Fort Suarlee, Fort Andoy, Fort Boncelles und
Mergelgrube Caestert
Fort Suarlee, Belgien
Nach zu kurzem, traumlosem Schlaf erwachte ich morgens beim
Summen des Telefons. Ist es wirklich schon? Ja. War soweit.
Aufstehen! Binnen kurzer Zeit kletterten wir aus den Betten, machten
Morgentoilette, ich setzte etwas Instantkaffee auf und dann waren
wir nur eine gute halbe Stunde (oder auch etwas mehr…) nach Plan
(Plan ist ja wenn man sich was vornimmt, aber eh nicht schafft -
seufz…) auch schon auf dem Weg nach Norden zu den belgischen Forts.
Zunächst machten wir uns auf die Suche nach einer Bäckerei und
wurden nach kurzer Zeit fündig, direkt neben einer dringend
gesuchten Tankstelle. Super! Also gingen zwei Mann Frühstück holen,
der Rest tankte auf. Leider streikte der Automat beim Quittungsdruck
und der Franzose hinter mir machte Druck um auch zu tanken – beherzt
fuhr ich also los und schlug das Lenkrad rechts ein und KNIRSCH –
Beule im Auto. Fuck! Also: KACKE!
Zum Glück nicht tief und am unteren Türschweller wo es von der
Plastikabdeckung gnädig verdeckt wird, aber es war eindeutig in
guter Start in den Tag. Es ist wie es ist - mit leckeren Baguettes
und Croissants französischer Provenienz ausreichend ausgestattet
ging es weiter auf den Weg. Und nach nicht ganz kurzer Fahrt waren
wir dann beim Fort Suarlee angelangt. Bei Google Maps ist ringsum
noch Feld – als wir nun dort auftauchten waren schon Straßen für ein
Industriegebiet angelegt und die Felder dazwischen wie auch das Fort
selber (!) wird derzeit als mehr oder minder wilde Motocrosstrecke
genutzt. Nachdem wir beim Frühstück (geplant war was mit 9:30,
effektiv waren wir eine Stunde später dran) die wirklich tollen
Fahrkünste eines Dreikäsehochs (6 Jahre alt!) auf seiner Enduro
bewunderten, machten wir uns auf den Weg. Zunächst suchten wir einen
etwas privateren Parkplatz und nachdem das erledigt war, ging es zu
Fuß durch einen Trampelpfad ins Gebüsch.
Größere Kartenansicht
(Der sechsjährige Motocrosspilot.
Foto von Alex)
(Graben von Fort Suarlee -
zugewachsen und als Motocrossstrecke in Gebrauch.)
Wir kamen zunächst auf einer Motocrossstrecke heraus, und mitten
durch uns durch fuhr ein verdutzter Motocroissant… Motocrosser? Ein
Moppedfahrer mit Enduro. Es ging kurz bergab und wir stellten fest:
Wir befinden uns bereits IM Graben zwischen Eingangsbauten und
Hauptwerk. Huch? Nun ja, wir schauten uns erst mal diverse Löcher in
den Mauern an, Eingang zu finden scheint hier kein Problem zu sein.
Es gab so einige Oooohs und Aaaahs auf dem Weg weiter zum
Haupteingang der Anlage, nicht zuletzt wegen der riesigen Löcher die
in die Anlage gesprengt wurden. Kein Wunder – das alte Werk hat eine
bewegte Geschichte hinter sich.
Das Fort de Suarlée ist eins von neun Forts die als Teil der
Befestigungen von Namur im späten 19. Jahrhundert gebaut wurden.
Bauzeit war zwischen 1888 und 1892, ausschlaggebend waren die Pläne
des Generals Henri Alexis Brialmont, nach dessen Plänen die meisten
Forts der Befestigungsringe von Namur und Lüttisch errichtet wurden.
Im Gegensatz zu den französischen Forts die grob zur gleichen Zeit
errichtet wurden, wurde Suarlee ausschließlich aus unbewehrtem Beton
errichtet statt noch überwiegend mit Ziegelsteinen. 1914 wurde das
Fort von der kaiserlichen Armee während der Schlacht von Naumr
bombardiert und schwer beschädigt. In den dreißiger Jahren wurde
Suarlée dann wieder aufgebaut und verstärkt um die befestigte
Stellung von Namur neu zu bilden um einen Vormarsch der Deutschen zu
verlangsamen oder gar zu stoppen. Bei der Invasion von Belgien 1940
wurde es erneut schwer beschossen und dann von der Wehrmacht
eingenommen.
(Am äusseren Teil der Festung sind
massive Löcher in den Wänden durch die Artillerieangriffe und
Sprengungen.)
(Innen setzt sich die Zerstörung
fort - man kann hier an einigen Stellen nach unten - ohne Seil
haben wir das erst Mal gelassen.)
Sommer 1914 war das Fort unter dem Kommando von
Captain-Commandant Moisse, mit rund 400 Artilleristen und 80 Mann
Festungsinfanterie. Ab dem 23 August 1914 wurde es dann von den
Deutschen beschossen. Im Gegensatz zu Lüttich wurden die Forts bei
Namur nicht mit Infanterie angegriffen sondern nur mit Artillerie,
da die Opferzahlen bei Lüttich so hoch waren. Die Namur Forts fielen
relativ schnell. Am 24. 8. Wurde das Fort von ca. 1500 schweren
Granaten getroffen die schwere Schäden verursachten. Am 25. trafen
Suarlee erneut anderthalb tausend (!) Geschosse vom Kaliber 210mm,
305mm und 420mm, die das Fort nahezu komplett
verwüsteten und die Aufgabe des Forts am gleichen Tag
erzwangen.
(Gut getarnt: Der Eingang in das
unterirdische Labyrinth.)
(Der alte Haupteingang - gut, wir
hätten also den Feldweg nehmen können statt über die
Motocrossstrecke zu rennen...)
In der Zwischenkriegszeit wurde das Fort dann
ab Anfang der 30er Jahre wieder aufgebaut und modernisiert.
Gasschutz, Elektrik, Telefone , neue sanitäre Anlagen, bessere
Belüftung und auch eine stärkere Bewaffnung wurden eingebaut. Dazu
wurde die Decke neu betoniert. Insgesamt hatte das Fort nun sechs
Flaks, sechs 75mm Kanonen in fünf Türmen, zwei Doppel-MG Türme und
diverse MGs in Kasemattenpositionen. Der Bewetterungsturm war ca.
1km von der Anlage entfernt und fungierte auch als Ausguck.
Die Resultate davon waren aber nicht
ausreichend, auch wenn es sich deutlich länger halten konnte.
(In der Hauptanlage - interessante
Farbenspiele wo von aussen Licht noch einfällt. Alles Metall der
Deckenverstärkung wurde entfernt.)
(Im Inneren - Teelichter Malereien
- Foto von Alex.)
Im Mai 1940 wurde das Fort, nun mit nur 250
Mann besetzt, da Kräfte durch den Einbau moderner Maschinen
eingespart wurden, erneut von den Deutschen angegriffen. Durch
Luftangriffe am 10-12. Mai geschwächt wurde das Fort dann am 15. Mai
durch Flaks und PAKs beschossen und gleichzeitig aus der Luft von
Stukas bombardiert. Der
Bewetterungsturm wurde dann am 16. und 17. Mai von Infanterie
angegriffen und eingenommen. Das Hauptfort wurde in der Nacht vom
17. auf den 18. Mai angegriffen und durch Luftangriffe am 18. Und
19. Mai soweit funktionsunfähig gemacht, des es kapitulieren musste.
Das erklärt dann auch die zahlreichen, großen
Löcher im Fort – kein Wunder das es nach dem zweiten Weltkrieg nicht
mehr neu aufgebaut wurde. Als Jagdgebiet lange Zeit privat
verpachtet, dient es nun bis zur Vollendung des Industriegebiets als
Motocrossstrecke – trauriges Schicksal für so eine
geschichtsträchtige Stätte.
(Erhaltene Wandmalereien.)
(Im Maschinenraum - Alex starrt in
den Abgrund. 20m senkrecht runter ohne Absperrung...)
Wir packten also unsere Helme und Lampen aus
und gingen hinein. Erste Aktion nach durchklettern des alten
Eingangs war dann die Erforschung der rechten Seite der Anlage. Wir
fanden so manches Grafitti, aber ansonsten war zwar wenig erhalten,
die schiere Größe machte es aber wett. An zahlreichen eingestürzten
Löchern in den Wänden ging es tiefer in die Anlage – parallel zum
eben durchwanderten Graben. Immer wieder fanden sich Kampfspuren in
den Wänden, unzählige Einschusslöcher und vor allem Einschläge von
Granatsplittern kündeten von den heftigen Kämpfen rund ums Fort.
Aber auch reichlich moderner Müll von anderen
Befahrern war leider zu entdecken. Unendliche Mengen Teelichter
säumten so manchen Gang – und ein Raum war praktisch ganz damit am
Boden ausgefüllt. Offenbar stellten die Teelichter einen Teil des
lokalen Wappens nach, wie mir nach der Tour beim Betrachten der
Bilder erst auffiel.
Besonders spannend waren aber die vielen erhaltenen originalen
Inschriften, die wir immer mal fanden. Über 120 Jahre alt – das ist
schon ein ganz kleines bisschen archäologisch…
(Der Maschinenraum - Foto von Alex)
(Immer wieder in der Anlage zu
finden - alte Inschriften mit recht gutem Zustand - Foto von
Alex)
Am Maschinenraum vorbei und an den schön
ausgemalten Offiziersräumen ging es dann eine Eben nach unten in die
Anlage. Die Haupttreppe war aber leider nicht begehbar – die Stufen
aus Holz fehlten und nur eine rutschige schiefe Ebene war übrig. Man
kann aber durch den Maschinenraum an einem riesigen offenen Schacht
(dankenswerter Weise mit LED-Warnlampe die per Bewegungsmelder läuft)
nach unten gelangen. Das machten wir auch und entdeckten dort die
Zugänge zu den leider verschütteten Geschütztürmen. Nicht einer war
mehr begehbar – schade! Dafür fanden wir Unnmengen leerer
Schrotpatronen - warum macht man sich eigentlich die Mühe ganze
Müllsäcke so tief in einen alten Bunker zu schleppen...?
(Schrotpatronen ohne Ende in einer
Ecke.)
Nun war es auch an der Zeit, unser Ritual jeder
Tour abzuhalten: Alle Lichter einmal aus, drei Sekunden durchatmen
und die absolute Finsternis entdecken. Denn ohne Licht, das muss man
sich jedes Mal auf so einer Tour klar werden kommt man hier nicht
lebend raus. Licht ist Leben – und schon ein kleines Knicklicht das
wir dann anmachten reicht im Notfall unglaublich weit. Soweit sollte
es aber nicht kommen, weswegen wir viel Wert auf redundantes
Equipment vor allem beim Licht legen.
(Von absoluter Dunkelheit zu
strahlender Helle: Gruppenfoto kurz nach dem "Licht aus!"Foto
von Alex)
Kurz darauf fanden wir in dem etwas
labyrinthartigen System auch den Tiefbrunnen – auch dieser war mit
einer LED-Warnlampe und Flatterbändern markiert. Sehr nett, da denkt
wer mit. Durch viele ehemals mit Wellblech an der Decke und Wänden
verkleideten Gänge ging es weiter – es war auffällig, das auch hier
alles Metall entfernt worden war. Dennoch spannend zu sehen. Nachdem
wir die ganze zweite Etage erforscht hatten und nach einem großen
Kreis auch die Treppe von unten entdeckten, gingen wir in die
ebenfalls erreichbare dritte Eben nach unten. Hier war es deutlich
übersichtlicher, nur der von uns als Abwasserstollen missverstandene
900m lange Belüftungsstollen der zu dem Turm führte nebst der
Arrestzellen und einiger weniger anderer Räume war hier zu entdecken.
Da ich leider den Plan für die dritte Ebene zwar abgedruckt hatte,
wir alle den aber irgendwie konsequent übersehen hatten (Doh!) waren
wir etwas orientierungslos. Ging aber. Nachdem wir hier die Räume
alle gesehen hatten die überaus leer waren, ging es den „Abwasserstollen“
lang – der der Bewetterungsstollen vom Turm kommend ist. Leider war
der nach ca. 500m überflutet weswegen wir nicht den Weg bis zum Turm
geschafft haben. Schade, dass man hier nicht durchkommt, das hätte
uns interessiert! Auf dem Weg dahin kommt man links an den
Arrestzellen vorbei – wer hier gesessen hatte, hatte es echt schwer.
Zu wenig Platz um aufrecht zu stehen, zu wenig Platz um sich
auszustrecken, ein kleines Loch im Boden las Latrine und das in
Finsternis – mehr Folterkammern als Arrestzellen. Und dann gleich
fünf Stück bei der nicht eben großen Besatzung? Man möchte sich
nicht vorstellen, wie da mit den eigenen Leuten umgegangen wurde!
(In der Arrestzelle - Winzig!
Foto von Alex)
(Das trockene Ende des Stollens.
Foto von Alex)
(Das nasse "Ende" des Stollens - es
dürften nurmehr gute 200m bis zum Turm gewesen sein, aber ohne
Wathose geht hier nichts.
Foto von Alex)
Wir machten uns dann an den Rückweg – dank ein oder zwei
Knicklichtern an den Kreuzungen auch kein Problem. Noch ein paar
Fotos unterwegs und dann waren wir auch nach gut zwei Stunden aus
dem Fort wieder heraus. Zurück zum Auto und auf dem Rückweg gemerkt,
dass der breite Feldweg einen wesentlich besseren Zugang gewährt
hätte – nun, falls man mal wiederkommt ist das gut zu wissen… Am
Auto haben wir kurz beraten was als nächstes ansteht – da wir schon
deutlich nach Mittag waren, wurde kurz ein bisschen was gegessen (Reste
vom Frühstück und die obligatorischen Minisalamis…) und dann ging
die Fahrt rüber zu Fort Andoy. Wir hofften, dort schnell
reinzukommen – aber wieder mal machte das Navi Stress. Es führte uns
ein wenig in die Irre weswegen wir zwei Mal durchs Dorf eierten um
dann doch noch den richtigen Weg zu finden. Immerhin führte uns der
Weg an einem wunderschönen Schloß vorbei – der Adel wusste schon,
wie man wohnt…
Fort Andoy, Belgien
Auf dem Weg zum Fort standen wir dann vor einer verschlossenen
Schranke – also mit den Autos gewendet und einen Parkplatz
angefahren. Dort überraschten wir leider ein Pärchen, die mit
rhythmischen Leibesübungen beschäftigt waren und uns ungefähr
genauso erschrocken anguckten wie wir zurück. Also rückwärts raus
und 200m weiter weg geparkt. Sorry!
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Ein paar Eier, Tomaten, Radieschen und Brötchen
später waren wir bei einsetzendem Nieselregen dann abmarschbereit.
Wie hatte sich das Wetter doch gewandelt: Freitag brüllend heiß und
trocken, heute warm und feucht – es war etwas tropisch. Auf ging es
nun querfeldein über ein abgeerntetes Feld und hin zum Eingang des
Forts. Dort leider die erste Überraschung: Das Tor war zu du die
Löcher in der Wand zugemauert. Einmal nur möchte ich mich auf Infos
aus dem Netz verlassen können – also Erkundung rund um durchs
Unterholz. Die eine gruppe ging links auf den Wall, die andere
rechtsrum. Und nach 10 Minuten war klar: Einen schnellen Weg runter
in den hohen Graben gab es nicht. Was tun? Zum Auto und die
Strickleiter holen?
(Querfeldein über abgeerntete
Felder im Nieselregen.
Foto von Alex)
(Das mächtige EIngangsportal. Links
schön zugemauert und in der Mitte abgesperrt. Da geht nix ohne
Strickleiter.
Foto von Alex)
Erst mal um die Anlage drum rum um zu sehen was
noch geht? Die Zeit rannte – es waren immerhin schon anderthalb
Stunden seit Suarlee verbraten und so langsam wurde es eng mit dem
Plan. Also: Rund um die Anlage ging es. Wir fanden dann auch eine
Stelle wo man rein könnte – aber um raus zu kommen, musste man
trainierter sein als die meisten von uns oder wir hätten halt die
Leiter mitnehmen sollen. Kerr… also weiter ringsum gegangen und
wieder am Haupteingang angekommen festgestellt: Wenn wir jetzt zum
Auto rennen und die Leiter holen, fällt eines der anderen Ziele des
Tages (Boncelles oder die kleinen Mergelgruben) flach. Ergo: Dieses
Fort gucken wir uns vielleicht später mal an. Wir traten den Rückweg
an – schade. Wenigstens hatte der Regen aufgehört…
(Der Graben der Anlage. Es geht
snkrecht runter - ohne Hilfsmittel keine Chancen. Foto von Alex)
(Links am Rand die wohl beste
Möglichkeit reinzukommen. Aber ohne Seil oder Leiter kommt man
halt nicht mehr raus.
Foto von Alex)
Kurz umgezogen am Auto und die Fahrt ging nach
Lüttich, zum Fort Boncelles. Und wieder ein Beispiel für das… ich
sag es mal ganz diplomatisch und nett: Verkackte Navi. Die Fahrt
führte uns in eine Baustelle, wo wir *fast* durchgekommen wären –
bis kurz vor Schluß uns eine massive Betonsperre aufhielt. Also
durch Scherben (toll!) zurückgerollt und nach einem ordentlichen
Umweg dann anstatt in 30 Minuten nach einer geschlagenen Stunde in
Lüttich an Ort und Stelle angekommen. Drecksdingen, das!
Fort Boncelles, Belgien
In einem Wohngebiet angekommen war es erst mal nicht einfach einen
Parkplatz zu finden. Wir haben uns dann für einen möglichst
Auffälligen entschlossen und wurden mit einem verschlossenen
Haupttor am Fort belohnt. WTF? Nun, ein Trampelpfad führte am Tor
vorbei ins Gehölz – also sind Tobias und ich mutig hoch geklettert
und haben einen Weg ins Innere gefunden. Kurz dem Rest Bescheid
gesagt, den Bunker-Kram in Regenjacken eingewickelt geholt und uns
dann geschützt vor Publikum umgezogen und ab ging es durch den
Matsch zur Anlage. Insgesamt anderthalb Stunden hatte uns die Aktion
gekostet – ob wir nun noch genug Zeit haben würden, alles zu sehen
UND noch die kleine Mergelgrube?
Größere Kartenansicht
Fort Boncelles wurde wie Suarlee ab 1888 im
Südosten der Stadt Lüttich als Teil des Festungsgürtels gebaut. Es
besitzt den typischen dreieckigen Grundriß der Brialmont-Forts.
Seine Bewaffnung bestand
aus einem Panzerturm mit zwei 15cm-Geschützen, zwei Panzertürmen mit
21cm-Geschütz, zwei Panzertürme mit jeweils zwei 12cm-Geschützen und
noch vier Panzertürmen mit einzelnen 5,7cm Kanonen. Für die
Flankendeckung standen noch weitere acht 5,7cm Kanonen zur Verfügung.
Das war deutlich mehr als in Suarlee! Der Graben des Forts war sechs
Meter tief und acht Meter breit. Die Gräben waren durch 5,7cm
Schnellfeuerkanonen geschützt, die in entsprechenden Grabenstreichen
untergebracht waren. Soweit so ähnlich zu Suarlee.
Genau wie das Schwesterfort wurde auch Boncelles 1914 von den
Deutschen angegriffen. Und genau wie dort waren vor dem ersten
Weltkrieg die Latrinen und Waschräume etc. in den äußeren Teilen des
Forts, nicht im Zentralmassiv untergebracht. Das führte schon nach
kurzer Zeit zu einer beinahe Unbewohnbarkeit des Forts im Kriegsfall.
In den dreißiger Jahren wurden deswegen in den Forts im Zentralteil
Toiletten etc, nachträglich eingebaut um diese Schwachstellen wie
auch den Gasschutz nachzurüsten.
(Der gut verschlossene Eingang zum
Fort mitten im Wohngebiet.
Foto von Alex)
(Links den Steilhang hoch kamen wir zum Ziel.
Foto von Alex)
Am 6. August bereits wurde das Fort von der
kaiserlichen Armee attackiert. Da sich die Lütticher Werke als
erstaunlich resistent gegen die Angriffe zeigten, rückten die
Deutschen bald mit schwerster Artillerie an: Bis zum 14. August
wurden die Forts mit schweren Mörsern und Haubitzen beschossen. Am
14. August nun wurde die Situation in den Werken durch das dort
verwendete Schwarzpulver in den Geschützen, was riesige Mengen an
Rauch produzierte und durch den deutschen Beschuss so unerträglich,
dass die Soldaten im Werk zu ersticken drohten. Die Belüftung war
jedenfalls katastrophal schlecht und nicht ausreichend. So ergab
sich das Fort und wurde nicht so schlimm zerstört wie Suarlee.
(Und hier der halb zugekippte
Zugang zum Hauptteil der Anlage. Ob es noch weitere Zugänge gibt,
haben wir in der Kürze der Zeit nicht sehen können. Foto von Alex)
(Im Inneren der leider ziemlich
desolaten Anlage. Geborstene Bodenplatten, entferntes Metall und
ohne Ende Graffitti.
Foto von Alex)
Das Werk wurde dann 1915 von der deutschen
Armee umgebaut – da es in Richtung Frankreich lag, wurde es
repariert und zusätzlicher Betonschutz wurde errichtet. Auch wurden
die Gänge mit Wellblech verstärkt im Inneren und Beton zwischen die
Bleche und den originalen Gangdächern gegossen. Die Ventilation der
Anlage wurde verbessert und man verlegte Küche, Latrinen und auch
die Bäckerei ins Zentralmassiv des Forts. So gesehen waren die
Umbauten der Deutschen das Muster für die Verbesserungen die später
durch Belgien an den anderen Forts in Richtung Deutschland gelegen,
vorgenommen wurden. Die 1915 erfolgten Umbauten wurden dann später
durch Belgien vervollständigt und wie an den anderen Brialmont Forts
wurde auch hier ein Belüftungsturm errichtet.
(Völlig zugesprüht leider.
Foto von Alex)
(Und dann auch wieder so etwas: Die
Scharte der Grabenstreiche - rechts Scharte, links ein
originales Bild das die Schusswinkel zeigt und ganz links an der
Wand ein Verzeichnis der Alarmarten. Foto von Alex)
Während der Festungskämpfe 1940 um den
Fortgürtel von Lüttich wurde auch das alte Fort Boncelles wieder
angegriffen und zur Aufgabe gezwungen. Dabei kam der Kommandant und
andere aus dem Fort um – ergeben hat sich das Fort nicht, sondern
die Deutschen schalteten es Raum um Raum aus. Bis 1944 wurde es dann
als Flak-Stellung genutzt und danach noch eine kurze Zeit als Depot
der Armee genutzt. Seit Jahren nun gammelt es schnell vor sich hin.
Soweit zur Geschichte des Forts, wir sind auf
jeden Fall durch den Graben in den alten Haupteingang rein. Das Fort
ähnelt innen dem von Suarlee, nur das leider die Zugänge nach unten
und oben hier versperrt sind. Jedenfalls haben wir nur versperrte
gefunden, es gibt wohl noch einen engen Zugang nach unten, aber den
haben wir leider nicht entdeckt. Schade!
(Hier der "Abwasserkanal" -
eigentlich der Bewetterungsstollen zum Turm von Boncelles. Foto von Alex)
(Und hier ging es nach oben einfach
nicht mehr weiter - massiv mit Stahlschrott verbarrikadiert. Foto von Alex)
Zunächst gingen wir im Werk auf die rechte
Seite vom Eingang aus gesehen. Auch hier waren viele Graffittis zu
sehen, aber auch noch einiges aus alten Zeiten. Über zerbrochene
Bodenplatten gingen wir vorsichtig ins Innere der zerstörten Anlage.
Originale Inschriften fanden wir noch an den Grabenstreichen, auch
waren hier Bilder zu sehen die den MG-Schützen zeigen sollten, wo
welche Gradeinteilung sie hin schießen lassen würde. Direkte Sicht
hatten sie ja nicht durch die Panzerungen, sie waren daher auf
Beobachter angewiesen die die Schußrichtung einteilten.
Ganz in der Nähe fanden wir auch Waschräume – ein weiterer
HInweis darauf, dass die Forts nach dem 1. Weltkrieg umgebaut wurden
damit sich die relativ schnelle Aufgabe der Werke nicht wiederholen
sollte. Von der Grabenstreiche aus gingen dann Treppen abwärts in
Richtung des „Abwasserstollens“, der auch hier wie in Suarlee der
Belüftungsstollen war. Aber auch hier hatten wir nicht viel Glück –
ein lautes Rauschen verkündete schon von weitem das hier Wasser sein
musste. Die Menge überraschte uns aber: Ein richtiger Wasserfall
sprang neben der Treppe aus dem Beton.
Schon nach wenigen Metern war der Stollen so voller Wasser,
das ein Weiterkommen unmöglich war. Schade! Immerhin kamen wir noch
bis zur MG-Stellung im Stollen, aber ab da war wirklich Schluß.
(Die nicht ungefährlichen Treppen
die nach oben führten dann aber im Nichts heute enden. Foto von Alex)
(Im Hauptgang sind diese
aufgemalten Informationen zu den Artilleriegranaten noch zu
sehen. Foto von Alex)
Wir erkundeten weiter das Werk und fanden einen
Zugang nach oben – doch leider stellte sich nach kurzer Zeit heraus,
das es hier nicht wirklich weitergeht. Die etwas sehr rostige Leiter
ging es nach oben und dann eine unglaubliche rutschige Treppe – um
dann oben festzustellen, dass hier der Weg zubetoniert wurde! Da
ging schon mal nix….
Also wieder den Weg vorsichtigst retour, was
nicht leicht war. Aber alle sind unversehrt wieder unten angekommen
und wir machten uns zurück in Richtung Hauptgalerie.
Dort fanden wir eine richtig gut erhaltene Wandmalerei, die
wirklich sehenswert war!
Über hundert Jahre alt und das in dieser feindlichen Umgebung
erhalten – so was freut einen. Ganz in der Nähe fanden sich dann die
Räume des Kommandanten und der Offiziere. Und diese waren richtig
heimelig ausgemalt um einen angenehmeren Eindruck unter Tage zu
erzeugen. Sehr nett das Ganze!
(Im Offiziersraum der Anlage. Foto von Alex)
(Immer wieder sind schöne
Wandmalereien zu sehen. Foto von Alex)
Viele Ahs und Ohs später sind wir dann in den
linken Teil der Anlage weitergegangen. Auch hier gab es viele
spannende Inschriften, so auch eine von 1990 als die Anlage „für
immer“ verschlossen wurde. Also – 23 Jahre später kann ich
feststellen: Praktisch keine dieser Anlagen ist für immer wirklich
zu. Nur am Westwall, da wird das wirklich so extrem zugemacht, das
sich da nix mehr lohnt…
(Im ehemaligen Maschinenraum. Foto von Alex)
(Eine der Scharten von innen. Foto von Alex)
Im Maschinenraum angekommen, konnte man leider
nur noch die Sockel sehen und ein Teil der Belüftung – sonst war
hier alles entfernt. Dennoch wirkt so ein grosser unterirdischer
Raum natürlich auf einen. Zum zentrum der Anlage hin stellten wir
schnell fest, das die Gänge fast alle ins Nichts laufen – dort ist
nicht mehr viel zu sehen leider. Auch der Brunnenraum war völlig
vermüllt – schade! Da wir hier nicht zu lange waren – vielleicht
wäre hier der Durchgang nach unten zu finden gewesen, aber: Es
sollte nicht sein. Wir gingen also in die linke Grabenstreiche
hinein und dann in den weiteren Teil der Anlage. Auch hier ein paar
interessante Malereien die noch da waren, aber insgesamt doch sehr
sehr leer geräumt die Anlage. Auch der zweite Treppenaufgang nach
oben war oben versperrt – in die obere Etage kamen wir also leider
nicht hinein. Aufgrund des zu erwartenden Zustands wollten wir auch
nicht eine Leiter oder ähnliches mitbringen – das wäre es wohl kaum
wert gewesen.
(Gut erhalten - einer der grossen
Räume: Speisesaal vielleicht? Foto von Alex)
(Die andere Grabenstreiche von
innen. Gut zu sehen die Alarmzustände an der Wand. Foto von Alex)
Nachdem wir also alles für uns begehbare
gesehen hatten, entschlossen wir uns die Anlage zu verlassen.
Draußen erwartete uns ein recht frisches Lüftchen – schnell also zum
Eingang zurück, wieder „in zivil“ geschmissen und schnurstracks ab
zu den Autos. Alles schnell reingeworfen und schon ging es los. Nach
100m schauten wir verdutzt nach links – dort war da brandneue Museum
zum Fort. Okay – also hätte man unsere Autos wohl schlicht für
Besucher des Museums gefunden die etwas weiter weg geparkt hatten.
Auch gut – leider hatten wir nun keine Zeit mehr, das Museum
anzusehen…
(Abmarsch zum Auto - etwas fertig,
aber guten Mutes. Foto von Alex)
(Das neue Museum - wenn wir eher
hier gewesen wären, hätte man es sich durchaus anschauen können.
:( Foto von Alex)
W
ir
machten uns nun auf den Weg ins nächste Hotel nach Rocourt – dort
wollten wir in Ruhe einchecken und uns dann och eine der
Mergelgruben ansehen. Danach dann was Essen beim Mäkkes und ab ins
Bett. Guter Plan oder? Leeeeider kam dann noch die Fahrt dazwischen.
Die dauerte doch ein Weilchen und unterwegs hielt uns dann noch ein
springender Reifen in Atem. Von einem rumänischen Transporter vor
uns, der Altfahrzeuge geladen hatte, flog bei einer Bodenwelle ein
Ersatzreifen von der Fläche, sprang auf die Strasse und hatte noch
so viel Energie, das er mindestens 10m hoch in die Luft sprang.
Völlig unwirkliches Bild. Der Reifen hüpfte dann zum Glück (!)
harmlos in Richtung Seitenstreifen noch mehrmals auf und ab –
Ausweichen hätten wir dem im Leben nicht gekonnt.
Trotz Lichthupe etc. fuhren die Rumänen einfach weiter und haben von
dem Debakel so ziemlich nix mitgekriegt – unglaublich!
(Links der noch auf dem Anhänger
liegende Reifen - rechts war (!) vorher der Reifen, der uns fast
erschlagen hatte!)
Etwas aufgelöst kamen wir ein paar Minuten später
am Hotel an. Die Mitarbeiterin da konnte etwas deutsch, war sehr
nett und bemüht – und bemüht ja. Schnell oder normal schnell war was
anderes. Der Check-In dauerte rekordverdächtige 20 Minuten – zeit,
die uns später fehlen sollte! Jedenfalls kriegten wir unsere
Schlüssel, warfen den Ballast ab, machten uns startklar und dann
ging es zur holländischen Grenze nach Caestert.
Es folgte eine weitere Episode
der Geschichte „Das Drecksnavi und Ich – wie weit kann man meine
Nerven dehnen bevor sie reißen?“ – das Navi wusste wo es hingehen
sollte, meinte aber keine Strecke berechnen zu können.
Spätestens an dieser Stelle wusste ich, dass
das Dingen mal von mir ein ganz liebevolles Redesign, vorzugsweise
mit einem 500g Hammer bekommen würde. ‚Form follows function‘ –
Schrott darf auch gerne nach Schrott aussehen, oder? ;)
Mergelgruben Caestert – Teil 1
Jedenfalls waren wir nach einer
sehr guten halben Stunde vor Ort – einige holländische Geocacher guckten uns erstaunt an (die Petromax noch zum Abkühlen neben dem
Auto stehend). Ah, ihr wollt auch den Cache in der Gruft heben? Jaja…
so ungefähr. Nun, wir zogen uns um, die Holländer verschwanden und
wir machten uns auf den Weg hoch den Berg. Etwas außer Atem verglich
ich die Karte und Beschreibung mit der Situation vor Ort – könnte
alles hinkommen. An einer alten Steinbrücke vorbei und die
wunderschöne Aussicht genießend, gingen wir einen alten Hohlweg den
Berg hinauf. Nach einigen Metern schlug ich mich mal in die Büsche
und schaute den Steilhang hinauflaufend, wo es lang ging. Und nach
kurzer Zeit fand ich den Eingang zur Grotte:
Wieder den Berg runter, dem Rest Bescheid
gesagt und wir waren bald da. Das Portal sah schon recht
beeindruckend aus und wir machten uns bereit, in den Berg zu gehen.
So etwas Altes hatte ich noch nie unter Tage betreten – und das
Folgende war sicher der Höhepunkt der Tour.
Ein Glück ist die Anlage knochentrocken – eine
willkommene Abwechslung zu den Anlagen zuvor.
Die Anlage war zuvor schon mal abgesperrt,
aber die Gitter werden wohl immer wieder geöffnet. Ich
hoffe, das trotz des Booms durch Geocacher
etc. die Anlage noch lange zu sehen sein wird – touristisch
erschlossen dürfte sie aber nie werden, dafür ist das zu unsicher
leider.
Größere Kartenansicht
Als Erstes sahen wir den kleinen Teil der „Kastelgroot“
– die Gruft unter der Kapelle. Schon im dritten Raum ist klar, wo
der Name herkommt: Hier sind wohl einige Gräber in dem ehemaligen
Steinbruch angelegt worden.
Steinbruch? Genau. Ein kurzer Exkurs zur
Geschichte vorweg…
(Die wunderschöne Aussicht vom
Plateua aus auf den Kanal. Foto von Alex)
(Vor dem Einstieg in die
Kastellgrotten - Foto von Alex)
Es handelt sich hier um einen
oder besser mehrere (früher mal) 200km große Steinbrüche in denen
seit der Steinzeit (!) Kalkstein abgebaut und Feuerstein gesammelt
wurde.
Mittlerweile ist durch den Tagebau in der Nähe
des St. Pieterbergs das Labyrinth unter dem Berg deutlich kleiner
geworden, aber noch immer sind fast 19km (von insgesamt noch 80km)
gut erlaufbar und momentan frei zugänglich. Der Berg diente in
seiner Geschichte nicht nur der Baustoffgewinnung (angeblich besteht
halb Maastricht aus dem Gestein des Bergs) sondern auch als Lazarett,
Bunker und Versteck in Kriegszeiten. Zudem wurden Gemälde und andere
Kunstschätze hier versteckt zu deutschen Besatzungszeiten, denn die
deutsche Armee und später Wehrmacht trauten sich nicht in die
Systeme hinein.
Oben auf dem Berg befinden sich einige
Burgruinen, unter anderem das leider vor sich hin verfallende Schloß
Caestert.
Unser Interesse gilt aber dem unterirdischen
Teil, den wir an diesem und dem folgenden Tag erkunden wollten
soweit es eben ging.
(Der Geocache wird gehoben.
Sakrileg!)
(Die Namensgebenden Grüfte... etwas
schaurig. Ein mittelalterlicher Friedhof. Foto von Alex)
Die Tunnel im Berg werden durch
gerade Korridore
mit sehr hohen Decken (10m und mehr!) dominiert, was der gesamten
Anlage oft einen kirchen –oder gar kathedralenhaften Charakter
verleiht.
Viele alte Inschriften, vom hohen Mittelalter
bis in die Neuzeit sind zu sehen und auch manche Skulptur die in den
Fels gemeißelt oder gesägt wurde. Der trockene, leicht zu
bearbeitende Kalkstein lud geradezu ein, sich ihm künstlerisch zu
nähern. Und in vielen Fällen sieht man noch in den Wänden die
verrußten Einbuchtungen, wo früher die kleinen Öllämpchen ihr trübes
Licht unter Tage spendeten, in dem die Bergleute ihre harte Arbeit
verrichteten. Die Höhlen waren groß genug um 47.000 Leuten aus
Maastricht Zuflucht zu bieten und waren teilweise dafür auch
ausgestattet während des zweiten Weltkriegs. In der Zonneberger
Grube kann man heute noch Teile der Bäckereien, der Pumpen, Öfen und
den öffentlichen Versammlungsraum sehen. Die Kastellgrube dagegen
war deutlich kleiner. Schon ab dem 15. Jahrhundert wurde hier zum
Bau von Häusern und Kirchen untertage der Kalkstein abgebaut. So
entstand ein labyrinthisches Gangsystem das sich in 10 bis 30 Metern
Tiefe durch das Gestein zieht. Klingt unglaublich bei dem „kleinen
Berg“? Wenn man sich die Pläne der einstigen Mergelgruben anschaut,
wird es verständlich, wie solche Längen zustandekommen – der Berg
ist durch eine Art Schachbrettmuster durchzogen.
(Der Eingangsbereich - das erste
System ist noch recht klein gewesen. Foto von Alex)
(Den Herzog Jan hatte ich jetzt
nicht da unten erwartet ;) )
Und wie man an unserer Tour sieht ist noch heute
der Zugang stellenweise möglich, wenn auch alles andere als
ungefährlich. 1993 etwa verschwanden drei Jugendliche im Berg und
wurden erst drei Wochen später gefunden. Und immer wieder brechen
Steine aus den 10 Meter hohen Decken oder ganze Passagen stürzen ein
– wir sind an einigen Verbruchstellen vorbeigekommen. Da hilft auch
kein Helm im Ernstfall! Umso erstaunlicher ist es, das bis heute
lediglich ein kleiner Teil der Zugänge verschlossen dauerhaft
verschlossen wurde. Ich bin mir aber sicher, das das nicht mehr
lange so bleibt…
Mit einer groben Karte der
gesamten Anlage und einer Detailkarte der kleinen Grube versehen
kletterten wir also nacheinander hinein.
Und wie schon beschrieben im dritten Raum
fanden wir die leeren Gräber – und einen Geocache. Herrje…
Wir gingen weiter durch das kleine System und
waren völlig baff von den steil aufragenden Steinwänden, der wirren,
keinem Plan folgenden Konstruktion und der Beschaffenheit der Wände
und Böden. Man konnte hier bergmännische Techniken mehrerer
Jahrhunderte an einem Raum sehen: Sägen aus der Neuzeit,
schraffierter Abbau von früher und noch älteres… Unglaublich. Ich
rang nach Worten, immer die Videokamera laufen lassend mit dem
felsenfesten Eindruck „das wird auf Film und Fotos nie wirken wie
vor Ort“. Und in der Tat – Fotos und Film können nicht einmal
ansatzweise den Eindruck wiederspiegeln, den die Tunnel auf uns
machten. Das Ganze hatte eine beinahe außerirdische Sphäre an sich.
Die hohen Gänge – es wirkte einfach nicht, wie etwas, was unter der
Erde – oder zumindest *dieser* Erde sein sollte. Als ob man ein
Stück vom Mars mitten in Europa transportiert hätte und nur die
Felsen vom Rostrot befreit hat.
(Mein Einstieg in den zweiten Teil
der Grotte war beschwerlich. Foto von Alex )
(...bis ich dann von innen
herausfand, das rechts ein viel leichterer Weg ist. Doh! Foto
von Alex )
Der erste Teil war noch recht klein, wir wollten
also nun in den zweiten Teil der Kastellgrotte reinklettern der
ehemals vermauert worden war. Es klafft aber ein riesen Loch in der
Mauer heutzutage. Am großen Eingang aber war ein ziemlich steiler
Absatz – zwei ein halb Meter sicherlich oder sogar drei? Wie sollte
man da rein? Nun, mit der Lampe kniend fand ich in der Wand kleine
Einbuchtungen in denen man seine Füße stellen konnte. Also bin ich
mit einiger Mühe da runter geklettert. Und: es ging. Nicht einfach,
aber machbar. Mir kam dann Espo, einer der neuen Mitfahrer nach dem
ich von unten Anweisungen geben konnte wo welcher Fuß hin sollte –
und als er unten war sah ich mich um. Und rechts von uns war viel
Licht. Genau genommen war da sogar ein Eingang. Ebenerdig. *kopffass*
Nun, kurz dem Rest Bescheid gesagt und dann bin ich durch den
Eingang raus und um die Ecke, den Rest der Gruppe einsammeln und wir
sind dann gaaaanz entspannt in die Grotte rein.
(Uralte Felsenzeichnungen - und
manche moderne auch. Foto von Alex )
(Das sieht nicht nur unwirklich aus,
das fühlt sich auch so an. Man beachte wie klein wir sind im
Vergleich zur Deckenhöhe! Foto von Alex)
Und auch hier war das Staunen vor den künstlich
geschaffenen Felsformationen groß. Ein weiteres Element war hier
auch zu finden: Über einhundert Jahre alte massive Ziegelpfeiler
verstärkten das System. Hintergrund: Über diesem Teil der Anlage
steht – oder stand besser gesagt – das Kastel Caestert – eine kleine
Burg oder Schloß die leider heute total verfallen sind. Da der Boden
durch die Tunnel nicht tragfähig genug war und teilweise einbrach,
mussten unter dem Schloß zur Abstützung diese massiven Pfeiler
gemauert werden. Wahnsinnsaufwand, wenn man bedenkt, das das in
ziemlicher Dunkelheit geschehen ist!
(Die gemauerten Stützpfeiler in der
Grube. Foto von Alex)
(Der Mensch verschwindet beinhae in
der Dimension der Anlage. Foto von Alex)
Unterwegs sahen und bestaunten wir einige in den
Fels gekratzte Fresken – unglaublich beeindruckend. Und ganz am Ende
der Grotte eine nicht so schöne Überraschung: Hier haben doch echt
welche drin am Lagerfeuer gegrillt! Leere Oettinger Pullen,
Lidl-Fertiggrillfleisch und diverser einfach liegengelassener Müll:
Ich war so was von sauer auf diese Schwachmaten, die einen solchen
Ort so zurücklassen. Sauerei.
(Unter Tage Grillen - wer kann nur
so doof sein??? Foto von Alex)
(Ein paar Lichtspielreien...Foto
von Alex)
Wir machten uns langsam auf den Rückweg denn ein
Blick auf die Uhr versprach, das wir so langsam zurück müssten denn
irgendwann würde auch der Mäkkes in der Nähe des Hotels wohl zu
machen. Unterwegs machten wir noch ein paar wunderschön beleuchtete
Bilder an einigen Felsspalten mit farbigen LEDs.
(Einer der alten Förderschächte?
Foto von Alex)
Nach über zwei Stunden machten wir uns dann an den
Abmarsch – draußen war es schon dunkel und der Hunger groß. Auf dem
Rückweg schauten wir an der Brücke nach ob dort die nächsten zugänge
sind und: Kein Problem, direkt zwei gefunden. Mit der guten
Nachricht das wir am kommenden Morgen schnell „drin“ sein würden,
zogen wir uns dann zurück. Der Weg runter ins Tal war angenehmer
temperiert und unten angekommen wechselten wir in normalere Kleidung.
Dann – kam ein New Kids Turbo Verschnitt um die Ecke geprollt. Tief,
hart, breit – so jedenfalls der geistige Horizont des jugendlichen
Fahrers, die blondierte Hohlbirne neben ihm auf dem Sitz wurde mal
eben schnell ein Donut vor unseren drei Autos hingelegt um ganz klar
zu zeigen, dass wir auf seinem bevorzugten Fickpl… errrr…. Parkplatz
stehen würden.
Ehrlich gesagt waren wir müde
und nicht wirklich aggressiv, also sind wir einfach weggefahren mit
gaaaanz viel Kopfschütteln. Sonst hätte diese Situation aber auch
ganz anders ausgehen können für den jungen Herrn. Vom Thema „das ist
mein Klappspaten“ über „schau mal eine 4D Maglite“ hin zu „guck mal,
Stahlsohlen und Kappen in den Stiefeln –
richtig durchtrittsicher oder?“. Aber wir sind
ja nicht so. Manche leben echt gefährlich…
Also ab ins Auto, zum Hotel, den Dreck abwaschen
und „schnell was Essen“ – war der Plan. Die Fahrt dauerte aber eben
eine Weile – zumal uns die Scheiben von innen beschlugen. WTF? Nun,
feuchte Luft außen und innen die Klimaanlage ließ die Scheiben innen
und außen so schnell mit Kondenswasser beschlagen, das nix mehr ging.
Erst die Heizung anmachen (bei 25C…!) half dann. Toll mit der
Technik oder?
Wir waren dann erst recht spät am Hotel, schnell
den Dreck weggespült und dann sind wir zum Mäkkes um die Ecke. Und
dort? War eine Riesenschlange vor dem Drive-In. Einen normalen
Schalter gab es nicht. Warum war es nur so voll Sonntag Nachts…?
Nun, wir fuhren also in die Stadt um dort den Mäkkes zu nutzen. Um
halb zwölf dort angekommen: Alles zu. Was zum…? Laute Musik, alle
Leute auf den Beinen… mir dämmerte das die Öffnung von Eben-Emael am
Montag wohl einen Feiertag zum Hintergrund haben könnte oder so. Oha.
Also zum Subway: Zu. Burger King? Auch zu. Mist! Zurück zum Hotel
zum Mäkkes und dort – stand ein McDonalds Mitarbeiter, der keinen
mehr in die noch länger gewordene Schlange ließ. WTF???
(Alta Schwede! ;) Foto von Alex)
Und jetzt? Die Stimmung war am Kippen, also zurück
auf den Parkplatz und dort dann Reste verzehrt. Es gab ein mehr oder
minder nahrhaftes Mahl aus alten Brötchen und Croissants,
Minisalamis, Eiern, ein paar Twix und was wir sonst noch so fanden.
Es reichte so gerade eben… Aber dann – kam für alle eiskaltes Hansa
dank der im Zimmer röhrenden Kühlbox. Und das war noch besser als am
Abend vorher. Es wurde kurz vor eins und nachdem das erste verdampft
war, legten wir ein zweites nach. Aufgrund des warmen Wetters war
vor dem Hotel wohl genauso viel los wie drinnen – jedenfalls kam
dann noch um nach eins ein Schwede vorbei den wir erst mal auf ein
kaltes Bier einluden weil er meinte, zu welchem Festival wir
unterwegs wären. Wir haben dann mal kurz aufgeklärt dass wir etwas
anderes machten und er – war auf dem Weg in die Mongolei. Die vier
fuhren in einem winzigen Kleinwagen in einer Funrally quer durch
Europa und Asien – eine unglaubliche Geschichte! Da sein Kollege mit
dem warmen Carlsberg nicht kam, kam kurz danach noch einer der
Truppe vorbei, mit dem wir dann ebenfalls ein kaltes Hansa zischten
und wir haben dann noch eine gute halbe Stunde mit den Jungs Spaß
auf dem Parkplatz gehabt. Endlich mal eine tolle
Parkplatzbekanntschaft bei einer Bunkertour ;)
Danach war aber wirklich schlafen angesagt – die
Nacht wurde wieder kurz und vor allem: Warm.
Tag 3
Mir
taten doch etwas die Knochen weh als der Handywecker klingelte.
Aufstehen am dritten Tag ist nicht wirklich einfach, musste aber
passieren… Schnell heißes Wasser gemacht um einen Instantkaffee zu
trinken und dann ging es nach Frischmachen und die Anderen wecken
auch mit den Autos los. Unterwegs wollten wir Croissants holen aber:
Es war ja Feiertag: Praktisch alles war zu. Mist! Und das Navi von
Karsten führte uns heute einen anderen Weg lang – durch die etwas
trostlos wirkende, neblige Landschaft Limburgs am Morgen und durch
Maastricht. Wir nahmen an dann dort einen Bäcker zu finden aber
neeeeein, das wäre zu einfach gewesen.
Wir kamen also ohne Verpflegung an den
Gruben an – so war das nicht gedacht. Ah, ein Anwohner – ob wir in
die Kastelgrotte wollten? Ja, die kleine, Geocache heben und so… als
er die Helme sah, nickte er wissend. :) Jedenfalls gab er den Tip
das in Lixhe ein guter Bäcker wäre, der auf hätte. Oha – die Route
von gestern wäre genau da her gegangen. Also fuhren Alex und ich los
während der Rest sich langsam fertig machte.
Leider war das mit der Fahrerei eine zähe Sache –
insgesamt eine sehr gute halbe Stunde verbrieten wir darauf, etwas
orientierungslos durch die Gegend zu eiern bis wir nach einem
Versuch in einem Miniladen es zum richtigen Bäcker schafften. Der
hatte auf und binnen 3 Minuten waren sämtliche (!) Croissants und
Baguettes aus dem Laden „Au pain Dore“ in meinem Besitz. Eigentlich
konnten die nach unserem Besuch zumachen für den Tag… Jedenfalls
düsten wir übers Kopfsteinpflaster zurück zum Rest, die stürzten
sich aufs Frühstück, während wir uns schnell umzogen und dann ging
es im Schweinsgalopp den Berg hoch. Wir folgten dem Weg vom Vortag,
aber dieses Mal ging es unter der Brücke durch und dann ab in das
zweite Loch auf der rechten Seite. Wieder alle Helme auf, Lampen an,
Technik starten und dann: Staunten wir voller Ehrfurcht. Die Hallen
hier waren nochmals deutlich größer und höher als in der
Kastellgruft!
Mergelgrube Ternaaien-Boven, Belgien
Nach einem kurzen Orientierungsversuch mit der Karte stellten wir
fest: Wir brauchen die mitgebrachten Knicklichter. Alle. Denn hier
sah alles gleich aus, und die Karte würde kaum hilfreich sein, sich
zu Recht zu finden. Wir machten grob unsere Position aus und
versuchten dann den Weg durch die Anlage zu finden. Das – gelang die
ersten paar Räume noch gut und dann wurd es leider chaotisch. Aber
die Knicklichter leuchteten uns den Weg immer zurück.
(Auf dem Weg zu den Gruben - rechts
einer der Gänge zur Grube Caestert. Foto von Alex)
(Unter dieser Brücke geht es durch
zur Grube. Foto von Alex)
Ein paar unglaubliche Bilder gab
es, wenn wir uns durch das System bewegten. Und: Eigentlich haben
wir schon zu viel Licht dabei, stimmungsvollere Bilder hatte ich auf
früheren Touren gemacht. Aber die riesigen Hallen und Quergänge –
das war etwas ganz Besonderes!
Immer wieder zwischendurch versuchten wir uns
zu orientieren und letztlich legten wir einiges an Strecke unter der
Erde zurück. Aber wir dachten, wir würden am linken, östlichen Rand
der Anlage entlanggehen, waren aber auf der westlichen Seite. Das
erklärte die verschlossenen Gänge – leider wurde das erst nach der
Tour klar, warum wir hier nicht weiter kamen.
(Der Eingang zu dem wesentlich
größeren Grubensystem. Foto von Alex)
(Unglaublich diese Größe! Foto von
Alex)
Die besondere Atmosphäre hier hielt uns gefangen –
die steil aufragenden riesigen Wände in geometrischen Formen
erzeugten ein Gefühl, als ob wir das Raumschiff in „Alien“
durchwanderten. Wir waren im Vergleich ganz klein, was aber nicht
immer zu sehen war. Eigentlich erwartete ich jede Minute das wir
nach der nächsten Ecke entweder in ein Alien wanderten oder diese
Alien-Eier im Dämmerlicht eines der wenigen Luftlöcher nach oben zur
Oberfläche sehen würden. Luftlöcher? Nicht ganz – es handelt sich
hier um alte Einstiege in die Anlage von oben. Hier konnten Körbe
heruntergelassen werden um die Steine zu fördern oder um etws Licht
hereinzulassen. Aber auch Luft natürlich – die Bedingungen zu Zeiten
des Abbaus mochte man sich lieber nicht vorstellen.
(Gut zu erkennen: Oben gesägter
Abbau, unten alter Abbau mit Kratztechnik noch. Foto von Alex)
(Ich kam mir immer wieder vor als
ob ich durch die Kulissen von Aliens oder Mission to Mars laufen
würden. Foto von Alex)
Eigentlich kann man diesen Teil unserer Tour kaum
in Worte fassen – die Bilder scheinen sich zu wiederholen, aber wir
waren nicht eine Sekunde gelangweilt. Immer wieder gab es etwas zu
entdecken oder neue Formationen zu bestaunen. Unglaublich!
(Ab und an hatte man auch den
Eindruck, in eine gigantische Pyramide von innen einzusteigen.
Foto von Alex)
(Tomb Raider? Indiana Jones? Jeder
hatte seine eigenen Assoziationen - wir stimmten überein das das
hier einzigartig ist. Foto von Alex)
Wir wanderten durch die Stollen, versuchten uns dabei immer zu
orientieren und die Position mit der Karte abzugleichen aber
irgendwann sah ich es ein: Wir hatten uns ziemlich verirrt und
konnten nur noch den Knicklichtern zurück folgen. Aber schlimm war
das nicht, wir hatten ja genug ausgelegt. An einer besonders schönen
Stelle machten wir dann noch einige Gruppenaufnahmen – dauerte
leider etwas, aber man konnte durchaus die Größe des Systems gut
sehen auf den Bildern.
(Auch das gab es: Ein
Backsteinhaufen mit uralten Inschriften! Foto von Alex)
(Verirrt? Leider ja - trotz sieben
Plänen am Start hatten wir leider: Keinen Plan. Foto von Alex)
Die Orientierung hier ist echt
ein Problem - slebst wenn man von Anfang an versucht
nachzuvollziehen wo man ist - alles sieht mehr oder minder gleich
aus, die Höhenunterschiede machen es nicht leichter und dann ist man
noch beschäftigt, die Gruppe zusammenzuhalten, denn wer hier
verloren geht - der hat verloren. Nach etwas weniger als drei
Stunden
mussten wir so langsam den Rückweg antreten um
nicht die Öffnung von Eben-Emael zu verpassen.
(Schönes Gruppenfoto in riesiger
Halle.)
(Mit massivem Lichteinsatz kriegen
wir auch sowas heute ausgeleuchtet - schon fast zu hell.)
(Wandmalereien auf dem Weg nach
draussen Foto von Alex.)
(Abschiedsgruppenbild in der
grossen Halle. Foto von Alex.)
Wir dackelten also im Eiltempo zurück zu den Autos
und unterhielten uns üer das eben gesehene. Unglaublich und von
überirdischer Entrückheit – wir stimmten überein, das wir hier noch
einmal hin müssten! Aber nun sollte uns der Weg weiter führen, hin
zum Fort Eben-Emael. Eigentlich muss man zu dem Fort nicht mehr viel
sagen, die Geschichte ist doch eigentlich bekannt – daher nur die
wichtigsten Eckdaten die ich mal frech von Wikipedia zum Teil
übernehme.
Fort Eben-Emael
Fort Eben-Emael ist eine belgische Festung aus dem
20. Jahrhundert. Sie wurde in den Jahren 1932 bis 1939 als
nördlichste Anlage des Festungsringes Lüttich erbaut und nach dem
direkt angrenzenden kleinen Ort gleichen Namens benannt.
Größere Kartenansicht
Eigentlich fast gegenüber der Mergelgruben gelegen
muss man doch einen großen Halbkreis fahren, um dorthin zu gelangen.
Einige atemberaubede Serpentinen legten wir zurück und das
Raucherabteil quälte sich wohl im ersten Gang mit Tempo 50 den Berg
hoch – armes Auto! Aber binnen 15 Minuten waren wir da und fanden
auch noch leidlich gute Parkplätze. Es war brechend voll am Fort
denn: Es war ja Königstag! An diesem Feiertag feiert Belgien den
Geburtstag des Monarchen (auch wenn der gar nicht an dem Tag
Geburtstag hat) und daher waren allerlei patriotische Sachen zu
sehen. Ob es dann überhaupt eine deutsche Tour geben würde...? Nun,
wir sollten Glück haben. Doch zuerst ging es zum Eingang wo wir
uniformierte Soldaten mit zeitgerechter Bewandung sahen. Ein netter
Einstieg, wie damals beim Petit Ouvrage Bambesch!
(Brechend voll am Fort, links ein
riesen Zeltlager von Renactern und Co.)
(Auf dem Weg ins Fort kamen wir an
ein paar zeitgenössisch gekleideten Leuten vorbei.)
Das Fort befindet sich zehn Kilometer südlich der
niederländischen Stadt Maastricht auf dem St.-Pieter-Berg oberhalb
des westlichen Ufers der Maas. Unterhalb des Forts zweigt der
Albert-Kanal von der Maas in Richtung Antwerpen ab. Der Kanal
durchbricht den St.-Pieter-Berg in einem 65 m tiefen Einschnitt und
bildet damit einen der Festungsgräben.
In gewisser Hinsicht ähnelt das Fort den
gleichzeitig errichteten Anlagen der französischen Maginot-Linie,
während es in anderen Details wiederum davon abweicht. Der Grundriss
des Forts bildet ein unregelmäßiges Fünfeck mit einer Fläche von
0,75 km²; mit der Form des Grundrisses wurde die Tradition der
französischen Festungsbauer des 16. und 17. Jahrhunderts fortgeführt.
Etwa 0,45 km² bilden das „Dach“ des Forts. Diese Ausdehnungen machen
Eben-Emael zum bis dahin größten gebauten Fort.
(Authentische Maschine im
Maschinenraum. Die Batterien deuteten darauf hin das tatsächlich
die Anlage weiterhin funktioniert!)
(Detailaufnahme des Duschraums -
ich hbe leider vorher auf der Tour zuwenige *schöne* Bilder
gemacht :( )
Die strategische Aufgabe des Forts war es, einem
eventuellen Angreifer aus dem Osten längere Zeit Widerstand
entgegenzusetzen, bis der Beistand der Alliierten wirken konnte.
Dazu sollte es mit seinen Kanonen die Brücken über den Albert-Kanal
der drei aus Maastricht nach Belgien herausführenden Straßen sichern.
Das Fort wurde im Angriff vom
10. und 11. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht eingenommen. Dabei
kamen Lastensegler und erstmals die den Belgiern bis dahin
unbekannten Hohlladungen zum Einsatz.
(Umfangreiche Militariasammlung im
Museumsteil.)
(Liebevoll gestaltete Dioramen. )
Mit seiner massiven Bewaffnung von mehreren 120mm,
75mm und diversen PAKs und MGs war es schwer bewaffnet - aber eine
Luftverteidigung gab es praktisch nicht und der obere Teil des Forts
war nicht vermint worden. Das sollte sich fatal erweisen da so die
deutschen Fallschirmjäger das Fort in kurzer Zeit ausschalten
konnten.
Dies sollte eigentlich der Abschluss unserer Tour
sein, auf dem Rückweg standen nur noch ein paar Kleinigkeiten – doch
zunächst nach Erwerb der Tickets konnten wir uns ein wenig im
Eingangsbereich des Forts umsehen. Schon das war beeindruckend und
hier war viel zu sehen. Hervorragend restauriert hat man einein
guten Eindruck davon, „wie es damals war“. Inzwischen tauchten noch
mehr Deutsche auf und so wurde wirklich enie halbe Stunde nach Plan
eine Tourgruppe mit deutscher Führung gestartet. Wunderbar – nur
Fotos und Filme machen kam leider etwas kurz. Unser Touristenführer
war sehr angenehm und erklärte mit viel Enthusiasmus die Geschichte
des Forts und des Angriffs. Viel kannte ich schon aus Büchern, aber
es am Originalort zu sehen war besonders faszinierend. Besonders der
„Begräbnisraum“ war sehr bedrückend zu sehen. Das saß.
(Der "Begräbnisraum" - Foto von
Alex. )
(Lange Hohlgänge in der Anlage.)
Wir wanderten also durch die Anlage und hörten der
wirklich guten Führung zu – die Ausstellungsstücke waren sehr gut
aufbereitet, man gab sich hier richtig Mühe! Eine Sache die mich
überraschte: Fast keine französischsprechenden Besucher. Der Guide
erklärte das so, das die französisch sprechenden Wallonen der
Meinung seien, das Eben-Emael ein Ort der Schande sei, das das Fort
von „Verrätern“ aufgegeben worden sei und nahmen es den holländisch
sprechenden Flamen übel, dass deren Soldaten wesentlich eher aus
Deutschland zurück durften als sie. All das hätte den Split zwischen
den beiden Gruppen in Belgien nach dem Krieg noch erheblich
verschärft. Hätte ich nicht gedacht – jedenfalls wollen viele nicht
an ihre Vergangenheit erinnert werden und das respektiert man dann
ja auch. Es gibt daher tatsächlich mehr Deutsche Besucher als
Wallonische!
(Beeindruckend: Durch den
Explosionsdruck verbogene Schotts.)
(Munitionstransportkarren - im
gegensatz zur Maginotlinie war hier Handarbeit vorgesehen.)
Nachdem wir also reichlich den
Kasernenbereich gesehen hatten, ging die Tour weiter in Richtung
Kampfblöcke. Wie in den Gros Ouvrages (von denen man sich hier
manche Idee abschaute) waren die Blöcke weit weg von der Kaserne.
Auch war die Kaserne tiefer gelegen – da es aber in einen Berg
hineingebaut war, war der Höhenunterschied gut laufbar. Wir konnten
einen Blick auf den Kommandantenposten werfen wo die Geschütze und
MGs verplant wurden.
Von da aus ging es dann zu einem der Blöcke.
Hier mussten wir die Treppe hoch, der Fahrstuhl ging nicht mehr.
Mehr noch – unser Tourguide erläuterte, wie man hier die Verletzten
während des Angriffs verzweifelt versuchte runter zu bringen. Der
Fahrstuhl eigentlich zu klein, die Bahren nicht passend für den
Transport – ein Desaster. 23 Soldaten der Belgier verloren ihr Leben
bei dem Angriff von 1200. Hört sich nicht viel an, aber das Grauen
kann man heute noch mit den Händen beinahe fassen.
(In der Geschützkasematte..)
(Detail vom Verschluss.)
Über hunderte Metallstufen ging
es nach oben – in einer nicht gewarteten Anlage würde man hier heute
kaum noch durch kommen. Oben angekommen konnten wir die drei
Kasemattengeschütze sehen – man hat hier ein paar Teile nachträglich
angebaut, aber das ist schon spannend zu sehen.
Von hier aus ging es dann nach ein paar
Minuten wieder das Treppenhaus runter und zu dem Block, der von den
Deutschen bei der Einnahme mehr oder minder innen gesprengt wurde.
Da der Blcok oben durhc eine Hohlladung angegriffen wurde,
verbarrikadierte sich die belgische Besatzung unten. Der Tunnel
wurde durch Sandsäcke abgesperrt und man baute ein MG zur Sicherung
auf. Nun zündeten die Deutschen eine weitere Hohlladung und
sprengten so nicht nur d Tür auf und töteten die MG-Besatzung, nein,
sie setzten auch Chlorkalk in Brand der zur Desinfektion und zum
Abstreuen eventueller Leichen in den Blöcken stand. Das Chlorgas
waberte nun durch die Anlage und verteiklte sich – gleichzeitig
stürzte das Treppenhaus ein – die Deutschen kamen also gar nicht
mehr weiter. Dennoch ergab sich die Besatzung unter dem Eindruck nun
von innen mit Gas angegriffen zu werden wogegen sie sich nicht
dauerhaft wehren könnten. Das Werk fiel und noch heute kann man die
Verwüstung in diesem Block sehen.
(Der zerstörte Block.)
(Die Hohlladung hat hier alles
zerstört. Man beachte die verformte Panzertür!)
(Das hier *war* mal ein Treppenhaus!)
(Detail an der Tür.)
Leider sind das alle Blöcke die zu sehen sind, die
Versicherung erlaubt nicht mehr – nun, sowas ist der Grund warum wir
gerne auch „andere Anlagen“ besuchen… ;)
Der Weg führte uns dann wieder
zum Ausgang zurück, der Tourguide verabschiedete sich und wir
spendeten eine substantielle Summe für die hervorragende Führung.
Das sowas ehrenamtlich gemacht wird: Hut ab! Wir schauten uns noch
einige Exponate an, machten ein paar Fotos und dann: Ging es nach
draußen.
Dort wollten wir noch die Kuppel n sehen aber
in dem strömenden Regen…? Nein, das war es dann doch. Wir gingen zu
den Autos, verabschiedeten uns herzlich von Alex und schlugen den
Rückweg nach Deutschland ein.
(Auf dem Weg nach draussen kamen
wir noch an ein paar Ausstellungsstücken vorbei - hier eine der
gesprengten Türen.)
(Wir verlassen das Fort - die Tour
neigt sich dem Ende zu leider.)
Eine Stunde später waren wir in Köln und Espo
wurde am Bahnhof abgesetzt. Und eine weitere gute Stunde später
waren wir in Dortmund, wo wir dann noch ganz kurz an der B54 einen
kleinen Deckungsgraben ansahen, damit wir den auch mal allen gezeigt
hatten. Immer noch in gutem Zustand, aber auch matschig und leer –
das reichte uns dann aber auch. Zurück nach Unna ging es, alles
ausladen und dann fuhr ich noch das letzte bischen nach Beckum wo
ich Junior noch Gutenachtgeschichten vorlesen konnte. Nur eine halbe
Stunde nach Plan – das war echt ok!
(Keine Bombe - das ist der Akku von
Roberts Helmlampe. Vertrauenserweckende Konstruktion, oder? )
(Selfie zum Schluss.
Man folgt ja nicht jedem trend, aber das darf man ja mal machen...)
Insgesamt wieder eine sehr spannende und nicht
zuletzt einigermaßen günstige Reise. Inklusive aller Eintritte,
Sprit, Verpflegung und Übernachtung lagen wir pro Person unter 130
Euro. Nur der erste Tag war nicht der Brüller, aber in der
Zusammenschau eine durchaus gelungene Reise. Nächstes Mal könnte es
ja mal nach Holland gehen und unterwegs nochmal die Mergelgruben
mitnehmen…? Mal sehen. Denn an der Maginotlinie sind derzeit noch
zwei GOs offen, die gesehen werden sollten bevor sie wieder zu sind.
Mal sehen was der Winter und die Planungsphase bringen…