich das anzusehen aber das
war es wert. Auch die im Boden gefundenen Artefakte beim Bau
wurden gut integriert – das Konzept des Museums ging voll auf!
(Ungewitter
- wir waren mitten IN der Gewitterwolke!)
(An
der Crypta angekommen - heftigster Regen..)
(Beispiel der Präsentation
im Museum.)
(Beispiel der Präsentation
im Museum.)
Aber alles
muss mal ein Ende finden und so ging der Museumsbesuch dann auch
zu Ende und damit quasi auch die Tour. Wir hatten noch einiges
an Fahrt vor uns also verabschiedeten wir uns herzlich an den
Autos und machten uns auf die lange Fahrt zurück. Dank Sonntag
und Reiserückverkehr dauerte das durchaus noch eine ganze Weile
und auch unser Besuch bei den goldenen Brücken zwecks
Nahrungsaufnahme machte die Fahrt nicht schneller aber: Passend
zum Plan waren wir zurück in Hagen, zurück dann in Unna und ich
nu zehn Minuten nach dem Plan in Beckum.
Vier Tage unterwegs und bis auf zehn Minuten genau zurück – nach
2500km? Ist ein Wort!
Finanziell die bei weitem teuerste Tour aber eben auch die
weiteste und längste. Insgesamt 233€ standen bei mir auf dem
Tacho, das meiste davon der Tunnel-, Schweizer und französischen
Maut geschuldet, Sprit natürlich und dem Hotel. Hätten wir
zumindest die Schweiz umfahren und den „richtigen“ Weg über
Grenoble wie beim Rückweg genommen, so wären es gute 20-30€
weniger gewesen, aber so ist das Leben manchmal.
Endergebnis: Genug gesehen um zufrieden zu sein, nicht alles
gesehen was geplant war – und der feste Vorsatz, noch einmal zum
Hartmannsweilerkopf zu fahren BEVOR man dort auch den Rest der
Tunnel etc. absperrt! Das wird wohl nicht mehr ewig dauern, aber
kommendes Jahr ist klar: Eine deutlich kürzere Tour muss her.
Die viele Fahrerei müssen wir ausgleichen. Eventuell geht es
noch einmal nach Belgien, das damals von uns nicht gesehen Fort
steht noch auf der „to do“ Liste und auch in den Niederlanden
gibt es spannendes zu sehen. Bei Arnheim das Museum (außerdem
kann man da mit einem US Jeep durch die Stadt düsen!) etwa, die
„Bergstellung“ bei Utrecht… es gibt noch viel zu entdecken! Aber
erst einmal hoffen wir derzeit, das diese Pandemie bald zu Ende
geht und sich ansonsten keine weiteren Katastrophen bei uns
einstellen.