bullet Bunkertour 2018
bullet Metz, Maginotlinie Teil XYZ und U-Verlagerung Saar

 

 
 Die große Jubiläumstour zur Maginotlinie

Nein, da lag ich 2015 wohl doch etwas falsch mit der Annahme "das war es dann erst einmal mit der Maginotlinie" - denn im Winter 2017 war ich herzlich unentschieden, was denn 2018 Bunkertourtechnisch sich ergeben könnte.
Lange standen drei Möglichkeiten im Raum: Berlins Unterwelten und Umgebung plus ein Trip über Magdeburg zurück? Oder... die Pariser Katakomben endlich? Oder doch noch die Teile rund um Metz und der Maginotlinie ansehen, die auf der "da müssen wir doch irgendwann mal hin" Liste schon viel zu lange lagen?

Nachdem sich das Kartenmaterial über Paris zwar als interessant, für eine komplette Tour dann aber doch unzureichend herausstellte, war diese Option vom Tisch. Berlin... nun, die Unterwelten Extremtouren sind schon ewig ausgebucht und beim Berliner Umland kenne ich mich eher weniger aus. Also dann doch nochmal Richtung Metz, Fokus auf die alten Festen, ein wenig Maginotlinie und U-Verlagerungen dann als Abschluß, damit es nicht langweilig wird. Hörte sich nach einem Plan an und da die Hälfte der Locations schon von mir für Touren ausgesucht worden war, wurden nur flugs Erkundigungen bei diversen Leuten eingeholt, Kartenmaterial besorgt, das Hotel gebucht, Bier gekauft und die Tour konnte losgehen.

So wurde es Sommer und die Tour stand unmittelbar bevor. Der gewohnt sportive Plan sah vor, binnen gut dreieinhalb Stunden nach Frankreich zu bügeln, sich dort mit unseren Mitfahrern Alex und Sergey in der Nähe von Soetrich (die Anlage stand schon seit 2014 auf der "to do Liste") zu treffen, das die beiden bereits besucht hatten und wo ich gutes Kartenmaterial für hatte. Danach dann am frühen Abend vor dem Hotelbesuch noch ein Kurzbesuch in der Feste im Stadtgarten Yutz und dann am späteren Abend sollte es ins Hotel in Thionville gehen.

Am zweiten Tag dann stand ein Besuch der Feste Kaiserin an, die Klaus bereits gesehen hatte. Entsprechend lag gutes Kartenmaterial vor, wir wussten wo man parkt etc. – das sollte relativ schnell gehen und spannend werden. Nach kurzer Mittagsrast sollte uns die Fahrt zur Feste Luitpold bringen – auch hier war Klaus schon gewesen, auch hier erwarteten wir recht schnellen Erfolg. Abends dann vielleicht noch ein kleines Ziel in der Nähe oder gar eine dritte Feste (Driant) sofern wir noch motiviert waren. Und dann natürlich ab ins Hotel. Am dritten Tag war der Plan, das wir uns die Petit Ouvrage Denting ansehen wollten – leider waren Robert und ich vor Jahren an der auf einen (immerhin netten!) Bauern getroffen und die Anlage war damals frisch verfüllt, weswegen wir unverrichteter Dinge abzogen. Das sollte nachgeholt werden wenn möglich. Danach noch ein Abstecher zur deutsch-französischen Grenze um eine oder zwei der U-Verlagerungen Katz bzw. Saar zu besuchen und dann war am Nachmittag die Rückfahrt ab 16 Uhr zurück nach Unna und Beckum angesetzt. Als Option hatte noch die Spichernstellung ausfindig gemacht, ein kleiner Westwallabschnitt der auf der französischen Grenzseite die Wirren der Zeit recht gut überstanden hat.


Soweit also der Plan – aber ein Plan hält ja bekanntlich immer nur bis zum Einsetzen akuter Realität. Im Juli ging es dann auch auf die Reise. Los ging es wieder mit zwei knallvollen Autos, bei der Abreise in Unna ging es aber flotter zu, wir hatten ja vom letzten Mal noch die Packordnung im Kopf. In Zons sammelten wir dann die restlichen Mitfahrer ein und damit waren beide Autos sehr gut beladen und wir flott unterwegs. Das Wetter hatte sich ganz ordentlich verhalten. Die temepraturen versprachen nicht zu heiß zu sein und auch der Regen hielt sich ja das ganze Jahr über eher zurück. Aber unter der Erde würde es ja kühl sein, sollte also alles klappen.
Der einzige Haken an der Tour war die Aufmerksamkeit der lokalen Behörden und Anwohner, vor denen wir nur ansatzweise gewarnt wurden. Es gab Gerüchte über mehr Überwachung und sogar Kameras - wie ernst das zu nehmen war, sollte sich dann während der Tour herausstellen. Und was die Erstellung dieses Berichts betrifft: So lange hat ein Tourbericht seit der ersten Exkursion nicht mehr gebraucht. Privat stand ein Jobwechsel im letzten Spätsommer an, gesundheitliche Probleme bei mir, der Holden, dann nochmal bei mir und schlichtweg wenig Zeit bis in den Februar hinein. Und dann habe ich noch versehentlich bei einem Absturz den letzten Tag der Tour gelöscht und das Backup war auch "inne Fritten"... ergo: Es dauerte bis Ende MAI bis endlich der Bericht stand. Nun, immerhin plante ich zeitgleich die Tour 2019 dann, was wechselseitig motivierte - und demotivierte. Aber so ist es eben im Leben.

Tag 1 – Gros Ouvrage Soetrich (und keine Feste Yutz) 

Aufgrund der recht frühen Abfahrt kamen wir gut vorwärts, die Frühstückspause war bei unserem Mitfahrer Espo in Zons geplant. Dort kamen wir auch nur knapp nach Plan an. Nicht schlecht :) Ein gutes Frühstück später ging es weiter Richtung Frankreich und nach einer nicht zu langen Weile waren wir dann auch vor Ort. Zu einer Punktlandung hat es leider nicht gereicht, wie üblich bei mir waren wir ein paar Minuten zu spät dran. Machte aber nichts, denn unsere Mitfahrer steckten noch im Stau fest, den wir schon hinter uns gebracht hatten. Also zogen wir das MIttagessen etwas vor und nach Ankunft und Begrößung - parkten wir die Autos um. Der Weg durch den Wald sei zu lang wurde befunden, man habe letztes Mal auch direkt am Parkplatz bei der Anlage geparkt... nun. Nach kurzer Diskussion haben wir uns auf den Weg gemacht und parkten die Autos so unauffällig wie möglich nicht zu weit von der Anlage (was aber immer noch recht auffällig ist). Schnell die Stiefel an, Helme in die Rucksäcke und los in den Wald dem Trampelpfad gefolgt.
Eine halbe Stunde später (man stelle sich das vor in der typischen Spongebob Squarepants Einblendung "300 Jahre später..." vor...) hatten wir uns erfolgreich in den Dornen verirrt und waren wieder zurück bei den Autos. So hatten wir uns das eher nicht vorgestellt.   

Also Plan B: Gewartet bis keine Autos kamen, die Strasse entlang zum Feldrand gerannt, dort dann den Waldrand entlang bis wir relativ weit weg von der Strasse waren. Und dort dann an der richtigen Abbiegung ab in den Wald und schon standen wir vor dem richtigen Beton. Unauffällig wie eine Herde Elefanten beinahe. Am "Loch" angekommen zogen wir uns flott die Maleranzüge an und dann ging es einer nach dem anderen in die Anlage hinein. Kurz zuhause abgemeldet und keine zwei Stunden nach Plan waren wir endlich "drin". Soweit zum Plan also.



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Die Gros Ouvrage Soetrich liegt nicht weit weg von Hettange-Grande und besteht aus den typischen zwei Eingangsbunkern und sechs Kampfblöcken. 605 Mann stark war die Besatzung, davon 20 Offiziere. Anders als manche der anderen GOs kam es bei Soetrich zu keinen Kampfhandlungen um das Werk während des 2. Weltkrieges. Während der Besetzung Frankreichs wurde das Werk von den Deutschen leicht verändert und als U-Verlagerung teilweise genutzt.

Nach dem Krieg wurde die Anlage bis in die 80er Jahre fast unangetastet gelassen, zumindest die Kampfblöcke. Wie einige andere GOs auch, hatte die französische Armee Soetrich der NATO in den 6ßern zur Nutzung als Kommandobunker angeboten. Einige Umbauten erfolgten dann auch, insbesondere im Bereich des M1 Magazins und den Aufenthaltsräumen. Anfang der 80er räumte die Armee das Werk endgültig. Danach durften verschiedene Festungsvereine aus dem Werk ihren Bedarf für andere Werke decken. Eine touristische Nutzung des Werkes erfolgte aber nicht. Seit 2005 ist auch der Mannschaftseingang vollständig angeerdet, die Kampfblöcke ebenso. Aber findige Köpfe haben da Hand angelegt, und so ist seit einiger Zeit eine Befahrung möglich - wenn auch mit Schwierigkeiten verbunden.

(Der nicht ganz einfache Einstieg über eine schlammige Scharte in einen Kampfblock.)

(Reparierte Reste des Schartenbereichs, rechts in der Wand Schrapnelleinschläge.)

Drinnen angekommen entledigten wir uns überwiegend von unseren weissen "Schutzpellen". Zwar hat der Look etwas von Black Mesa und Half-Life an sich, ist aber mangels Atmungsaktivität doch eher übersichtlich bequem. Wie üblich machten wir uns an die Inspektion des Blocks, den wir als Einstieg benutzt hatten. Der Kampfblock der Ouvrage diente mit seiner Kombischarte der Panzerabwehr bzw. als Kampfblock für die Infanterie. Bewaffnet war er mit einer kleinen 47mm PAK sowie MGs und zwei Mörserscharten (diese ware aber wohl nicht mehr bestückt worden). Interessant an dem Block waren die Sprengreste im Kampfbereich. Diese wurden später repariert, es ist nicht ganz klar ob dies Überreste der deutschen Angriffe von 1940 waren, spätere Sprengversuche der Wehrmacht oder ob diese Schäden später erfolgten. Ich gehe aber davon aus, das es hier um Überreste des erfolglosen deutschen Angriffs vom Juni 1940 sind.


(Gut erhalten: Sicherungskasten oder Telekommunikationsinstallationen neben den Mörserscharten.)

Diverse Wandbeschriftungen und Einbauten sind hier noch vorhanden, insbesondere die Halterungen der Mörser waren interessant zu sehen da es von denen nicht mehr viele in der Maginotline gibt (oder je gab). An diversen sanitären Einrichtungen vorbei machten wir uns auf den Abstieg in die ca. 30m tief liegenden Hauptgänge des Werkes. Die Schächte sind recht gut erhalten, da haben wir schon wesentlich schlechteres gesehen bisher.
Unten angekommen wurde es Zeit für das alljährliche Ritual des "Licht aus, zur Ruhe kommen und sich gewahr werden, das die Tour immer ein Risiko ist und ohne Licht kein Herauskommen sein wird". Immer ein ernüchternder, aber auch schöner Moment der die Tour für mich etwas "einläutet": Ab jetzt wird es spätestens Ernst, denn ohne Licht kommt man in der Tat aus den Anlagen nicht mehr heraus. Vorsicht, Orientierung und Licht, Licht, Licht...!
 

(Die bekannten Schächte der Kampfblöcke zur Hauptgallerie des Werks. Wie immer größte Vorsicht das man nicht abstürzt!)

Im Hauptgang angekommen schauten wir auf den Tourplan und entschlossen uns, einige (aber nicht alle) Blöcke und die Hauptanlagen der Anlage zu erforschen. Wir begannen am Block 4, ein Artillerieturm mit einer 135mm Kanone. Am unteren Ende lag ein kleineres Munitionsmagazin, das wir uns anschauten. Der Zustand war durchaus OK soweit, etwas geleert aber immer noch mit einigen erhaltenen Einbauten und sogar einer funktionsfähigen Weiche der Deckenschienen!
Unsere mutigsten MItfahrer erklommen nach kurzer Inaugenscheinnahme des unteren Geschosses des Kampfblocks (unter anderem ist heir ein hölzerner Gewehrständer noch zu sehen) den Geschützturm. Immer eine nervenaufreibende Sache, da der Boden unter den Türmen in der Maguinotlinie meistens aus Haolz bestaht. oder eher: Bestand. Der ist gerne mal komplett, teilweise oder zumindest erschreckend weit verrottet und morsch und trägt unser gewicht mehr so gar nicht. Da es mehrere Meter darunter abwärts geht, muss man sich vertrauensvoll auf den Stahlträgern der Geschützhalterung bewegen, die man aber von oben nicht sieht. Kommunikation ist da wichtig, man gibt sich gegenseitig Anweisungen wo die Füße mehr oder minder sicher hinsetzbar sind.
Diesen Turm habe ich dann mal ausgesetzt, ich brauche meistens ein oder zwei Blocks bevor ich den Mut habe, mich dort auch reinzuquetschen.

(Die Weichen an der Decke funktionierten teilweise noch.)

(Einer der Geschütztürme, diese zu Erklettern ist jedesmal ein nicht ungefährliches Abenteuer.)

 

Nach einigen Fotos des Blocks kletterten wir wieder den Schacht nach unten. Weiter ging unsere Route zum fünften Block der Anlage. Ebenfalls ein Artillerieblock, aber mit einem kleineren 75mm Geschützturm. Wieder ging es 30m nach oben nachdem wir im dortigen Munitionsmagazin einige Bilder schossen.
 

(Das beeindruckende M2 Magazin mit Munitionskistenchaos am Fuß des Kampfblocks.)

Am völlig zerrosteten Fahrkorb des Fahrstuhls vorbei gingen wir im Gänsemarsch die steilen Stufen zum Block hinauf. Auch hier wieder ein eher leer geräumter Kampfblock mit relativ viel Müll von Besuchern vor uns (Pfui!), aber dennoch sehenswert. Dieses Mal reichte der persönliche Mut und ich quetschte mich mit oben in den Turm. Sehr enge Sache, aber hier waren von dem Doppelgeschütz noch einiges an Resten vorhanden! Einige Bilder später kletterten wir aber wieder heraus und machten uns nach unten auf den Weg die restliche Anlage zu erkunden.

(Ein Geschützrest im Turm der Anlage. Ohen Weitwinkelobjektiv kaum zu Fotographieren leider. )

Der Weg führte uns tiefer in die Anlage hinein. Den langen Hauptgang hinab machten wir uns auf den Weg zur Kaserne und von da aus zu den Maschinenräumen. Wie auch die anderen Gros OUvrages ist auch hier noch so einiges erhalten und zu sehen, auch wenn der Zustand doch an einigen Stellen etwas desolat ist. Viele Wandmalereien fielen uns auf dem Weg auf und nicht zuletzt die dekorierten Wände im Kasernenbereich liessen mich viele Bilder schiessen. Highlight: Das Bettendepot. Soviele Betten wie in diesem Raum hatte ich noch nie in einer Maginotanlage gesehen!

 

(Die insgesamt gut erhaltenen Mannschaftsräume.)

Allerdings war dann auch bald hier die Spur der Verwüstung durch Metalldiebe deutlich zu sehen: Im Gang bei den Kasernen war viel Verkabelung zusammengetragen und verbrannt worden, um das Kupfer zu stehlen. Das Feuer liess Teile der Decke einstürzen und wir beeilten uns, durch den Gefahrenbereich zu kommen.

(Wirklich schöne Wandgemälde aus der Zeit des "Drole de guerre". )

 Auch im Maschinenraum das gleiche Bild: Diebstahl, Brandstiftung und Verwüstung gaben ein trauriges Bild der ehemals so starken Maschinen ab, die den Komplex wochenlang mit Energie hätten versorgen sollen. Immer wieder dagegen beeindruckend: Die gigantischen, oraktisch unzerstörbaren Treibstofftanks der Anlage. Leider sind diese immer so "eng" eingebaut, das man deren Größe nicht wirklich erahnen kann. An Werkstatt und Küche vorbei arbeiteten wir uns weiter durch die verlassene Anlage.

(Hunderte Betten. Sehenswert!)

(Hunderte Male im Netz gesehen bei anderen Besuchern und nun selber fotografiert: Die Musikkapelle in der Kaserne.)

 

Wir machten uns dann zum "Hauptbahnhof" auf, den "Gare C", der gegenüber dem großen M1 Munitionsdepot oder Magazin liegt. Dort fanden wir eine funktionsfähige Lore vor, die unsere Mitfahrer direkt in Bewegung setzten. Danke der weissen Anzüge sah das ganz schön nach der Anfangssequenz von Half-Life aus :)

(Die Werkbank im Maschinenraum - besser erhalten als die Maschinene selber.)

(Hello Mr. Freeman, welcome to Black Mesa Compound...)

(Der Maschinenraum, leider völlig ausgebrannt.)

(Und auch das fanden wir: Die improvisierte Kapelle im Magazin M1. Leider stark beschädigt.)

 

Nachdem wir dann Batterien und Akkus wechselten (wir waren ja schon über eine Stunde unter Tage) ging der Weg weiter. Wir schauten uns das leider sehr leer geräumte M1 Magazin an, vorbei an einem der berühmtesten Wandbilder der Maginotlinie. Leider haben auch hier Sprayer zugeschlagen, aber insgesamt immer noch sehenswert. Nachdem wir das grosse, leere Magazin durchquert hatten, führte uns der Weg zum Fahrstuhl Ricthgun Munitionseingang. Hier allerdings versperrte so viel Schutt das treppenhaus, das nur ein teil von uns den Weg nach oben antrat. Der Rest legte eine Pause ein, ich erkundete in der Zwischenzeit den Abwassertunnel der Anlage. Laut Plan unr 2-300m lang bin ich den in gebückter Haltung über 600 Schritte abgegangen, ohne ein Ende erkennen zu können. Immer enger und kleiner wurde der Tunnel und schliesslich roch ich ganz leicht einen unangenehmen, schwefligen Geruch. Faulgas? Schwefelwasserstoff etwa? Jedenfalls war das ein Alarmsignal und ich drehte sofort um. Nach deutlich zu langer Weile kam ein Licht auf mich zu und ich warnte meine Mitfahrer mir hiern icht zu folgen, wir machten also gemeinsam kehrt und wanderten zurück zum Hauptgang.


(Das wäre fast ins Auge gegangen: Der Abwasserstollen.)

Dort hatte sich inzwischen der Rest der Gruppe gesammelt und wir machten uns langsam auf den Rückweg durch die Anlage, denn alle Kampfblöcke wollten wir nicht besuchen. Auch den Mannschaftseingang liessen wir "links" (oder in dem Fall eher rechts) liegen. Wir gingen bis ans Ende der Anlage und erklommen dort nach kurzem Besuch des eher leeren Kommandopostens die Treppe zum zweiten Block. Dort angekommen fanden wir einen leidlich gut erhaltenen Turm vor, in dem ich mich dann auch hochwagte. Der doppelte MG-Turm war überraschend gut erhalten, sogar der Holzboden sah nicht ganz so bröselig aus wie sonst. Bröselte aber bei Betreten, also auch hier: Balanceakt über die Stahlträger zur Kuppel hin.

 

 

(Der Turm im Block, untere Etage)

Nach einigen Bildern war aber der körpereigene Akku am Ende und wir beschlossen, uns aus der Anlage zu verabschieden. Der Rückweg dauerte gar nicht mal so lange hin zum Block 3, aber die Treppen schaffen einen dann doch.
Oben im Kampfblock angekommen legten wir wieder die Maleranzüge an und krabbelten einer nach dem anderen aus der Anlage heraus. Das dauerte in diesem Fall gar nicht mal so kurz, ist die Öffnung doch eher eng und matschig und nicht leicht zu bekrabbeln. Aber auch das klappte final und wir meldeten uns zuhause als fit zurück.

Nach einer kurzen Rehydrationspause machten wir uns auf den Weg zurück zu den Autos. Dieses Mal aber nicht über die sumpfige Weide, sondern einem Trampelpfad folgend. Und wie sollte es anders sein: Da wir zu Anfang vom Parkplatz aus dem Trampelpfad leicht nach rechts folgten, aber irgendwann im Nichts standen und dann zurück gegangen waren und links eine Weile unser Glück versuchten und auch dort umkehrten weil "wir ja in die falsche Richtung gehen" - so tauchten wir nach einigen Minuten Fußweg genau auf diesem linken Trampelpfad wieder auf. Und gar nicht weit weg von dem Punkt wo wir umgekehrt waren.
Ich erinnerte mich spontan daran, wie wir vor Jahren ca. 20m vor einem kleinen Abri auf einem Feldweg ebenfalls zu früh umgekehrt waren und nunja... da hätte man gut eine Stunde sparen können. Aber irgendwas ist ja immer.


Da die Uhr nun mittlerweile deutlich nach 18:30 anzeigte, machten wir uns auf den Weg nach Yutz. Zum einen gibt es dort eine Feste unterm Stadtpark die als Optionsziel des Tages noch offen war, zum Anderen wartete das Hotel dort auf uns.
Als wir dann abends am Hotel ankamen und eincheckten waren wir alle schnell der Meinung: Für heute ist es gut. Wir machen uns frisch, essen was, trinken ein oder drei Bier und der Abend ist durch.
Gesagt, getan: Nach erfrischendem klaren Wasser für Mains und Physis machten wir uns auf den Weg zur bekannten schottischen Futterkrippe und nur 30 Cheeseburger (inkl. üblicher Diskussion) später waren wir für ein kaltes Hansa aufnahmebereit.


Die Kühlkiste wurde auf dem Parkplatz eröffnet und wir setzten uns im Halbkreis drumherum und genossen ein paar Bier, viele Erzählungen und hatten eine gute Zeit. Die wurde irgendwann leider etwas sehr gut, insbesondere nach Fortsetzung auf dem Zimmer unserer Mitfahrer, so das Tag 2 etwas viel später als geplant begann. Hatte ich auch noch erwähnt, das wir mal eben ein Zimmer wechseln musten, da das Türschloss defekt war? Nein? Nun, es lief halt so manches eher spontan bei dieser Tour...
Aber zuerst mal nur noch: Schlaf.

 

Tag 2

Feste Kaiserin und Feste Luitpold, Metz

IDer Tag begann mit Grauen. Bei den Einen dank des grauen Himmels, bei den Anderen dank der Nacht zuvor... Jedenfalls machten wir etwas Kaffee startklar, beluden die Kühlbox mit Getränken zwecks Kühlung im Hotelzimmer während des Tages (an der Stelle ein Hurra darauf, das Hotels in Frankreich noch ohne Codekarte für Strom im Zimmer laufen, so das die Kühlbox durchlaufen kann. Das ist in Deutschland mittlerweile nervigst das man dafür extra eine Zweitkarte von der Rezeption braucht!) und machten uns gaaaaaaaanz langsam daran alle zu wecken und den Status "Aufbruchsklar" zu erreichen.

Nur eine gute Stunde nach Plan waren wir dann relativ abfahrbereit und weit über eine Stunde nach Plan waren wir dann mehr oder minder bereit, der Feste Kaiserin einen Besuch abzustatten.einem Kreisverkehr. Das war endlich mal einfach!
 


Größere Kartenansicht

Dieses Bunkersystem, in Deutschland als "Feste Kaiserin" bekannt, in Frankreich als "Groupe fortifie Jeanne D'Arc" wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und befindet sich auf einem Hügel westlich von Metz. Wie andere zuvor von uns besuchte (bzw. geplante...) Festungen gehört sie zum äußeren Festungsring rund um die Stadt. Zusammen mit der "Feste Leipzig" und der "Feste Kronprinz" (unser zweites Ziel heute) im Norden und Süden stellt dieser Verbund einen besonders stark ausgebauten Teil des Verteidigungsrings der Stadt dar. Hintergrund war die Erwartungshaltung, das man im Fall eines erneuten Krieges mit Frankreich den Hauptangriff bei Metz erwartete. Die Festungen rund um Metz galten damals als die modernsten Festungen, die das deutsche Kaiserreich errichtete.

Bis zum Bau dieser Festungen waren die meisten solchen Anlagen kompakt errichtet und relativ Standardisiert gebaut. Durch die Brisanzgranatenkrise und auch die gezogenen Läufe der Artillerie (größere Reichweite und Präzision, nun kam auch Feuerkraft und höhere Eindringtiefe von Geschossen dazu) waren solche Festungen plötzlich äusserst verwundbar geworden (siehe dazu die belgischen Forts aus Stampfbeton, von denen wir ein paar gesehen haben). Herkömmliche Festungen konnten so innerhalb kurzer Zeit in Schutt und Asche gelegt werden. Ein einziges und gut platziertes Explosivgeschoss etwa in das zentrale Munitinonsdepot konnte eine kleinere Festung auf einen Schlag zerstören. Als Reaktion darauf wurde auf den ersten Festungsring nun ein modernerer, zweiter Ring gebaut. In Deutschland sprach man weiterhin von einer "Feste", in Frankreich dagegen von einer "Werkgruppe".

(Das Unterholz und wir - vorsichtiges Durchtasten wegen der Trittfallen am Boden.)

 

Also wurden Festungsanlagen nicht mehr kompakt wie zuvor gebaut, sondern man verteilte einzelne, unterirdisch miteinander verbundene Werke im Gelände. Wo möglich nutzte man natürliche Gegebenheiten aus, um sie besser zu schützen. Bei der Feste Kaiserin wurden konkret vier über das Gelände verteilte Artilleriewerke gebaut die von mehreren Infanteriewerken ergänzt wurden. Im Gegensatz zu älteren Festen grub man die Bauten in die Erde, so dass sie von Feindseite aus komplett von Erdwällen geschützt waren: Ein zusätzlicher Schutz vor feindlichem Beschuss. Im Vergleich zu den späteren Festungen oder gar den komplett unterirdisch gebauten Maginotlinienanlagen (Ausnahme Kampfblöcke) waren zumindest die Kehlseite der Kasernenbauten aber weiter frei zugängig und teilweise ebenerdig erreichbar.

(Das Infanteriehindernis - da drüber klettern? Keine Chance.)

Soweit der Background zur Anlage - wir hatten diese ja schon vor einigen Jahren "fast" besucht. Damals vertrieb uns aber die lokale Feuerwehr, die genau am ausgesuchten Parkplatz eine Übung vornahm und auch nach Mittagspause und weiterer Wartezeit nicht abrücken wollte. Das wollten wir nun aber in Angriff nehmen. Ringsum war niemand zu sehen, also Autos geparkt, Kurzfrühstück eingeworfen, Ausrüstung angelegt und ab ging es in den Wald. Vor uns wanderten zwei andere Rucksacktouris los, die linkerhand aus dem Wald kamen (ergo wesentlich weiter weg wohl geparkt hatten), diese bogen aber bald wohl in eine andere Richtung ab. Von daher nahmen wir mal an, das die Anlage eher weniger überwacht sein würde. Wie falsch wir damit nur lagen...

(Einer der wirklich zahlreichen Zugänge zum System, das wird so schnell nciht verschlossen werden können.)


Keine halbe Stunde später (also irgendwann um 11 Uhr oder so) waren wir dann an einer aufgesprengten Tür eines Artlleriewerks angelangt und wanderten von dort aus ins Innere der Anlage. Kurze Info zuhause abgesetzt und ab ging es in die Erde. Unter die Erde kann man an der Stelle fast noch gar nicht sagen, liegt die Anlage doch nur teilweise unterirdisch. Die beeindruckenden Stahlzäune und Hindernisse ließen wir hinter uns.

 

 

In der Anlage angekommen erinnerte vieles an Koenigsmacker. Ähnliche (gut erhaltene!) Wandinschriften, diverse noch vorhandene Einbauten der Belüftung waren zu finden und Gänge voller Schrott leider auch. Nach kurzer Zeit fanden wir dann die Artiellerieeinbauten. Die Kuppeln waren gut begehbar, die Leitern nach oben noch nicht ganz weggerostet, wenn auch dies nicht mehr ewig so bleiben wird. Im Gegensatz zu Koenigsmacker aber waren noch teilweise die Lager der Geschütze vorhanden. Immer wieder waren deutsche und französische Inschriften zu sehen, hatten doch die Besitzerhände und Sprachen gewechselt.

(Durchaus noch einiges in der Anlage vorhanden.)

(Die grosse Turmscharte in einer der Kuppeln.)

(Im Inneren war es schwer sich zu bewegen - der doppelte Boden war nur noch stellenweise betretbar.)

 

 

Nachdem wir das Artilleriewerk erkundet hatten, führte uns der Weg unter der Erde weiter. Durch einen langen engen Hohlgang voller Mücken (Schrilliarden von Mücken...) erreichten wir eines der gewaltig grossen Infanteriewerke. Leider war dort nicht mehr alles begeh- und erreichbar, dennoch faszinierend zu sehen. Wir kletterten durch die Anlage durch, machten viele Bilder und navigierten am zahlreich vorhandenen Schrott in der Anlage vorbei. Immer interessant zu sehen, wie die Anlagen umgebaut wurden. An den sanitären Einrichtungen war auch deutlich die deutsche Herkunft zu sehen. auch wenn diese mittlerweile in schlechtem Zustand sind. Wir fanden auch Zeit für das traditionelle Gruppenbild der Tour, diesesmal sogar mit etwas Tageslicht dabei, da die Rückseite des Werkes ja ebenerdig ist und ein grosses Loch vorhanden war. Da musste man sich auch keine Gednanken um die Luftqualität machen....
 

(Die engen und langen Hohlgänge voller Insekten )

Was wirklich faszinierend war: Die Aufenthaltsräume hier. Wunderbar dekorierte Wände, die Räume waren thematisch aufgebaut: Es gab Weinkeller, Schiffe (mit Reling!) und und und... Unglaublich, was sich hier Mühe gegeben worden war für die besatzungen damals.

(Maschinengewehrhalterungen mit Panzerplatten und den Gegengewichten. )

(Mannschaftsräume mit Verzierungen. )

(Details der Zeichnungen. Und Insekten. Milliarden von Insekten. )

 

 

 Nach einer Weile machten wir uns von dort auf den Weg durch den nächsten Hohlgang zu einem der Artilleriewerke wieder. Die Gänge sind relativ eng und klein, kein Vergleich mit denen der Maginotlinie. Dort angekommen erkundeten wir die Anlage. Die Artilleriewerke sind insgesamt recht kompakt gebaut. Wir wechselten die Akkus der Lampen und schauten uns das recht zerstörte Werk an. Sogar Müll (genaugenommen leere Säcke von Nitro, was das wohl hier sollte?) war leider reichlich eingelagert worden. Dennoch gelangen ein paar gute Aufnahmen der Anlage. Insbesondere war noch ein Geschützrohr vorhanden was eine tolle Aufnahme der Laufzüger ermöglichte. Das war ganz gross zu sehen. Die immer wieder zu sehenden geborstenen Bodenplatten machten es aber insgesamt sehr mühselig, sich in dieser Anlage zu bewegen.

 

(Die überraschend modern anmutenden sanitären Anlagen.)

(Die Tourgruppe 2018.)

(Das war eine weniger schöne Überraschung: Nitrosäcke?)

(Das ist noch Kunsthandawerk: Geschmiedete Handläufe in den Treppenhäusern.)

 

 

Bald darauf kamen wir über einen weiteren Gang in einen weiteren Teil der Anlage hinein. Hierbei handelte es sich um ein kleineres Werk, was wir uns ebenfalls anschauten, aber relativ bald zurück gingen und dann eine weitere grosse Kaserne betraten. Als wir in dieser ankamen und die ersten Bilder machten hörten wir plötzlich draussen Lärm und französischsprachige Stimmen! Da schrillten dann doch in uns die Alarmglocken: Feuerwehr bei der Übung? Gendarmerie? Oder nur andere Touristen?
Wir waren mucksmäuschenstill und bewegten uns so leise wie nur irgendwie möglich zurück ins Hohlgangsystem. Wer auch immer da draussen war: Wir wollten wenn möglich niemandem begegnen. Nach kurzer Wartezeit horchten wir, es war aber leise. Also gingen wir gaaaaaanz leise aus Fußspitzen quasi durch den Hohlgang zum östlichen Infanteriestützpunkt. Dieser war nach dem zweiten Weltkrieg massiv umgebaut worden.

(Die aufgesprengten Kasernenräume )

(Richtig schön: ein Mannschaftsraum als Schiff eingerichtet. )

 

(Direkt nebenan gab es dann einen Winzerkeller oder Braukeller als Raum. )

Sobald man die Stahltür zum Hohlgangsystem hhinter sich liess, umwehte uns der vermutlich Asbesthaltige, dezent modrige Hauch der 60er Jahre. Die Brandspuren überall machten das nicht angenehmer.

(Die Laufzüge aus dem Artielleriewerk )

(Ab hier wurd es weniger schön: Plastikplanen zur Feuchtigkeitskontrolle und Co - igitt... )

 

 

Plötzlich fand sich mehr oder minder aktuelle (für die 60er) Fernmeldetechnik in den Räumen. Und druch einen weiteren Hohlgang erreichbar fanden wir dann eine James Bond-Bösewicht artige Kommandozentrale. Hier hatte man die Zwischendecke einer Kaserne entfernt und wohl fast alle aufenthaltsräume miteinander verbunden um enien grossen Raum mit noch erkebnnbaren, wenn auch demontierten doppelten Boden zu schaffen. Direkt nebenan: Die mächtigen Dieselaggregate zur Stromversorgung.
Bombensicher war das hier sicher nicht durch die geringe Überdeckung der Anlage, aber immerhin etwas gesichert.

(Im Inneren der Kommandozentrale)

 

(Die mächtigen Stromerzeuger )

 

(Leider doch ziemlich geplündert !)

 

Durch die wieder einmal zu findende Versorgung von Systemen mit 110v und 220v war auch klar, das hier zumindest US Equipment auch verwendet worden war. Ob im Rahmen der NATO oder anderweitig, konnte ich nicht sagen, vermutete es aber. Es stellte sich bei der Recherche nach der Tour dann heraus, das hier von Kanadiern und US Truppen der Luftraum in Frankreich überwacht worden wr und ab Eintritt der Franzosen in die NATO durch sie selber (wie das nach deren Austritt war: Keine Ahnung. Es läge aber nahe, das ab da diese Einrichtung relativ schnell wieder aufgegeben wurde, insbesondere da Drachenbronn als sicherere Alternative zur Verfügung stand).

(Alte Anleitung im Trafobereich der Anlage. )

 

(Der Beweis: Hier war US techni im NATO-Einsatz, gegenüber lagen die 240V Dosen.)

Jedenfalls fiel nun der Akku meiner Kamera aus und wir waren soweit auch mit der Anlage durch. Immerhin hatten wir satte vier Stunden und mehr hier verbracht. Wir verliessen die Feste dann nach kurzer Inspektion der Elektrikeinrichtung durch einen kleinen Seitenausgang und: Standen vor einem frisch geladenen, auf dem Boden liegenden Kamerablitz! Oh oh... war der von den Rucksacktouris? Warum lag der hier rum? Musste da jemand in aller Eile weg?

 

 

Wir schauten uns um: Alles ruhig und keine Bewegung. Das sah doch vielversprechend aus. Also ging es schnurstracks an leeren Gebäuden vorbei zurück zum Pfad, wo wir herkamen. Kurze Meldung nach Hause: "alles i.O.!"
Unterwegs sahen wir keine Menschenseele, alles war ruhig und ich sammelte ein paar abgeschossene Übungspatronen israelischer Herkunft (!) vom Boden auf. Offenbar wurde hier des öfteren noch auf dem Gelände geübt. Etwas mulmig erreichten wir schliesslich die Ecke, wo die Autos standen. Einer von uns ging vor, und hielt Ausschau: Keine Bewegung weit und breit. Hervroragend!


Wir machten uns daran, an den Autos die Rucksäcke abzulegen, die dicken Stiefel zu verstauen und schenkten uns einen schnellen Kaffee ein, als ein nicht ganz kleines, blau-weisses Fahrzeug erschien. Auf dem Dach blaues Leuchtequipment. Und an Bord zwei französische Gendarmen, die relativ schnell uns klar machten, das hier so Einiges im Argen läge.

Mit radebrechendem Französisch klärten wir dann schnell ab, das wir uns illegal auf Militärgelände befanden, wir aber nur Fotos als Touris machen würden, wir JETZT und SOFORT uns stante pede verkrümeln würden und man uns nicht ein zweites Mal aufgabeln möchte. Nachdem ich das sofort und baldigst in Landessprache zugesichert hatte und mich dutzendfach für den Aufwand entschuldigte, entschloß sich der Flic keine Strafzahlung von uns zu verlangen und die beiden Uniformierten warteten, bis wir die Segel strichen. Was binnen 60 Sekunden passierte. Mit nicht quietschenden Reifen, aber dennoch dicht an der auf Feldwegen maximal möglichen Geschwindigkeit machten wir uns aus dem Staub.

Idiotischerweise habe ich dann über Funk das Kommando gegeben, einfach das nächste Ziel anzufahren, statt mit klarem Kopf vielleicht das weiter weg befindliche, deutlich weniger bekannter Ersatzziel anzusteuern. Das hatte dann noch andere eklatant unglückliche Auswirkungen, aber dazu kommen wir im Bericht genau jetzt...


Feste Luitpold


Nach nicht wirklich übersichtlich langer Fahrt (plus nachgeholter Mittagspause) und diversen Diskussionen per Funk kamen wir kurz nach 16Uhr nochwas am geplanten Parkplatz für die Feste Luitpold an.
Im Vorfeld hatte ich im Laufe meiner Recherchen noch erfahren, das hier angeblich eine Wildkamera gesichtet worden war, aber noch hatte niemand von Begegnungen mit der Obrigkeit berichtet. Also hatte ich im Vorfeld überlegt, wie wir die Anlage dennoch befahren könnten.
Klar war, der Einstieg sollte an der westlichen Panzerkaserne erfolgen, von dort aus dann querfeldein rüber bis zu einer der anderen Kasernen und dann ab da unterirdisch durch die Hohlgänge, so das wir wieder retour den gleichen Weg nehmen würden und gar nicht erst an der Kamera vorbeikämen. So der Plan jedenfalls. Die Zeit jedenfalls rannte, daher wollten wir uns ein wenig beeilen.

 



Größere Kartenansicht

Kaum waren wir ausgestiegen und hatten uns "ausgehfertig" gemacht, radelte ein Mountainbiker an uns vorbei den Weg von der Anlage aus kommend. Na, wenn der da schon durchradelt, wirds so wild nicht sein können dachten wir uns. Also ging es frischauf den Berg hoch nach einem kleinen Snack und schon nach einer guten Viertelstunde waren wir am Abzweig zum Panzerwerk angekommen. Dort machten wir uns durch den Matsch auf zum Panzerwerk, die Sonne begann sich ja allmählich zu senken. Links und rechts des Weges fiel uns dann erstmals das recht dichte dornige Buschwerk negativ auf, das noch zum Problem werden sollte. Aber zunächst ging es flott ab ins Werk hinein.

(Die oben nicht mehr ganz aufliegende Kuppel eines der Artillerietürme.)

Wie auch bei Kaiserin war hier ein relativ geplündertes Panzerwerk zu sehen, Teil der Feste Luitpold. Auch diese war ja Teil des Werkverbunds, wie oben beschrieben. Ich sparem ir daher eine längere Erklärung, was das hier machte.

(Detailaufnahme von unten der Kuppel.)

 

(Die Gänge in der Anlage.)

 Wir machten uns auf den Weg durch das Werk, erkundeten Raum nach Raum vorbei an beeindruckenden Tropfsteinen aus ausgewaschenem Kalk und diversen mehr oder weniger rostigen noch vorhandenen Einbauten. Deutlich erkennbar die Ähnlichkeiten zur Kaiserin. In den Kuppeln war weniger vorhanden also da leider, dennoch immer wieder beeindruckend zu sehen!
Die zwei Etagen waren jedenfalls bald durchquert und wir machten uns an die Erkundung der Oberfläche, denn von dort aus wollten wir ja rüber zum Rest der Anlage.

(Auch hier: Beeindruckende Infanteriehindernisse.)

 

(Die Kuppeln des Werkes von oben.)

Die Kuppeln wurden durch Sprengversuche und Entnahmen der Festungsvereine nach dem Krieg leider geleert, dennoch schön zu sehen und beeindruckende Bildermotive. Nachdem wir das ausriechend dokumentiert hatten, suchten wir einen gangbaren Weg zur restlichen Anlage.

(Das setzt das etwas in Relation - was hier für Kräfte am Werke waren.)

Das stellte sich leider als absolute Katastrophe heraus. Rings um das Panzerwerk war das Unterholz mehr als dicht und voller Dornenbüsche (siehe das Bild mit den Infanteriehindernissen, die das Unterfangen auch nicht einfacher machten). So recht ging es hier nicht weiter, das Gelände war steil und Infanteriehindernisse wie Stacheldraht kamen auch noch dazu. Also gingen wir schliesslich zurück zum Hauptweg. Dort folgten wir dem dann bis zum Eingangsbunker der Anlage. Der war binnen 2 Minuten erkundet - eine Kamera sahen wir immer noch nicht.


Also ein neuer Plan: Wir umgehen die Kamera hinterrücks und schleichen uns in die Anlage vom Osten her rein. Der Plan hielt genau 20 Minuten. Danach waren wir von Dornen zerkratzt und kamen keine 100m weit. In dem Tempo wären wir erst nachts in der Anlage. Wieder einmal sieht etwas auf Google Maps völlig easy aus und die Realität ist komplett anders gelegen. Ärgerlich. Aus Frust gingen wir zurück auf den Weg und wollten Ausschau nach der Kamera halten. Diese... fanden wir nicht. Nachdem sich die Gruppe trennte in eine Gruppe, die in die Anlage reinging und eine die noch draussen Ausschau hielt, kam ein Jeep daher und nun wurde es nochmal ungemütlichst.

Es wurde sehr, sehr laut und sehr französisch. Jedenfalls faltete ein lokaler Jäger die Kollegen draussen zusammen und diese machten sich sofort auf den Rückweg. Die Gruppe von drinnen kam raus, wir lassen Keinen zurück. Auch wir wurden angehalten und kräftigst zusammengestaucht. Mehrfach sogar.
Nach etwas längerer Verhandlung mit dem Jäger (Bemerkenswert: Aufschrift auf dem Jeep vom Reichsland Lothringen, spätestens jetzt war uns klar, welcher Couloer der Mann anhängig war...) war dann klar: Wir verkrümeln uns sofort und lassen uns nicht mehr sehen und dann wird es nicht teuer für uns. Immerhin.
Es wurde bei Abfahrt unsererseits nochmals laut gefaucht und geflucht - aber dann: War das Thema durch.

Apropos "durch": Wir waren das nach der Aktion nun auch. Es war zwar erst knapp 18 Uhr, aber niemand von uns, also grob geschätzt keiner - ich möchte fast sagen: Absolut gar keiner hatte keinerlei Lust mehr auf noch eine Untergrundaktion heute. Essen, Dusche, Kaltgetränke - nicht unbedingt in der Reihenfolge waren nun angesagt.

Also machten wir uns zurück ins Hotel, wo wir uns überraschend früh und verständlicherweise in etwas weniger guter Stimmung einfanden. Die Duschen wurden direkt genutzt, frische Kleidung angelegt, der örtliche Hamburgerschmied besucht (30 Cheeseburger und ein paar Extras eingeworfen) und danach... gab es für die noch Wollenden eiskaltes Hansa aus der Kühlbox. Wir sprachen deutlich vorsichtiger den Getränken zu und planten den nächsten Tag: Auf Metz und Co hatte keiner mehr Lust, aber die U-Verlagerungen, die wollten wir sehen. Also Denting von der Liste gestrichen falls wir zu spät loskamen und stattdessen eher das Optionsziel Spichernstellung auf die To Do Liste gepackt.

Nach Mitternacht ging es dann ab ins Bett und eine brauchbare Nacht später stand der dritte Tourtag an. Mit hoffentlich mehr Erfolg...

 

Tag 3 - U Verlagerung Saar und Spichern Stellung


Erneut ein eher grauer Morgen, das Rappeln (bzw. Piepsen) des Handys liess uns aus dem Bett nicht direkt hochfahren, aaaaaber: wir standen dann mal auf. Musste ja. Frühstück gab es später (Reste von gestern überwiegend, etwas Nachschlag gab es beim Bäcker), Kaffee wurde bei Bedarf noch instantmäßig aufbereitet: Man kennt das.
Alles eingepackt, alle Zimmer abgeklappert, ausgecheckt aus dem Hotel und los ging die Fahrt zur deutschen Grenze nach kurzem Futterstop. Nachdem wir nicht früh loskamen war Denting erwartungsgemäß aus dem Programm raus, und so fuhren wir mit dem Ziel "U-Verlagerung Katz" los. Zweieinhalb Stunden später kamen wir dort dann auch an. An einem idyllischen Kreisverkehr parkten wir unsere Autos auf dem Präsentierteller, was uns so gar nicht gefiel. Da wir beim Aussteigen zudem von diversen Tretminen der lokalen Carnidenpopulation überrascht wurden, parkten wir erst um - und nach Entdecken der Überwachungskameras an dem Anliegergebäude fiel dann der wohl richtige Entscheid, doch eher zu Saar I zu fahren. Nach dem Debakel am Vortag wollten wir nichts riskieren, wir fuhren also weiter die Straße herunter.

Nach kurzer Zeit sahen wir linkerhand ein recht großes Volksfest - und rechterhand einen großen Parkplatz an einem Fitnesscenter. Nicht schlecht - denn am Parkplatz direkt "vor dem Tore", also gegenüber des Feldwegs zur Anlage, stellten wir wieder fest, das man hier extrem auffällig steht.


Also: Gefrühstückt in aller Ruhe, dann die Sachen in die Taschen gepackt und alle Mitfahrer nahmen dann die Beine in die Hand und überquerten die Strasse und machten sich ab in den Wald.
Die Fahrer dagegen fuhren die drei Autos zum Fitnesscenter Parkplatz, parkten, stiegen aus und wir dackelten zu Fuß die Strasse runter ohne unser auffälliges Equipment und dann ging es im Eiltempo ab in den Wald zu den anderen. Etwas unauffälliger als am Vortag also, immerhin.


Der Weg führte den Berg hinauf in den Wald und schon relativ bald standen wir vor einer verfallenden Lagerhalle und einem grossen, offenen Wellblechtor. Endlich mal ebenerdig in eine Anlage einfach bequem reingehen: Eine willkommene Abwechslung. Wir meldeten uns wie immer zuhause ab und packten die Knicklichter aus: Mangels Karte würden wir diese in der Anlage dringendst brauchen.

 



Größere Kartenansicht


U Verlagerung Saar


Die U-Verlagerung Saar war ursprünglich einmal ein (Kalkstein) Bergwerk an der deutsch-französischen Grenze, auf der französischen Seite. Besonders viel ist darüber nicht in Erfahrung zu bringen, allerdings scheint festzustehen, das hier einmal Panzergetriebe durch die Firma Renk gebaut wurden (oder werden sollten). Mit einer Grundfläche von 23.000qm laut diversen Quellen im Internet und einer wahrscheinlichen Nutzfläche für die U-Verlagerung von um die 10.000qm durchaus eine grosse Anlage. Wie auch in anderen U-Verlagerungen sollten in der Anlage wichtige Kriegsindustrie Untertage verlagert werden. Die metrdicke Felsüberdeckungermöglichte es, weiter Kriegswichtiges Material geschützt vor Bombenangriffen zu produzieren. Eine Nachnutzung erfolgte durch eine (noch deutlich zu sehende) Champignonzucht im oberen Teil der Anlage. In der unteren Ebene soll einmal ein Motorradclub ansässig gewesen sein. Aufgrund des mittlerweile extrem Instabilen Gesteins in dem Bereich, wo einige Teile schon runter gekommen sind, haben wir das aber von der Tour ausgeklammert. Die U-Verlagerung selber befand sich wohl im vorderen (sehr zugemüllten) Teil. Spätestens Ende der 70er Jahre stand dann aber alles still und seitdem vergammelt die Anlage langsam, wurde als wilde Müllkippe genutzt und die örtliche Bevölkerung nutztes sie auch wohl für die eine oder andere Party unter Tage: Wer es halt so mag...

(Das Bild sahen wir an dem Tag recht oft - nicht sehr viel erhalten, aber immer wieder Reste der U-Verlgerungseinbauten.)

 

(Ganz viele Autowracks waren in der Anlage zu finden.)

Wir knipsten die Lampen an, legten die ersten Knicklichter aus und gingen in die Anlage hinein. Mangels Karte langsam und immer in Sichtweite Knicklichter auslegend, wie üblich in Pfeilrichtung zum Ausgang. Auf dem Weg hinein wurde schnell klar, das die Anlage recht unübersichtlich ist - aber es gab viele sehenswerte Dinge zu entdecken. Schon bald fanden wir einige alte, leider ausgebrannte Autowracks (wer macht sowas?), die tolle Fotomotive abgaben. Weiter ging der Weg in die doch recht feuchte Anlage in der wir immer wieder auf Wasserrohre und Reste der Nachnutzung stiessen. Ab und zu fanden sich sogar Bohrerreste, Werkzeuge und Co in den Wänden und am Boden noch, sehenswerte Zeugen der Vergangenheit. Mangels Plan sind wir etwas unkoordiniert durch die Anlage gegangen, ob wir alles so gesehen haben war uns nicht klar. Wer sich hier an die "Scanner"-Sequenzen aus den neueren Alien-Filmen erinnert fühlt: Das kommt dem recht nahe. Die Dunkelheit, das Tropfen des Wassers - eine etwas beklemmende Stimmung tief unter der Erde stellte sich ein wie so oft auf unseren Touren.

(Ganz viele Autowracks waren in der Anlage zu finden.)

 

(Ganz, ganz viele Autowracks waren in der Anlage zu finden...)

 

(Hatte ich schon die vielen Autowracks in der Anlage erwähnt?)

 Tiefer und tiefer drangen wir in das System ein, kletterten über Verbrüche, fanden Durchschlupfe in den gemauerten Zwischenwänden, drehten in Sackgassen um, fanden noch kleinere Dinge wie eine "Partygarnitur" nebst alten Bierkästen und und und.

(Wasserrohre - vermutlich von der U-Verlagerung noch?)

 

(Hier kann man die enorme Größe der Anlage sehen.)

 

(Werkzeugreste)

Auch ein paar Nagetiere fanden wir, die in einem Betonkasten gefangen schienen - wir legten eine Rampe hinein und liessen Knicklichter da, in der Hoffnung, das sie einen Weg heraus eventuell finden würden eventuell.
Ein richtig grosser Schacht führte mitten in der Anlage senkrecht nach oben, es war aber kein tageslicht zu sehen und auch kein richtiger Wind zu spüren. Ob es ein vermauerter Luftschacht war? Die Anlage lässt viele Fragen offen, leider ist wirklich fast nichts an guter Dokumentation im Netz zu finden.

 

(Werkzeugreste und Kletterpartien)

 

(Welch Überraschung: Ein weiteres Autowrack...)

Irgendwann sind wir dann am vermutlich weitesten Punkt vom Eingang angekommen und drehten um - wir gingen einen parallelen Weg zurück zum Eingang und sammelten soweit möglich unsere leuchtenden "Wegweiser" wieder ein bis wir vor einem unterirdischen See standen. Da wir nur eine Wathose dabei hatten, sind wir den nicht weiter entlag gegangen. Was sich dort noch weiter verbergen mag?

(Überreste der Abmauerungen der UV?)

 

(Quasi das Ende der Anlage - von hier aus haben wir uns Richtung Eingang wieder bewegt.)

An einigermassen sehenswerten Graffittis vorbei machten wir uns langsam auf den Rückweg. Auf halber Strecke zum Eingang fanden wir dann noch ohne Ende Plastikkugeln und ein kleines Plakat "Respawn Point": Hier hat doch tatsächlich mal jemand Airsoft gepielt? Unglaublich. Alles andere als eine sichere Umgebung für sowas, aber bitte...

(Der unterirdische See - was sich am Ende befindet, konnten wir leider nicht herausfinden..)

 

(Ausnahmsweise ein gelungenes Graffitti.)

Nach einiger Zeit waren wir wieder zurück im vorderne Bereich der Anlage, wo wir noch die Sockel der Maschinen aus der U-Verlagerungszeit fanden. Viel mehr ist hier leider nicht mehr erhalten. Aber ein Mülldepot mit Petroleumkanister von 2002 fanden wir. Wer weiß, wozu das dienen sollte?

(Andere Nutzungsform: Airsoftler haben sich hier ausgetobt. Wäre mir viel, viel zu gefährlich hier.)

(Sockel der Maschinen in der U Verlagerung)

(Und noch mehr Autowracks - wer die wohl alle hier gelassen hat?)

(Ab hier gingen wir nicht mehr weiter - extreme Einsturzgefahr. Das sollte es einem nicht wert sein, hier Leib und Leben zu riskieren!)

An den letzten ausgebrannten Autowracks vorbei kamen wir dann zum Übergang in den sehr verschütteten Bereich der Anlage - und nach Ansicht des heruntergekommenen Firsts war uns klar: Das riskieren wir besser nicht.


So sind wir dann zurück zum Ausgang der Anlage gegangen, wo wir ziemlich genau zweieinhalb Stunden nach Einfahrt in die Anlage wieder ankamen, uns zurückmeldeten das alles glatt gelaufen war und uns im Sonnenschein etwas aufwärmten. Bei einem kleinen Snack diskutierten wir, wohin wir noch wollten: Katz schlossen wir aus. Saar 2? Oder doch Spichernstellung?


Ein Blick auf die Uhr: Spichernstellung schaffen wir zeitlich eher, denn die Mitfahrer Alex und Sergej wollten am Tag danach noch ein besonderes Bonmot sich in Frankreich gönnen. Das wäre auch ein Optionsziel gewesen für uns, aber bei der Gruppengröße: Besser nicht. Nicht soviel Risiko lieber...


Der Weg führte uns dann zurück zur Strasse, die drei Fahrer liefen zurück zu den Autos und wir holten dann am Parkplatz die anderen mit dem Gepäck wieder ab.
Die Fahrt ging nun ab in Richtung Saarbrücken und nach einer Weile (also: eine gute Stunde) waren wir dann dort angekommen. Wir parkten auf dem Parkplatz einer Lungenklinik und wanderten leicht bepackt den Waldweg entlang zur Spichernstellung.

 

Spichernstellung

Diese Bunkerkette des Westwalls stellt eine Besonderheit dar:
Die meisten Anlagen des Westwalls sind ja mittlerweile übererdet, als Feldermausquartier eingerichtet (der Buhlert etwa, den wir 2007 noch offen vorfanden) oder gesprengt bzw. durch Baumassnahmen endgültig beseitigt worden.
Aber hier befindet sich ein kleines Stück Westwall - in Frankreich, nicht in Deutschland. Wie kam es dazu?



Größere Kartenansicht

Ich zitiere dazu mal Wikipedia, die das gut zusammengefasst haben:
"Die Ursache für den ungewöhnlichen Verlauf der Stellung ist im Rückzug des französischen Militärs in die Maginot-Linie zu sehen, womit das gesamte Glacis der Linie aufgegeben wurde. Die Nähe zu den saarländischen Industrieanlagen und zur grenznahen Großstadt Saarbrücken gebot aus Sicht des NS-Regimes die Einnahme des Giffertwaldes nahe Spicherns. Bereits in der Schlacht bei Spichern während des Deutsch-Französischen Krieges hatten die Höhenzüge eine wichtige Rolle gespielt.
Im Dezember 1939 wurden auf den Spicherer Höhen erste provisorische Unterstände errichtet. Am 24. Dezember 1939 besuchte Adolf Hitler die Stellungen in Begleitung von Erwin von Witzleben, dem Oberbefehlshaber der im Westen stationierten 1. Armee. Einer der Unterstände wurde in der Folge als „Adolf-Hitler-Stellung“ bezeichnet.

(Aussergewöhnlich gut erhaltene Bunker )

Während des Sitzkrieges wurden die Spicherer Höhen von Januar bis Juni 1940 mit Bunkeranlagen bebaut und in das System des Westwalles eingebunden. Am 21. Februar 1945 wurde Spichern durch Soldaten der 70th US-Infantry Division (Trailblazers) befreit.

Die Bunker der Spichern-Stellung wurden nicht geschleift. Die auf der französischen Seite gelegenen Anlagen sind deswegen auch heute noch zu großen Teilen vorhanden und geben eine gute Vorstellung von den typischen Anlagen des Westwalles."

(Im Inneren - leicht unter Wasser, aber noch ohne STiefel gut passierbar.)

Soweit zur Wikipedia und damit wieder zurück zu unserer Tour:
Nach einer geschlagenen halben Stunde Lauferei durch den Wald (über die mit Radfahrern und Wanderern übersäten, gut ausgebauten Waldwegen) erreichten wir endlich den ersten Bunker. Mein Kartenmaterial war etwas übersichtlich, eigentlich nur eine vage Beschreibung aus einem Forum und ein paar Screenshots aus Wikimapia (die sich als... halb zutreffend nur erwiesen). Immerhin: Wir fanden ein paar Bunker und auf dem Weg dahin so manche Feldbefestigung noch, was immer wieder überrascht, das sowas so lange hält. Den ersten Bunker fanden wir dann auch ganz konkret an einem unglaublich tiefen Panzergraben. Da hatte man sich selbst übertroffen - in den hätte locker eni ganzer Panzer reingepasst, der oben nicht mehr rausgeschaut hätte.
Rein ging es in die Anlage, mehr als eine Taschenlampe braucht man für diese kleinen Regelbauten eigentlich nicht. Dei Gruppenunterstände sind recht schlicht, typische Verteter der Regelbauten. Hier scheint es sich um einen des Typs 10 zu handeln, Schön: Der Fliesenboden, der noch gut erhalten ist. Auch die Scharten sind noch im Bunker drin, am Eingang noch der originale Tarnanstrich und auch innen sind noch diverse originale Beschriftungen enthalten.
Sonst ist sowas ja meistens irgendwann Opfer der Sprayer, aber hier hat sich alles perfekt erhalten. Ich hoffe, das belibt auch noch lange so. Ich denke das die relative Distanz zur Wohnbebauung und der relativ lange Fußweg zu den Bunkern die typischen Sprayer bisher abgehalten hat. Auch da die Anlagen abseits der Wege liegen und von dort aus eben nicht zu sehen sind, trägt wohl dazu bei, das sie noch so gut erhalten sind.

(Noch originale Fliesen - sonst in keinem Bunker mehr gesehen)

 

(Inschriften sind in vielen Bunkern noch gut erhalten. Hier im Observatorium.)

Der nächste kleine Bunker war ein vorgeschobener Observationsposten. In dem Zustand auch noch nicht gesehen - hier war innen auch noch originaler Anstrich und Beschriftung vorhanden. Wunderbar! Aber der Bunker war klein und unsere Kollegen Alex und Sergej wollten weiter: Wir verabschiedeten uns voneinander und der Rest von uns zog noch einem finalen Bunker als Abschluß der Tour weiter.

(Der massive Panzergraben vor den Bunkern. Sieht auf dem BIld flach aus, ist aber gut 5m tief.)

Zehn Minuten Fußweg und ein paar Meter durchs Unterholz später standen wir erneut vor einem Regelbau, der mit Blickrichtung Frankreich IN Frankreich am Waldrand steht. Der Bunker ist ebenfalls gut erhalten, wenn auch etwas nasser als die anderen. Auch hier: Alles leer bis auf die Scharten (diese sind aber komplett!) und Beschriftungen nebst originaler Farbe. Die Beschriftungen sind hier sensationell gut erhalten. Und meines Wissens nach ist das eineer der ganz wenigen Bunker, wo noch die originale dicke Schartenplatte eingebaut ist. Ein echtes Kleinod für interessierte Besucher. Nur zwei Kreideschmierereien stören das Bild, aber immerhin.

 

(Der perfekt erhaltene alte Tarnanstrich noch in der Eingangsscharte.)

(Eine Gewehrscharte mit Inschrift.)

(Noch nie ausserhalb eines Museums gesehen: Ganze Panzerplatte noch (wenn auch ohne Schieber)  )

Nach ein paar Minutenzog es uns dann ans Tageslicht und wir machten ein Abschiedsfoto vor dem Ausgang. Und dann ging es wieder fast eine halbe Stunde zurück zu den Autos auf dem Parkplatz. Müde, hungrig und erschöpft waren wir nun. Wir beluden die Fahrzeuge und machten uns auf den Weg zu einem kleinen Abschiedsimbiss bei McDonalds. Noch ein paar Cheeseburger und Cola für die Fahrt und dann ging es zurück Richtung Heimat, wo wir einige Stunden später etwas dreckig, aber guter Stimmung insgesamt ankamen. Die Kollegen noch abgesetzt, nach Hause gefahren und den dort wartenden Kids noch eine GuteNacht-Geschichte vorgelesen - und damit war die Bunkertour 2018 auch beendet.

(Nahaufnahme der Inschrift an der Platte )

(Die Gruppe am Ende der Tour.)

 

Insgesamt ein Erfolg und eine solide Tour, aber der zweite Tag stand unter keinem guten Stern und insgesamt hatte ich das Gefühl, bei der 2018er Tour wäre viel mehr drin gewesen. Für 2019 jedenfalls stand für mich fest: Keie Tour nach Frankreich, ein wenig weniger vornehmen, ausgiebige Recherche wieder und ein wenig mehr "bunte" Ziele, inklusive Museen mit in den Tourplan aufnehmen. So spannend die "Eigentouren" auch sind, die Touren wo ein oder zwei Museen das Ganze abrunden mag ich am meisten. Die Kombination aus selber erfahren und aufgearbeiteter Geschichte ist eine gelungene Mischung.

Finanziell blieb die Tour im Rahmen, genau ausgerechnet hatte ich das wohl, hab das aber zur Zeit nicht zur Hand.

 

Letzte Aktualisierung am 17.07.2019