bullet Bunkertour 2012 - Teil 1
bullet Maginotlinie, Frankreich
 
 Maginotlinie Teil 3, Frankreich

 

Wie sich die Bilder gleichen: Schon wieder ein Jahr rum? Schon wieder! Nach erheblichen Veränderungen im privaten Umfeld (Hallo Nachwuchs, hallo Umzug, hallo neuer Job, hallo keine Zeit für gar nichts mehr und hallo gesundheitliches Trara…) sollte es aber auch 2012 zumindest zu einer kurzen, knackigen Tour reichen. Ausnahmsweise durch den /Umzugs und sonstigen Streß bedingt, fand die Planung recht spät und nicht mit der gewohnten Intensität statt – ein Umstand der sich erheblich rächen sollte.

Klar war, das es auch dieses Mal wieder komprimierter sein sollte, klar war auch, das möglichst wenig Museen, dafür praktisch ausschließlich inoffizielle Sachen auf dem Programm standen. Denn: Die beiden Touren zuvor zeigten klar, das in Frankreich die spannendsten Sachen nun in hohem Tempo unzugänglich gemacht werden. Ein Thema, das wir schon 2011 hatten und 2012 richtig gipfelte. Doch dazu später mehr.

Ursprünglich geplant war eine Tour nach Tschechien oder Holland – sogar Dänemark und Berlin standen im Raum bevor eine kurze Umfrage im Freundeskreis klarmachte: Frankreich nochmal. Da ist in den Dingern einfach noch mehr zu sehen und wer weiß schon, wie lange das noch gut geht?

Ich begann also im April meine Recherchen und schaute, was noch so alles an Interessantem erreichbar sein könnte und was von den letztjährigen Zielen noch erreichbar wäre. Wir hatten da ja noch zwei Sachen offen, Abri Gros Bois und den in Escherange... Wieder fielen mir ein paar spannende Bilder im Netz auf, wo jemand aktuelle Bilder einer Gros Ouvrage gemacht hatte, die eigentlich geschlossen sein sollte. Ob man da nicht...? Nun, ein Kontakt ließ sich dieses Mal nicht so schnell herstellen, aber ich fand schnell raus, welche beiden (!) GOs das wohl sein konnten. Dazu noch eine der alten Festungen aus der Kaiserzeit – der grobe Plan nahm Züge an. Das sollten also die Highlights der Tour werden, dazu ein Mix aus größeren und kleineren Bunkersystemen und vorneweg und zum Abschluß noch zwei Museen. Soweit der Plan – aber auch dieses Jahr zeichnete sich  dadurch aus, das die besten Pläne und Vorbereitungen vor Ort gerne mal Null und nichtig werden. Was 2011 schon begann, setzte sich 2012 nahtlos fort, den diese Tour stand unter keinem guten Stern.

Aus Zeitmangel fand ich also nur ein paar Wochen Zeit, diverse Foren, Berichte, Bilder und Karten zu analysieren um dann letztlich ausreichend vor der Abreise im Juli 2012 eine finale Reise mit diversen spannenden Bunkern zusammengestellt zu haben. Schön war, das wir einen Kontakt herstellen konnten zu der Jugendgruppe, die seit Juli 2011 (ja, genau. Drei Wochen vor dem letzten Besuch von uns!) den  Abri Gros Bois in ein Museum verwandelten und uns dort eine Führung erlaubten.

Neuerung: Dieses Mal waren wir nicht zu zweit, sondern mit vier Leuten unterwegs. Zwei Kollegen vom Verein wollten unbedingt mal mit und nach kurzer Kontrolle, ob auch die nötige Ausrüstung da ist (war sie, vor allem lichttechnisch ga es da nette Aha-Effekte!), wurden die beiden mitgeschleift.

Los ging es daher mit einem knallvollen Auto, die Abreise und das Beladen ähnelten einem der höheren Tetrislevel. Nicht unspannend, aber wir sahen aus wie damals die Ford Granadas in den 80ern auf dem Weg zum Autoput…  Das Wetter war passend zum Sommer 2012 eher schlecht, Regen und 18C waren nur angesagt. Unter der Erde stört das ja eher weniger, aber im Wald und im Matsch rumlaufen ist da nicht so ohne. Aber mit genug Jacken, Stiefeln etc. fühlten wir uns gewappnet. Wie im Jahr zuvor war ein Hotelaufenthalt geplant, zum Einen weil es in der Ecke keine tollen Zeltplätz egibt, zum anderen war das Wetter nicht gut. Auch das ich nicht 100% fit war, spielte mit rein, aber so ist das halt.

Aufgrund der frühen Stunde der Abfahrt kamen wir lange gut vorwärts, wir hatten ja auch einen festen Termin um das erste Ziel z sehen. Bis Luxemburg lief alles glatt – dann kam das Theater. Dort war eine der größten Autobahnen einfach gesperrt, der Umweg zog sich hin und kaum in Frankreich angekommen, saßen wir in einem Stau fest. Ende vom Lied: Trotz nur einer kurzen Frühstückspause, waren wir 45 Minuten zu spät für unseren Termin. Verdammt. Also nur kurz ein paar Schokoriegel und Wasser gekrallt, die Stiefel angezogen und los gings im Eiltempo durch den Wald zum ersten Ziel.

 

Tag 1 - Abri Gros Bois, Abri Bois d’Escherange, Gros Ouvrage Molvange, Fort Koenigsmacker, Petit Ouvrage Coume, Petit Ouvrage Annexe de Coume Sud

 Das Navi hatte ich im Vorfeld programmiert und extra sichergestellt, das alle Ziele auch richtig waren. Aufgrund des erst kurz vor der Tour erfolgten Kauf eines neuen Navis, habe ich lieber das alte Gerät genommen, auch wenn das Kartenmaterial mittlerweile schon etwas älter ist. Das rächte sich natürlich, den bei der Anfahrt zum ersten Ziel wurden wir direkt etwas in die Irre geschickt – ging aber. Robert und ich waren ja im Jahr zuvor schon mal da, daher kannten wir uns schon etwas aus. Wir wanderten also im Wald entlang und hofften, das unser Tourguide noch da ist – und kurz vor dem Abri hörten wir auch laute Motorengeräusche! Es stellte sich heraus, das die ganze Jugendgruppe da war und eifrig den Wald rund um den Bunker rodete. Was für ein Unterscheid zu letztem Jahr! Dort war der Bunker noch im Dornröschenschlaf im dichten Wald – dieses Jahr war hier eine helle Lichtung entstanden, ein Grill brutzelte fröhlich vor sich hin, die Trikolore flatterte im Wind und rund 15 Leute waren eifrig mit Arbeiten beschäftigt. Irre.

 


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Kurz den freundlichen französisch sprechenden jungen Herrn, mit dem ich zuvor eMails austauschte rausgesucht und – er hatte einen deutschsprachigen Rentner dabei, der uns dann durch den Abri führte. Sehr fein, das machte es überflüssig, das ich viel hätte erklären müssen. Los ging die Tour – im Schein der Taschenlampen konnten wir praktisch den gesamten Bunker sehen, wir wurden dabei zu allen wichtigen Punkten geführt und konnten an mehr als einer Stelle zusehen, wie der Bunker allmählich von einer Ruine in ein Museum verwandelt wird. Etwas ganz Besonderes, zuletzt hatten wir sowas 2009 in der Normandie ja erlebt wo die eine Batterie gerade ausgegraben wird.


(Ansicht des Bunkers von außen.) 

Der Abri ist einer vom Tp „Surface“, zweistöckig, aber zu ebener Erde gebaut. Praktisch der gleiche Typ, wie der in Hatten, den wir bei der ersten Tour zur Maginotlinie gesehen hatten 2010. Los ging die Tour in den Mannschaftsräumen. Hier war in einigen Räumen noch etwas der originalen Einrichtung zu sehen. Teilweise wurden sogar die originalen Stromleitungen wiederverwendet, sehr beachtlich. Nach einigen Räumen und den Gängen im Obergeschoß ging es über die Treppen in die untere Etage. Dort waren noch einige weitere Räume für uns zu sehen.

 
(Schlafräume im Abri.)  


(Hauptgang mit Tischchen)  

Richtig spannend war ein Teil der Wasserversorgung, die Pumpe war noch größtenteils gut erhalten. Auch in der Küche war noch einiges zu sehen, die Erklärungen unseres Guides waren immer wieder nett anzuhören – wenngleich ich das schon überwiegend kannte..


(Elektroinstallation und bemalte Wände.)

 

(Die Reste der Küche - Herd, Boiler - es war noch einiges zu sehen.)  

(Wandmalereien beim Maschinenraum.) 


(Abgasentlüftung und Kühlwasserversorgung vermutlich im Maschinenraum.)


(In diesem Raum waren noch alte Beschriftungen erhalten)

Immer wieder beachtlich waren auch die Wandmalereien. Von den verzierenden Bordüren in einigen Räumen zu den eher kruden Bleistiftzeichnungen ist hier einiges erhalten geblieben, was an den Drole de guerre erinnert, wo sich die Soldaten beider Seiten monatelang im Sitzkrieg gegenüberlagen und in den Bunkern sicherlich die Soldaten unter der Langeweile litten.

Etwas merkwürdig ist es gewesen, in den tw. durchrenovierten Räumen Fotos zu machen, nur um eine Tür weiter dann das gleiche in völlig verrostet zu sehen. Ich persönlich mag ja die Sachen in ihrem natürlichen Zustand etwas lieber, ich fänd es spannend, wenn man die Anlage nur zum Teil renoviert, damit man mal solchen Unterschiede sehen könnte – ich denke aber, man wird das hier in ein Hatten 2 umwandeln, was etwas schade ist. Da die Anlage recht abseits liegt, werden hier sicher nicht solche Besucherströme auftauchen wie dort. Man wird also sehen, was langfristig passiert…

 


(Alte Bleistiftzeichnungen.)


(Scharte mit MG-Attrappe.)

Nett war zum Abschluss noch eine Demonstration, wie die seitlichen Scharten mit dem leichten MG bestückt aussahen, das war sehens- und fotografierenswert.

Nach nicht ganz einer Stunde verabschiedeten wir uns dann von dem Team und machten uns auf den Rückweg durch den Wald. Am Auto angekommen, stärkten wir uns dann erst mal bei deutlich weniger Zeitdruck, wechselten die Schuhe und fuhren dann zu unserem nächsten Ziel, dem Abri Bois d’Escherange.

Den Abri Bois d’Escherange hatten Robert und ich im Jahr zuvor vergeblich stundenlang im Regen gesucht – dieses Jahr hatte ich zwei GPS Koordinaten bekommen und wir machten uns damit auf den Weg, den Bunker zu finden. Trotz der Koordinaten war das nicht ganz easy – Auto im Wald geparkt und über den schlechten Weg hingeholpert, das war der leichte Teil.


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Dann ging es mit Navi auf den Weg – zunächst dahin, wo wir im Jahr zuvor waren. Hier rächte es sich, das ich wenig Zeit zur Vorbereitung hatte. Wir wanderten mit dem Navi durch den Wald und versuchten, die Koordinaten auf dem  Gerät in die richtige Richtung zu bewegen. In ein paar Jahren lache ich da sicher drüber, aber bei Regen und zum ersten Mal in einem Wald in Frankreich…. Nun, nach einer dreiviertel Stunde waren wir dann fast an dem Ort angelangt, wo Robert und ich letztes Jahr schon mal waren und meinten:  „Hier kann das nicht sein, wir sind schon viel zu weit!“. Leider nein – wir waren ganz dicht dran. Wären wir an der Stelle einfach in den Wald ca. 70m nach Westen gegangen, wären wir direkt am Bunker gewesen. Fakt also: Die Wikia Karte war falsch, der zweite Koordinatensatz ebenso. Viel wilder: Wir kletterten also durchs dichte Unterholz – und standen vor verschlossener Tür. Verdammt!

 
Frisch verschlossene Tür mit angeschweißter Stange am Geländer.)  


(...die auch gröberen Kräften erfolgreich widerstand. Merde!)

Seit letztem Sommer war die zweite Tür verschweißt worden, eine frische Stahlstange blockiert den Weg über den Graben, auch durch die Tür gezogene Seile bewegten sie keinen Millimeter. Unendlich frustriert waren wir, denn nach der langen Suche mitten im Nirgendwo fragten wir uns doch, warum ausgerechnet hier solche massiven Sicherungsmaßnahmen ergriffen wurden? Man weiß es nicht.

 

 
(Ebenfalls verschlossener Zugang.)

Nach ein paar Fotos zogen wir ab. Da wir ja nun etwas Zeit übrig hatten, gingen wir Richtung GO Molvange, der ja im gleichen Wald liegt. Unterwegs entdeckten wir noch den Betonklotz, den Robert und ich letztes Jahr im Wald sahen – dort war dieses Jahr eine Luke offen. Offenbar aber nur eine Telefonverteilung zwischen Abri und Ouvrage, sonst war da unten kein Weiterkommen. Tobi war so mutig und hat sich mit den zahlreichen Spinnen angelegt, aber nach ein paar Metern war dort unten schon Schluß.

 
(Einstiegsschacht in den Kabelbunker.)  

Nach einer Viertelstunde Marsch kamen wir am Munitionseingang von Molvange an, der im April laut Fotos weit offen war. War. Nun war dieser mit einem dicken Vorhängeschloss und Kette verschlossen. Schade. Foto gemacht, auf zum Mannschaftseingang. Und dort – wir jubelten ein bisschen – war das Gitter außen aufgesägt! Wir machten uns daran ins Innere zu klettern, ich machte die ersten Fotos nach draußen – und dann standen wir wie in Latiremont vor einem blockierten inneren Schott. Nichts zu machen, mit einem durchs Guckloch geschobenen Spiegel sahen wir innen noch frische Kabel (Alarmanlage?) und machten uns daraufhin auf den Abmarsch. Schade!


(GO Molvange - mit Vorhängeschloss gesichert. Unterm Gitter durch passten wir nicht wirklich...)  


(Der Mannschaftseingang - nur außen offen.)  


(Bis hierhin kam man innen, dann war am inneren Schott leider Schluss.)  

 Nach einem erfrischenden Marsch durch den Wald waren wir zurück am Auto, wechselten die Fußbekleidung und machten uns auf den Weg zum ersten Ausweichziel des Tages, dem Fort Koenigsmacker. Falls wir in Molvange nicht reinkämen, hier sollten wir mehr Glück haben – und teilweise klappte das auch. Die Fahrt ging recht zügig in Richtung Metz, wir machten aber zwischendurch noch einen kurzen Stop um Bier und Mitbringsel für zuhause mitzunehmen. Dauerte nicht lange und ein wenig frisches Futter fiel auch noch für alle an.

 


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Fort Koenigsmacker: Auf Deutsch heißt dieses Werk Feste Königsmachern und ist eine nach 1908 erbaute Befestigungsanlage. Sie war Bestandteil der für die Durchführung des Schlieffen-Plans sehr bedeutenden Moselstellung und übernahm dabei die Aufgabe, den Moselverlauf nordöstlich Thionville, die Höhen oberhalb von Cattenom sowie die Eisenbahnverbindungen nach Luxemburg und Trier zu sichern.

Als Feste stellt Königsmachern einen ganz speziellen in Deutschland entwickelten Festungstyp dar. Die zuerst errichtete Panzerbatterie besitzt vier Geschütztürme. Die eingebaute 10-cm-Kanonen hatten eine Reichweite bis  10.800 m bei einer Feuergeschwindigkeit von etwa neun Schuss pro Minute.

 

 
Eingang ins Fort - Stahltor und Gittersperre gut zu sehen.)  


(Eines der großen Kasernengebäude - die Tore waren alle zu.)  


(Trafohäuschen - die Maginotlinienhäuschen sehen praktisch identisch aus.)

Neben der Batterie war 1910 bereits die in der Mitte der etwa 40 ha großen Gesamtanlage liegende betonierte Kraftstation zur Versorgung aller Festungsteile mit elektrischer Energie fertiggestellt worden. In den vier um das Kraftwerk verteilten Infanteriestellungen wurden drei betonierte mehrstöckige Kasernen zur Unterbringung der Truppen mit entsprechenden Versorgungseinrichtungen wie Zisternen oder Sanitätsräumen errichtet. Jeweils dem Gelände angepasst sind weiterhin mehrere Bereitschaftsräume, gepanzerte Wachtürme sowie betonierte Laufgräben vorhanden. Alle wichtigen Anlagenteile sind miteinander über ein etwa 1,8 km langes unterirdisches Gangsystem verbunden. Die Gesamtanlage umgab ein an einigen Stellen bis zu 80 m breites Drahthindernis sowie als zusätzlicher Schutz im Süden und Osten eine etwa 700 m lange und 4 m hohe Steilmauer, in deren Außenseite sich zwei Grabenstreichen befinden.

 


(Eingangsbereich zu Kasernenresten mit Stahlgittern als Hindernis - die Einschüsse sind vom 2. Weltkrieg.)  


(Kabelreste, die aus den Anlagen entfernt wurden.)  


(In der Eingangsschikane der Kaserne, Granateinschlag in der Wand .)  

Wenn sich das prototypisch für die Anlagen der Maginotlinie anhört, speziell in Verbindung mit den Erfahrungen rund um Verdun was die Forts dort betrifft: Bingo. Die Ähnlichkeiten was den Aufbau der Anlage mit den großen Maginotwerken betrifft, sind bisweilen frappierend. Alleine deswegen wäre es spannendst gewesen, die Anlage von innen komplett zu erkunden.

Das Interessante ist, das die Feste gegen Ende des 2. Weltkriegs von amerikanischen Truppen gegen deutsche Besatzer angegriffen wurde und dies ein langes und blutiges Gefecht war. Bezeichnend, das sich eine 40 Jahre alte Festung so lange wehren konnte…


(Einer der zahlreichen zugemauerten und innen versperrten Zugänge.)  

Wir erreichten also die Anlage und parkten ganz dreist draußen vor dem Tor und gingen zu Fuß in die Anlage. Durch hohe Stahltore und Stachelbewehrte Abwehrzäune und an merkwürdig beschrifteten französischen Schildern vorbei erreichten wir den Innenhof einer der großen Kasernen. Dort ist neu für die US Armee ein Denkmal errichtet worden. Wir schauten nach, ob die Vordertür offen war – aber leider ist alles zugemauert oder verschlossen. Links am Gebäude hochgeklettert fanden wir einen nassen Geocache und einen ebenfalls unzugänglichen Turm – mehr aber auch nicht. Schade. Wir gingen dann ins Innere der Anlage weiter und schauten uns zwei weitere Kasernengebäude an. Komischerweise stimmte der Plan den wir bei hatten nur teilweise mit den Gegebenheiten vor Ort überein – der Weg nach Osten zum vierten Gebäude sahen wir so direkt nicht, wo er eingezeichnet war. Da auch die beiden anderen Kasernen zu waren und der einzig mögliche Einstieg durch den Notausstieg in eine der Kasernen nicht sehr vertrauenserweckend war (wir hatten auch keine Leiter bei… leider – oder zum Glück wie wir später merkten!), kletterten wir wenigstens aufs Dach der Geschützkasematte.


(Auf der Geschützkasematte - gut erhaltene Panzerdrehtürme.)  

Leider sehr zugewachsen, aber doch spannend zu sehen. Wir gingen dann an der rechten Seite bis ans Ende der Kasematte und dann noch ein bisschen durch dichtestes Unterholz, bis wir vor einem kleinen Bunker standen. In diesem war die Tür endlich mal offen – der Tag wurde schlagartig wieder besser!


(Endlich Erfolg: Zugang zum Hohlgangsystem!)  


(Im Inneren des Bunkers - vier Etagen lagen vor uns!)    

 

Wir konnten insgesamt vier Stockwerke tief in den Bunker einsteigen. Innen leider schlecht erhalten, feuchter, bröselnder Beton überall umgab uns. Einige, wenige Sachen gab es noch zu sehen, aber überweiegend war die Einrichtung durch die Feuchtigkeit zerfallen. Innenauskleidungen und Türe bestanden nur noch aus modernden Holzbröseln. Aber ein paar spektakuläre Bilder gelangen dennoch. Am unteren Ende sollten wir dann die Galerie finden, die den Bunker mit dem Rest des Werkes verbanden – leider stand dieser so tief unter Wasser, das ohne Wathosen hier nichts ging. Ärgerlichst!


(Beim Abstieg durch den Bunker.)     

 


(Überwiegend leere Räume, die zerbröselten Reste der Deckenverkleidung war auf dem Boden zu finden.)      

 


(Wasserbehälter, ähnlicher Stil wie bei den Maginotanlagen später.)      

 


(Alte Wandmalereien.)      

 


(O lalala... Man beachte auch den bröseligen Zustand der Treppen...)      

 


(Und hier kamen wir dann zum Problem - der Hauptgang zu den anderen Werkteilen...)

 


(...stand mindestens knietief unter Wasser!)            

 

Wir kletterten also langsam wieder hoch und wollten „einfach querfeldein“ zur vierten Kaserne wandern. Wer sich schon mal im Wald verirrt hat: Das ist uns dann auch passiert. Weder Karte (die halt ungenau war…) noch GPS halfen hier wirklich, weil wir keine Bezugspunkte mit Koordinaten hatten. Nach über einer halben Stunde im Unterholz sind wir dann einfach stumpf immer Richtung Westen gewandert (immer die Augen Richtung Boden, wir sahen viel Stacheldraht in Knöchelhöhe, Trittfallen und sogar ein Reh!) und kamen fast genau dort aus dem Wald wieder heraus, wo wir an der Geschützkasematte entlang gekommen waren. Geschätzt hätten wir ca. 3-400m südlich sein müssen, aber so ist das mit dem Verirren eben.

Schlimmer noch: Wir sahen auch Besuch – ein dunkelgrüner Jeep parkte direkt an dem Notausgang, den wir nicht benutzt hatten mangels Leiter. Wir sind also dann im Eiltempo zurück zum Auto beinahe gerannt und sofort weggedüst. Gaaaaanz knappe Geschichte vermutlich. Schade, das wir so nicht das vierte Gebäude sehen konnten – im Nachhinein habe ich auch Hinweise bekommen, wo noch vor ein paar Jahren ein Zugang in die Gebäude war, so das ein zweiter Besuch irgendwann mal auf dem Plan steht. Bis dahin haben wir zumindest ein paar Dinge sehen können…

Wir fuhren also zu den letzten geplanten Zielen des Tages, der Petit Ouvrage Coume. Die PO Coume bestand aus zwei einzelnen Monoblöcken. Diese sollten zu einer Anlage verbunden werden, dies ist aber nicht mehr geschehen. Überlegt war auch, die PO Coume mit ihren Schwesterwerken, der Annexe Coume Nord und Sud zusammen zu einer Gros Ouvrage zu verbinden. Etwas außerhalb gehört noch ein kleines Blockhaus dazu, was auch grösser hätte sein sollen – aber umgesetzt wurde das alles dann nicht mehr. Wir sahen an unserem Parkplatz erst mal ein paar Ultraleichtfliegern zu, sehr beeindruckend – packten dann aber unsere Sachen und wanderten über ein großes Feld zum ersten Bunker. Abgesehen von einer toten Kuh unter einem Baum (traurig sowas) sahen wir: Eine zugeschweißte Tür. Was auch sonst bei dieser Tour… Vor der Tür war aber ein tolles Bild in den Beton gegossen worden, das war schon sehenswert.

 



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(Block 1 mit Stahlstange vor der Tür. Schade.)


(Wunderschön gemachtes kleines Kunstwerk vorm Eingang.)  


(Übererdeter Block 2.)  

Ein längerer Fußmarsch später und ein paar uns verfolgende Kühe (Neugier? Hunger…?) später gelangten wir zum zweiten Block. Dieser war nicht zugeschweißt – nein, man hatte ihn mit Erde angeschoben, so das auch hier kein Eindringen möglich war. Wun-der-bar. Ein paar Fotos gemacht, zurück zum Auto, Frust geschoben. Ging also gar nicht…


(Attack of the holy cows - oder so die Richtung.)  

Auf dem Weg zum Hotel stoppten wir dann an der Petit Ouvrage Annexe de Coume Sud. Und hier sahen wir am Eingangsblock einen Riesen Erdhaufen. Schon wieder machte sich Frust breit, bis Tobias den Haufen erkletterte und links am Rand ein Loch entdeckte. Sollten wir doch Glück haben? Genau. Jemand hat einen schmalen Zugang gegraben, der den Bunker erreichbar machte. Es war schon zu spät um noch richtig nachzusehen aber der nächste Tag wurde nun spontan umgeplant.

Wir fuhren also erst einmal ins Hotel – dort spät angekommen gab es noch Theater mit dem Zimmer, den ich hatte den Zugangscode nicht bei und ohne den ging nichts. Nach einiger Zeit haben wir dann doch noch Einlass bekommen und auch die Zimmer beziehen können. Kategorie: Zelt mit festem Dach überm Kopf, was will man mehr… nun, das Gestöhne zwei Zimmer weiter war Oskarpreisverdächtig, wir überlegten bereits Szenenapplaus zu geben, haben das aber dann doch gelassen. Frisch geduscht gingen wir chinesisch essen, einfach aber gut. Und preiswert dazu. Dann noch ein paar kalte Pils dazu, einem deutschen Pärchen ohne Kreditkarte monetär mit dem Zimmer geholfen (Pfadfinderfleißabzeichen ole!) und dann war der Abend auch gegessen.

 

Tag 2: Petit Ouvrage Annexe de Coume Sud, Petit Ouvrage Kerfent, Petit Ouvrage Bambesch, Artilleriekasematte Stocken, Les Bambis de Bambiderstroff, Abri Bois de Klang, Gros Ouvrage Mont des Welches

Nach nicht langer Nacht ging es am kommenden Morgen früh los – kurz nach Aufbruch haben wir beim Bäcker haltgemacht und ich goss uns einen leckeren (brrrr!) Instantkaffee auf. Immerhin etwas, was wach macht. ;)

Erster Stop des Tages war dann direkt morgens um 9 Uhr wieder PO Coume Annexe Sud. Wir machten uns bei regnerischem Wetter startklar für das lustige Matschabenteuer – da wir aber trockene Fotos vom Innenraum gesehen hatten, verzichteten wir auf Stiefel. Ein Irrtum wie sich herausstellen sollte.
 

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Nach kurzem Fussmarsch waren wir am Bunker und mit gezückter Kamera krochen wir an einem Seil gesichert hinein. War schon etwas eklig, ging aber. Innen drin war es für die beiden „Neulinge“ ein richtiges AHA-Erlebnis. So ein großes System hatten sie noch nicht gesehen – Robert und ich kannten ja PO Welschhof, so neu war das für uns also nicht. Der Zustand des Bunkers war brauchbar, ein paar tolle Details, aber auch tw. erhebliche Zerstörungen. Wir schauten uns erst einmal im Eingangsblock um. Super erhalten waren hier die Elektroinstallationen, tw. gingen die Stromschalter noch richtig gut. Im Kampfraum sah es schon wilder aus, die Feuchtigkeit hat hier zugeschlagen und durch das Anschütten war es absolut finster im Bunker. Wir schauten uns intensiv um bevor wir in die zweite Etage hinabstiegen.

  
(Zugeschütteter Eingangsblock. Der neu gegrabene Zugang ist links hinter dem großen Strauch.)

Dort sahen wir unter anderem den unteren Kampfraum, denn dieser Bunker hatte als PO eine Besonderheit: Zwei 81mm Mörser zur Artillerieverteidigung, die im Steilfeuer aus dem graben schießen konnten. Einer der Rückstoßdämpfer (?) lag auch noch im Raum, der Rest war leider weg. Dennoch: Durch die hohe Decke war das beeindruckend zu sehen. Sonst war in diesem Bereich nicht viel außergewöhnliches zu sehen, Unterkunftsräume etc. waren noch vorhanden und die typischen Metallbetten, Heizungen etc. Das Video gibt davon einen guten Eindruck.


(Ca. 60minütiges Video der Tour durch die PO Coume Annexe Sud. Es gibt wenig Bilder von diesem Teil der Tour, da ich stattdessen gefilmt habe.)  


(Im Maschinenraum, der zerstörte Generator.)  

Wir fingen den Abstieg zur Hauptgalerie an. Ca. 30 m ging es bergab durch das gut erhaltene Treppenhaus. Am unteren Ende sahen wir dann den Fahrstuhl – und ein dicker Metallschrank blockierte einen Teil der Treppe. Überkletterbar zum Glück. Unten angekommen sahen wir uns dann die Magazinräume rund um den Schacht an, auch das Lazarett war zu sehen, noch voller Tragen. Ein dickes Doppelschott trennte den Bereich vom Maschinenraum ab, auch Lagerräume und Küche waren hier unten zu sehen. Leider nicht allzu gut erhalten. Der Maschinenraum hingegen hatte noch einiges an Technik aufzuwarten und auch Malereien an den Wänden – und als wir uns gerade alles anschauten, hörten wir plötzlich Stimmen.

Nicht unsere.

 


(Wandmalerei im Maschinenraum. Wunderbar erhalten!)  

Wir bekamen doch tatsächlich Besuch im Bunker! Nach kurzer Beratung sind wir schnell nach oben geklettert, falls es die Gendarmerie sein sollte, wollten wir denen nicht noch mehr Theater machen als eh nötig.

Es stellte sich aber heraus, das zwei Windkraftanlagenmonteure aus Spanien und den Niederlanden den Bunker entdeckt hatten und sich anschauen wollten. Denen war auf Montage wohl langweilig – aber gut ausgerüstet waren sie durchaus. Dankbar aber auch für unsere Pläne, die hatten wohl nicht mit uns gerechnet ;)

Wir haben dann die Tour zusammen fortgesetzt, es ging wieder nach unten und wir schauten uns weiter die Räume rund um die Maschinen an. Besonders spektakulär waren die gut erhaltenen Sicherheitsposter im Werkbereich. Das sowas 80 Jahre übersteht ist schon ein Ding!

 


(Die Reste eines der Dieselaggregate im Maschinenraum.)  


(Alte Arbeitssicherhaitsposter.)  

Wir wanderten dann weiter in Richtung Block 2 der Anlage und stolperten unterwegs auf die mumifizierten und skelettierten Reste einer Katze – armes Tier! Muss sich irgendwie in die Anlage verlaufen haben und fand wohl keinen Ausweg mehr. Schade sowas. :(

 

 
(Das Katzenskelett. Armes Tier!)  


In Block 2 konnten wir ein paar recht gut erhaltene Dinge sehen, der Turm war noch relativ gut erhalten, wurde von uns aber nicht weiter erklettert. Heizungen noch an Ort und Stelle und die originale Wandfarbe war noch gut erhalten. Meist ist das ja alles weiß gestrichen, hier gab es stellenweise ein schönes Grün. Mal was anderes! Für unsere beiden „Neuen“ war das richtig spannend, wir kannten solche Kampfblöcke ja bereits. So viel war hier aber nicht unbedingt zu entdecken, wir machten uns relativ bald wieder auf den Weg nach unten. Zurück in der Hauptgalerie wollten wir dann zu Block 1- und standen vor tiefem Wasser. Ohne Stiefel eigentlich kein Weiterkommen, versuchten wir unser Glück auf den seitlichen schmalen Absätzen der Galerie und hangelten uns an den Rohren langsam vorwärts. Nach einem Knick aber das Aus – die Vorsprünge machten eine große Pause, so kamen wir also nicht weiter. Das Ganze also wieder zurück. Die beiden anderen sind mit ihren hohen Stiefeln durchgekommen, mussten aber tw. auch erheblich springen und klettern. Wir haben uns dann schon mal die Kaserne und den Abwasserstollen angesehen.

 
(Geschützturm in Block 2.)  


(Elektroheizung in Block 2. Aussergewöhnliche Farbgebung bei den Wänden.)  


(In der Kaserne, doppelstöckige Schlafräume. Oben noch zu erkennen: Der Geschützturm in Block 2.)  

In der Kaserne war es spannend zu sehen, das die Betten in den zweistöckigen Räumen anders aufgebaut waren, als sonst in den den POs. Hier waren Reste von Holzdecken zu sehen, so das die Räume deutlich enger belegt werden konnten als in anderen Werken. Auch die gut erhaltene Kammer des Chefs der PO war klasse, man konnte die Leiter gut hochklettern und kam oben in einen recht nett eingerichteten Raum heraus. Leider war es in der Enge nicht möglich, wirklich gute Bilder zu machen.

Schade war, das hier Kabeldiebe zuschlugen und Feuer gelegt haben. Die Decke war erheblich verrußt, die Luft nicht sehr gut und die Wände im Bereich des Krankenreviers sahen aus.. ging gar nicht. Auch die Gänge Richtung Block 4 sahen erst nicht besser aus, wir waren froh aus dem Bereich dann irgendwann raus zu sein. Der begehbare Abwasserstollen war auch eine Enttäuschung – am Ende war kein Notausstieg zu sehen, die Stollen wurden so angelegt damit die Rohre nicht unter hohem Druck stehen mussten. Wieder was gelernt…


(Ausgebrannter Raum im Kasernenbereich. Direkt hierneben hatten Metalldiebe Kabelummantelungen verbrannt.)


(Rußgeschwärzte Decke in den Verbindungsgängen zu Block 4 und Abwasserstollen.) 

Wir kletterten dann die erheblich vermüllte Treppe zu Block 4 hoch und wurden dort oben mit schönen Wandmalereien begrüßt – so gut erhalten sieht man das ja nicht oft. Ansonsten gab es hier oben das übliche Bild: Verrostete Betten, Scharten und zerstörte Ventilationseinrichtungen. Toll: Die Sprachrohre zur Kommunikation waren nicht nur intakt, sie funktionierten sogar noch!

 

 
(Sprachrohre in Block 4)

Auf dem Weg nach unten trafen wir dann wieder die beiden anderen Touris, die uns berichteten, dass Block 1 genauso wie 2 aussehen würde. Schade, dass man es nicht gesehen hat, aber halt dann auch kein Beinbruch… Wir haben uns noch eine Weile unterhalten und sind dann langsam Richtung Ausgang gegangen, unterwegs unsere Knicklichter wieder einsammelnd. Nach dem langen Aufstieg zum Eingangsblock, sind wir dann durch den Matsch wieder rausgerutscht. Insgesamt waren wir drei Stunden in dem System unterwegs - und wir haben einen Block nicht gesehen. Also auch eine PO ist immer ein lohnenswertes Ziel und man kann dort recht viel zeit verbringen.

 

Am Auto gab es dann erst einmal eine ordentliche Stärkung und Diskussion, was mit dem angebrochenen Tag weiter passieren sollte. Wir einigten uns darauf, nicht zur GO Mont des Welches zu fahren, sondern unser Glück zunächst in Kerfent zu versuchen, die als PO viel kleiner und in gut zwei Stunden durchaus erkundbar sein könnte, so sie denn offen wäre. Anschließend sollte es zum PO Bambesch weiter gehen, diese als Museum ausgebaute Petit Ouvrage hatte an dem Tag angekündigt, das einige Reenactment-Leute mit Fahrzeugen, Uniformen und Originalausrüstung zugegen wären. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.


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Wir fuhren also Richtung Kerfent und trafen dort nach nicht allzu langer Fahrt im Wald ein. Allerdings stellten wir erschrocken fest, dass uns etwas die Zeit davon lief, weswegen wir nur kurz schauten, ob wir denn an der richtigen Stelle für „nach Bambesch“ wären. Waren wir wohl. Also gewendet, zum PO Bambesch gefahren und dort dann die geführte Tour mitgemacht.


(Restaurierte Fahrzeuge vorm Bunkereingang.)  


(Der zerschossene Eingangsbereich und die ersten Reenactmentleute.)  

Vor dem Bunker konnte man einige tolle Fahrzeuge sehen und auch stilecht gekleidete Besucher. Faszinierend für Fotos, denn so sah das alles noch wesentlich authentischer aus. Der Bunker selber ist schon seit langem ein Museum, tatsächlich das erste Maginotlinienmuseum überhaupt. Sensationell gut erhalten und wirklich sehenswert, vor allem auch recht günstig. 5 Euro pro Nase – da kann man nicht meckern.

Das kleine Panzerwerk KERFENT ist eines der vielen Werke der Maginot-Linie. Es befindet sich nicht weit von Zimming und beschützte die Straße zwischen Metz und Saarbrücken. Trotz ihrer strategischen Bedeutung waren die Panzerwerke des befestigten Gebiets von Faulquemont nur mit Infanteriewaffen ausgerüstet : Maschinengewehren, PAKs, leichten MGs und Minen.


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Kerfent und Bambesch wurden 1940 durch die Deutschen von hinten angegriffen. Hintergrund: Nach und nach, um eine zusammenhängende Front zu bilden, nahm der französische Generalstab mehrere Einheiten zurück, die bisher die Maginot-Linie beschützten da die deutschen Einheiten nördlich des Endes der ausgebauten Linie bei Sedan ja durchgebrochen waren. Die Infanteriedivisionen, die den Festungssektor von Faulquemont beschützten, gingen auch zurück. Nur vereinzelte Festungsregimente blieben, um den Rückzug zu decken.

Am 13. Juni 1940 (die Deutschen waren schon in Paris) wurde die Maginot-Linie aufgegeben. Nach und nach gingen die Regimente zurück in Richtung Vogesen und ließen die Männer der Panzerwerke allein um "den Boden zu schützen und für den Rückzug zu sorgen".


(Französische authentische Uniformen und ihre Träger - wie eine Zeitreise!)  


(Aus der Nähe - die Eingangsscharte.)  


(Die bekannten Filteranlagen in gutem Zustand.)  

Am 15. Juni, werden die Panzerwerke des Festungssekor Faulquemont auf Befehl geräumt, während eine starke deutsche Offensive gegen das benachbarte Gebiet der Saar stattfand. Die 5 kleinen Werke des befestigten Gebiets von Faulquemont befanden sich allein ohne Schutz. Wie es geplant war, waren die Männer bereit die Anlagen zu sabotieren und sich zurückzuziehen. Aber sie sollten ihre Stellung noch 2 Tagen halten.

Am 17. Juni, als alles für die Evakuierung bereit war, traten mehrere deutsche Truppenteile hinter den Panzerwerke an. Eingeschlossen, entschieden sich die französischen Offiziere für eine Gegenwehr.


(Lauffähiger Diesel!)  

 


(Beeindruckende Kolben an der Werkstattwand.)    


(Mit dem Tourguide auf dem Weg in einen der Kampfblöcke.)    

Die 95.ID und die 167.ID schlossen langsam die Panzerwerke der Maginot-Linie des befestigten Gebiets von Faulquemont und Boulay ein. Am 20. Juni 1940, griff die 167.ID das kleine Werk "Bambesch" mit einer 88mm Flak an. Am selben Abend wird der zweite Block des Panzerwerkes evakuiert. Die Offiziere des Bambesch, ohne Hilfe von außen hilflos gegenüber dem Angriff, ergeben sich.

Derart gebrieft folgten wir dem Tourguide ins Werk, an einer wartenden Gruppe Franzosen vorbei, denn nur ein paar Minuten zuvor begann eine deutsche Führung. Im Eiltempo ging es also durchs Obergeschoss des Eingangsblocks bis wir den Rest der Führung erreichten. Im exzellent ausgestatteten Eingangsbauwerk konnte man wunderbar sehen, wie die Eingangsverteidigung funktionierte (binnen 30 Sekunden… :/ ), wie die Filterräume im Neuzustand ausschauten und wie der Fahrstuhl nicht abgestürzt aussieht.

 


(In der Küche.)    


(Wunderschön erhaltener Herd mit Abzug.)    

Nach ein paar Minuten hatten wir dann zur Hauptgruppe aufgeschlossen und uns erwartete  eine exzellent erzählte Tour an vielen hervorragend erhaltenen Einrichtungen des Bunkersystems. Es ging über die Treppe hinab zur Hauptgalerie, wo wir uns zunächst die Maschinenräume und Kaserneneinrichtungen anschauten.

Highlights waren hier auf jeden Fall die Küche, stilecht mit alten Ausrüstungsgegenständen versehen. Auch die Maschinenräume waren sehr beeindruckend, der Dieselgeruch aber doch recht penetrant. Uns störte das nicht so sehr, aber einige mitgeschleifte Damen hielten sich erstmal die Nasen demonstrativ zu. Nunja.


(DAS ist ein Männerschlüssel!)    


(Turmmechanik.)      


(Lagerraum.)      

 

Am ersten Kampfblock angekommen ging es die bekannten Treppen wieder hinauf. Der Tourguide erklärte hier schön anschaulich, wie die Türme bewegt und kontrolliert wurden. Für mich jetzt nichts elementar neues, aber sehr gut gemacht. Treppab wieder in die Galerie und weiter zum nächsten Block.

Die Krankenstation war nicht mehr ganz komplett eingerichtet, kein Vergleich etwa zu Hackenberg. Aber die Pos waren ja eh etwas spartanischer eingerichtet. Im Kasernenbereich konnte man dann das noch gut eingerichtete Werkstattlager sehen nebst dem Kommandoposten. Hier war auch eine beachtliche Waffensammlung zu sehen, wobei unser Führer auch hier die Einbrüche beklagte, wo so manches Exemplar gestohlen wurde. Kam mir von Hackenberg bekannt vor…

Einen Teil der Führung verstand ich nicht ganz – als wir an der aufgeschnittenen Belüftung vorbeiwanderten, erzählte unser Tourguide etwas von den giftigen Gasen, die man so versucht hätte, nicht ins ganze Bauwerk zu leiten..? Da muss ich mal nachrecherchieren, was damit gemeint war. Vielleicht eine Fehlfunktion in den Filtern oder das nach dem Eindringen der Deutschen in die Anlage diese aufgehalten werden sollten…?


(Waffensammlung - im Bild eine der Schartenwaffen (denke ich).)     


(Genau wegen solcher Bilder wollte ich unbedingt an dem Sonntag hier hin...)     

Hinauf dann wieder in den dritten Block und dort sahen wir viele spannende Wandmalereien. Auch die gepanzerten Scharten waren hier gut zu sehen, die Reenactmentleute posierten für uns für ein paar beeindruckende Bilder. Durch den ausgebauten Notausgang verließen wir dann den Kampfblock und konnten außen recht drastisch den Beschuss durch die deutsche Artillerie am Block sehen. Sehr ernüchternd, was hier nur ein wenige Stunden dauernder Beschuss aus dem Bunker machte! Unser Tourguide erklärte hier auch, wie die Einbrecher das letzte Mal hereinkamen und wir waren wirklich angesäuert, wie wenig Respekt machen Leute vor Geschichte haben. Trauerspiel sowas. Auf dem Weg zurück zum Ausgang konnten wir im Wald sehr schön die verschiedenen Infanterie- und Panzerhindernisse rund um den Bunker sehen. Hier war der Erhaltungszustand nicht viel besser als in freier Wildbahn, dank des lichten Waldes aber gut zu erkennen und gefahrlos anzusehen.


(Man beachte das vorgehende Bild und die linke Wandmalerei - genau, richtige Uniform für diesen Bunker!)     


(Einer der Reenactmentleute zeigt uns das Scharten-MG.)     


(Verheerende Beschusspuren durch den deutschen Angriff.)     


(Schöne Militärfahrzeuge vor dem Bunker.)     

Nach einigen Minuten trafen wir dann wieder am Eingangsblock ein, verabschiedeten uns vom Tourguide und bedankten uns für die nette Führung – auch die mitgekommenen (übrigens Luxemburger) Reenactmentleute wurden verabschiedet, wir machten einige Fotos von den Militärfahrzeugen vorm Bunker und dann – warfen wir erst mal ein paar Würstchen ein.

Von hier sollte uns der Weg dann zurück nach Kerfent führen – wir machten uns auf den Weg und fuhren den Waldweg entlang – um dann einen Waldarbeiter mit Kettensäge mitten auf dem Weg zu sehen. Mist. Also: Umgedreht, raus aus dem Wald. Man will da ja nichts provozieren. Blöd halt nur, das wir so eine halbe Stunde wieder "für nichts"" verbraten haben. Es folgte dann die nächste kleine Fehlentscheidung...

Aufgrund der nicht ganz frühen Stunde mehr, fuhren wir dann zur Artilleriekasematte Stocken, die man von Bambesch aus im Wald erahnen kann. Das Problem hier war, das ich keine Koordinaten hatte und von Google Maps aus gesehen das gar nicht so schwer aussah, zu erreichen. Vor Ort hingegen stellten wir fest, das der eigentlich nur ein paar hundert Meter kurze Weg über eine ehemalige Müllkippe führte (die Plastikfetzen die aus dem Gras herausragten waren echt verräterisch…) und wir am Ende der Kippe an einen so steilen Hang stießen, das hier kein Durchkommen war. So kamen wir also dann nicht zur Kasematte. Wir wanderten etwas am Waldrand entlang, kamen aber einfach nicht den Hang runter. Von der anderen Seite aus. War der Weg weit über einen Kilometer lang und die genaue Lage des Bunkers war uns auch nicht klar. Was tun…? Wir setzten uns ins Auto und fuhren also Richtung Wald zurück, in der Hoffnung, einen befahrbaren Weg am Waldrand zu finden: Pustekuchen. Da war nichts zu machen!

  


Größere Kartenansicht

Dafür sahen wir einen kleinen Bunker beim Vorbeifahren. Geparkt, übers Holz hingeklettert und: Es handelte sich um einen feldmäßigen Abri, einfach etwas Wellblech mit Beton drüber in zwei tiefen Kratern platziert. Nicht beeindruckend und auch nur als besserer Regenschutz meiner Meinung nach… Wir haben nur schnell ein Bild gemacht und weiter ging es.


(Feldmäßiger Abri im Wald bei Bambiderstroff.)   

 

Da wir so einfach nicht an die Kasematte herankamen, stoppten wir aber zumindest bei den „Les Bambis des Bambiderstroff“ – eine Kette von Kleinbunkern, die am Waldrand bei Bambesch liegen. Dies sind einfache Kleinbunker, die überwiegend vom MOM-Typ zu sein scheinen. Vier Stück liegen hier am Waldrand, mit Laufgräben miteinander verbunden. Zwei offenbar mit MG bewaffnet, einer mit einer PAK und der vierte hatte einen größeren Ziegelanbau (!), der nach einer Mörserstellung aussah. Jedenfalls haben wir das Loch im Dach so interpretiert. Sehr viel zu sehen war nicht, tw. Waren die Bunker auch etwas vermüllt und als Toilette benutzt worden, aber da wir sonst bei der Tour nicht so viel sehen konnten, nahmen wir das mal in Kauf.


(MOM Bunker im Wald bei Bambiderstroff.)   


(MOM Bunker im Wald bei Bambiderstroff von innen.)   

 

Nach einer halben Stunde waren wir damit dann aber auch durch und überlegten, was wir nun noch schaffen könnten. Da Mont des Welches, eine der Gros Ouvrages auf dem Nachhauseweg lag und die als Optionsziel ja angedacht war, wollten wir dann zumindest da mal hinfahren um zu schauen, wie die aussieht. Im Wald gegenüber lag ja auch der Abri Klang, der wäre ja noch eine Möglichkeit…


Größere Kartenansicht 

Also ab ins Auto und in Richtung Mont des Welches/Abri Klang gefahren. Die Fahrt dauerte dann auch nicht mehr so lange und gegen halb sieben abends waren wir am Wald angekommen. Der Waldweg zu Klang war jedenfalls unbefahrbar, der Plan dorthin zu fahren und den Rest zu laufen strichen wir sofort. Richtung Mont des Welches ging es aber durchaus ein Stück in den Wald hinein.

Also dort hinter einem alten Bahndamm geparkt, Plan geschnappt und los zogen wir. Nach einer Viertelstunde sahen wir dann den ersten Block links im Wald liegen, gingen aber weiter Richtung Eingangsblock. Und dort sahen wir von weitem schon die angeschüttete Erde. Doch als wir näher kamen, stieg der Frust aufgrund der späten Stunde: Jemand hat eines der Lüftungsgitter aufgesägt und damit schien es doch einen Zugang ins Innere zu geben. Nur: Wir hatten jetzt keine Zeit mehr für eine längere Tour. Verd…. Also nur kurz zur Scharte hochgeklettert, reingeschaut und ein Foto gemacht und dann beschlossen: Wir müssen noch eine Tour machen! Bald! Bevor das Dingen wieder zu ist!


(Alter Bahndamm bei Mont des Welches.)   


(Da hat doch wer gebuddelt...?)   


(Einstieg zum "heiligen Gral"!)   

Ein offenes Grand Ouvrage zu finden ist sowas wie der heilige Gral im Bereich des inoffiziellen Bunkertourismus. Besser erhaltene und größere Anlagen existieren weltweit schlichtweg nicht. Entweder sind solche Anlagen stärker verwüstet oder schlicht nicht mehr zugänglich – oder in Museen umgewandelt bzw. nach wie vor in Nutzung.

Da standen wir also vor der Riesenanlage und hatten noch 10 Minuten Zeit bis zur Rückfahrt… Wir sahen uns dann noch kurz einen der Artillerieblocks an, der übererdet wurde um festzustellen, an welchem Eingang wir standen und gingen dann zum Auto zurück. Nach einer recht langen Fahrt und dem obligatorischen Stop bei Mäkkes (wo wir einen flügeltürgetunten Golf 3 bewundern durften, der mangelnde Motorleistung mit Photonenenergie am Unterboden auszugleichen suchte… bitteschön, wer das braucht) unterwegs trudelten wir dann kurz vor (der Rest) bzw. nach Mitternacht (ich) wieder zuhause sein. Bewaffnet mit einigen neuen Eindrücken, vielen Fotos, Video und dem festen Plan „dieses Jahr müssen wir nochmal los und den Rest sehen!“

 

Inkl. allem Drum und Dran lagen wir dieses Mal durch die Mehrzahl an Mitfahrern bei nur noch ca. 75 Euro pro Person für das Wochenende. Eine billigere Tour hatte ich noch nie... Nicht schlecht, relativ wenig Eintrittsgelder und die Selbstversorgung machte es wieder möglich trotz der Hotelübernachtung und dem Sprit (wie immer größter Einzelposten) das Ganze sehr im Rahmen zu halten.

Letzte Aktualisierung am 13.11.2012