bullet Bunkertour 2014
bullet Westwall, Ardennen, Maginotlinie Nord, belgische Forts und Mergelgruben
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 Die große Bunkertour 2014

Wieder einmal wurde es Sommer und wieder einmal stand schon im Winter die Frage im Raum: „Wie entgehe ich im Sommer wohl dem brennenden Tagesgestirn für ein langes Wochenende am besten?“ Am besten mit einer zünftigen Bunkertour, oder?
Nach 2013 sollte das erste Mal seit drei Jahren nicht nach Frankreich und den Bereich der Maginotlinie gehen – jedenfalls fast. Denn so spannend das auch ist: Nach drei Jahren in Folge wurde es höchste Zeit, was anderes zu sehen. Der Plan stand relativ bald schon in groben Zügen fest: Auf jeden Fall wollte ich immer schon mal die Mergelgruben im Grenzgebiet zwischen Holland und Belgien sehen und Fort Eben-Emael. Auch die alten Festungsgürtel in Belgien sollen spannend sein und der Westwall liegt praktisch auf dem Weg – da sollte doch was planbar sein?
War es auch. Aber der Reihe nach...

Wie üblich habe ich vorher versucht, eine Menge zum Thema und zu den einzelnen Anlagen, die in Frage kommen könnten recherchiert. Dieses Jahr stand aber etwas der Zeitmangel im Raum, wegen Renovierung und Umzug in unser Eigenheim. So war es manchmal etwas schwer, das alles rechtzeitig zu recherchieren – denn in Belgien ist die Faktenlage *wesentlich* dünner als in Frankreich leider. Während man dort dank der einschlägigen Webseiten und Foren viele Infos hat vergleichsweise, ist Belgien doch etwas stiefmütterlicher versehen. Aber: Dadurch ist auch die Hoffnung größer, noch unentdeckte Perlen zu finden. Hauptziele sollte also der Westwall, ein paar alte Forts in Belgien, das Museum Eben-Emael und die Mergelgruben werden. Dazu aber noch ein paar kleinere Dinge…
Schon bald stellte sich heraus, das dieses Mal die Reisegruppe größer werden würde. Ging ich zunächst von sechs Mann aus und zwei Fahrzeugen, waren wir ein paar Wochen vor der Tour dann schon drei Autos, da wir noch einen netten „Fremdfahrer“ aus Süddeutschland mit an Bord hatten, den ich per eMail bisher nur kannte – der sich vor Ort aber als außerordentlich nett herausstellte.

So konnten wir etwas die Kosten senken, aber die Organisation von Essen und Getränken wurde zu einer logistischen Herausforderung – klappte auch nicht ganz perfekt, doch ich greife etwas vor.
Schönerweise war ich auch dieses Mal wieder mit der festen Gruppe aus Robert, Karsten und Tobias unterwegs, zu denen dann noch Espo und Kay stießen sowie Alex. Wie gewohnt habe ich den Kollegen zumindest elementare Französischkenntnisse voraus und Spuren von Holländisch – das sollte noch hilfreich sein beim Einkaufen… Aber auch diesmal bedurfte es dem eher weniger. Wieder war die Planung extrem sportlich - binnen drei Tagen fuhren wir nach Belgien, Holland und Frankreich plus einen Abstecher durch die Eifel, sahen viele spannende Dinge, verbrachten zwei kurze Nächte in zweifelhaften Hotels mit alten Schweden und auch sonst gemischtem Publikum und fuhren dann wieder insgesamt 1000km in drei Tagen – schon wieder eine ziemlich stolze Leistung...

Die Planung sah dann final vor, am ersten Tag in die Eifel zu fahren und dort dann in Kerschenbach und an einem Stausee insgesamt drei kleine Westwall Bunker zu besuchen. Danach ging es weiter nach Bastogne um dort das neue (und wirklich tolle!) Museum zu besuchen. Weiter ging es zu einer kleinen Perle: Den originalen noch erhaltenen Gräben und Fuchslöchern der Easy Company (bekannt aus Band of Brothers) vor Foy. Mal was *ganz* anderes als richtige Bunker und ein erdendes Erlebnis. Danach dann ein kurzer Abstecher nach Frankreich, um den Neuen im Team ein paar größere Anlagen zu zeigen als Kontrast zum Westwall mit seinen übersichtlichen Bunkern. Durch die nötigen Fahrten zwischen den Anlagen würde das den ersten Tag gut ausfüllen - zumal wir auch noch zum Hotel mussten. Der zweite Tag war dann ebenfalls intensiv: Zunächst stand ein altes belgisches Fort aus dem 19. Jahrhundert an, dem ein zweites folgen sollte – und danach noch ein drittes, wenn es die Zeit erlaubt. Dazu dann abends eine der kleinen Mergelgruben um sich vor Ort auf den großen Abschluss, den dritten Tag vorzubereiten. Da die Pläne hierzu tw. etwas sparsam waren, war nicht klar wie lange das alles dauern würde – es dürfte aber wohl anstrengend werden. Nach einer Übernachtung frisch erfrischt war der Plan am dritten Tag die großen Mergelgruben zu erforschen und danach das Museum zu besuchen. Auf der Rückfahrt standen dann noch ein oder zwei Minibunker an und das sollte es dann auch gewesen sein. Falls noch Zeit war oder alles ins Wasser am zweiten Tag fiel, wären wir noch zur Maginotlinie gedonnert um was Schickes zu sehen aber: Das war zeitlich nicht der realistischste Plan…


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Die Hinfahrt war relativ entspannt: In Unna wurden die beiden Autos in Rekordzeit bis unters Dach beladen, die (neu!) Funkgeräte gingen an den Start und ab auf die Autobahn. Karsten musste sein Auto ganz schön quälen, der vollgeladene Raucherwagen hatte bergauf jedenfalls schlechte Karten mitzuhalten. Ging aber. Etwa zu spät durch dichten Verkehr und leider ein paar Minuten die ich beim Beladen verlor und zu spät war, tauchten wir in der Eifel dann auf. Alex angerufen und: Festgestellt, das die Karte der Realität nicht entspricht und wir uns erst mal gegenseitig eine Viertelstunde suchten…


Westwall: Bunker Kronenburg und Kerschenbach

Per Telefon erfuhren wir auch die erste schlechte Nachricht: Der erste Bunker der Tour war buchstäblich frisch verschlossen worden. Die Nebenstrecke der Bahn war schon lange stillgelegt und wird momentan zurückgebaut. In dem Zusammenhang hat man dann begonnen die Schienen zu entfernen – den Bunker entdeckt und ihn mit gittern gesichert. Ein Bauarbeiter meinte noch der wäre offen aber: Zu isser. Schade!
Wir trafen uns also auf einem Parkplatz und aßen erst mal ein Frustbrötchen und tranken Kaffee. Immerhin das klappte und wir beschnupperten uns einmal gegenseitig…

(Direkt der erste Bunker zu - toll. Bild von Alex.)

(Geschlossene Scharte des Bunkers. Bild von Alex.)

Nachdem dann klar war, dass wir uns den Bunker schenken konnten, ging es weiter zu den Doppelbunkern in Kronenburg. Die Strecke laut Navi dahin war kurz und – nach drei Minuten standen wir vor einer gesperrten Brücke. Fuuuu… an dieser Stelle darf ich kurz meinen Unmut über das aRival Navi äußern das seit zwei Touren das geliebte NavMan ersetzt: Ein Drecksdingen unterübelster Qualität das sich vor allem durch seltsamste Wegführung abseits jeglicher Logik oder gar Streckenoptimierung bewegt. Das TMC geht auch nie und generell: Ein Scheißteil. Die Hälfte der Adressen kannte es nicht und auch wenn es die ausnahmsweise mal kannte, konnte es oft keinen Weg dorthin berechnen – WTF? Müll. Einfach nur Müll.
Nach diesem kurzen emotionalen Ausbruch (der sowas von nötig war!), weiter im gewohnten Text. Kurz rangefahren und Kommando an Karsten gegeben, er soll mit Handynavi vorfahren was hervorragend klappte. Über eine interessante, bucklige Feldwegstrecke sind wir dann schön im Konvoi durch den morgendlichen Wald gefahren und kamen letztlich kurz nach 11 Uhr am Parkplatz bei den Bunkern an. Wer sich hier nicht auskennt, würde im Leben dort keinen Bunker vermuten. Ich auch nicht - unglaublich versteckt gelegen und wahrscheinlich deshalb bisher dem Vandalismus und Abbruchkommando entgangen. Aber ewig wird das wohl nicht so bleiben…

(Gut getrant in der Tannenschonung: Einer der beiden Bunker.)

Wir zogen nur das leichte Equipment an – bei den kleinen Bunkern brauchte es nun wirklich nicht die dicken Klamotten plus Vollbehelmung und drei Lampen. Über den asphaltierten Feldweg ging es los, und ab und an kletterten wir mal rechts in den Abhang bis wir beim dritten Versuch schon den Bunker sahen. Das war leicht und schnell – wunderbar. Kamera gezückt und los ging es – unsere „Erstis“ waren schon ganz angetan davon was nun kam.
 

(Links der angehängte MG-Kampfraum, rechts die beiden Eingänge zum Bunker. Bild von Alex.)

Alles komplett leer und von verwertbaren Metallen befreit waren hier die ersten Graffitis zu sehen, aber auch noch ein paar originale Inschriften. Ich machte ein paar Fotos die die derzeitige sporadische Nutzung als Partyraum zeigen (Bierflaschen und Kerzen…).

(Die Eingangsscharte von innen - sonst leicht vermüllt und ein paar alte Inschriften noch.)

(Das ist mal was Neues - ich werde beim Fotografieren fotografiert. Der Kampfraum im Weitwinkel. Foto von Alex.)

 

Die beiden Bunker wurden während des Limes-Bauprogramms erbaut. Für die Zeit typisch wurden sie in Ausbaustärke B ausgeführt. Die beiden Bunker sind spiegelbildlich angeordnet und entsprechend dem Typ Regelbau 10a (wie auch der erste Bunker den wir im Buhlert damals besucht hatten). Dies sind Gruppenunterstände ohne flankierende Anlage mit überhöht angebautem MG-Kampfraum- dieser hat das bekannte Problem, das er nur erreicht werden kann, wenn man aus dem gassicheren Hauptbunkerbereich über den Bunkerhof in den nicht gassicheren Kampfraum geht. Wer sich das nur ausgedacht hat.... Die Kampfräume haben je zwei MG-Scharten. Zum besseren Schutz wurden die Gruppenunterstände frontseitig erdversenkt erbaut.
Beide Bunker haben interessanterweise keinen Notausgang (zumindest haben wir keinen gesehen). Sie wurden 1938 errichtet und deckten mit den beiden Kampfräumen und insgesamt vier Scharten ein Schussfeld von 180° ab. Die Bewaffnung bestand aus jeweils zwei Mg’s – ich tippe mal auf MG34 oder stationäre alte 08/15er. Im Inneren der Bunker kann man noch ein paar alte originale Beschriftungen entdecken, was selten der Fall ist da zumeist durch Graffitis diese heute verschwunden sind. Die Besatzung betrug je 14 Mann und war in den beiden Bereitschaftsräumen untergebracht. 

(Alte original Beschriftungen hier vom Kabelschacht.)

Die Bunker sollen als Unterstände für eine in der Nähe liegende Artilleriestellung errichtet worden sein die man wohl auch noch als Erdabdrücke finden kann – das haben wir aber nicht erst versucht.
Im März 1945 waren Teile der 18. Volks-Grenadier-Division westlich von Dahlem. Die 87. US-Infanterie-Division nahm dann am 4. März 1945 Ormont und Hallschlag ein rückte dann auch in Kerschenbach ein. Vermutlich wurden dabei auch die beiden Bunker eingenommen.

(Gruppenbild vor dem ersten Bunker.)

Soweit zur Vorgeschichte – wir gingen zunächst durch den südlichen Bunker durch da wir dort auch geparkt hatten. Groß ist er nicht, schon nach wenigen Minuten gehen einem die Fotomotive aus da eigentlich nur die MG-Tische und Beschriftungen erhalten sind. Im nördlichen Bunker waren leider die Wände teilweise zu gesprüht – da ist aber schon recht alt, auf 10 Jahre alten Bildern konnte ich das bereits sehen. Dennoch sehenswerter Zustand der Bunker. Fledermäuse wurden nicht gesichtet und auch keine Spuren davon – das wird die Umweltschützer aber sicher nicht davon abhalten, hier wieder ein Denkmal in einen unnötigen Flattermannschutzraum umzuwandeln. Ich seh das ja ein, wenn es irgendwo Anzeichen für Fledermäuse gibt, aber stumpf alles als potentiellen Fledermausschutzraum auszugeben muss ja nicht sein…

(Die Aussicht vom Bunkerdach war beschränkt - durch die recht dichte Tannenschonung war nicht viel zu sehen.)

Nachdem wir also reichlich Fotos gemacht hatten und Tobias und ich am nördlichen Bunker die Sprossen zum Bunkerdach erkletterten (und dabei noch die Haken der Tarnnetze im Beton eingegossen entdeckten), machten wir uns auf den Weg durchs Unterholz zurück zur Straße. Von dort aus ging es zurück zu den Autos um kurz abzustimmen ob wir noch den kleinen Bunker ohne Schartenplatte in Dahlem-Berk suchen wollten. Nö war die einhellige Meinung. Also sollte es dann weitergehen nach Bastogne zu unserem nächsten Ziel: einem Museum.
Nach anderthalb Stunden Fahrt waren wir dann da – im Konvoi dauert es halt immer ein paar Minuten länger und das Navi… ach ich reg mich nicht mehr drüber auf. Gibt ein neues zu Weihnachten und gut ist es. Jedenfalls mussten wir ab und an mal die Konvoispitze wechseln weil mein Navi eine Route vorschlug die locker 30 Minuten länger was also Karstens Navi. Dank der Funken konnten wir das gut koordinieren nur Alex als Alleinfahrer war da etwas mit im Nachteil. Ging aber auch.

(Die gut erhaltene Schartenplatte - sowas ist am Westwall fast gar nicht mehr zu finden!)

War Museum Bastogne

Am Parkplatz des Bastogne War Museum angekommen, haben wir erst mal kurz Nahrung und Getränke nachgelegt. Der Magen knurrte und die Temperatur war hoch – und im Museum gibt es zwar ein Cafe, aber wir waren ja gut ausgestattet. Los ging es und die Empfehlung der freundlichen jungen Dame im Inneren wir sollten die Audioguides mitnehmen, machte Sinn. Kurz bezahlt, die Stöpsel auf die Ohren und los ging es in s Museum. Es fing relativ gemächlich an, obwohl der M4 Sherman im Eingangsbereich schon richtig was her machte. An einigen Exponaten vorbei sahen wir uns den ersten 3D-Film an. Leider war die eine Ebene unscharf gestellt, weswegen es mehr ein 2,5D Film war, den wir alle zwar als nett, aber nicht unbedingt erkenntniserweiternd empfanden. Aber gut gemacht mit dem Aufbau als ob es eine Pressekonferenz in einem Zelt war.


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Von der Präsentation her machte das Museum jedenfalls einen sensationellen Eindruck. Perfekt gemacht – nur die Technik klemmt an mancher Stelle leider manchmal. Weiter ging es durch eine wirklich gut gemachte und toll ausgestattete Ausstellung. Hier hätte man locker die doppelte Zeit verbringen können. Klasse Detail am Rande: An einer Stelle läuft man über im Boden eingelassene Glasplatten. Wer hier nicht hinsieht, verpasst etwas: Um die Position und die Tücke von Minen darzustellen eine gute Idee: Tret- und Springminen wurden hier so eingebaut, wie man sie tw. auch Feld vorgefunden hätte. Und wer unachtsam gelaufen ist, hätte diese mit den bekannten Folgen übersehen. Wer auch immer das Design des Museums und der Ausstellung gemacht hat: Gratulation, die ist durchgehend Topniveau!

 

(Das auch architektonisch gelungene Museum. Sehenswert!)

Ein richtiges Highlight war dann der Hetzer-Panzer der im Museum stand. Für jemanden der viel RTS-Spiele im WK2 Bereich spielt, ist das natürlich ein Muss. Der große Knaller als Exponat für mich war aber ein weiterer Sherman, bei dem die Beschußspuren unkommentiert zeigt. Wenn einem das nicht den Wahnsinn von Kriegen zeigt, dann weiß ich es auch nicht. Aufgrund des Splitterbilds im Inneren und des riesigen klaffenden Lochs (eigentlich sogar mehrere) ist klar: Das hat keiner überlebt. Erschreckend zu sehen.

(Der Sherman am Eingang.)

(Das 3D Kino. Ein ganz klein wenig Spaß durfte sein. (wir waren aber angemessen leise...))

Auch weitere Exponate nahmen einen ganz schön mit. Sei es die Tragbahre der Sanitäter, die einige Blutspuren aufwies oder der Teddybär, der einem Kind gehörte – mehr als einmal war ich in dem Museum davor, die Fassung zu verlieren. Je älter man wird und dazu nun auch noch Vater ist, desto näher geht mir das Schicksal der Leute und vor allem auch der Kinder, desto mehr wird mir der Wahnsinn der sich hier abspielte und der sich immer wieder zu wiederholen droht, gewahr. Ich kann nur hoffen, dass die Menschheit aus der Gesichte lernt, aber wenn ich mir klarmache, wie wenig Leute sich mit unser aller Geschichte auseinandersetze, umso mehr fürchte ich, dass die meisten NICHTS gelernt haben und lernen werden. 

(Der "Hetzer" in der Ausstellung.)

(Deutlich zu sehen der zerschossene Sherman.)

 

(Die Zerstörung im Inneren des Panzers. Die Beleuchtung des Museums verlieh dem eine besonders dramatische Note.)

 

(Welche Geschichte könnte er uns erzählen?)

Das absolute Highlight des Museums ist aber fast am Ende – der dritte Film den man sich ansehen kann – nein: Muss! – dieser Film wird in einer nachgebauten belgischen Kneipe gezeigt. Die Atmosphäre, der Geruch, das Interieur - als ob man Ende 1944 wirklich mitten im Geschehen sitzt. Es hilft, das man dabei auch auf typischem Mobiliar in lockerer Runde Platz nimmt, so was habe ich bisher noch nicht in einem Museum erlebt. Genial. Der Film wird dann gezeigt und in der Mitte – auch wenn ich jetzt zu viel verrate, aber ich bin immer noch begeistert davon – wird dann das Geschehen in den Keller der Bar verlagert mit einem technischen Trick. Klasse. Auch hier eine zu Tränen rührende Geschichte die erzählt wurde.

(Die "Bar" in der der dritte Film gezeigt wird.)

 

(Das Minenfeld im Boden des Museums.)



Nachdem der Film durch war, haben wir noch schnell den Rest der Ausstellung gesehen, die Leute ach und nach eingesammelt und sind dann zurück zu den Autos. Klasse Museum, muss man gesehen haben wenn man auch nur ansatzweise in der Gegend ist. Mit 12€ nicht wirklich billig aber in dem Fall jeden Cent wert.

 

Gräben und Fuchslöcher Easy Company bei Foy, Belgien

Nach kurzer getränketechnischer Erfrischung ging es dann weiter – meine Mitfahrer wussten noch nicht wohin, aber es ging nur ein paar Minuten über Land und durch den Wald bis zu einem Parkplatz. Dort angehalten überraschten wir eine ungarische Reisegruppe die sich ebenfalls im Wald ansehen wollten, was hier noch (!) zu sehen ist. Die originalen Fuchslöcher der Easy Company die in der Ardennenschlacht einige Tage vor Foy lagen.


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Deren Reiseführer war allerdings etwas merkwürdig – auf meine Frage ob es sie stören würde wenn wir zeitgleich die Löcher und Gräben uns ansehen würden, wurde mit gespieltem Unverständnis reagiert – manchmal hilft es ja, wenn man die eine oder andere Sprache versteht und der Typ… nun ja. Er wird vielleicht seine Gründe gehabt haben. Gingen wir also zuerst zu den Löchern tiefer im Wald, neben der Schneise. Ich erklärte unterwegs meinen Mitfahrern, was wir hier sehen würden – und wenn man sich die paar kleinen zusammengekratzten Löcher ansieht, und sich das noch im Winter vorstellt – meine Güte. Das wirkt und sitzt - dazu eine plastische Schilderung wie Granaten als Luftzünder die Bäume zerplatzen ließen, was auch den recht jungen Baumbestand erklärt… Eine ganz besondere Erfahrung.

(Das erste Fuchsloch am Waldrand - man sieht auf den Bildern fast gar nichts leider.)

(Dennoch gut zu erkennen - fast 70 Jahre später. HIer ein großes Stellungsloch für zwei Soldaten.)

Viel zu sehen ausser den Erdlöchern war nicht außer ein paar frisch gegrabenen Löchern von Sondengängern (na toll) und was mich wirklich erschreckte: Ein dicker Brandfleck von einer weggeworfenen Zigarette. Wenn hier ein Waldbrand ausgelöst wird, ist nach einer Aufforstung von den Löchern nichts mehr zu sehen und dieses noch vorhandene Geschichtsmerkmal ist unwiederbringlich weg.

(Idioten hätten beinahe den ganzen Wald abgefackelt und dann wäre nichts mehr zu sehen gewesen!)

Auf Fotos wirken die Löcher gar nicht, das sieht immer ganz flach und nach nichts aus – muss man in Person gesehen haben. Wir gingen dann zurück zur Straße und sahen uns die Löcher am Straßenrand an, wo die Bazookaschützen die Straße abriegelten und eine Antipanzerstellung war. Auch war der Kommandobereich hier angesiedelt laut meinen Informationen. Man merkte gleich das hier die Löcher tiefer und größer waren – nach siebzig Jahren ist immer noch was zu sehen, unglaublich! Da ist Geschichte dann einem ganz nah.

(Die Panzerabwehr-Stellung am Straßenrand.)

 

(Weitere Stellungen in der Nähe der Straße. Bild von Alex.)

 

Gros Ouvrage Chenois, Frankreich

Noch ein paar Fotos und dann entschieden wir uns für die Weiterfahrt. Wir hielten uns dabei an den grundlegenden Plan nun in Richtung Sedan zu fahren und uns einen kleinen Teil der Maginotlinie anzusehen, denn angeblich ist hier ein selten besuchtes GO noch zu besichtigen. Zwar recht leer, aber eben das nördlichste GO der Linie und nicht ultraweit weg. Also ging es ab in die Autos und nach leider etwas langer Fahrt waren wir dann irgendwann in Frankreich und bei einem Dorf in der Nähe des GOs angekommen.


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Leider war das halbe Dorf auf den Beinen was es verhinderte, dass wir einfach den Feldweg reinfahren konnten um nahe an die Anlage zu kommen. „Merde“ sagt da der Ortsansässige. Also als Touris auf der Suche nach der lokalen Kirche ausgegeben und dann gewendet und am Waldrand wesentlich weiter weg geparkt. Die Sachen geschultert, und mit voller Ausrüstung ging es dann über und unter diversen Stacheldrähten (Aua!) und über Schafweiden (Mäh!) zum ersten Block.

(Der erste Block der Gros Ouvrage.)

(Auf dem Weg zum Bunker - reichlich Stacheldraht voraus. Bild von Alex.)

Der war erwartungsgemäß auch verschlossen, wenn auch mit anderen Platten als auf meinen Fotos vom Bunkertour-Plan. Ein ungutes Gefühl machte sich bei mir breit, denn ich hatte von Anfang an gedacht das das Dingen mittlerweile wohl besser verschlossen worden sei. Und: Ich hatte leider Recht. Nach zwei weiteren überkletterten Drähten waren wir ein Feld weiter am Block 3 und auch der war mit den neuen Platten verschlossen. Nix mehr mit Scharte aufklappen und rein – hier kommt man nur rein, wenn man den passenden Schlüssel zum Schloss im Inneren mitbringt, denn die Platte ist entweder verschweißt (man konnte auf Fotos mit durchgesteckter Kamera die Punkte sehen) oder man kann sie noch aufmachen wenn man einen Schlüssel ins Schloss kriegt. Den haben wir natürlich nicht und damit war die Sache eine erfolglose Nullnummer. Frust! Wir machten dann noch ein paar Bilder und zogen wieder ab – es gab ja zum Glück noch das Ersatzziel, ein Petit Ouvrage nicht weit weg.

(Das *war* mal auf, ist es nun aber nicht mehr.)

(Schönes Detail: Der erhaltene Tarnanstrich neben den Scharten. Bild von Alex.)

(Weder mit gutem Zureden noch snafter Gewalt gab es hier ein Durchkommen: Abbruch... Bild von Alex.)

Petit Ouvrage Thonnelle, Frankreich


Also wieder über die Stacheldrahtverhaue zwischen den Feldern mühsam zurückgeklettert, unterwegs noch Ausrüstung verloren und wiedergefunden, die Sachen am Auto abgelegt, ab ins Auto, ins nächste Dorf gefahren und der lahme Trecker vor uns: Bog genau in den Feldweg ein, der uns zum Ziel bringen sollte. Es war wie verhext heute… Den Weg konnten wir also nicht nutzen, es ging nun ums Dorf herum, durch das nächste durch und dann einen seeeeeehr unangenehm zu fahrenden Feldweg den Berg hoch. Das mobile Raucherabteil setzte dabei auch ein bisschen auf, zum Glück ohne Schäden an der Technik und uns. Endlich waren wir an einem Punkt, wo es kaum noch weiter ging – wir stiegen aus, machten uns fertig und dackelten los.


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Den Feldweg hoch bis zu einem Abwasserkanal am linken Rand, wo wir kurz stehenblieben. Dabei schaute Tobias ins Gebüsch und: Fand zwei MOM-Blockhäuser. Na endlich Bunker! Also nix wie rein in den Hang und durch die Büsche geklettert. Wir fanden zwei gut erhaltene MOM-Blockhäuser die in den Hang gebaut waren und mit einem tiefen Graben miteinander und einer feldmäßigen MG-Stellung verbunden waren. Offenbar eine Flankensicherung des Pos. Gut, die MOM sind ganz ganz kleine Bunker, also auch hier schnell Fotos gemacht und weiter den Berg hoch.

(Man sieht nichts? Genau. Alex steht ca. 2m vor dem MOM-Bunker. Die Oberkante der Bunkerdecke ist rechts oberhalb von seinem Kopf...)

(Eingang zu einem MOM-BunkerBild von Alex.)

(Im Bunker leuchtet Espo den MG-Sockel aus.)

Dort, ziemlich außer Atem, angekommen entdeckten wir auch den großen Block 1 – und massig Kühe. An denen vorbei ging es über die Wiese und wir umrundeten den zugemauerten Bunker. Bis wir dann an der Seite mit den Scharten standen. Und diese waren offen! Der Haupteingang ist seit Jahren zu, ebenfalls hier der Eingang – aber hier ist alles offen? Nun, wie Welschhof… Bei einer MG-Scharte muss man extrem schlank sein, aber die 38mm PAK-Scharten, na, da passt auch unser Karsten gut durch. Endlich also ein Erfolg – das erste „größere“ System stand also an. Wir erkletterten zuerst das Dach der Anlage um einen grandiosen Ausblick zu genießen und dann an dem abgesackten Bunker vorbei (man konnte schön sehen wie der Erdboden einen Meter nachgab und die Teerabdichtung des unteren Teil des Blocks sehen) schlüpften wir einer nach dem anderen durch die Scharte in den Bunker.

 

(Auf dem Weg zum Block.)

 

(Die offenen Scharten zum leergeräumten PO.)

Wie schon letztes Mal hatte ich die HD-Kamera dabei und filmte überwiegend den Besuch in diesem Bunker weswegen Fotos in Thonnelle eher etwas kurz kamen. Aber Alex machte reichlich Bilder und wir hatten von Anfang an vereinbart, diese jeweils gegenseitig für die Seiten aufzuteilen und zu verwenden. Super! Denn so nett Videos auch sind: Es braucht mehr Aufwand und schon bei den letzten Touren war mir aufgefallen, dass ich so mit Filmen beschäftigt war, das ich mich an manche Dinge kaum erinnern konnte. Nach ein paar Minuten im oberen Teil des Blocks und einigen Überraschungen (Tierknochen! Fehlende Türrahmen! Überhaupt ist alles aus Metall hier entfernt worden!), gingen wir in die untere Ebene. Dort war ebenfalls alles, aber auch alles entfernt worden. Eine dermaßen leere Anlage kenne ich sonst nur vom Ostwall oder Westwall – verheerend im Vergleich zu Anlagen im Elsass.

Hier also das Video zur Tour - es fängt genau an der Anlage von Thonnelle an.

(Die Gruppe macht sich bereit zum Einstieg. Rechts zu sehen wie die Erde abgesackt und nun der Nässeschutz zu sehen ist. Foto von Alex)

(Rund um die Scharten ist noch der alte Tarnanstrich zu sehen. Enge Sache der Einstieg!)

 

(Das Treppenhaus nach unten - tief und ohne Geländer. Schön ist anders!)

 

(Knochenfund in der komplett leergeräumten Anlage.)

Das Hauptproblem an Thonnelle schienen die Treppenhäuser zu sein: Da die Geländer fehlten, war das hier eine sehr heikle Sache, die rutschigen nassen Treppen runterzukommen. Es klappte, aber wir waren seeeehr vorsichtig und bedacht unterwegs. Auch ein Loch in der Treppe hinterließ ein ungutes Gefühl. Nach ein paar Minuten waren wir aber alle wohlbehalten unten angekommen. Der feucht-nasse Boden ließ uns dann Gummistiefel anziehen (wer noch nicht hatte) und dann gab es eine doofe Überraschung: Rechts am Gangende war ein großer Raum in dem ein Schlauchboot lag – nicht voll und nur für ein oder zwei kleine Personen geeignet. Der Grund für das Dingen: Richtung Hauptgalerie stand Wasser. Viel Wasser. Hohes Wasser. So ein Ärger! Mach 50m war es am Rand der Gummistiefel und bis zum Hauptgang waren es da noch über 100m. Es sah nicht so aus, als ob es noch wesentlich höher steigen würde, aber so ging es nicht weiter. Also retour und Alex und ich streiften Müllsäcke über die Stiefel. Aber durch den unebenen Untergrund wurden die in Nullkommanix perforiert und nur wenige Meter weiter wurde es feucht untenrum und wir brachen die Exkursion Richtung Hauptgalerie ab. Thonnelle hatte erst mal gewonnen, so ging es nicht weiter. Also wieder alles retour und nach oben vorsichtigst gewandert. Dort angekommen krabbelten wir teilweise etwas frustriert aus der Scharte und standen der ganzen Kuhherde gegenüber.

(Im Inneren der unteren Etage - alles weg inklusive Türrahmen! Foto von Alex)

 

(Der Weg nach unten. Foto von Alex.)

 

(Unten auf dem Weg zur Hauptgalerie - ein Teil des Teams wartet ab wie weit Alex und ich kommen. Foto von Alex.)

(Nicht wirklich weit - nach nicht einmal 100m war Schluß weil die Hose und Füsse nach waren. Foto von Alex.)

Offenbar fehlte den Kühen Wasser und sie dachten, wir hätten was für sie – die armen Tiere taten uns richtig leid, schon 2012 hatten wir ja eine tote Kuh gesehen wo die Herde auch kein Wasser im Hochsommer auf ihrer Weide hatten. Mit Fasswagen hat man es in Frankreich wohl nicht so – das ist in Deutschland bei den Bauern wesentlich besser! Wir wanderten also noch kurz zum Block 2, der mit seinen beiden Kuppeln aber absehbar keine Einstiegsmöglichkeit bieten dürfte – doch wer das unbedingt will, kann hier mit Strickleiter und Sei durch die AM-Kuppel rein. Nur: Wer will das schon für ein total leeres Werk? Denn das Treppenhaus ist hier nicht mehr durchgehend erhalten, mittendrin fehlt ein Stück Treppe. Nach ein paar Fotos und dem unvrhofften Schauspiel  eines vorbeispringenden Hirschs zogen wir dann auch ab und rehydrierten uns an den Autos.

(Es geht wieder nach draussen.)

 

(Der kurze Abstecher zum Block 2 - dramatischer Abendhimmel!)

Nach getaner „Arbeit“ erwartete uns dann noch eine längere Fahrt nach Sedan zum Hotel. Ereignisarm und flott waren wir unterwegs und am Hotel eingetroffen wurde kurz eingecheckt (supernette engagierte Dame am Empfang!), die Zimmer bezogen, Alex mit Schlafgelegenheit versorgt (nochmal nette Hotelbedienstete, also die haben sich echt Mühe gegeben!) und nach schneller Dusche sind wir dann in den lokalen Mäkkes gedüst um mal locker 30 (dreißig!) Cheeseburger zu verzehren.
Per Internetkiosk vorbestellt hielt der Manager das erst für einen Witz und pflaumte gerade seine Servicekraft an, da wär doch eine Null zu viel bis ich einschritt und kurz drauf hinwies, das wir Hunger hätten und ja: ich hätte die bewusst bestellt und auch bezahlt. Die Burger verdampften dann förmlich und es war klar: Wir brauchen ein kaltes Getränk danach. Ein Glück: Dank passender Vorbereitung waren für alle lecker kalte Hansadosen am Auto am Start und die Gesichter hellten sich instantös auf nachdem der Hopfenblütentee die trockenen Lippen passiert hatte – wun-der-bar. Gibt kaum was Besseres als ein kaltes Dosen-Hansa nach einem so heißen und anstrengenden Tag! :)

Wir legten dann noch das eine oder andere Getränk und Schokoriegel nach, gingen dann aber zu nicht zu später Stunde pennen – zwar etwas nach Mitternacht, aber es reichte. Binnen Sekunden schliefen wir dann ein, nicht ohne vorher noch eine Batterie an Ladegeräten an den Start zu bringen um Telefone, Kameras und Taschenlampenakkus für den kommenden Tag aufzufüllen.

Tag 2:  Fort Suarlee, Fort Andoy, Fort Boncelles und Mergelgrube Caestert

Fort Suarlee, Belgien

Nach zu kurzem, traumlosem Schlaf erwachte ich morgens beim Summen des Telefons. Ist es wirklich schon? Ja. War soweit. Aufstehen! Binnen kurzer Zeit kletterten wir aus den Betten, machten Morgentoilette, ich setzte etwas Instantkaffee auf und dann waren wir nur eine gute halbe Stunde (oder auch etwas mehr…) nach Plan (Plan ist ja wenn man sich was vornimmt, aber eh nicht schafft - seufz…) auch schon auf dem Weg nach Norden zu den belgischen Forts. Zunächst machten wir uns auf die Suche nach einer Bäckerei und wurden nach kurzer Zeit fündig, direkt neben einer dringend gesuchten Tankstelle. Super! Also gingen zwei Mann Frühstück holen, der Rest tankte auf. Leider streikte der Automat beim Quittungsdruck und der Franzose hinter mir machte Druck um auch zu tanken – beherzt fuhr ich also los und schlug das Lenkrad rechts ein und KNIRSCH – Beule im Auto. Fuck! Also: KACKE!

Zum Glück nicht tief und am unteren Türschweller wo es von der Plastikabdeckung gnädig verdeckt wird, aber es war eindeutig in guter Start in den Tag. Es ist wie es ist - mit leckeren Baguettes und Croissants französischer Provenienz ausreichend ausgestattet ging es weiter auf den Weg. Und nach nicht ganz kurzer Fahrt waren wir dann beim Fort Suarlee angelangt. Bei Google Maps ist ringsum noch Feld – als wir nun dort auftauchten waren schon Straßen für ein Industriegebiet angelegt und die Felder dazwischen wie auch das Fort selber (!) wird derzeit als mehr oder minder wilde Motocrosstrecke genutzt. Nachdem wir beim Frühstück (geplant war was mit 9:30, effektiv waren wir eine Stunde später dran) die wirklich tollen Fahrkünste eines Dreikäsehochs (6 Jahre alt!) auf seiner Enduro bewunderten, machten wir uns auf den Weg. Zunächst suchten wir einen etwas privateren Parkplatz und nachdem das erledigt war, ging es zu Fuß durch einen Trampelpfad ins Gebüsch.


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(Der sechsjährige Motocrosspilot. Foto von Alex)

(Graben von Fort Suarlee - zugewachsen und als Motocrossstrecke in Gebrauch.)

Wir kamen zunächst auf einer Motocrossstrecke heraus, und mitten durch uns durch fuhr ein verdutzter Motocroissant… Motocrosser? Ein Moppedfahrer mit Enduro. Es ging kurz bergab und wir stellten fest: Wir befinden uns bereits IM Graben zwischen Eingangsbauten und Hauptwerk. Huch? Nun ja, wir schauten uns erst mal diverse Löcher in den Mauern an, Eingang zu finden scheint hier kein Problem zu sein. Es gab so einige Oooohs und Aaaahs auf dem Weg weiter zum Haupteingang der Anlage, nicht zuletzt wegen der riesigen Löcher die in die Anlage gesprengt wurden. Kein Wunder – das alte Werk hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Das Fort de Suarlée ist eins von neun Forts die als Teil der Befestigungen von Namur im späten 19. Jahrhundert gebaut wurden. Bauzeit war zwischen 1888 und 1892, ausschlaggebend waren die Pläne des Generals Henri Alexis Brialmont, nach dessen Plänen die meisten Forts der Befestigungsringe von Namur und Lüttisch errichtet wurden. Im Gegensatz zu den französischen Forts die grob zur gleichen Zeit errichtet wurden, wurde Suarlee ausschließlich aus unbewehrtem Beton errichtet statt noch überwiegend mit Ziegelsteinen. 1914 wurde das Fort von der kaiserlichen Armee während der Schlacht von Naumr bombardiert und schwer beschädigt. In den dreißiger Jahren wurde Suarlée dann wieder aufgebaut und verstärkt um die befestigte Stellung von Namur neu zu bilden um einen Vormarsch der Deutschen zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Bei der Invasion von Belgien 1940 wurde es erneut schwer beschossen und dann von der Wehrmacht eingenommen.

(Am äusseren Teil der Festung sind massive Löcher in den Wänden durch die Artillerieangriffe und Sprengungen.)


(Innen setzt sich die Zerstörung fort - man kann hier an einigen Stellen nach unten - ohne Seil haben wir das erst Mal gelassen.)

Sommer 1914 war das Fort unter dem Kommando von Captain-Commandant Moisse, mit rund 400 Artilleristen und 80 Mann Festungsinfanterie. Ab dem 23 August 1914 wurde es dann von den Deutschen beschossen. Im Gegensatz zu Lüttich wurden die Forts bei Namur nicht mit Infanterie angegriffen sondern nur mit Artillerie, da die Opferzahlen bei Lüttich so hoch waren. Die Namur Forts fielen relativ schnell. Am 24. 8. Wurde das Fort von ca. 1500 schweren Granaten getroffen die schwere Schäden verursachten. Am 25. trafen Suarlee erneut anderthalb tausend (!) Geschosse vom Kaliber 210mm, 305mm und 420mm, die das Fort nahezu komplett  verwüsteten und die Aufgabe des Forts am gleichen Tag erzwangen.

(Gut getarnt: Der Eingang in das unterirdische Labyrinth.)

 

(Der alte Haupteingang - gut, wir hätten also den Feldweg nehmen können statt über die Motocrossstrecke zu rennen...)

In der Zwischenkriegszeit wurde das Fort dann ab Anfang der 30er Jahre wieder aufgebaut und modernisiert. Gasschutz, Elektrik, Telefone , neue sanitäre Anlagen, bessere Belüftung und auch eine stärkere Bewaffnung wurden eingebaut. Dazu wurde die Decke neu betoniert. Insgesamt hatte das Fort nun sechs Flaks, sechs 75mm Kanonen in fünf Türmen, zwei Doppel-MG Türme und diverse MGs in Kasemattenpositionen. Der Bewetterungsturm war ca. 1km von der Anlage entfernt und fungierte auch als Ausguck.

Die Resultate davon waren aber nicht ausreichend, auch wenn es sich deutlich länger halten konnte.

(In der Hauptanlage - interessante Farbenspiele wo von aussen Licht noch einfällt. Alles Metall der Deckenverstärkung wurde entfernt.)

 

(Im Inneren - Teelichter Malereien - Foto von Alex.)

Im Mai 1940 wurde das Fort, nun mit nur 250 Mann besetzt, da Kräfte durch den Einbau moderner Maschinen eingespart wurden, erneut von den Deutschen angegriffen. Durch Luftangriffe am 10-12. Mai geschwächt wurde das Fort dann am 15. Mai durch Flaks und PAKs beschossen und gleichzeitig aus der Luft von Stukas bombardiert.  Der Bewetterungsturm wurde dann am 16. und 17. Mai von Infanterie angegriffen und eingenommen. Das Hauptfort wurde in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai angegriffen und durch Luftangriffe am 18. Und 19. Mai soweit funktionsunfähig gemacht, des es kapitulieren musste.

Das erklärt dann auch die zahlreichen, großen Löcher im Fort – kein Wunder das es nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr neu aufgebaut wurde. Als Jagdgebiet lange Zeit privat verpachtet, dient es nun bis zur Vollendung des Industriegebiets als Motocrossstrecke – trauriges Schicksal für so eine geschichtsträchtige Stätte.

(Erhaltene Wandmalereien.)

 

(Im Maschinenraum - Alex starrt in den Abgrund. 20m senkrecht runter ohne Absperrung...)

Wir packten also unsere Helme und Lampen aus und gingen hinein. Erste Aktion nach durchklettern des alten Eingangs war dann die Erforschung der rechten Seite der Anlage. Wir fanden so manches Grafitti, aber ansonsten war zwar wenig erhalten, die schiere Größe machte es aber wett. An zahlreichen eingestürzten Löchern in den Wänden ging es tiefer in die Anlage – parallel zum eben durchwanderten Graben. Immer wieder fanden sich Kampfspuren in den Wänden, unzählige Einschusslöcher und vor allem Einschläge von Granatsplittern kündeten von den heftigen Kämpfen rund ums Fort.

Aber auch reichlich moderner Müll von anderen Befahrern war leider zu entdecken. Unendliche Mengen Teelichter säumten so manchen Gang – und ein Raum war praktisch ganz damit am Boden ausgefüllt. Offenbar stellten die Teelichter einen Teil des lokalen Wappens nach, wie mir nach der Tour beim Betrachten der Bilder erst auffiel.

Besonders spannend waren aber die vielen erhaltenen originalen Inschriften, die wir immer mal fanden. Über 120 Jahre alt – das ist schon ein ganz kleines bisschen archäologisch…

 

(Der Maschinenraum - Foto von Alex)

(Immer wieder in der Anlage zu finden - alte Inschriften mit recht gutem Zustand - Foto von Alex)

Am Maschinenraum vorbei und an den schön ausgemalten Offiziersräumen ging es dann eine Eben nach unten in die Anlage. Die Haupttreppe war aber leider nicht begehbar – die Stufen aus Holz fehlten und nur eine rutschige schiefe Ebene war übrig. Man kann aber durch den Maschinenraum an einem riesigen offenen Schacht (dankenswerter Weise mit LED-Warnlampe die per Bewegungsmelder läuft) nach unten gelangen. Das machten wir auch und entdeckten dort die Zugänge zu den leider verschütteten Geschütztürmen. Nicht einer war mehr begehbar – schade! Dafür fanden wir Unnmengen leerer Schrotpatronen - warum macht man sich eigentlich die Mühe ganze Müllsäcke so tief in einen alten Bunker zu schleppen...?

(Schrotpatronen ohne Ende in einer Ecke.)

Nun war es auch an der Zeit, unser Ritual jeder Tour abzuhalten: Alle Lichter einmal aus, drei Sekunden durchatmen und die absolute Finsternis entdecken. Denn ohne Licht, das muss man sich jedes Mal auf so einer Tour klar werden kommt man hier nicht lebend raus. Licht ist Leben – und schon ein kleines Knicklicht das wir dann anmachten reicht im Notfall unglaublich weit. Soweit sollte es aber nicht kommen, weswegen wir viel Wert auf redundantes Equipment vor allem beim Licht legen.

(Von absoluter Dunkelheit zu strahlender Helle: Gruppenfoto kurz nach dem "Licht aus!"Foto von Alex)

Kurz darauf fanden wir in dem etwas labyrinthartigen System auch den Tiefbrunnen – auch dieser war mit einer LED-Warnlampe und Flatterbändern markiert. Sehr nett, da denkt wer mit. Durch viele ehemals mit Wellblech an der Decke und Wänden verkleideten Gänge ging es weiter – es war auffällig, das auch hier alles Metall entfernt worden war. Dennoch spannend zu sehen. Nachdem wir die ganze zweite Etage erforscht hatten und nach einem großen Kreis auch die Treppe von unten entdeckten, gingen wir in die ebenfalls erreichbare dritte Eben nach unten. Hier war es deutlich übersichtlicher, nur der von uns als Abwasserstollen missverstandene 900m lange Belüftungsstollen der zu dem Turm führte nebst der Arrestzellen und einiger weniger anderer Räume war hier zu entdecken. Da ich leider den Plan für die dritte Ebene zwar abgedruckt hatte, wir alle den aber irgendwie konsequent übersehen hatten (Doh!) waren wir etwas orientierungslos. Ging aber. Nachdem wir hier die Räume alle gesehen hatten die überaus leer waren, ging es den „Abwasserstollen“ lang – der der Bewetterungsstollen vom Turm kommend ist. Leider war der nach ca. 500m überflutet weswegen wir nicht den Weg bis zum Turm geschafft haben. Schade, dass man hier nicht durchkommt, das hätte uns interessiert! Auf dem Weg dahin kommt man links an den Arrestzellen vorbei – wer hier gesessen hatte, hatte es echt schwer. Zu wenig Platz um aufrecht zu stehen, zu wenig Platz um sich auszustrecken, ein kleines Loch im Boden las Latrine und das in Finsternis – mehr Folterkammern als Arrestzellen. Und dann gleich fünf Stück bei der nicht eben großen Besatzung? Man möchte sich nicht vorstellen, wie da mit den eigenen Leuten umgegangen wurde!

(In der Arrestzelle - Winzig! Foto von Alex)

 

(Das trockene Ende des Stollens. Foto von Alex)

(Das nasse "Ende" des Stollens - es dürften nurmehr gute 200m bis zum Turm gewesen sein, aber ohne Wathose geht hier nichts. Foto von Alex)

Wir machten uns dann an den Rückweg – dank ein oder zwei Knicklichtern an den Kreuzungen auch kein Problem. Noch ein paar Fotos unterwegs und dann waren wir auch nach gut zwei Stunden aus dem Fort wieder heraus. Zurück zum Auto und auf dem Rückweg gemerkt, dass der breite Feldweg einen wesentlich besseren Zugang gewährt hätte – nun, falls man mal wiederkommt ist das gut zu wissen… Am Auto haben wir kurz beraten was als nächstes ansteht – da wir schon deutlich nach Mittag waren, wurde kurz ein bisschen was gegessen (Reste vom Frühstück und die obligatorischen Minisalamis…) und dann ging die Fahrt rüber zu Fort Andoy. Wir hofften, dort schnell reinzukommen – aber wieder mal machte das Navi Stress. Es führte uns ein wenig in die Irre weswegen wir zwei Mal durchs Dorf eierten um dann doch noch den richtigen Weg zu finden. Immerhin führte uns der Weg an einem wunderschönen Schloß vorbei – der Adel wusste schon, wie man wohnt…

Fort Andoy, Belgien

Auf dem Weg zum Fort standen wir dann vor einer verschlossenen Schranke – also mit den Autos gewendet und einen Parkplatz angefahren. Dort überraschten wir leider ein Pärchen, die mit rhythmischen Leibesübungen beschäftigt waren und uns ungefähr genauso erschrocken anguckten wie wir zurück. Also rückwärts raus und 200m weiter weg geparkt. Sorry!

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Ein paar Eier, Tomaten, Radieschen und Brötchen später waren wir bei einsetzendem Nieselregen dann abmarschbereit. Wie hatte sich das Wetter doch gewandelt: Freitag brüllend heiß und trocken, heute warm und feucht – es war etwas tropisch. Auf ging es nun querfeldein über ein abgeerntetes Feld und hin zum Eingang des Forts. Dort leider die erste Überraschung: Das Tor war zu du die Löcher in der Wand zugemauert. Einmal nur möchte ich mich auf Infos aus dem Netz verlassen können – also Erkundung rund um durchs Unterholz. Die eine gruppe ging links auf den Wall, die andere rechtsrum. Und nach 10 Minuten war klar: Einen schnellen Weg runter in den hohen Graben gab es nicht. Was tun? Zum Auto und die Strickleiter holen?

 

(Querfeldein über abgeerntete Felder im Nieselregen. Foto von Alex)

 

(Das mächtige EIngangsportal. Links schön zugemauert und in der Mitte abgesperrt. Da geht nix ohne Strickleiter. Foto von Alex)

Erst mal um die Anlage drum rum um zu sehen was noch geht? Die Zeit rannte – es waren immerhin schon anderthalb Stunden seit Suarlee verbraten und so langsam wurde es eng mit dem Plan. Also: Rund um die Anlage ging es. Wir fanden dann auch eine Stelle wo man rein könnte – aber um raus zu kommen, musste man trainierter sein als die meisten von uns oder wir hätten halt die Leiter mitnehmen sollen. Kerr… also weiter ringsum gegangen und wieder am Haupteingang angekommen festgestellt: Wenn wir jetzt zum Auto rennen und die Leiter holen, fällt eines der anderen Ziele des Tages (Boncelles oder die kleinen Mergelgruben) flach. Ergo: Dieses Fort gucken wir uns vielleicht später mal an. Wir traten den Rückweg an – schade. Wenigstens hatte der Regen aufgehört…

(Der Graben der Anlage. Es geht snkrecht runter - ohne Hilfsmittel keine Chancen. Foto von Alex)

 

(Links am Rand die wohl beste Möglichkeit reinzukommen. Aber ohne Seil oder Leiter kommt man halt nicht mehr raus. Foto von Alex)

Kurz umgezogen am Auto und die Fahrt ging nach Lüttich, zum Fort Boncelles. Und wieder ein Beispiel für das… ich sag es mal ganz diplomatisch und nett: Verkackte Navi. Die Fahrt führte uns in eine Baustelle, wo wir *fast* durchgekommen wären – bis kurz vor Schluß uns eine massive Betonsperre aufhielt. Also durch Scherben (toll!) zurückgerollt und nach einem ordentlichen Umweg dann anstatt in 30 Minuten nach einer geschlagenen Stunde in Lüttich an Ort und Stelle angekommen. Drecksdingen, das!

Fort Boncelles, Belgien

In einem Wohngebiet angekommen war es erst mal nicht einfach einen Parkplatz zu finden. Wir haben uns dann für einen möglichst Auffälligen entschlossen und wurden mit einem verschlossenen Haupttor am Fort belohnt. WTF? Nun, ein Trampelpfad führte am Tor vorbei ins Gehölz – also sind Tobias und ich mutig hoch geklettert und haben einen Weg ins Innere gefunden. Kurz dem Rest Bescheid gesagt, den Bunker-Kram in Regenjacken eingewickelt geholt und uns dann geschützt vor Publikum umgezogen und ab ging es durch den Matsch zur Anlage. Insgesamt anderthalb Stunden hatte uns die Aktion gekostet – ob wir nun noch genug Zeit haben würden, alles zu sehen UND noch die kleine Mergelgrube?


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Fort Boncelles wurde wie Suarlee ab 1888 im Südosten der Stadt Lüttich als Teil des Festungsgürtels gebaut. Es besitzt den typischen dreieckigen Grundriß der Brialmont-Forts. Seine Bewaffnung  bestand aus einem Panzerturm mit zwei 15cm-Geschützen, zwei Panzertürmen mit 21cm-Geschütz, zwei Panzertürme mit jeweils zwei 12cm-Geschützen und noch vier Panzertürmen mit einzelnen 5,7cm Kanonen. Für die Flankendeckung standen noch weitere acht 5,7cm Kanonen zur Verfügung. Das war deutlich mehr als in Suarlee! Der Graben des Forts war sechs Meter tief und acht Meter breit. Die Gräben waren durch 5,7cm Schnellfeuerkanonen geschützt, die in entsprechenden Grabenstreichen untergebracht waren. Soweit so ähnlich zu Suarlee.

Genau wie das Schwesterfort wurde auch Boncelles 1914 von den Deutschen angegriffen. Und genau wie dort waren vor dem ersten Weltkrieg die Latrinen und Waschräume etc. in den äußeren Teilen des Forts, nicht im Zentralmassiv untergebracht. Das führte schon nach kurzer Zeit zu einer beinahe Unbewohnbarkeit des Forts im Kriegsfall. In den dreißiger Jahren wurden deswegen in den Forts im Zentralteil Toiletten etc, nachträglich eingebaut um diese Schwachstellen wie auch den Gasschutz nachzurüsten.

(Der gut verschlossene Eingang zum Fort mitten im Wohngebiet. Foto von Alex)

 

(Links den Steilhang hoch kamen wir zum Ziel. Foto von Alex)

Am 6. August bereits wurde das Fort von der kaiserlichen Armee attackiert. Da sich die Lütticher Werke als erstaunlich resistent gegen die Angriffe zeigten, rückten die Deutschen bald mit schwerster Artillerie an: Bis zum 14. August wurden die Forts mit schweren Mörsern und Haubitzen beschossen. Am 14. August nun wurde die Situation in den Werken durch das dort verwendete Schwarzpulver in den Geschützen, was riesige Mengen an Rauch produzierte und durch den deutschen Beschuss so unerträglich, dass die Soldaten im Werk zu ersticken drohten. Die Belüftung war jedenfalls katastrophal schlecht und nicht ausreichend. So ergab sich das Fort und wurde nicht so schlimm zerstört wie Suarlee.

(Und hier der halb zugekippte Zugang zum Hauptteil der Anlage. Ob es noch weitere Zugänge gibt, haben wir in der Kürze der Zeit nicht sehen können.  Foto von Alex)

 

(Im Inneren der leider ziemlich desolaten Anlage. Geborstene Bodenplatten, entferntes Metall und ohne Ende Graffitti. Foto von Alex)

Das Werk wurde dann 1915 von der deutschen Armee umgebaut – da es in Richtung Frankreich lag, wurde es repariert und zusätzlicher Betonschutz wurde errichtet. Auch wurden die Gänge mit Wellblech verstärkt im Inneren und Beton zwischen die Bleche und den originalen Gangdächern gegossen. Die Ventilation der Anlage wurde verbessert und man verlegte Küche, Latrinen und auch die Bäckerei ins Zentralmassiv des Forts. So gesehen waren die Umbauten der Deutschen das Muster für die Verbesserungen die später durch Belgien an den anderen Forts in Richtung Deutschland gelegen, vorgenommen wurden. Die 1915 erfolgten Umbauten wurden dann später durch Belgien vervollständigt und wie an den anderen Brialmont Forts wurde auch hier ein Belüftungsturm errichtet.

(Völlig zugesprüht leider. Foto von Alex)

 

(Und dann auch wieder so etwas: Die Scharte der Grabenstreiche - rechts Scharte, links ein originales Bild das die Schusswinkel zeigt und ganz links an der Wand ein Verzeichnis der Alarmarten. Foto von Alex)

Während der Festungskämpfe 1940 um den Fortgürtel von Lüttich wurde auch das alte Fort Boncelles wieder angegriffen und zur Aufgabe gezwungen. Dabei kam der Kommandant und andere aus dem Fort um – ergeben hat sich das Fort nicht, sondern die Deutschen schalteten es Raum um Raum aus. Bis 1944 wurde es dann als Flak-Stellung genutzt und danach noch eine kurze Zeit als Depot der Armee genutzt. Seit Jahren nun gammelt es schnell vor sich hin.

Soweit zur Geschichte des Forts, wir sind auf jeden Fall durch den Graben in den alten Haupteingang rein. Das Fort ähnelt innen dem von Suarlee, nur das leider die Zugänge nach unten und oben hier versperrt sind. Jedenfalls haben wir nur versperrte gefunden, es gibt wohl noch einen engen Zugang nach unten, aber den haben wir leider nicht entdeckt. Schade!

(Hier der "Abwasserkanal" - eigentlich der Bewetterungsstollen zum Turm von Boncelles. Foto von Alex)

(Und hier ging es nach oben einfach nicht mehr weiter - massiv mit Stahlschrott verbarrikadiert. Foto von Alex)

Zunächst gingen wir im Werk auf die rechte Seite vom Eingang aus gesehen. Auch hier waren viele Graffittis zu sehen, aber auch noch einiges aus alten Zeiten. Über zerbrochene Bodenplatten gingen wir vorsichtig ins Innere der zerstörten Anlage. Originale Inschriften fanden wir noch an den Grabenstreichen, auch waren hier Bilder zu sehen die den MG-Schützen zeigen sollten, wo welche Gradeinteilung sie hin schießen lassen würde. Direkte Sicht hatten sie ja nicht durch die Panzerungen, sie waren daher auf Beobachter angewiesen die die Schußrichtung einteilten.  Ganz in der Nähe fanden wir auch Waschräume – ein weiterer HInweis darauf, dass die Forts nach dem 1. Weltkrieg umgebaut wurden damit sich die relativ schnelle Aufgabe der Werke nicht wiederholen sollte. Von der Grabenstreiche aus gingen dann Treppen abwärts in Richtung des „Abwasserstollens“, der auch hier wie in Suarlee der Belüftungsstollen war. Aber auch hier hatten wir nicht viel Glück – ein lautes Rauschen verkündete schon von weitem das hier Wasser sein musste. Die Menge überraschte uns aber: Ein richtiger Wasserfall sprang neben der Treppe aus dem Beton.  Schon nach wenigen Metern war der Stollen so voller Wasser, das ein Weiterkommen unmöglich war. Schade! Immerhin kamen wir noch bis zur MG-Stellung im Stollen, aber ab da war wirklich Schluß.

(Die nicht ungefährlichen Treppen die nach oben führten dann aber im Nichts heute enden. Foto von Alex)

 

(Im Hauptgang sind diese aufgemalten Informationen zu den Artilleriegranaten noch zu sehen. Foto von Alex)

Wir erkundeten weiter das Werk und fanden einen Zugang nach oben – doch leider stellte sich nach kurzer Zeit heraus, das es hier nicht wirklich weitergeht. Die etwas sehr rostige Leiter ging es nach oben und dann eine unglaubliche rutschige Treppe – um dann oben festzustellen, dass hier der Weg zubetoniert wurde! Da ging schon mal nix….

Also wieder den Weg vorsichtigst retour, was nicht leicht war. Aber alle sind unversehrt wieder unten angekommen und wir machten uns zurück in Richtung Hauptgalerie.  Dort fanden wir eine richtig gut erhaltene Wandmalerei, die wirklich sehenswert war!  Über hundert Jahre alt und das in dieser feindlichen Umgebung erhalten – so was freut einen. Ganz in der Nähe fanden sich dann die Räume des Kommandanten und der Offiziere. Und diese waren richtig heimelig ausgemalt um einen angenehmeren Eindruck unter Tage zu erzeugen. Sehr nett das Ganze!

(Im Offiziersraum der Anlage. Foto von Alex)

 

(Immer wieder sind schöne Wandmalereien zu sehen. Foto von Alex)

Viele Ahs und Ohs später sind wir dann in den linken Teil der Anlage weitergegangen. Auch hier gab es viele spannende Inschriften, so auch eine von 1990 als die Anlage „für immer“ verschlossen wurde. Also – 23 Jahre später kann ich feststellen: Praktisch keine dieser Anlagen ist für immer wirklich zu. Nur am Westwall, da wird das wirklich so extrem zugemacht, das sich da nix mehr lohnt…

(Im ehemaligen Maschinenraum. Foto von Alex)

 

(Eine der Scharten von innen. Foto von Alex)

Im Maschinenraum angekommen, konnte man leider nur noch die Sockel sehen und ein Teil der Belüftung – sonst war hier alles entfernt. Dennoch wirkt so ein grosser unterirdischer Raum natürlich auf einen. Zum zentrum der Anlage hin stellten wir schnell fest, das die Gänge fast alle ins Nichts laufen – dort ist nicht mehr viel zu sehen leider. Auch der Brunnenraum war völlig vermüllt – schade! Da wir hier nicht zu lange waren – vielleicht wäre hier der Durchgang nach unten zu finden gewesen, aber: Es sollte nicht sein. Wir gingen also in die linke Grabenstreiche hinein und dann in den weiteren Teil der Anlage. Auch hier ein paar interessante Malereien die noch da waren, aber insgesamt doch sehr sehr leer geräumt die Anlage. Auch der zweite Treppenaufgang nach oben war oben versperrt – in die obere Etage kamen wir also leider nicht hinein. Aufgrund des zu erwartenden Zustands wollten wir auch nicht eine Leiter oder ähnliches mitbringen – das wäre es wohl kaum wert gewesen.

(Gut erhalten - einer der grossen Räume: Speisesaal vielleicht? Foto von Alex)

 

(Die andere Grabenstreiche von innen. Gut zu sehen die Alarmzustände an der Wand. Foto von Alex)

Nachdem wir also alles für uns begehbare gesehen hatten, entschlossen wir uns die Anlage zu verlassen. Draußen erwartete uns ein recht frisches Lüftchen – schnell also zum Eingang zurück, wieder „in zivil“ geschmissen und schnurstracks ab zu den Autos. Alles schnell reingeworfen und schon ging es los. Nach 100m schauten wir verdutzt nach links – dort war da brandneue Museum zum Fort. Okay – also hätte man unsere Autos wohl schlicht für Besucher des Museums gefunden die etwas weiter weg geparkt hatten. Auch gut – leider hatten wir nun keine Zeit mehr, das Museum anzusehen…

(Abmarsch zum Auto - etwas fertig, aber guten Mutes. Foto von Alex)

(Das neue Museum - wenn wir eher hier gewesen wären, hätte man es sich durchaus anschauen können. :( Foto von Alex)

Wir machten uns nun auf den Weg ins nächste Hotel nach Rocourt – dort wollten wir in Ruhe einchecken und uns dann och eine der Mergelgruben ansehen. Danach dann was Essen beim Mäkkes und ab ins Bett. Guter Plan oder? Leeeeider kam dann noch die Fahrt dazwischen. Die dauerte doch ein Weilchen und unterwegs hielt uns dann noch ein springender Reifen in Atem. Von einem rumänischen Transporter vor uns, der Altfahrzeuge geladen hatte, flog bei einer Bodenwelle ein Ersatzreifen von der Fläche, sprang auf die Strasse und hatte noch so viel Energie, das er mindestens 10m hoch in die Luft sprang. Völlig unwirkliches Bild. Der Reifen hüpfte dann zum Glück (!) harmlos in Richtung Seitenstreifen noch mehrmals auf und ab – Ausweichen hätten wir dem im Leben nicht gekonnt.  Trotz Lichthupe etc. fuhren die Rumänen einfach weiter und haben von dem Debakel so ziemlich nix mitgekriegt – unglaublich! 

(Links der noch auf dem Anhänger liegende Reifen - rechts war (!) vorher der Reifen, der uns fast erschlagen hatte!)

Etwas aufgelöst kamen wir ein paar Minuten später am Hotel an. Die Mitarbeiterin da konnte etwas deutsch, war sehr nett und bemüht – und bemüht ja. Schnell oder normal schnell war was anderes. Der Check-In dauerte rekordverdächtige 20 Minuten – zeit, die uns später fehlen sollte! Jedenfalls kriegten wir unsere Schlüssel, warfen den Ballast ab, machten uns startklar und dann ging es zur holländischen Grenze nach Caestert.

Es folgte eine weitere Episode der Geschichte „Das Drecksnavi und Ich – wie weit kann man meine Nerven dehnen bevor sie reißen?“ – das Navi wusste wo es hingehen sollte, meinte aber keine Strecke berechnen zu können.  Spätestens an dieser Stelle wusste ich, dass das Dingen mal von mir ein ganz liebevolles Redesign, vorzugsweise mit einem 500g Hammer bekommen würde. ‚Form follows function‘ – Schrott darf auch gerne nach Schrott aussehen, oder? ;)

Mergelgruben Caestert – Teil 1

Jedenfalls waren wir nach einer sehr guten halben Stunde vor Ort – einige holländische Geocacher guckten uns erstaunt an (die Petromax noch zum Abkühlen neben dem Auto stehend). Ah, ihr wollt auch den Cache in der Gruft heben? Jaja… so ungefähr. Nun, wir zogen uns um, die Holländer verschwanden und wir machten uns auf den Weg hoch den Berg. Etwas außer Atem verglich ich die Karte und Beschreibung mit der Situation vor Ort – könnte alles hinkommen. An einer alten Steinbrücke vorbei und die wunderschöne Aussicht genießend, gingen wir einen alten Hohlweg den Berg hinauf. Nach einigen Metern schlug ich mich mal in die Büsche und schaute den Steilhang hinauflaufend, wo es lang ging. Und nach kurzer Zeit fand ich den Eingang zur Grotte:  Wieder den Berg runter, dem Rest Bescheid gesagt und wir waren bald da. Das Portal sah schon recht beeindruckend aus und wir machten uns bereit, in den Berg zu gehen. So etwas Altes hatte ich noch nie unter Tage betreten – und das Folgende war sicher der Höhepunkt der Tour.  Ein Glück ist die Anlage knochentrocken – eine willkommene Abwechslung zu den Anlagen zuvor.  Die Anlage war zuvor schon mal abgesperrt, aber die Gitter werden wohl immer wieder geöffnet. Ich  hoffe, das trotz des Booms durch Geocacher etc. die Anlage noch lange zu sehen sein wird – touristisch erschlossen dürfte sie aber nie werden, dafür ist das zu unsicher leider.


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Als Erstes sahen wir den kleinen Teil der „Kastelgroot“ – die Gruft unter der Kapelle. Schon im dritten Raum ist klar, wo der Name herkommt: Hier sind wohl einige Gräber in dem ehemaligen Steinbruch angelegt worden.

Steinbruch? Genau. Ein kurzer Exkurs zur Geschichte vorweg…

(Die wunderschöne Aussicht vom Plateua aus auf den Kanal. Foto von Alex)

 

(Vor dem Einstieg in die Kastellgrotten - Foto von Alex)

Es handelt sich hier um einen oder besser mehrere (früher mal) 200km große Steinbrüche in denen seit der Steinzeit (!) Kalkstein abgebaut und Feuerstein gesammelt wurde.  Mittlerweile ist durch den Tagebau in der Nähe des St. Pieterbergs das Labyrinth unter dem Berg deutlich kleiner geworden, aber noch immer sind fast 19km (von insgesamt noch 80km) gut erlaufbar und momentan frei zugänglich. Der Berg diente in seiner Geschichte nicht nur der Baustoffgewinnung (angeblich besteht halb Maastricht aus dem Gestein des Bergs) sondern auch als Lazarett, Bunker und Versteck in Kriegszeiten. Zudem wurden Gemälde und andere Kunstschätze hier versteckt zu deutschen Besatzungszeiten, denn die deutsche Armee und später Wehrmacht trauten sich nicht in die Systeme hinein.  Oben auf dem Berg befinden sich einige Burgruinen, unter anderem das leider vor sich hin verfallende Schloß Caestert.  Unser Interesse gilt aber dem unterirdischen Teil, den wir an diesem und dem folgenden Tag erkunden wollten soweit es eben ging.

(Der Geocache wird gehoben. Sakrileg!)

 

(Die Namensgebenden Grüfte... etwas schaurig. Ein mittelalterlicher Friedhof. Foto von Alex)

Die Tunnel im Berg werden durch gerade  Korridore mit sehr hohen Decken (10m und mehr!) dominiert, was der gesamten Anlage oft einen kirchen –oder gar kathedralenhaften Charakter verleiht.  Viele alte Inschriften, vom hohen Mittelalter bis in die Neuzeit sind zu sehen und auch manche Skulptur die in den Fels gemeißelt oder gesägt wurde. Der trockene, leicht zu bearbeitende Kalkstein lud geradezu ein, sich ihm künstlerisch zu nähern. Und in vielen Fällen sieht man noch in den Wänden die verrußten Einbuchtungen, wo früher die kleinen Öllämpchen ihr trübes Licht unter Tage spendeten, in dem die Bergleute ihre harte Arbeit verrichteten. Die Höhlen waren groß genug um 47.000 Leuten aus Maastricht Zuflucht zu bieten und waren teilweise dafür auch ausgestattet während des zweiten Weltkriegs. In der Zonneberger Grube kann man heute noch Teile der Bäckereien, der Pumpen, Öfen und den öffentlichen Versammlungsraum sehen. Die Kastellgrube dagegen war deutlich kleiner. Schon ab dem 15. Jahrhundert wurde hier zum Bau von Häusern und Kirchen untertage der Kalkstein abgebaut. So entstand ein labyrinthisches Gangsystem das sich in 10 bis 30 Metern Tiefe durch das Gestein zieht. Klingt unglaublich bei dem „kleinen Berg“? Wenn man sich die Pläne der einstigen Mergelgruben anschaut, wird es verständlich, wie solche Längen zustandekommen – der Berg ist durch eine Art Schachbrettmuster durchzogen.

(Der Eingangsbereich - das erste System ist noch recht klein gewesen. Foto von Alex)

 

(Den Herzog Jan hatte ich jetzt nicht da unten erwartet ;)  )

Und wie man an unserer Tour sieht ist noch heute der Zugang stellenweise möglich, wenn auch alles andere als ungefährlich. 1993 etwa verschwanden drei Jugendliche im Berg und wurden erst drei Wochen später gefunden. Und immer wieder brechen Steine aus den 10 Meter hohen Decken oder ganze Passagen stürzen ein – wir sind an einigen Verbruchstellen vorbeigekommen. Da hilft auch kein Helm im Ernstfall! Umso erstaunlicher ist es, das bis heute lediglich ein kleiner Teil der Zugänge verschlossen dauerhaft verschlossen wurde. Ich bin mir aber sicher, das das nicht mehr lange so bleibt…

Mit einer groben Karte der gesamten Anlage und einer Detailkarte der kleinen Grube versehen kletterten wir also nacheinander hinein.  Und wie schon beschrieben im dritten Raum fanden wir die leeren Gräber – und einen Geocache. Herrje… 

Wir gingen weiter durch das kleine System und waren völlig baff von den steil aufragenden Steinwänden, der wirren, keinem Plan folgenden Konstruktion und der Beschaffenheit der Wände und Böden. Man konnte hier bergmännische Techniken mehrerer Jahrhunderte an einem Raum sehen: Sägen aus der Neuzeit, schraffierter Abbau von früher und noch älteres… Unglaublich. Ich rang nach Worten, immer die Videokamera laufen lassend mit dem felsenfesten Eindruck „das wird auf Film und Fotos nie wirken wie vor Ort“. Und in der Tat – Fotos und Film können nicht einmal ansatzweise den Eindruck wiederspiegeln, den die Tunnel auf uns machten. Das Ganze hatte eine beinahe außerirdische Sphäre an sich. Die hohen Gänge – es wirkte einfach nicht, wie etwas, was unter der Erde – oder zumindest *dieser* Erde sein sollte. Als ob man ein Stück vom Mars mitten in Europa transportiert hätte und nur die Felsen vom Rostrot befreit hat.

(Mein Einstieg in den zweiten Teil der Grotte war beschwerlich. Foto von Alex  )

 

(...bis ich dann von innen herausfand, das rechts ein viel leichterer Weg ist. Doh! Foto von Alex  )

Der erste Teil war noch recht klein, wir wollten also nun in den zweiten Teil der Kastellgrotte reinklettern der ehemals vermauert worden war. Es klafft aber ein riesen Loch in der Mauer heutzutage. Am großen Eingang aber war ein ziemlich steiler Absatz – zwei ein halb Meter sicherlich oder sogar drei? Wie sollte man da rein? Nun, mit der Lampe kniend fand ich in der Wand kleine Einbuchtungen in denen man seine Füße stellen konnte. Also bin ich mit einiger Mühe da runter geklettert. Und: es ging. Nicht einfach, aber machbar. Mir kam dann Espo, einer der neuen Mitfahrer nach dem ich von unten Anweisungen geben konnte wo welcher Fuß hin sollte – und als er unten war sah ich mich um. Und rechts von uns war viel Licht. Genau genommen war da sogar ein Eingang. Ebenerdig. *kopffass* Nun, kurz dem Rest Bescheid gesagt und dann bin ich durch den Eingang raus und um die Ecke, den Rest der Gruppe einsammeln und wir sind dann gaaaanz entspannt in die Grotte rein.

(Uralte Felsenzeichnungen - und manche moderne auch.  Foto von Alex  )

 

(Das sieht nicht nur unwirklich aus, das fühlt sich auch so an. Man beachte wie klein wir sind im Vergleich zur Deckenhöhe! Foto von Alex)

Und auch hier war das Staunen vor den künstlich geschaffenen Felsformationen groß. Ein weiteres Element war hier auch zu finden: Über einhundert Jahre alte massive Ziegelpfeiler verstärkten das System. Hintergrund: Über diesem Teil der Anlage steht – oder stand besser gesagt – das Kastel Caestert – eine kleine Burg oder Schloß die leider heute total verfallen sind. Da der Boden durch die Tunnel nicht tragfähig genug war und teilweise einbrach, mussten unter dem Schloß zur Abstützung diese massiven Pfeiler gemauert werden. Wahnsinnsaufwand, wenn man bedenkt, das das in ziemlicher Dunkelheit geschehen ist!

(Die gemauerten Stützpfeiler in der Grube. Foto von Alex)

(Der Mensch verschwindet beinhae in der Dimension der Anlage. Foto von Alex)

Unterwegs sahen und bestaunten wir einige in den Fels gekratzte Fresken – unglaublich beeindruckend. Und ganz am Ende der Grotte eine nicht so schöne Überraschung: Hier haben doch echt welche drin am Lagerfeuer gegrillt! Leere Oettinger Pullen, Lidl-Fertiggrillfleisch und diverser einfach liegengelassener Müll: Ich war so was von sauer auf diese Schwachmaten, die einen solchen Ort so zurücklassen. Sauerei.

(Unter Tage Grillen - wer kann nur so doof sein??? Foto von Alex)

 

(Ein paar Lichtspielreien...Foto von Alex)

Wir machten uns langsam auf den Rückweg denn ein Blick auf die Uhr versprach, das wir so langsam zurück müssten denn irgendwann würde auch der Mäkkes in der Nähe des Hotels wohl zu machen. Unterwegs machten wir noch ein paar wunderschön beleuchtete Bilder an einigen Felsspalten mit farbigen LEDs.

(Einer der alten Förderschächte? Foto von Alex)

 

Nach über zwei Stunden machten wir uns dann an den Abmarsch – draußen war es schon dunkel und der Hunger groß. Auf dem Rückweg schauten wir an der Brücke nach ob dort die nächsten zugänge sind und: Kein Problem, direkt zwei gefunden. Mit der guten Nachricht das wir am kommenden Morgen schnell „drin“ sein würden, zogen wir uns dann zurück. Der Weg runter ins Tal war angenehmer temperiert und unten angekommen wechselten wir in normalere Kleidung. Dann – kam ein New Kids Turbo Verschnitt um die Ecke geprollt. Tief, hart, breit – so jedenfalls der geistige Horizont des jugendlichen Fahrers, die blondierte Hohlbirne neben ihm auf dem Sitz wurde mal eben schnell ein Donut vor unseren drei Autos hingelegt um ganz klar zu zeigen, dass wir auf seinem bevorzugten Fickpl… errrr…. Parkplatz stehen würden.

Ehrlich gesagt waren wir müde und nicht wirklich aggressiv, also sind wir einfach weggefahren mit gaaaanz viel Kopfschütteln. Sonst hätte diese Situation aber auch ganz anders ausgehen können für den jungen Herrn. Vom Thema „das ist mein Klappspaten“ über „schau mal eine 4D Maglite“ hin zu „guck mal, Stahlsohlen und Kappen in den Stiefeln –  richtig durchtrittsicher oder?“. Aber wir sind ja nicht so. Manche leben echt gefährlich…

Also ab ins Auto, zum Hotel, den Dreck abwaschen und „schnell was Essen“ – war der Plan. Die Fahrt dauerte aber eben eine Weile – zumal uns die Scheiben von innen beschlugen. WTF? Nun, feuchte Luft außen und innen die Klimaanlage ließ die Scheiben innen und außen so schnell mit Kondenswasser beschlagen, das nix mehr ging. Erst die Heizung anmachen (bei 25C…!) half dann. Toll mit der Technik oder?

Wir waren dann erst recht spät am Hotel, schnell den Dreck weggespült und dann sind wir zum Mäkkes um die Ecke. Und dort? War eine Riesenschlange vor dem Drive-In. Einen normalen Schalter gab es nicht. Warum war es nur so voll Sonntag Nachts…? Nun, wir fuhren also in die Stadt um dort den Mäkkes zu nutzen. Um halb zwölf dort angekommen: Alles zu. Was zum…? Laute Musik, alle Leute auf den Beinen… mir dämmerte das die Öffnung von Eben-Emael am Montag wohl einen Feiertag zum Hintergrund haben könnte oder so. Oha. Also zum Subway: Zu. Burger King? Auch zu. Mist! Zurück zum Hotel zum Mäkkes und dort – stand ein McDonalds Mitarbeiter, der keinen mehr in die noch länger gewordene Schlange ließ. WTF???

(Alta Schwede! ;) Foto von Alex)

Und jetzt? Die Stimmung war am Kippen, also zurück auf den Parkplatz und dort dann Reste verzehrt. Es gab ein mehr oder minder nahrhaftes Mahl aus alten Brötchen und Croissants, Minisalamis, Eiern, ein paar Twix und was wir sonst noch so fanden. Es reichte so gerade eben… Aber dann – kam für alle eiskaltes Hansa dank der im Zimmer röhrenden Kühlbox. Und das war noch besser als am Abend vorher. Es wurde kurz vor eins und nachdem das erste verdampft war, legten wir ein zweites nach. Aufgrund des warmen Wetters war vor dem Hotel wohl genauso viel los wie drinnen – jedenfalls kam dann noch um nach eins ein Schwede vorbei den wir erst mal auf ein kaltes Bier einluden weil er meinte, zu welchem Festival wir unterwegs wären. Wir haben dann mal kurz aufgeklärt dass wir etwas anderes machten und er – war auf dem Weg in die Mongolei. Die vier fuhren in einem winzigen Kleinwagen in einer Funrally quer durch Europa und Asien – eine unglaubliche Geschichte! Da sein Kollege mit dem warmen Carlsberg nicht kam, kam kurz danach noch einer der Truppe vorbei, mit dem wir dann ebenfalls ein kaltes Hansa zischten und wir haben dann noch eine gute halbe Stunde mit den Jungs Spaß auf dem Parkplatz gehabt. Endlich mal eine tolle Parkplatzbekanntschaft bei einer Bunkertour ;)

Danach war aber wirklich schlafen angesagt – die Nacht wurde wieder kurz und vor allem: Warm.

Tag 3

 Mir taten doch etwas die Knochen weh als der Handywecker klingelte. Aufstehen am dritten Tag ist nicht wirklich einfach, musste aber passieren… Schnell heißes Wasser gemacht um einen Instantkaffee zu trinken und dann ging es nach Frischmachen und die Anderen wecken auch mit den Autos los. Unterwegs wollten wir Croissants holen aber: Es war ja Feiertag: Praktisch alles war zu. Mist! Und das Navi von Karsten führte uns heute einen anderen Weg lang – durch die etwas trostlos wirkende, neblige Landschaft Limburgs am Morgen und durch Maastricht. Wir nahmen an dann dort einen Bäcker zu finden aber neeeeein, das wäre zu einfach gewesen.  Wir kamen also ohne Verpflegung an den Gruben an – so war das nicht gedacht. Ah, ein Anwohner – ob wir in die Kastelgrotte wollten? Ja, die kleine, Geocache heben und so… als er die Helme sah, nickte er wissend. :) Jedenfalls gab er den Tip das in Lixhe ein guter Bäcker wäre, der auf hätte. Oha – die Route von gestern wäre genau da her gegangen. Also fuhren Alex und ich los während der Rest sich langsam fertig machte.

Leider war das mit der Fahrerei eine zähe Sache – insgesamt eine sehr gute halbe Stunde verbrieten wir darauf, etwas orientierungslos durch die Gegend zu eiern bis wir nach einem Versuch in einem Miniladen es zum richtigen Bäcker schafften. Der hatte auf und binnen 3 Minuten waren sämtliche (!) Croissants und Baguettes aus dem Laden „Au pain Dore“ in meinem Besitz. Eigentlich konnten die nach unserem Besuch zumachen für den Tag… Jedenfalls düsten wir übers Kopfsteinpflaster zurück zum Rest, die stürzten sich aufs Frühstück, während wir uns schnell umzogen und dann ging es im Schweinsgalopp den Berg hoch. Wir folgten dem Weg vom Vortag, aber dieses Mal ging es unter der Brücke durch und dann ab in das zweite Loch auf der rechten Seite. Wieder alle Helme auf, Lampen an, Technik starten und dann: Staunten wir voller Ehrfurcht. Die Hallen hier waren nochmals deutlich größer und höher als in der Kastellgruft!

Mergelgrube Ternaaien-Boven, Belgien

Nach einem kurzen Orientierungsversuch mit der Karte stellten wir fest: Wir brauchen die mitgebrachten Knicklichter. Alle. Denn hier sah alles gleich aus, und die Karte würde kaum hilfreich sein, sich zu Recht zu finden. Wir machten grob unsere Position aus und versuchten dann den Weg durch die Anlage zu finden. Das – gelang die ersten paar Räume noch gut und dann wurd es leider chaotisch. Aber die Knicklichter leuchteten uns den Weg immer zurück.

(Auf dem Weg zu den Gruben - rechts einer der Gänge zur Grube Caestert. Foto von Alex)


(Unter dieser Brücke geht es durch zur Grube. Foto von Alex)

Ein paar unglaubliche Bilder gab es, wenn wir uns durch das System bewegten. Und: Eigentlich haben wir schon zu viel Licht dabei, stimmungsvollere Bilder hatte ich auf früheren Touren gemacht. Aber die riesigen Hallen und Quergänge – das war etwas ganz Besonderes!
Immer wieder zwischendurch versuchten wir uns zu orientieren und letztlich legten wir einiges an Strecke unter der Erde zurück. Aber wir dachten, wir würden am linken, östlichen Rand der Anlage entlanggehen, waren aber auf der westlichen Seite. Das erklärte die verschlossenen Gänge – leider wurde das erst nach der Tour klar, warum wir hier nicht weiter kamen.

(Der Eingang zu dem wesentlich größeren Grubensystem. Foto von Alex)

 

(Unglaublich diese Größe! Foto von Alex)

Die besondere Atmosphäre hier hielt uns gefangen – die steil aufragenden riesigen Wände in geometrischen Formen erzeugten ein Gefühl, als ob wir das Raumschiff in „Alien“ durchwanderten. Wir waren im Vergleich ganz klein, was aber nicht immer zu sehen war. Eigentlich erwartete ich jede Minute das wir nach der nächsten Ecke entweder in ein Alien wanderten oder diese Alien-Eier im Dämmerlicht eines der wenigen Luftlöcher nach oben zur Oberfläche sehen würden. Luftlöcher? Nicht ganz – es handelt sich hier um alte Einstiege in die Anlage von oben. Hier konnten Körbe heruntergelassen werden um die Steine zu fördern oder um etws Licht hereinzulassen. Aber auch Luft natürlich – die Bedingungen zu Zeiten des Abbaus mochte man sich lieber nicht vorstellen.

(Gut zu erkennen: Oben gesägter Abbau, unten alter Abbau mit Kratztechnik noch. Foto von Alex)

 

(Ich kam mir immer wieder vor als ob ich durch die Kulissen von Aliens oder Mission to Mars laufen würden. Foto von Alex)

Eigentlich kann man diesen Teil unserer Tour kaum in Worte fassen – die Bilder scheinen sich zu wiederholen, aber wir waren nicht eine Sekunde gelangweilt. Immer wieder gab es etwas zu entdecken oder neue Formationen zu bestaunen. Unglaublich!

(Ab und an hatte man auch den Eindruck, in eine gigantische Pyramide von innen einzusteigen. Foto von Alex)

(Tomb Raider? Indiana Jones? Jeder hatte seine eigenen Assoziationen - wir stimmten überein das das hier einzigartig ist. Foto von Alex)

Wir wanderten durch die Stollen, versuchten uns dabei immer zu orientieren und die Position mit der Karte abzugleichen aber irgendwann sah ich es ein: Wir hatten uns ziemlich verirrt und konnten nur noch den Knicklichtern zurück folgen. Aber schlimm war das nicht, wir hatten ja genug ausgelegt. An einer besonders schönen Stelle machten wir dann noch einige Gruppenaufnahmen – dauerte leider etwas, aber man konnte durchaus die Größe des Systems gut sehen auf den Bildern.

(Auch das gab es: Ein Backsteinhaufen mit uralten Inschriften! Foto von Alex)

 

(Verirrt? Leider ja - trotz sieben Plänen am Start hatten wir leider: Keinen Plan. Foto von Alex)

Die Orientierung hier ist echt ein Problem - slebst wenn man von Anfang an versucht nachzuvollziehen wo man ist - alles sieht mehr oder minder gleich aus, die Höhenunterschiede machen es nicht leichter und dann ist man noch beschäftigt, die Gruppe zusammenzuhalten, denn wer hier verloren geht - der hat verloren. Nach etwas weniger als drei Stunden  mussten wir so langsam den Rückweg antreten um nicht die Öffnung von Eben-Emael zu verpassen.

(Schönes Gruppenfoto in riesiger Halle.)

 

(Mit massivem Lichteinsatz kriegen wir auch sowas heute ausgeleuchtet - schon fast zu hell.)

(Wandmalereien auf dem Weg nach draussen Foto von Alex.)

(Abschiedsgruppenbild in der grossen Halle. Foto von Alex.)

Wir dackelten also im Eiltempo zurück zu den Autos und unterhielten uns üer das eben gesehene. Unglaublich und von überirdischer Entrückheit – wir stimmten überein, das wir hier noch einmal hin müssten! Aber nun sollte uns der Weg weiter führen, hin zum Fort Eben-Emael. Eigentlich muss man zu dem Fort nicht mehr viel sagen, die Geschichte ist doch eigentlich bekannt – daher nur die wichtigsten Eckdaten die ich mal frech von Wikipedia zum Teil übernehme.

Fort Eben-Emael

Fort Eben-Emael ist eine belgische Festung aus dem 20. Jahrhundert. Sie wurde in den Jahren 1932 bis 1939 als nördlichste Anlage des Festungsringes Lüttich erbaut und nach dem direkt angrenzenden kleinen Ort gleichen Namens benannt.


Größere Kartenansicht

Eigentlich fast gegenüber der Mergelgruben gelegen muss man doch einen großen Halbkreis fahren, um dorthin zu gelangen. Einige atemberaubede Serpentinen legten wir zurück und das Raucherabteil quälte sich wohl im ersten Gang mit Tempo 50 den Berg hoch – armes Auto! Aber binnen 15 Minuten waren wir da und fanden auch noch leidlich gute Parkplätze. Es war brechend voll am Fort denn: Es war ja Königstag! An diesem Feiertag feiert Belgien den Geburtstag des Monarchen (auch wenn der gar nicht an dem Tag Geburtstag hat) und daher waren allerlei patriotische Sachen zu sehen. Ob es dann überhaupt eine deutsche Tour geben würde...? Nun, wir sollten Glück haben. Doch zuerst ging es zum Eingang wo wir uniformierte Soldaten mit zeitgerechter Bewandung sahen. Ein netter Einstieg, wie damals beim Petit Ouvrage Bambesch!

(Brechend voll am Fort, links ein riesen Zeltlager von Renactern und Co.)

 

(Auf dem Weg ins Fort kamen wir an ein paar zeitgenössisch gekleideten Leuten vorbei.)

Das Fort befindet sich zehn Kilometer südlich der niederländischen Stadt Maastricht auf dem St.-Pieter-Berg oberhalb des westlichen Ufers der Maas. Unterhalb des Forts zweigt der Albert-Kanal von der Maas in Richtung Antwerpen ab. Der Kanal durchbricht den St.-Pieter-Berg in einem 65 m tiefen Einschnitt und bildet damit einen der Festungsgräben.

In gewisser Hinsicht ähnelt das Fort den gleichzeitig errichteten Anlagen der französischen Maginot-Linie, während es in anderen Details wiederum davon abweicht. Der Grundriss des Forts bildet ein unregelmäßiges Fünfeck mit einer Fläche von 0,75 km²; mit der Form des Grundrisses wurde die Tradition der französischen Festungsbauer des 16. und 17. Jahrhunderts fortgeführt. Etwa 0,45 km² bilden das „Dach“ des Forts. Diese Ausdehnungen machen Eben-Emael zum bis dahin größten gebauten Fort.

(Authentische Maschine im Maschinenraum. Die Batterien deuteten darauf hin das tatsächlich die Anlage weiterhin funktioniert!)

 

(Detailaufnahme des Duschraums - ich hbe leider vorher auf der Tour zuwenige *schöne* Bilder gemacht :(  )

Die strategische Aufgabe des Forts war es, einem eventuellen Angreifer aus dem Osten längere Zeit Widerstand entgegenzusetzen, bis der Beistand der Alliierten wirken konnte. Dazu sollte es mit seinen Kanonen die Brücken über den Albert-Kanal der drei aus Maastricht nach Belgien herausführenden Straßen sichern.

Das Fort wurde im Angriff vom 10. und 11. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht eingenommen. Dabei kamen Lastensegler und erstmals die den Belgiern bis dahin unbekannten Hohlladungen zum Einsatz.

(Umfangreiche Militariasammlung im Museumsteil.)

(Liebevoll gestaltete Dioramen. )

Mit seiner massiven Bewaffnung von mehreren 120mm, 75mm und diversen PAKs und MGs war es schwer bewaffnet - aber eine Luftverteidigung gab es praktisch nicht und der obere Teil des Forts war nicht vermint worden. Das sollte sich fatal erweisen da so die deutschen Fallschirmjäger das Fort in kurzer Zeit ausschalten konnten.

Dies sollte eigentlich der Abschluss unserer Tour sein, auf dem Rückweg standen nur noch ein paar Kleinigkeiten – doch zunächst nach Erwerb der Tickets konnten wir uns ein wenig im Eingangsbereich des Forts umsehen. Schon das war beeindruckend und hier war viel zu sehen. Hervorragend restauriert hat man einein guten Eindruck davon, „wie es damals war“. Inzwischen tauchten noch mehr Deutsche auf und so wurde wirklich enie halbe Stunde nach Plan eine Tourgruppe mit deutscher Führung gestartet. Wunderbar – nur Fotos und Filme machen kam leider etwas kurz. Unser Touristenführer war sehr angenehm und erklärte mit viel Enthusiasmus die Geschichte des Forts und des Angriffs. Viel kannte ich schon aus Büchern, aber es am Originalort zu sehen war besonders faszinierend. Besonders der „Begräbnisraum“ war sehr bedrückend zu sehen. Das saß.

(Der "Begräbnisraum" - Foto von Alex. )

 

(Lange Hohlgänge in der Anlage.)

Wir wanderten also durch die Anlage und hörten der wirklich guten Führung zu – die Ausstellungsstücke waren sehr gut aufbereitet, man gab sich hier richtig Mühe! Eine Sache die mich überraschte: Fast keine französischsprechenden Besucher. Der Guide erklärte das so, das die französisch sprechenden Wallonen der Meinung seien, das Eben-Emael ein Ort der Schande sei, das das Fort von „Verrätern“ aufgegeben worden sei und nahmen es den holländisch sprechenden Flamen übel, dass deren Soldaten wesentlich eher aus Deutschland zurück durften als sie. All das hätte den Split zwischen den beiden Gruppen in Belgien nach dem Krieg noch erheblich verschärft. Hätte ich nicht gedacht – jedenfalls wollen viele nicht an ihre Vergangenheit erinnert werden und das respektiert man dann ja auch. Es gibt daher tatsächlich mehr Deutsche Besucher als Wallonische!

(Beeindruckend: Durch den Explosionsdruck verbogene Schotts.)

 

(Munitionstransportkarren - im gegensatz zur Maginotlinie war hier Handarbeit vorgesehen.)

Nachdem wir also reichlich den Kasernenbereich gesehen hatten, ging die Tour weiter in Richtung Kampfblöcke. Wie in den Gros Ouvrages (von denen man sich hier manche Idee abschaute) waren die Blöcke weit weg von der Kaserne. Auch war die Kaserne tiefer gelegen – da es aber in einen Berg hineingebaut war, war der Höhenunterschied gut laufbar. Wir konnten einen Blick auf den Kommandantenposten werfen wo die Geschütze und MGs verplant wurden.  Von da aus ging es dann zu einem der Blöcke. Hier mussten wir die Treppe hoch, der Fahrstuhl ging nicht mehr. Mehr noch – unser Tourguide erläuterte, wie man hier die Verletzten während des Angriffs verzweifelt versuchte runter zu bringen. Der Fahrstuhl eigentlich zu klein, die Bahren nicht passend für den Transport – ein Desaster. 23 Soldaten der Belgier verloren ihr Leben bei dem Angriff von 1200. Hört sich nicht viel an, aber das Grauen kann man heute noch mit den Händen beinahe fassen.

(In der Geschützkasematte..)

 

(Detail vom Verschluss.)

Über hunderte Metallstufen ging es nach oben – in einer nicht gewarteten Anlage würde man hier heute kaum noch durch kommen. Oben angekommen konnten wir die drei Kasemattengeschütze sehen – man hat hier ein paar Teile nachträglich angebaut, aber das ist schon spannend zu sehen.  Von hier aus ging es dann nach ein paar Minuten wieder das Treppenhaus runter und zu dem Block, der von den Deutschen bei der Einnahme mehr oder minder innen gesprengt wurde. Da der Blcok oben durhc eine Hohlladung angegriffen wurde, verbarrikadierte sich die belgische Besatzung unten. Der Tunnel wurde durch Sandsäcke abgesperrt und man baute ein MG zur Sicherung auf. Nun zündeten die Deutschen eine weitere Hohlladung und sprengten so nicht nur d Tür auf und töteten die MG-Besatzung, nein, sie setzten auch Chlorkalk in Brand der zur Desinfektion und zum Abstreuen eventueller Leichen in den Blöcken stand. Das Chlorgas waberte nun durch die Anlage und verteiklte sich – gleichzeitig stürzte das Treppenhaus ein – die Deutschen kamen also gar nicht mehr weiter. Dennoch ergab sich die Besatzung unter dem Eindruck nun von innen mit Gas angegriffen zu werden wogegen sie sich nicht dauerhaft wehren könnten. Das Werk fiel und noch heute kann man die Verwüstung in diesem Block sehen.

(Der zerstörte Block.)

 

(Die Hohlladung hat hier alles zerstört. Man beachte die verformte Panzertür!)

(Das hier *war* mal ein Treppenhaus!)

(Detail an der Tür.)

Leider sind das alle Blöcke die zu sehen sind, die Versicherung erlaubt nicht mehr – nun, sowas ist der Grund warum wir gerne auch „andere Anlagen“ besuchen… ;)

Der Weg führte uns dann wieder zum Ausgang zurück, der Tourguide verabschiedete sich und wir spendeten eine substantielle Summe für die hervorragende Führung. Das sowas ehrenamtlich gemacht wird: Hut ab! Wir schauten uns noch einige Exponate an, machten ein paar Fotos und dann: Ging es nach draußen.  Dort wollten wir noch die Kuppel n sehen aber in dem strömenden Regen…? Nein, das war es dann doch. Wir gingen zu den Autos, verabschiedeten uns herzlich von Alex und schlugen den Rückweg nach Deutschland ein.

(Auf dem Weg nach draussen kamen wir noch an ein paar Ausstellungsstücken vorbei - hier eine der gesprengten Türen.)

(Wir verlassen das Fort - die Tour neigt sich dem Ende zu leider.)

Eine Stunde später waren wir in Köln und Espo wurde am Bahnhof abgesetzt. Und eine weitere gute Stunde später waren wir in Dortmund, wo wir dann noch ganz kurz an der B54 einen kleinen Deckungsgraben ansahen, damit wir den auch mal allen gezeigt hatten. Immer noch in gutem Zustand, aber auch matschig und leer – das reichte uns dann aber auch. Zurück nach Unna ging es, alles ausladen und dann fuhr ich noch das letzte bischen nach Beckum wo ich Junior noch Gutenachtgeschichten vorlesen konnte. Nur eine halbe Stunde nach Plan – das war echt ok!

(Keine Bombe - das ist der Akku von Roberts Helmlampe. Vertrauenserweckende Konstruktion, oder? ) 

(Selfie zum Schluss. Man folgt ja nicht jedem trend, aber das darf man ja mal machen...) 

Insgesamt wieder eine sehr spannende und nicht zuletzt einigermaßen günstige Reise. Inklusive aller Eintritte, Sprit, Verpflegung und Übernachtung lagen wir pro Person unter 130 Euro. Nur der erste Tag war nicht der Brüller, aber in der Zusammenschau eine durchaus gelungene Reise. Nächstes Mal könnte es ja mal nach Holland gehen und unterwegs nochmal die Mergelgruben mitnehmen…? Mal sehen. Denn an der Maginotlinie sind derzeit noch zwei GOs offen, die gesehen werden sollten bevor sie wieder zu sind. Mal sehen was der Winter und die Planungsphase bringen…

 

 

Letzte Aktualisierung am 17.09.2014