In der Anlage angekommen erinnerte vieles an Koenigsmacker. Ähnliche
(gut erhaltene!) Wandinschriften, diverse noch vorhandene Einbauten
der Belüftung waren zu finden und Gänge voller Schrott leider auch.
Nach kurzer Zeit fanden wir dann die Artiellerieeinbauten. Die
Kuppeln waren gut begehbar, die Leitern nach oben noch nicht ganz
weggerostet, wenn auch dies nicht mehr ewig so bleiben wird. Im
Gegensatz zu Koenigsmacker aber waren noch teilweise die Lager der
Geschütze vorhanden. Immer wieder waren deutsche und französische
Inschriften zu sehen, hatten doch die Besitzerhände und Sprachen
gewechselt.
(Durchaus noch einiges in der
Anlage vorhanden.)
(Die grosse Turmscharte in einer
der Kuppeln.)
(Im Inneren war es schwer sich zu
bewegen - der doppelte Boden war nur noch stellenweise betretbar.)
Nachdem wir das Artilleriewerk erkundet hatten, führte uns
der Weg unter der Erde weiter. Durch einen langen engen Hohlgang
voller Mücken (Schrilliarden von Mücken...) erreichten wir eines
der gewaltig grossen Infanteriewerke. Leider war dort nicht mehr
alles begeh- und erreichbar, dennoch faszinierend zu sehen. Wir
kletterten durch die Anlage durch, machten viele Bilder und
navigierten am zahlreich vorhandenen Schrott in der Anlage
vorbei. Immer interessant zu sehen, wie die Anlagen umgebaut
wurden. An den sanitären Einrichtungen war auch deutlich die
deutsche Herkunft zu sehen. auch wenn diese mittlerweile in
schlechtem Zustand sind. Wir fanden auch Zeit für das
traditionelle Gruppenbild der Tour, diesesmal sogar mit etwas
Tageslicht dabei, da die Rückseite des Werkes ja ebenerdig ist
und ein grosses Loch vorhanden war. Da musste man sich auch
keine Gednanken um die Luftqualität machen....
(Die engen und langen Hohlgänge
voller Insekten )
Was wirklich faszinierend war: Die Aufenthaltsräume hier.
Wunderbar dekorierte Wände, die Räume waren thematisch aufgebaut:
Es gab Weinkeller, Schiffe (mit Reling!) und und und...
Unglaublich, was sich hier Mühe gegeben worden war für die
besatzungen damals.
(Maschinengewehrhalterungen mit
Panzerplatten und den Gegengewichten. )
(Mannschaftsräume mit Verzierungen. )
(Details der Zeichnungen. Und
Insekten. Milliarden von Insekten. )
Nach einer Weile machten wir uns von dort auf den Weg durch den
nächsten Hohlgang zu einem der Artilleriewerke wieder. Die Gänge
sind relativ eng und klein, kein Vergleich mit denen der
Maginotlinie. Dort angekommen erkundeten wir die Anlage. Die
Artilleriewerke sind insgesamt recht kompakt gebaut. Wir
wechselten die Akkus der Lampen und schauten uns das recht
zerstörte Werk an. Sogar Müll (genaugenommen leere Säcke von
Nitro, was das wohl hier sollte?) war leider reichlich
eingelagert worden. Dennoch gelangen ein paar gute Aufnahmen der
Anlage. Insbesondere war noch ein Geschützrohr vorhanden was
eine tolle Aufnahme der Laufzüger ermöglichte. Das war ganz
gross zu sehen. Die immer wieder zu sehenden geborstenen
Bodenplatten machten es aber insgesamt sehr mühselig, sich in
dieser Anlage zu bewegen.
(Die überraschend modern anmutenden
sanitären Anlagen.)
(Die Tourgruppe 2018.)
(Das war eine weniger schöne
Überraschung: Nitrosäcke?)
(Das ist noch Kunsthandawerk:
Geschmiedete Handläufe in den Treppenhäusern.)
Bald darauf kamen wir über einen weiteren Gang in einen
weiteren Teil der Anlage hinein. Hierbei handelte es sich um ein
kleineres Werk, was wir uns ebenfalls anschauten, aber relativ
bald zurück gingen und dann eine weitere grosse Kaserne betraten.
Als wir in dieser ankamen und die ersten Bilder machten hörten
wir plötzlich draussen Lärm und französischsprachige Stimmen! Da
schrillten dann doch in uns die Alarmglocken: Feuerwehr bei der
Übung? Gendarmerie? Oder nur andere Touristen?
Wir waren mucksmäuschenstill und bewegten uns so leise wie nur
irgendwie möglich zurück ins Hohlgangsystem. Wer auch immer da
draussen war: Wir wollten wenn möglich niemandem begegnen. Nach
kurzer Wartezeit horchten wir, es war aber leise. Also gingen
wir gaaaaaanz leise aus Fußspitzen quasi durch den Hohlgang zum
östlichen Infanteriestützpunkt. Dieser war nach dem zweiten
Weltkrieg massiv umgebaut worden.
(Die aufgesprengten Kasernenräume )
(Richtig schön: ein Mannschaftsraum
als Schiff eingerichtet. )
(Direkt nebenan gab es dann einen
Winzerkeller oder Braukeller als Raum. )
Sobald man die Stahltür zum Hohlgangsystem hhinter sich
liess, umwehte uns der vermutlich Asbesthaltige, dezent modrige
Hauch der 60er Jahre. Die Brandspuren überall machten das nicht
angenehmer.
(Die Laufzüge aus dem
Artielleriewerk )
(Ab hier wurd es weniger schön:
Plastikplanen zur Feuchtigkeitskontrolle und Co - igitt... )
Plötzlich fand sich mehr oder minder aktuelle (für die 60er)
Fernmeldetechnik in den Räumen. Und druch einen weiteren Hohlgang
erreichbar fanden wir dann eine James Bond-Bösewicht artige
Kommandozentrale. Hier hatte man die Zwischendecke einer Kaserne
entfernt und wohl fast alle aufenthaltsräume miteinander verbunden
um enien grossen Raum mit noch erkebnnbaren, wenn auch demontierten
doppelten Boden zu schaffen. Direkt nebenan: Die mächtigen
Dieselaggregate zur Stromversorgung.
Bombensicher war das hier sicher nicht durch die geringe Überdeckung
der Anlage, aber immerhin etwas gesichert.
(Im Inneren der Kommandozentrale)
(Die mächtigen Stromerzeuger )
(Leider doch ziemlich geplündert !)
Durch die wieder einmal zu findende Versorgung von Systemen
mit 110v und 220v war auch klar, das hier zumindest US Equipment
auch verwendet worden war. Ob im Rahmen der NATO oder
anderweitig, konnte ich nicht sagen, vermutete es aber. Es
stellte sich bei der Recherche nach der Tour dann heraus, das
hier von Kanadiern und US Truppen der Luftraum in Frankreich
überwacht worden wr und ab Eintritt der Franzosen in die NATO
durch sie selber (wie das nach deren Austritt war: Keine Ahnung.
Es läge aber nahe, das ab da diese Einrichtung relativ schnell
wieder aufgegeben wurde, insbesondere da Drachenbronn als
sicherere Alternative zur Verfügung stand).
(Alte Anleitung im Trafobereich der
Anlage. )
(Der Beweis: Hier war US techni im
NATO-Einsatz, gegenüber lagen die 240V Dosen.)
Jedenfalls fiel nun der Akku meiner Kamera aus und wir waren
soweit auch mit der Anlage durch. Immerhin hatten wir satte vier
Stunden und mehr hier verbracht. Wir verliessen die Feste dann
nach kurzer Inspektion der Elektrikeinrichtung durch einen
kleinen Seitenausgang und: Standen vor einem frisch geladenen,
auf dem Boden liegenden Kamerablitz! Oh oh... war der von den
Rucksacktouris? Warum lag der hier rum? Musste da jemand in
aller Eile weg?
Wir schauten uns um: Alles ruhig und keine Bewegung. Das sah
doch vielversprechend aus. Also ging es schnurstracks an leeren
Gebäuden vorbei zurück zum Pfad, wo wir herkamen. Kurze Meldung
nach Hause: "alles i.O.!"
Unterwegs sahen wir keine Menschenseele, alles war ruhig und ich
sammelte ein paar abgeschossene Übungspatronen israelischer
Herkunft (!) vom Boden auf. Offenbar wurde hier des öfteren noch
auf dem Gelände geübt. Etwas mulmig erreichten wir schliesslich
die Ecke, wo die Autos standen. Einer von uns ging vor, und
hielt Ausschau: Keine Bewegung weit und breit. Hervroragend!
Wir machten uns daran, an den Autos die Rucksäcke abzulegen, die
dicken Stiefel zu verstauen und schenkten uns einen schnellen Kaffee
ein, als ein nicht ganz kleines, blau-weisses Fahrzeug erschien. Auf
dem Dach blaues Leuchtequipment. Und an Bord zwei französische
Gendarmen, die relativ schnell uns klar machten, das hier so Einiges
im Argen läge.
Mit radebrechendem Französisch klärten wir dann schnell ab, das wir
uns illegal auf Militärgelände befanden, wir aber nur Fotos als
Touris machen würden, wir JETZT und SOFORT uns stante pede
verkrümeln würden und man uns nicht ein zweites Mal aufgabeln möchte.
Nachdem ich das sofort und baldigst in Landessprache zugesichert
hatte und mich dutzendfach für den Aufwand entschuldigte, entschloß
sich der Flic keine Strafzahlung von uns zu verlangen und die beiden
Uniformierten warteten, bis wir die Segel strichen. Was binnen 60
Sekunden passierte. Mit nicht quietschenden Reifen, aber dennoch
dicht an der auf Feldwegen maximal möglichen Geschwindigkeit machten
wir uns aus dem Staub.
Idiotischerweise habe ich dann über Funk das Kommando gegeben,
einfach das nächste Ziel anzufahren, statt mit klarem Kopf
vielleicht das weiter weg befindliche, deutlich weniger bekannter
Ersatzziel anzusteuern. Das hatte dann noch andere eklatant
unglückliche Auswirkungen, aber dazu kommen wir im Bericht genau
jetzt...
Feste Luitpold
Nach nicht wirklich übersichtlich langer Fahrt (plus nachgeholter
Mittagspause) und diversen Diskussionen per Funk kamen wir kurz nach
16Uhr nochwas am geplanten Parkplatz für die Feste Luitpold an.
Im Vorfeld hatte ich im Laufe meiner Recherchen noch erfahren, das
hier angeblich eine Wildkamera gesichtet worden war, aber noch hatte
niemand von Begegnungen mit der Obrigkeit berichtet. Also hatte ich
im Vorfeld überlegt, wie wir die Anlage dennoch befahren könnten.
Klar war, der Einstieg sollte an der westlichen Panzerkaserne
erfolgen, von dort aus dann querfeldein rüber bis zu einer der
anderen Kasernen und dann ab da unterirdisch durch die Hohlgänge, so
das wir wieder retour den gleichen Weg nehmen würden und gar nicht
erst an der Kamera vorbeikämen. So der Plan jedenfalls. Die Zeit
jedenfalls rannte, daher wollten wir uns ein wenig beeilen.
Größere Kartenansicht
Kaum waren wir ausgestiegen und hatten uns "ausgehfertig" gemacht,
radelte ein Mountainbiker an uns vorbei den Weg von der Anlage aus
kommend. Na, wenn der da schon durchradelt, wirds so wild nicht sein
können dachten wir uns. Also ging es frischauf den Berg hoch nach
einem kleinen Snack und schon nach einer guten Viertelstunde waren
wir am Abzweig zum Panzerwerk angekommen. Dort machten wir uns durch
den Matsch auf zum Panzerwerk, die Sonne begann sich ja allmählich
zu senken. Links und rechts des Weges fiel uns dann erstmals das
recht dichte dornige Buschwerk negativ auf, das noch zum Problem
werden sollte. Aber zunächst ging es flott ab ins Werk hinein.
(Die oben nicht mehr ganz
aufliegende Kuppel eines der Artillerietürme.)
Wie auch bei Kaiserin war hier ein relativ geplündertes Panzerwerk
zu sehen, Teil der Feste Luitpold. Auch diese war ja Teil des
Werkverbunds, wie oben beschrieben. Ich sparem ir daher eine längere
Erklärung, was das hier machte.
(Detailaufnahme von unten der
Kuppel.)
(Die Gänge in der Anlage.)
Wir machten uns auf den Weg durch das Werk, erkundeten Raum nach Raum
vorbei an beeindruckenden Tropfsteinen aus ausgewaschenem Kalk und
diversen mehr oder weniger rostigen noch vorhandenen Einbauten.
Deutlich erkennbar die Ähnlichkeiten zur Kaiserin. In den Kuppeln
war weniger vorhanden also da leider, dennoch immer wieder
beeindruckend zu sehen!
Die zwei Etagen waren jedenfalls bald durchquert und wir machten uns
an die Erkundung der Oberfläche, denn von dort aus wollten wir ja
rüber zum Rest der Anlage.
(Auch hier: Beeindruckende
Infanteriehindernisse.)
(Die Kuppeln des Werkes von oben.)
Die Kuppeln wurden durch Sprengversuche und Entnahmen der
Festungsvereine nach dem Krieg leider geleert, dennoch schön zu
sehen und beeindruckende Bildermotive. Nachdem wir das ausriechend
dokumentiert hatten, suchten wir einen gangbaren Weg zur restlichen
Anlage.
(Das setzt das etwas in Relation -
was hier für Kräfte am Werke waren.)
Das stellte sich leider als absolute Katastrophe heraus. Rings um
das Panzerwerk war das Unterholz mehr als dicht und voller
Dornenbüsche (siehe das Bild mit den Infanteriehindernissen, die das
Unterfangen auch nicht einfacher machten). So recht ging es hier
nicht weiter, das Gelände war steil und Infanteriehindernisse wie
Stacheldraht kamen auch noch dazu. Also gingen wir schliesslich
zurück zum Hauptweg. Dort folgten wir dem dann bis zum
Eingangsbunker der Anlage. Der war binnen 2 Minuten erkundet - eine
Kamera sahen wir immer noch nicht.
Also ein neuer Plan: Wir umgehen die Kamera hinterrücks und
schleichen uns in die Anlage vom Osten her rein. Der Plan hielt
genau 20 Minuten. Danach waren wir von Dornen zerkratzt und kamen
keine 100m weit. In dem Tempo wären wir erst nachts in der Anlage.
Wieder einmal sieht etwas auf Google Maps völlig easy aus und die
Realität ist komplett anders gelegen. Ärgerlich. Aus Frust gingen
wir zurück auf den Weg und wollten Ausschau nach der Kamera halten.
Diese... fanden wir nicht. Nachdem sich die Gruppe trennte in eine
Gruppe, die in die Anlage reinging und eine die noch draussen
Ausschau hielt, kam ein Jeep daher und nun wurde es nochmal
ungemütlichst.
Es wurde sehr, sehr laut und sehr französisch. Jedenfalls faltete
ein lokaler Jäger die Kollegen draussen zusammen und diese machten
sich sofort auf den Rückweg. Die Gruppe von drinnen kam raus, wir
lassen Keinen zurück. Auch wir wurden angehalten und kräftigst
zusammengestaucht. Mehrfach sogar.
Nach etwas längerer Verhandlung mit dem Jäger (Bemerkenswert:
Aufschrift auf dem Jeep vom Reichsland Lothringen, spätestens jetzt
war uns klar, welcher Couloer der Mann anhängig war...) war dann
klar: Wir verkrümeln uns sofort und lassen uns nicht mehr sehen und
dann wird es nicht teuer für uns. Immerhin.
Es wurde bei Abfahrt unsererseits nochmals laut gefaucht und
geflucht - aber dann: War das Thema durch.
Apropos "durch": Wir waren das nach der Aktion nun auch. Es war zwar
erst knapp 18 Uhr, aber niemand von uns, also grob geschätzt keiner
- ich möchte fast sagen: Absolut gar keiner hatte keinerlei Lust
mehr auf noch eine Untergrundaktion heute. Essen, Dusche,
Kaltgetränke - nicht unbedingt in der Reihenfolge waren nun angesagt.
Also machten wir uns zurück ins Hotel, wo wir uns überraschend früh
und verständlicherweise in etwas weniger guter Stimmung einfanden.
Die Duschen wurden direkt genutzt, frische Kleidung angelegt, der
örtliche Hamburgerschmied besucht (30 Cheeseburger und ein paar
Extras eingeworfen) und danach... gab es für die noch Wollenden
eiskaltes Hansa aus der Kühlbox. Wir sprachen deutlich vorsichtiger
den Getränken zu und planten den nächsten Tag: Auf Metz und Co hatte
keiner mehr Lust, aber die U-Verlagerungen, die wollten wir sehen.
Also Denting von der Liste gestrichen falls wir zu spät loskamen und
stattdessen eher das Optionsziel Spichernstellung auf die To Do
Liste gepackt.
Nach Mitternacht ging es dann ab ins Bett und eine brauchbare Nacht
später stand der dritte Tourtag an. Mit hoffentlich mehr Erfolg...
Tag 3 - U Verlagerung Saar und Spichern Stellung
Erneut ein eher grauer Morgen, das Rappeln (bzw. Piepsen) des Handys
liess uns aus dem Bett nicht direkt hochfahren, aaaaaber: wir
standen dann mal auf. Musste ja. Frühstück gab es später (Reste von
gestern überwiegend, etwas Nachschlag gab es beim Bäcker), Kaffee
wurde bei Bedarf noch instantmäßig aufbereitet: Man kennt das.
Alles eingepackt, alle Zimmer abgeklappert, ausgecheckt aus dem
Hotel und los ging die Fahrt zur deutschen Grenze nach kurzem
Futterstop. Nachdem wir nicht früh loskamen war Denting
erwartungsgemäß aus dem Programm raus, und so fuhren wir mit dem
Ziel "U-Verlagerung Katz" los. Zweieinhalb Stunden später kamen wir
dort dann auch an. An einem idyllischen Kreisverkehr parkten wir
unsere Autos auf dem Präsentierteller, was uns so gar nicht gefiel.
Da wir beim Aussteigen zudem von diversen Tretminen der lokalen
Carnidenpopulation überrascht wurden, parkten wir erst um - und nach
Entdecken der Überwachungskameras an dem Anliegergebäude fiel dann
der wohl richtige Entscheid, doch eher zu Saar I zu fahren. Nach dem
Debakel am Vortag wollten wir nichts riskieren, wir fuhren also
weiter die Straße herunter.
Nach kurzer Zeit sahen wir linkerhand ein recht großes Volksfest -
und rechterhand einen großen Parkplatz an einem Fitnesscenter. Nicht
schlecht - denn am Parkplatz direkt "vor dem Tore", also gegenüber
des Feldwegs zur Anlage, stellten wir wieder fest, das man hier
extrem auffällig steht.
Also: Gefrühstückt in aller Ruhe, dann die Sachen in die Taschen
gepackt und alle Mitfahrer nahmen dann die Beine in die Hand und
überquerten die Strasse und machten sich ab in den Wald.
Die Fahrer dagegen fuhren die drei Autos zum Fitnesscenter Parkplatz,
parkten, stiegen aus und wir dackelten zu Fuß die Strasse runter
ohne unser auffälliges Equipment und dann ging es im Eiltempo ab in
den Wald zu den anderen. Etwas unauffälliger als am Vortag also,
immerhin.
Der Weg führte den Berg hinauf in den Wald und schon relativ bald
standen wir vor einer verfallenden Lagerhalle und einem grossen,
offenen Wellblechtor. Endlich mal ebenerdig in eine Anlage einfach
bequem reingehen: Eine willkommene Abwechslung. Wir meldeten uns wie
immer zuhause ab und packten die Knicklichter aus: Mangels Karte
würden wir diese in der Anlage dringendst brauchen.
Größere Kartenansicht
U Verlagerung Saar
Die U-Verlagerung Saar war ursprünglich einmal ein (Kalkstein)
Bergwerk an der deutsch-französischen Grenze, auf der französischen
Seite. Besonders viel ist darüber nicht in Erfahrung zu bringen,
allerdings scheint festzustehen, das hier einmal Panzergetriebe
durch die Firma Renk gebaut wurden (oder werden sollten). Mit einer
Grundfläche von 23.000qm laut diversen Quellen im Internet und einer
wahrscheinlichen Nutzfläche für die U-Verlagerung von um die
10.000qm durchaus eine grosse Anlage. Wie auch in anderen U-Verlagerungen
sollten in der Anlage wichtige Kriegsindustrie Untertage verlagert
werden. Die metrdicke Felsüberdeckungermöglichte es, weiter
Kriegswichtiges Material geschützt vor Bombenangriffen zu
produzieren. Eine Nachnutzung erfolgte durch eine (noch deutlich zu
sehende) Champignonzucht im oberen Teil der Anlage. In der unteren
Ebene soll einmal ein Motorradclub ansässig gewesen sein. Aufgrund
des mittlerweile extrem Instabilen Gesteins in dem Bereich, wo
einige Teile schon runter gekommen sind, haben wir das aber von der
Tour ausgeklammert. Die U-Verlagerung selber befand sich wohl im
vorderen (sehr zugemüllten) Teil. Spätestens Ende der 70er Jahre
stand dann aber alles still und seitdem vergammelt die Anlage
langsam, wurde als wilde Müllkippe genutzt und die örtliche
Bevölkerung nutztes sie auch wohl für die eine oder andere Party
unter Tage: Wer es halt so mag...
(Das Bild sahen wir an dem Tag
recht oft - nicht sehr viel erhalten, aber immer wieder Reste
der U-Verlgerungseinbauten.)
(Ganz viele Autowracks waren in der Anlage zu finden.)
Wir knipsten die Lampen an, legten die ersten Knicklichter aus und
gingen in die Anlage hinein. Mangels Karte langsam und immer in
Sichtweite Knicklichter auslegend, wie üblich in Pfeilrichtung zum
Ausgang. Auf dem Weg hinein wurde schnell klar, das die Anlage recht
unübersichtlich ist - aber es gab viele sehenswerte Dinge zu
entdecken. Schon bald fanden wir einige alte, leider ausgebrannte
Autowracks (wer macht sowas?), die tolle Fotomotive abgaben. Weiter
ging der Weg in die doch recht feuchte Anlage in der wir immer
wieder auf Wasserrohre und Reste der Nachnutzung stiessen. Ab und zu
fanden sich sogar Bohrerreste, Werkzeuge und Co in den Wänden und am
Boden noch, sehenswerte Zeugen der Vergangenheit. Mangels Plan sind
wir etwas unkoordiniert durch die Anlage gegangen, ob wir alles so
gesehen haben war uns nicht klar. Wer sich hier an die "Scanner"-Sequenzen
aus den neueren Alien-Filmen erinnert fühlt: Das kommt dem recht
nahe. Die Dunkelheit, das Tropfen des Wassers - eine etwas
beklemmende Stimmung tief unter der Erde stellte sich ein wie so oft
auf unseren Touren.
(Ganz viele Autowracks waren in der Anlage zu finden.)
(Ganz, ganz viele Autowracks waren in der Anlage zu finden...)
(Hatte ich schon die vielen Autowracks in der Anlage
erwähnt?)
Tiefer und tiefer drangen wir in das System ein, kletterten über Verbrüche,
fanden Durchschlupfe in den gemauerten Zwischenwänden, drehten in
Sackgassen um, fanden noch kleinere Dinge wie eine "Partygarnitur"
nebst alten Bierkästen und und und.
(Wasserrohre - vermutlich von der
U-Verlagerung noch?)
(Hier kann man die enorme Größe der
Anlage sehen.)
(Werkzeugreste)
Auch ein paar Nagetiere fanden wir, die in einem Betonkasten
gefangen schienen - wir legten eine Rampe hinein und liessen
Knicklichter da, in der Hoffnung, das sie einen Weg heraus eventuell
finden würden eventuell.
Ein richtig grosser Schacht führte mitten in der Anlage senkrecht
nach oben, es war aber kein tageslicht zu sehen und auch kein
richtiger Wind zu spüren. Ob es ein vermauerter Luftschacht war? Die
Anlage lässt viele Fragen offen, leider ist wirklich fast nichts an
guter Dokumentation im Netz zu finden.
(Werkzeugreste und Kletterpartien)
(Welch Überraschung: Ein weiteres
Autowrack...)
Irgendwann sind wir dann am vermutlich weitesten Punkt vom Eingang
angekommen und drehten um - wir gingen einen parallelen Weg zurück
zum Eingang und sammelten soweit möglich unsere leuchtenden "Wegweiser"
wieder ein bis wir vor einem unterirdischen See standen. Da wir nur
eine Wathose dabei hatten, sind wir den nicht weiter entlag gegangen.
Was sich dort noch weiter verbergen mag?
(Überreste der Abmauerungen der
UV?)
(Quasi das Ende der Anlage - von
hier aus haben wir uns Richtung Eingang wieder bewegt.)
An einigermassen sehenswerten Graffittis vorbei machten wir uns
langsam auf den Rückweg. Auf halber Strecke zum Eingang fanden wir
dann noch ohne Ende Plastikkugeln und ein kleines Plakat "Respawn
Point": Hier hat doch tatsächlich mal jemand Airsoft gepielt?
Unglaublich. Alles andere als eine sichere Umgebung für sowas, aber
bitte...
(Der unterirdische See - was sich
am Ende befindet, konnten wir leider nicht herausfinden..)
(Ausnahmsweise ein gelungenes
Graffitti.)
Nach einiger Zeit waren wir wieder zurück im vorderne Bereich der
Anlage, wo wir noch die Sockel der Maschinen aus der U-Verlagerungszeit
fanden. Viel mehr ist hier leider nicht mehr erhalten. Aber ein
Mülldepot mit Petroleumkanister von 2002 fanden wir. Wer weiß, wozu
das dienen sollte?
(Andere Nutzungsform: Airsoftler
haben sich hier ausgetobt. Wäre mir viel, viel zu gefährlich
hier.)
(Sockel der Maschinen in der U
Verlagerung)
(Und noch mehr Autowracks - wer die
wohl alle hier gelassen hat?)
(Ab hier gingen wir nicht mehr
weiter - extreme Einsturzgefahr. Das sollte es einem nicht wert
sein, hier Leib und Leben zu riskieren!)
An den letzten ausgebrannten Autowracks vorbei kamen wir dann zum
Übergang in den sehr verschütteten Bereich der Anlage - und nach
Ansicht des heruntergekommenen Firsts war uns klar: Das riskieren
wir besser nicht.
So sind wir dann zurück zum Ausgang der Anlage gegangen, wo wir
ziemlich genau zweieinhalb Stunden nach Einfahrt in die Anlage
wieder ankamen, uns zurückmeldeten das alles glatt gelaufen war und
uns im Sonnenschein etwas aufwärmten. Bei einem kleinen Snack
diskutierten wir, wohin wir noch wollten: Katz schlossen wir aus.
Saar 2? Oder doch Spichernstellung?
Ein Blick auf die Uhr: Spichernstellung schaffen wir zeitlich eher,
denn die Mitfahrer Alex und Sergej wollten am Tag danach noch ein
besonderes Bonmot sich in Frankreich gönnen. Das wäre auch ein
Optionsziel gewesen für uns, aber bei der Gruppengröße: Besser nicht.
Nicht soviel Risiko lieber...
Der Weg führte uns dann zurück zur Strasse, die drei Fahrer liefen
zurück zu den Autos und wir holten dann am Parkplatz die anderen mit
dem Gepäck wieder ab.
Die Fahrt ging nun ab in Richtung Saarbrücken und nach einer Weile
(also: eine gute Stunde) waren wir dann dort angekommen. Wir parkten
auf dem Parkplatz einer Lungenklinik und wanderten leicht bepackt
den Waldweg entlang zur Spichernstellung.
Spichernstellung
Diese Bunkerkette des Westwalls stellt eine Besonderheit dar:
Die meisten Anlagen des Westwalls sind ja mittlerweile übererdet,
als Feldermausquartier eingerichtet (der Buhlert etwa, den wir 2007
noch offen vorfanden) oder gesprengt bzw. durch Baumassnahmen
endgültig beseitigt worden.
Aber hier befindet sich ein kleines Stück Westwall - in Frankreich,
nicht in Deutschland. Wie kam es dazu?
Größere Kartenansicht
Ich zitiere dazu mal Wikipedia, die das gut zusammengefasst haben:
"Die Ursache für den ungewöhnlichen Verlauf der Stellung ist im
Rückzug des französischen Militärs in die Maginot-Linie zu sehen,
womit das gesamte Glacis der Linie aufgegeben wurde. Die Nähe zu den
saarländischen Industrieanlagen und zur grenznahen Großstadt
Saarbrücken gebot aus Sicht des NS-Regimes die Einnahme des
Giffertwaldes nahe Spicherns. Bereits in der Schlacht bei Spichern
während des Deutsch-Französischen Krieges hatten die Höhenzüge eine
wichtige Rolle gespielt.
Im Dezember 1939 wurden auf den Spicherer Höhen erste provisorische
Unterstände errichtet. Am 24. Dezember 1939 besuchte Adolf Hitler
die Stellungen in Begleitung von Erwin von Witzleben, dem
Oberbefehlshaber der im Westen stationierten 1. Armee. Einer der
Unterstände wurde in der Folge als „Adolf-Hitler-Stellung“
bezeichnet.
(Aussergewöhnlich gut erhaltene
Bunker )
Während des Sitzkrieges wurden die Spicherer Höhen von Januar bis
Juni 1940 mit Bunkeranlagen bebaut und in das System des Westwalles
eingebunden. Am 21. Februar 1945 wurde Spichern durch Soldaten der
70th US-Infantry Division (Trailblazers) befreit.
Die Bunker der Spichern-Stellung wurden nicht geschleift. Die auf
der französischen Seite gelegenen Anlagen sind deswegen auch heute
noch zu großen Teilen vorhanden und geben eine gute Vorstellung von
den typischen Anlagen des Westwalles."
(Im Inneren - leicht unter Wasser,
aber noch ohne STiefel gut passierbar.)
Soweit zur Wikipedia und damit wieder zurück zu unserer Tour:
Nach einer geschlagenen halben Stunde Lauferei durch den Wald (über
die mit Radfahrern und Wanderern übersäten, gut ausgebauten
Waldwegen) erreichten wir endlich den ersten Bunker. Mein
Kartenmaterial war etwas übersichtlich, eigentlich nur eine vage
Beschreibung aus einem Forum und ein paar Screenshots aus Wikimapia
(die sich als... halb zutreffend nur erwiesen). Immerhin: Wir fanden
ein paar Bunker und auf dem Weg dahin so manche Feldbefestigung noch,
was immer wieder überrascht, das sowas so lange hält. Den ersten
Bunker fanden wir dann auch ganz konkret an einem unglaublich tiefen
Panzergraben. Da hatte man sich selbst übertroffen - in den hätte
locker eni ganzer Panzer reingepasst, der oben nicht mehr
rausgeschaut hätte.
Rein ging es in die Anlage, mehr als eine Taschenlampe braucht man
für diese kleinen Regelbauten eigentlich nicht. Dei
Gruppenunterstände sind recht schlicht, typische Verteter der
Regelbauten. Hier scheint es sich um einen des Typs 10 zu handeln,
Schön: Der Fliesenboden, der noch gut erhalten ist. Auch die
Scharten sind noch im Bunker drin, am Eingang noch der originale
Tarnanstrich und auch innen sind noch diverse originale
Beschriftungen enthalten.
Sonst ist sowas ja meistens irgendwann Opfer der Sprayer, aber hier
hat sich alles perfekt erhalten. Ich hoffe, das belibt auch noch
lange so. Ich denke das die relative Distanz zur Wohnbebauung und
der relativ lange Fußweg zu den Bunkern die typischen Sprayer bisher
abgehalten hat. Auch da die Anlagen abseits der Wege liegen und von
dort aus eben nicht zu sehen sind, trägt wohl dazu bei, das sie noch
so gut erhalten sind.
(Noch originale Fliesen - sonst in
keinem Bunker mehr gesehen)
(Inschriften sind in vielen Bunkern
noch gut erhalten. Hier im Observatorium.)
Der nächste kleine Bunker war ein vorgeschobener Observationsposten.
In dem Zustand auch noch nicht gesehen - hier war innen auch noch
originaler Anstrich und Beschriftung vorhanden. Wunderbar! Aber der
Bunker war klein und unsere Kollegen Alex und Sergej wollten weiter:
Wir verabschiedeten uns voneinander und der Rest von uns zog noch
einem finalen Bunker als Abschluß der Tour weiter.
(Der massive Panzergraben vor den
Bunkern. Sieht auf dem BIld flach aus, ist aber gut 5m tief.)
Zehn Minuten Fußweg und ein paar Meter durchs Unterholz später
standen wir erneut vor einem Regelbau, der mit Blickrichtung
Frankreich IN Frankreich am Waldrand steht. Der Bunker ist ebenfalls
gut erhalten, wenn auch etwas nasser als die anderen. Auch hier:
Alles leer bis auf die Scharten (diese sind aber komplett!) und
Beschriftungen nebst originaler Farbe. Die Beschriftungen sind hier
sensationell gut erhalten. Und meines Wissens nach ist das eineer
der ganz wenigen Bunker, wo noch die originale dicke Schartenplatte
eingebaut ist. Ein echtes Kleinod für interessierte Besucher. Nur
zwei Kreideschmierereien stören das Bild, aber immerhin.
(Der perfekt erhaltene alte
Tarnanstrich noch in der Eingangsscharte.)
(Eine Gewehrscharte mit Inschrift.)
(Noch nie ausserhalb eines Museums
gesehen: Ganze Panzerplatte noch (wenn auch ohne Schieber)
)
Nach ein paar Minutenzog es uns dann ans Tageslicht und wir machten
ein Abschiedsfoto vor dem Ausgang. Und dann ging es wieder fast eine
halbe Stunde zurück zu den Autos auf dem Parkplatz. Müde, hungrig
und erschöpft waren wir nun. Wir beluden die Fahrzeuge und machten
uns auf den Weg zu einem kleinen Abschiedsimbiss bei McDonalds. Noch
ein paar Cheeseburger und Cola für die Fahrt und dann ging es zurück
Richtung Heimat, wo wir einige Stunden später etwas dreckig, aber
guter Stimmung insgesamt ankamen. Die Kollegen noch abgesetzt, nach
Hause gefahren und den dort wartenden Kids noch eine GuteNacht-Geschichte
vorgelesen - und damit war die Bunkertour 2018 auch beendet.
(Nahaufnahme der Inschrift an der
Platte )
(Die Gruppe am Ende der Tour.)
Insgesamt ein Erfolg und eine solide Tour, aber der zweite Tag stand
unter keinem guten Stern und insgesamt hatte ich das Gefühl, bei der
2018er Tour wäre viel mehr drin gewesen. Für 2019 jedenfalls stand
für mich fest: Keie Tour nach Frankreich, ein wenig weniger
vornehmen, ausgiebige Recherche wieder und ein wenig mehr "bunte"
Ziele, inklusive Museen mit in den Tourplan aufnehmen. So spannend
die "Eigentouren" auch sind, die Touren wo ein oder zwei Museen das
Ganze abrunden mag ich am meisten. Die Kombination aus selber
erfahren und aufgearbeiteter Geschichte ist eine gelungene Mischung.
Finanziell blieb die Tour im Rahmen, genau ausgerechnet hatte ich
das wohl, hab das aber zur Zeit nicht zur Hand.
|