Die U-Verlagerung "Rosa"
In einer lauen Mittagspause ohne viel zu tun, stieß ich
irgendwann vor zwei Jahren in einem Forum auf eine Beschreibung einer
erstaunlich gut erhaltenenen kleinen U-Verlagerung. Jedenfalls
relativ frei von Graffitti und wegen der abgelegenen Lage wohl
auch recht unbekannt. Da wie so oft kein Ort dabei stand, aber
auf einem Foto eine Hinweistafel zu sehen war und der Kennname
der U-Verlagerung bekannt war, begann die Puzzlesuche im
Internet.
Ein paar Mitttagspausen später war dann klar, das es sich um
einen ehemaligen Tagebruch/Steinbruch an der Lahn handeln muss,
der heute ein Naturdenkmal zumindest zum Teil darstellt. Der
Name stammt spannenderweise von der vorgefundenen Gesteinssorte
her - ich war überrascht mitzukriegen wo der überall verbaut
wurde (Eingangshalle Empire State Building!). Und da
sollte eine U-Verlagerung sein...? Genau. Nur ist davon heute
nicht mehr allzuviel übrig. Der Tagebau hat einen erheblichen
Teil der Anlage (die aber eh nicht sehr groß war) wegradiert -
das was heute noch da ist, ist eher aus der Kategorie "übersichtlichst".
Aber der Reihe nach...
Größere Kartenansicht
Auf einer laaaangen Fahrt nach Süden geraume Zeit nach der Episode mit der
Suche nach der Anlage fand sich Zeit für einen
kleinen Schlenker zur Lahn. Nach einigen kurvenreichen Strecken
war dann auch ein kleines Städtchen erreicht, neben dem das
Naturdenkmal zu finden war. Nun - flugs beim Bahnhof geparkt und
den Fussweg eingeschlagen um das "total schwer zu findende Werk"
zu finden. Es sollte vielleicht als Extrateil unserer
großen
Bunkertour 2013 besucht werden, doch dazu kam es dann nicht
mehr. Denn: nach nur 12 Sekunden Suche (also... so lange dauerte
es bis ich mal nach rechts auf den Hang schaute) sah ich den
weit offenen Enistieg. Direkt gegenüber stehen noch einige alte
Baracken - ich spekuliere mal, das diese noch alte Baracken des
Lagers bzw. des Steinbruchs sind die nun privat weitergenutzt
werden.
Zwei Sekunden später sah ich dann noch einen Zugang und
ein paar Sekunden später ein dritter Eingang...soweit also zum "schwer
zu finden". Also flugs rüber gewandert durch den gerodeten
Brombeerverhau und in der sich auftuenden Untertagewelt (die
aber fast durchgehend von Tageslicht noch erreicht wird) die
Anlage erkundet.
(Aussenansichr der Anlage - soooo
versteckt ist die nun wahrlich nicht.)
In den grob aufgefahrenen Stollen soll die Firma Messer aus
Griesheim Sauerstoff für V2 Raketen hergestellt haben die aus
der Nähe abgeschossen wurden. Ähnlich wie in Eperlecques wohl,
aber unter deutlich einfacheren Umständen.
(Eine der durchbrochenen
Trockenmauern - dahinter geht es NICHT weiter.)
In den Stollen sind nicht viele Reste zu sehen. Am Ende findet
man einen kleien Sprengmittelraum, dessen Stahltür noch
vorhanden ist. Ebenso ein paar verrostete verbogene Werkzeuge
und leere Schüsseln und - das war es auch schon. Ansonsten sind
einige Abmauerungen zu sehen und sonst nur staubiger Boden.
Binnen 15 Minuten hatte ich alles gesehen und beschlossen. Das
wird nicht Element einer unserer grossen Touren. Eine Stunde
Umweg für 10 Minuten leere Stollen angucken: Nein, das macht
keinen Sinn. Entsprechend machte ich nur ein paar wenige
Handyfotos, so viel zu dokumentieren gab es hier eh nicht.
Insgesamt also: Gesehen, abgehakt, nicht viel verpasst. Schön
eigentlich nur, das es wirklich nicht wie sonst zugesprüht oder
ausgebrannt ist. Immerhin. Dank der gerodeten Büsche wird das
aber vermutlich nur so lange halten, bis die Dorfjugend das als
Partyplatz entdeckt...
(Noch eine der durchbrochenen
Trockenmauern mit Fackel im Vordergrund - auch dahinter geht es
NICHT weiter.)
(Ein verrosteter Zuber mitten in
der Hauptgalerie.)
(Die Hauptgalerie - an drei Stellen
links durchbrochen. Mehr oder minder fast überall noch etwas
Tagelslicht. Übersichtliche Anlage!)
(Eine der wenigen gut erhaltenen
Stellen - hinter der Tür geht es drei Stufen hoch zum
Sprengmittelraum. Hier stehen noch eine Schüssel drin und ein
paar verrostete Werkzeuge.)
Mehr Informationen und recht gute Fotos gibt es hier:
http://www.untertage-übertage.de/Rosa.html
und hier:
http://www.lostareas.de/U-Verlagerungen/Rosa/U-Verlagerung_Rosa.htm
Zusammenfassung:
Eher etwas für absolute Fans. Ich ärgerte mich darüber, nur mit
zwei 1W Billigfunzeln und Handy die Anlage gesehen zu haben,
denn drei, vier schöne Fotos hätte man herausholen können.
Andrerseits war ich froh, das ich sie schnell gefunden hatte und
nicht unsere Bunkertour 2013 um zweieinhalb Stunden verlängert
hätte um diesen nicht so ergiebigen Programmpunkt - dafür ist
hier zu wenig zu sehen und zu viel Umweg zu fahren. Aber wenn
man schon mal hier durch kommt - warum nicht?
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