Wie sich
die Bilder gleichen: Schon wieder ein Jahr rum? Schon wieder!
Nach erheblichen Veränderungen im privaten Umfeld (Hallo
Nachwuchs, hallo Umzug, hallo neuer Job, hallo keine Zeit für
gar nichts mehr und hallo gesundheitliches Trara…) sollte es
aber auch 2012 zumindest zu einer kurzen, knackigen Tour
reichen. Ausnahmsweise durch den /Umzugs und sonstigen Streß
bedingt, fand die Planung recht spät und nicht mit der gewohnten
Intensität statt – ein Umstand der sich erheblich rächen sollte.
Klar war, das
es auch dieses Mal wieder komprimierter sein sollte, klar war
auch, das möglichst wenig Museen, dafür praktisch ausschließlich
inoffizielle Sachen auf dem Programm standen. Denn: Die beiden
Touren zuvor zeigten klar, das in Frankreich die spannendsten
Sachen nun in hohem Tempo unzugänglich gemacht werden. Ein
Thema, das wir schon 2011 hatten und 2012 richtig gipfelte. Doch
dazu später mehr.
Ursprünglich geplant war eine Tour nach Tschechien oder Holland
– sogar Dänemark und Berlin standen im Raum bevor eine kurze
Umfrage im Freundeskreis klarmachte: Frankreich nochmal. Da ist
in den Dingern einfach noch mehr zu sehen und wer weiß schon,
wie lange das noch gut geht?
Ich begann also im April meine Recherchen
und schaute, was noch so alles an Interessantem erreichbar sein
könnte und was von den letztjährigen Zielen noch erreichbar
wäre. Wir hatten da ja noch zwei Sachen offen, Abri Gros Bois
und den in Escherange... Wieder fielen mir ein paar spannende
Bilder im Netz auf, wo jemand aktuelle Bilder einer Gros Ouvrage
gemacht hatte, die eigentlich geschlossen sein sollte. Ob man da
nicht...? Nun, ein Kontakt ließ sich dieses Mal nicht so schnell
herstellen, aber ich fand schnell raus, welche beiden (!) GOs
das wohl sein konnten. Dazu noch eine der alten Festungen aus
der Kaiserzeit – der grobe Plan nahm Züge an. Das sollten also
die Highlights der Tour werden, dazu ein Mix aus größeren und
kleineren Bunkersystemen und vorneweg und zum Abschluß noch zwei
Museen. Soweit der Plan – aber auch dieses Jahr zeichnete sichdadurch aus, das die besten Pläne
und Vorbereitungen vor Ort gerne mal Null und nichtig werden.
Was 2011 schon begann, setzte sich 2012 nahtlos fort, den diese
Tour stand unter keinem guten Stern.
Aus Zeitmangel fand ich also nur ein paar
Wochen Zeit, diverse Foren, Berichte, Bilder und Karten zu
analysieren um dann letztlich ausreichend vor der Abreise im
Juli 2012 eine finale Reise mit diversen spannenden Bunkern
zusammengestellt zu haben. Schön war, das wir einen Kontakt
herstellen konnten zu der Jugendgruppe, die seit Juli 2011 (ja,
genau. Drei Wochen vor dem letzten Besuch von uns!) denAbri Gros Bois in ein Museum
verwandelten und uns dort eine Führung erlaubten.
Neuerung:
Dieses Mal waren wir nicht zu zweit, sondern mit vier Leuten
unterwegs. Zwei Kollegen vom Verein wollten unbedingt mal mit
und nach kurzer Kontrolle, ob auch die nötige Ausrüstung da ist
(war sie, vor allem lichttechnisch ga es da nette Aha-Effekte!),
wurden die beiden mitgeschleift.
Los ging es daher mit einem knallvollen
Auto, die Abreise und das Beladen ähnelten einem der höheren
Tetrislevel. Nicht unspannend, aber wir sahen aus wie damals die
Ford Granadas in den 80ern auf dem Weg zum Autoput…Das Wetter war passend zum Sommer
2012 eher schlecht, Regen und 18C waren nur angesagt. Unter der
Erde stört das ja eher weniger, aber im Wald und im Matsch
rumlaufen ist da nicht so ohne. Aber mit genug Jacken, Stiefeln
etc. fühlten wir uns gewappnet. Wie im Jahr zuvor war ein
Hotelaufenthalt geplant, zum Einen weil es in der Ecke keine
tollen Zeltplätz egibt, zum anderen war das Wetter nicht gut.
Auch das ich nicht 100% fit war, spielte mit rein, aber so ist
das halt.
Aufgrund der frühen Stunde der Abfahrt
kamen wir lange gut vorwärts, wir hatten ja auch einen festen
Termin um das erste Ziel z sehen. Bis Luxemburg lief alles glatt
– dann kam das Theater. Dort war eine der größten Autobahnen
einfach gesperrt, der Umweg zog sich hin und kaum in Frankreich
angekommen, saßen wir in einem Stau fest. Ende vom Lied: Trotz
nur einer kurzen Frühstückspause, waren wir 45 Minuten zu spät
für unseren Termin. Verdammt. Also nur kurz ein paar
Schokoriegel und Wasser gekrallt, die Stiefel angezogen und los
gings im Eiltempo durch den Wald zum ersten Ziel.
Tag 1 - Abri
Gros Bois, Abri Bois d’Escherange, Gros Ouvrage Molvange,
Fort Koenigsmacker, Petit Ouvrage Coume, Petit Ouvrage Annexe de
Coume Sud
Das
Navi hatte ich im Vorfeld programmiert und extra sichergestellt,
das alle Ziele auch richtig waren. Aufgrund des erst kurz vor
der Tour erfolgten Kauf eines neuen Navis, habe ich lieber das
alte Gerät genommen, auch wenn das Kartenmaterial mittlerweile
schon etwas älter ist. Das rächte sich natürlich, den bei der
Anfahrt zum ersten Ziel wurden wir direkt etwas in die Irre
geschickt – ging aber. Robert und ich waren ja im Jahr zuvor
schon mal da, daher kannten wir uns schon etwas aus. Wir
wanderten also im Wald entlang und hofften, das unser Tourguide
noch da ist – und kurz vor dem Abri hörten wir auch laute
Motorengeräusche! Es stellte sich heraus, das die ganze
Jugendgruppe da war und eifrig den Wald rund um den Bunker
rodete. Was für ein Unterscheid zu letztem Jahr! Dort war der
Bunker noch im Dornröschenschlaf im dichten Wald – dieses Jahr
war hier eine helle Lichtung entstanden, ein Grill brutzelte
fröhlich vor sich hin, die Trikolore flatterte im Wind und rund
15 Leute waren eifrig mit Arbeiten beschäftigt. Irre.
Kurz den freundlichen französisch sprechenden jungen Herrn, mit
dem ich zuvor eMails austauschte rausgesucht und – er hatte
einen deutschsprachigen Rentner dabei, der uns dann durch den
Abri führte. Sehr fein, das machte es überflüssig, das ich viel
hätte erklären müssen. Los ging die Tour – im Schein der
Taschenlampen konnten wir praktisch den gesamten Bunker sehen,
wir wurden dabei zu allen wichtigen Punkten geführt und konnten
an mehr als einer Stelle zusehen, wie der Bunker allmählich von
einer Ruine in ein Museum verwandelt wird. Etwas ganz
Besonderes, zuletzt hatten wir sowas 2009 in der Normandie ja
erlebt wo die eine Batterie gerade ausgegraben wird.
(Ansicht
des Bunkers von außen.)
Der Abri ist einer vom Tp „Surface“,
zweistöckig, aber zu ebener Erde gebaut. Praktisch der gleiche
Typ, wie der in Hatten, den wir bei der ersten Tour zur
Maginotlinie gesehen hatten 2010. Los ging die Tour in den
Mannschaftsräumen. Hier war in einigen Räumen noch etwas der
originalen Einrichtung zu sehen. Teilweise wurden sogar die
originalen Stromleitungen wiederverwendet, sehr beachtlich. Nach
einigen Räumen und den Gängen im Obergeschoß ging es über die
Treppen in die untere Etage. Dort waren noch einige weitere
Räume für uns zu sehen.
(Schlafräume im Abri.)
(Hauptgang mit Tischchen)
Richtig spannend war ein Teil der Wasserversorgung, die Pumpe
war noch größtenteils gut erhalten. Auch in der Küche war noch
einiges zu sehen, die Erklärungen unseres Guides waren immer
wieder nett anzuhören – wenngleich ich das schon überwiegend
kannte..
(Elektroinstallation und bemalte
Wände.)
(Die Reste der
Küche - Herd, Boiler - es war noch einiges zu sehen.)
(Wandmalereien
beim Maschinenraum.)
(Abgasentlüftung und Kühlwasserversorgung vermutlich im
Maschinenraum.)
(In diesem Raum waren noch alte
Beschriftungen erhalten)
Immer wieder beachtlich waren auch die
Wandmalereien. Von den verzierenden Bordüren in einigen Räumen
zu den eher kruden Bleistiftzeichnungen ist hier einiges
erhalten geblieben, was an den Drole de guerre erinnert, wo sich
die Soldaten beider Seiten monatelang im Sitzkrieg
gegenüberlagen und in den Bunkern sicherlich die Soldaten unter
der Langeweile litten.
Etwas merkwürdig ist es gewesen, in den tw.
durchrenovierten Räumen Fotos zu machen, nur um eine Tür weiter
dann das gleiche in völlig verrostet zu sehen. Ich persönlich
mag ja die Sachen in ihrem natürlichen Zustand etwas lieber, ich
fänd es spannend, wenn man die Anlage nur zum Teil renoviert,
damit man mal solchen Unterschiede sehen könnte – ich denke
aber, man wird das hier in ein Hatten 2 umwandeln, was etwas
schade ist. Da die Anlage recht abseits liegt, werden hier
sicher nicht solche Besucherströme auftauchen wie dort. Man wird
also sehen, was langfristig passiert…
(Alte Bleistiftzeichnungen.)
(Scharte mit MG-Attrappe.)
Nett war zum Abschluss noch eine
Demonstration, wie die seitlichen Scharten mit dem leichten MG
bestückt aussahen, das war sehens- und fotografierenswert.
Nach nicht ganz einer Stunde verabschiedeten
wir uns dann von dem Team und machten uns auf den Rückweg durch
den Wald. Am Auto angekommen, stärkten wir uns dann erst mal bei
deutlich weniger Zeitdruck, wechselten die Schuhe und fuhren
dann zu unserem nächsten Ziel, dem Abri Bois
d’Escherange.
Den AbriBois d’Escherange
hatten Robert und ich im Jahr zuvor vergeblich stundenlang im
Regen gesucht – dieses Jahr hatte ich zwei GPS Koordinaten
bekommen und wir machten uns damit auf den Weg, den Bunker zu
finden. Trotz der Koordinaten war das nicht ganz easy – Auto im
Wald geparkt und über den schlechten Weg hingeholpert, das war
der leichte Teil.
Dann ging es mit Navi auf den Weg – zunächst dahin, wo wir im
Jahr zuvor waren. Hier rächte es sich, das ich wenig Zeit zur
Vorbereitung hatte. Wir wanderten mit dem Navi durch den Wald
und versuchten, die Koordinaten auf demGerät in die richtige Richtung zu bewegen. In ein paar
Jahren lache ich da sicher drüber, aber bei Regen und zum ersten
Mal in einem Wald in Frankreich…. Nun, nach einer dreiviertel
Stunde waren wir dann fast an dem Ort angelangt, wo Robert und
ich letztes Jahr schon mal waren und meinten:„Hier kann das nicht sein, wir sind schon viel zu weit!“.
Leider nein – wir waren ganz dicht dran. Wären wir an der Stelle
einfach in den Wald ca. 70m nach Westen gegangen, wären wir
direkt am Bunker gewesen. Fakt also: Die Wikia Karte war falsch,
der zweite Koordinatensatz ebenso. Viel wilder: Wir kletterten
also durchs dichte Unterholz – und standen vor verschlossener
Tür. Verdammt!
Frisch verschlossene Tür mit angeschweißter
Stange am Geländer.)
(...die auch gröberen Kräften
erfolgreich widerstand. Merde!)
Seit letztem Sommer war die zweite Tür
verschweißt worden, eine frische Stahlstange blockiert den Weg
über den Graben, auch durch die Tür gezogene Seile bewegten sie
keinen Millimeter. Unendlich frustriert waren wir, denn nach der
langen Suche mitten im Nirgendwo fragten wir uns doch, warum
ausgerechnet hier solche massiven Sicherungsmaßnahmen ergriffen
wurden? Man weiß es nicht.
(Ebenfalls verschlossener Zugang.)
Nach ein paar Fotos zogen wir ab. Da wir ja nun
etwas Zeit übrig hatten, gingen wir Richtung GO Molvange,
der ja im gleichen Wald liegt. Unterwegs entdeckten wir noch den
Betonklotz, den Robert und ich letztes Jahr im Wald sahen – dort
war dieses Jahr eine Luke offen. Offenbar aber nur eine
Telefonverteilung zwischen Abri und Ouvrage, sonst war da unten
kein Weiterkommen. Tobi war so mutig und hat sich mit den
zahlreichen Spinnen angelegt, aber nach ein paar Metern war dort
unten schon Schluß.
(Einstiegsschacht in den Kabelbunker.)
Nach einer Viertelstunde Marsch
kamen wir am Munitionseingang von
Molvange an, der im April laut
Fotos weit offen war. War. Nun war dieser mit einem dicken
Vorhängeschloss und Kette verschlossen. Schade. Foto gemacht,
auf zum Mannschaftseingang. Und dort – wir jubelten ein bisschen
– war das Gitter außen aufgesägt! Wir machten uns daran ins
Innere zu klettern, ich machte die ersten Fotos nach draußen –
und dann standen wir wie in Latiremont vor einem blockierten
inneren Schott. Nichts zu machen, mit einem durchs Guckloch
geschobenen Spiegel sahen wir innen noch frische Kabel
(Alarmanlage?) und machten uns daraufhin auf den Abmarsch.
Schade!
(GO Molvange - mit Vorhängeschloss
gesichert. Unterm Gitter durch passten wir nicht wirklich...)
(Der Mannschaftseingang - nur außen
offen.)
(Bis hierhin kam man innen, dann war
am inneren Schott leider Schluss.)
Nach
einem erfrischenden Marsch durch den Wald waren wir zurück am
Auto, wechselten die Fußbekleidung und machten uns auf den Weg
zum ersten Ausweichziel des Tages, dem Fort
Koenigsmacker. Falls wir in Molvange nicht reinkämen,
hier sollten wir mehr Glück haben – und teilweise klappte das
auch. Die Fahrt ging recht zügig in Richtung Metz, wir machten
aber zwischendurch noch einen kurzen Stop um Bier und
Mitbringsel für zuhause mitzunehmen. Dauerte nicht lange und ein
wenig frisches Futter fiel auch noch für alle an.
Fort Koenigsmacker: Auf Deutsch
heißt dieses Werk Feste Königsmachern und ist
eine nach 1908 erbaute Befestigungsanlage. Sie war Bestandteil
der für die Durchführung des Schlieffen-Plans sehr bedeutenden
Moselstellung und übernahm dabei die Aufgabe, den Moselverlauf
nordöstlich Thionville, die Höhen oberhalb von Cattenom sowie
die Eisenbahnverbindungen nach Luxemburg und Trier zu sichern.
Als
Feste stellt Königsmachern einen ganz speziellen in Deutschland
entwickelten Festungstyp dar. Die zuerst errichtete
Panzerbatterie besitzt vier Geschütztürme. Die eingebaute
10-cm-Kanonen hatten eine Reichweite bis10.800 m bei einer
Feuergeschwindigkeit von etwa neun Schuss pro Minute.
Eingang ins Fort - Stahltor und Gittersperre
gut zu sehen.)
(Eines der großen Kasernengebäude -
die Tore waren alle zu.)
(Trafohäuschen - die
Maginotlinienhäuschen sehen praktisch identisch aus.)
Neben der Batterie war 1910 bereits die in der
Mitte der etwa 40 ha großen Gesamtanlage liegende betonierte
Kraftstation zur Versorgung aller Festungsteile mit elektrischer
Energie fertiggestellt worden. In den vier um das Kraftwerk
verteilten Infanteriestellungen wurden drei betonierte
mehrstöckige Kasernen zur Unterbringung der Truppen mit
entsprechenden Versorgungseinrichtungen wie Zisternen oder
Sanitätsräumen errichtet. Jeweils dem Gelände angepasst sind
weiterhin mehrere Bereitschaftsräume, gepanzerte Wachtürme sowie
betonierte Laufgräben vorhanden. Alle wichtigen Anlagenteile
sind miteinander über ein etwa 1,8 km langes unterirdisches
Gangsystem verbunden. Die Gesamtanlage umgab ein an einigen
Stellen bis zu 80 m breites Drahthindernis sowie als
zusätzlicher Schutz im Süden und Osten eine etwa 700 m lange und
4 m hohe Steilmauer, in deren Außenseite sich zwei
Grabenstreichen befinden.
(Eingangsbereich zu Kasernenresten mit
Stahlgittern als Hindernis - die Einschüsse sind vom 2.
Weltkrieg.)
(Kabelreste, die aus den Anlagen
entfernt wurden.)
(In der Eingangsschikane der Kaserne,
Granateinschlag in der Wand .)
Wenn sich das prototypisch für die Anlagen der
Maginotlinie anhört, speziell in Verbindung mit den Erfahrungen
rund um Verdun was die Forts dort betrifft: Bingo. Die
Ähnlichkeiten was den Aufbau der Anlage mit den großen
Maginotwerken betrifft, sind bisweilen frappierend. Alleine
deswegen wäre es spannendst gewesen, die Anlage von innen
komplett zu erkunden.
Das Interessante ist, das die Feste gegen Ende
des 2. Weltkriegs von amerikanischen Truppen gegen deutsche
Besatzer angegriffen wurde und dies ein langes und blutiges
Gefecht war. Bezeichnend, das sich eine 40 Jahre alte Festung so
lange wehren konnte…
(Einer der zahlreichen zugemauerten
und innen versperrten Zugänge.)
Wir erreichten also die Anlage und parkten ganz
dreist draußen vor dem Tor und gingen zu Fuß in die Anlage.
Durch hohe Stahltore und Stachelbewehrte Abwehrzäune und an
merkwürdig beschrifteten französischen Schildern vorbei
erreichten wir den Innenhof einer der großen Kasernen. Dort ist
neu für die US Armee ein Denkmal errichtet worden. Wir schauten
nach, ob die Vordertür offen war – aber leider ist alles
zugemauert oder verschlossen. Links am Gebäude hochgeklettert
fanden wir einen nassen Geocache und einen ebenfalls
unzugänglichen Turm – mehr aber auch nicht. Schade. Wir gingen
dann ins Innere der Anlage weiter und schauten uns zwei weitere
Kasernengebäude an. Komischerweise stimmte der Plan den wir bei
hatten nur teilweise mit den Gegebenheiten vor Ort überein – der
Weg nach Osten zum vierten Gebäude sahen wir so direkt nicht, wo
er eingezeichnet war. Da auch die beiden anderen Kasernen zu
waren und der einzig mögliche Einstieg durch den Notausstieg in
eine der Kasernen nicht sehr vertrauenserweckend war (wir hatten
auch keine Leiter bei… leider – oder zum Glück wie wir später
merkten!), kletterten wir wenigstens aufs Dach der
Geschützkasematte.
(Auf der Geschützkasematte - gut
erhaltene Panzerdrehtürme.)
Leider sehr zugewachsen, aber doch spannend zu
sehen. Wir gingen dann an der rechten Seite bis ans Ende der
Kasematte und dann noch ein bisschen durch dichtestes Unterholz,
bis wir vor einem kleinen Bunker standen. In diesem war die Tür
endlich mal offen – der Tag wurde schlagartig wieder besser!
(Endlich Erfolg: Zugang zum
Hohlgangsystem!)
(Im Inneren des Bunkers - vier Etagen
lagen vor uns!)
Wir konnten insgesamt vier Stockwerke tief in
den Bunker einsteigen. Innen leider schlecht erhalten, feuchter,
bröselnder Beton überall umgab uns. Einige, wenige Sachen gab es
noch zu sehen, aber überweiegend war die Einrichtung durch die
Feuchtigkeit zerfallen. Innenauskleidungen und Türe bestanden
nur noch aus modernden Holzbröseln. Aber ein paar spektakuläre
Bilder gelangen dennoch. Am unteren Ende sollten wir dann die
Galerie finden, die den Bunker mit dem Rest des Werkes verbanden
– leider stand dieser so tief unter Wasser, das ohne Wathosen
hier nichts ging. Ärgerlichst!
(Beim Abstieg durch den Bunker.)
(Überwiegend leere Räume, die
zerbröselten Reste der Deckenverkleidung war auf dem Boden zu
finden.)
(Wasserbehälter, ähnlicher Stil wie
bei den Maginotanlagen später.)
(Alte Wandmalereien.)
(O lalala... Man beachte auch den
bröseligen Zustand der Treppen...)
(Und hier kamen wir dann zum Problem -
der Hauptgang zu den anderen Werkteilen...)
(...stand mindestens knietief unter
Wasser!)
Wir kletterten also langsam wieder hoch und
wollten „einfach querfeldein“ zur vierten Kaserne wandern. Wer
sich schon mal im Wald verirrt hat: Das ist uns dann auch
passiert. Weder Karte (die halt ungenau war…) noch GPS halfen
hier wirklich, weil wir keine Bezugspunkte mit Koordinaten
hatten. Nach über einer halben Stunde im Unterholz sind wir dann
einfach stumpf immer Richtung Westen gewandert (immer die Augen
Richtung Boden, wir sahen viel Stacheldraht in Knöchelhöhe,
Trittfallen und sogar ein Reh!) und kamen fast genau dort aus
dem Wald wieder heraus, wo wir an der Geschützkasematte entlang
gekommen waren. Geschätzt hätten wir ca. 3-400m südlich sein
müssen, aber so ist das mit dem Verirren eben.
Schlimmer noch: Wir sahen auch Besuch – ein
dunkelgrüner Jeep parkte direkt an dem Notausgang, den wir nicht
benutzt hatten mangels Leiter. Wir sind also dann im Eiltempo
zurück zum Auto beinahe gerannt und sofort weggedüst. Gaaaaanz
knappe Geschichte vermutlich. Schade, das wir so nicht das
vierte Gebäude sehen konnten – im Nachhinein habe ich auch
Hinweise bekommen, wo noch vor ein paar Jahren ein Zugang in die
Gebäude war, so das ein zweiter Besuch irgendwann mal auf dem
Plan steht. Bis dahin haben wir zumindest ein paar Dinge sehen
können…
Wir fuhren also zu den letzten geplanten
Zielen des Tages, der Petit Ouvrage Coume. Die
PO Coume bestand aus zwei einzelnen
Monoblöcken. Diese sollten zu einer Anlage verbunden werden,
dies ist aber nicht mehr geschehen. Überlegt war auch, die PO
Coume mit ihren Schwesterwerken, der Annexe Coume Nord
und Sud zusammen zu einer Gros Ouvrage zu verbinden.
Etwas außerhalb gehört noch ein kleines Blockhaus dazu, was auch
grösser hätte sein sollen – aber umgesetzt wurde das alles dann
nicht mehr. Wir sahen an unserem Parkplatz erst mal ein paar
Ultraleichtfliegern zu, sehr beeindruckend – packten dann aber
unsere Sachen und wanderten über ein großes Feld zum ersten
Bunker. Abgesehen von einer toten Kuh unter einem Baum (traurig
sowas) sahen wir: Eine zugeschweißte Tür. Was auch sonst bei
dieser Tour… Vor der Tür war aber ein tolles Bild in den Beton
gegossen worden, das war schon sehenswert.
(Wunderschön gemachtes kleines
Kunstwerk vorm Eingang.)
(Übererdeter Block 2.)
Ein längerer Fußmarsch später und ein paar uns
verfolgende Kühe (Neugier? Hunger…?) später gelangten wir zum
zweiten Block. Dieser war nicht zugeschweißt – nein, man hatte
ihn mit Erde angeschoben, so das auch hier kein Eindringen
möglich war. Wun-der-bar. Ein paar Fotos gemacht, zurück zum
Auto, Frust geschoben. Ging also gar nicht…
(Attack of the holy cows - oder so die
Richtung.)
Auf dem Weg zum Hotel stoppten wir dann an der
Petit Ouvrage Annexe de Coume Sud. Und hier
sahen wir am Eingangsblock einen Riesen Erdhaufen. Schon wieder
machte sich Frust breit, bis Tobias den Haufen erkletterte und
links am Rand ein Loch entdeckte. Sollten wir doch Glück haben?
Genau. Jemand hat einen schmalen Zugang gegraben, der den Bunker
erreichbar machte. Es war schon zu spät um noch richtig
nachzusehen aber der nächste Tag wurde nun spontan umgeplant.
Wir fuhren also erst einmal ins Hotel – dort
spät angekommen gab es noch Theater mit dem Zimmer, den ich
hatte den Zugangscode nicht bei und ohne den ging nichts. Nach
einiger Zeit haben wir dann doch noch Einlass bekommen und auch
die Zimmer beziehen können. Kategorie: Zelt mit festem Dach
überm Kopf, was will man mehr… nun, das Gestöhne zwei Zimmer
weiter war Oskarpreisverdächtig, wir überlegten bereits
Szenenapplaus zu geben, haben das aber dann doch gelassen.
Frisch geduscht gingen wir chinesisch essen, einfach aber gut.
Und preiswert dazu. Dann noch ein paar kalte Pils dazu, einem
deutschen Pärchen ohne Kreditkarte monetär mit dem Zimmer
geholfen (Pfadfinderfleißabzeichen ole!) und dann war der Abend
auch gegessen.
Tag 2: Petit Ouvrage
Annexe de Coume Sud, Petit Ouvrage Kerfent, Petit Ouvrage
Bambesch, Artilleriekasematte Stocken, Les Bambis de
Bambiderstroff, Abri Bois de Klang, Gros Ouvrage Mont des
Welches
Nach nicht langer Nacht ging es am kommenden
Morgen früh los – kurz nach Aufbruch haben wir beim Bäcker
haltgemacht und ich goss uns einen leckeren (brrrr!)
Instantkaffee auf. Immerhin etwas, was wach macht. ;)
Erster Stop des Tages war dann direkt morgens um 9 Uhr wieder
PO Coume Annexe Sud. Wir machten uns bei
regnerischem Wetter startklar für das lustige Matschabenteuer –
da wir aber trockene Fotos vom Innenraum gesehen hatten,
verzichteten wir auf Stiefel. Ein Irrtum wie sich herausstellen
sollte.
Nach kurzem Fussmarsch waren wir am Bunker und
mit gezückter Kamera krochen wir an einem Seil gesichert hinein.
War schon etwas eklig, ging aber. Innen drin war es für die
beiden „Neulinge“ ein richtiges AHA-Erlebnis. So ein großes
System hatten sie noch nicht gesehen – Robert und ich kannten ja
PO Welschhof, so neu war das für uns also nicht. Der Zustand des
Bunkers war brauchbar, ein paar tolle Details, aber auch tw.
erhebliche Zerstörungen. Wir schauten uns erst einmal im
Eingangsblock um. Super erhalten waren hier die
Elektroinstallationen, tw. gingen die Stromschalter noch richtig
gut. Im Kampfraum sah es schon wilder aus, die Feuchtigkeit hat
hier zugeschlagen und durch das Anschütten war es absolut
finster im Bunker. Wir schauten uns intensiv um bevor wir in die
zweite Etage hinabstiegen.
(Zugeschütteter Eingangsblock. Der neu
gegrabene Zugang ist links hinter dem großen Strauch.)
Dort sahen wir unter anderem den unteren
Kampfraum, denn dieser Bunker hatte als PO eine Besonderheit:
Zwei 81mm Mörser zur Artillerieverteidigung, die im Steilfeuer
aus dem graben schießen konnten. Einer der Rückstoßdämpfer (?)
lag auch noch im Raum, der Rest war leider weg. Dennoch: Durch
die hohe Decke war das beeindruckend zu sehen. Sonst war in
diesem Bereich nicht viel außergewöhnliches zu sehen,
Unterkunftsräume etc. waren noch vorhanden und die typischen
Metallbetten, Heizungen etc. Das Video gibt davon einen guten
Eindruck.
(Ca. 60minütiges Video der Tour durch
die PO Coume Annexe Sud. Es gibt wenig Bilder von diesem Teil
der Tour, da ich stattdessen gefilmt habe.)
(Im Maschinenraum, der zerstörte
Generator.)
Wir fingen den Abstieg zur Hauptgalerie an. Ca.
30 m ging es bergab durch das gut erhaltene Treppenhaus. Am
unteren Ende sahen wir dann den Fahrstuhl – und ein dicker
Metallschrank blockierte einen Teil der Treppe. Überkletterbar
zum Glück. Unten angekommen sahen wir uns dann die Magazinräume
rund um den Schacht an, auch das Lazarett war zu sehen, noch
voller Tragen. Ein dickes Doppelschott trennte den Bereich vom
Maschinenraum ab, auch Lagerräume und Küche waren hier unten zu
sehen. Leider nicht allzu gut erhalten. Der Maschinenraum
hingegen hatte noch einiges an Technik aufzuwarten und auch
Malereien an den Wänden – und als wir uns gerade alles
anschauten, hörten wir plötzlich Stimmen.
Nicht unsere.
(Wandmalerei im Maschinenraum.
Wunderbar erhalten!)
Wir bekamen doch tatsächlich Besuch im Bunker!
Nach kurzer Beratung sind wir schnell nach oben geklettert,
falls es die Gendarmerie sein sollte, wollten wir denen nicht
noch mehr Theater machen als eh nötig.
Es stellte sich aber heraus, das zwei
Windkraftanlagenmonteure aus Spanien und den Niederlanden den
Bunker entdeckt hatten und sich anschauen wollten. Denen war auf
Montage wohl langweilig – aber gut ausgerüstet waren sie
durchaus. Dankbar aber auch für unsere Pläne, die hatten wohl
nicht mit uns gerechnet ;)
Wir haben dann die Tour zusammen fortgesetzt,
es ging wieder nach unten und wir schauten uns weiter die Räume
rund um die Maschinen an. Besonders spektakulär waren die gut
erhaltenen Sicherheitsposter im Werkbereich. Das sowas 80 Jahre
übersteht ist schon ein Ding!
(Die Reste eines der Dieselaggregate
im Maschinenraum.)
(Alte Arbeitssicherhaitsposter.)
Wir wanderten dann weiter in Richtung Block 2
der Anlage und stolperten unterwegs auf die mumifizierten und
skelettierten Reste einer Katze – armes Tier! Muss sich
irgendwie in die Anlage verlaufen haben und fand wohl keinen
Ausweg mehr. Schade sowas. :(
(Das Katzenskelett. Armes Tier!)
In Block 2 konnten wir ein paar recht gut
erhaltene Dinge sehen, der Turm war noch relativ gut erhalten,
wurde von uns aber nicht weiter erklettert. Heizungen noch an
Ort und Stelle und die originale Wandfarbe war noch gut
erhalten. Meist ist das ja alles weiß gestrichen, hier gab es
stellenweise ein schönes Grün. Mal was anderes! Für unsere
beiden „Neuen“ war das richtig spannend, wir kannten solche
Kampfblöcke ja bereits. So viel war hier aber nicht unbedingt zu
entdecken, wir machten uns relativ bald wieder auf den Weg nach
unten. Zurück in der Hauptgalerie wollten wir dann zu Block 1-
und standen vor tiefem Wasser. Ohne Stiefel eigentlich kein
Weiterkommen, versuchten wir unser Glück auf den seitlichen
schmalen Absätzen der Galerie und hangelten uns an den Rohren
langsam vorwärts. Nach einem Knick aber das Aus – die Vorsprünge
machten eine große Pause, so kamen wir also nicht weiter. Das
Ganze also wieder zurück. Die beiden anderen sind mit ihren
hohen Stiefeln durchgekommen, mussten aber tw. auch erheblich
springen und klettern. Wir haben uns dann schon mal die Kaserne
und den Abwasserstollen angesehen.
(Geschützturm in Block 2.)
(Elektroheizung in Block 2.
Aussergewöhnliche Farbgebung bei den Wänden.)
(In der Kaserne, doppelstöckige
Schlafräume. Oben noch zu erkennen: Der Geschützturm in Block
2.)
In der Kaserne war es spannend zu sehen, das die
Betten in den zweistöckigen Räumen anders aufgebaut waren, als
sonst in den den POs. Hier waren Reste von Holzdecken zu sehen,
so das die Räume deutlich enger belegt werden konnten als in
anderen Werken. Auch die gut erhaltene Kammer des Chefs der PO
war klasse, man konnte die Leiter gut hochklettern und kam oben
in einen recht nett eingerichteten Raum heraus. Leider war es in
der Enge nicht möglich, wirklich gute Bilder zu machen.
Schade war, das hier Kabeldiebe zuschlugen und
Feuer gelegt haben. Die Decke war erheblich verrußt, die Luft
nicht sehr gut und die Wände im Bereich des Krankenreviers sahen
aus.. ging gar nicht. Auch die Gänge Richtung Block 4 sahen erst
nicht besser aus, wir waren froh aus dem Bereich dann irgendwann
raus zu sein. Der begehbare Abwasserstollen war auch eine
Enttäuschung – am Ende war kein Notausstieg zu sehen, die
Stollen wurden so angelegt damit die Rohre nicht unter hohem
Druck stehen mussten. Wieder was gelernt…
(Ausgebrannter Raum im
Kasernenbereich. Direkt hierneben hatten Metalldiebe
Kabelummantelungen verbrannt.)
(Rußgeschwärzte Decke in den
Verbindungsgängen zu Block 4 und Abwasserstollen.)
Wir kletterten dann die erheblich vermüllte
Treppe zu Block 4 hoch und wurden dort oben mit schönen
Wandmalereien begrüßt – so gut erhalten sieht man das ja nicht
oft. Ansonsten gab es hier oben das übliche Bild: Verrostete
Betten, Scharten und zerstörte Ventilationseinrichtungen. Toll:
Die Sprachrohre zur Kommunikation waren nicht nur intakt, sie
funktionierten sogar noch!
(Sprachrohre in Block 4)
Auf dem Weg nach unten trafen wir dann wieder
die beiden anderen Touris, die uns berichteten, dass Block 1
genauso wie 2 aussehen würde. Schade, dass man es nicht gesehen
hat, aber halt dann auch kein Beinbruch… Wir haben uns noch eine
Weile unterhalten und sind dann langsam Richtung Ausgang
gegangen, unterwegs unsere Knicklichter wieder einsammelnd. Nach
dem langen Aufstieg zum Eingangsblock, sind wir dann durch den
Matsch wieder rausgerutscht. Insgesamt waren wir drei Stunden in
dem System unterwegs - und wir haben einen Block nicht gesehen.
Also auch eine PO ist immer ein lohnenswertes Ziel und man kann
dort recht viel zeit verbringen.
Am Auto gab es dann erst einmal eine ordentliche Stärkung und
Diskussion, was mit dem angebrochenen Tag weiter passieren
sollte. Wir einigten uns darauf, nicht zur GO Mont des
Welches zu fahren, sondern unser Glück zunächst in
Kerfent zu versuchen, die als PO viel kleiner
und in gut zwei Stunden durchaus erkundbar sein könnte, so sie
denn offen wäre. Anschließend sollte es zum PO Bambesch
weiter gehen, diese als Museum ausgebaute Petit Ouvrage hatte an
dem Tag angekündigt, das einige Reenactment-Leute mit
Fahrzeugen, Uniformen und Originalausrüstung zugegen wären. Das
wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Wir fuhren also Richtung Kerfent und trafen dort
nach nicht allzu langer Fahrt im Wald ein. Allerdings stellten
wir erschrocken fest, dass uns etwas die Zeit davon lief,
weswegen wir nur kurz schauten, ob wir denn an der richtigen
Stelle für „nach Bambesch“ wären. Waren wir wohl. Also gewendet,
zum PO Bambesch gefahren und dort dann die
geführte Tour mitgemacht.
(Restaurierte Fahrzeuge vorm
Bunkereingang.)
(Der zerschossene Eingangsbereich und
die ersten Reenactmentleute.)
Vor dem Bunker konnte man einige tolle Fahrzeuge
sehen und auch stilecht gekleidete Besucher. Faszinierend für
Fotos, denn so sah das alles noch wesentlich authentischer aus.
Der Bunker selber ist schon seit langem ein Museum, tatsächlich
das erste Maginotlinienmuseum überhaupt. Sensationell gut
erhalten und wirklich sehenswert, vor allem auch recht günstig.
5 Euro pro Nase – da kann man nicht meckern.
Das kleine Panzerwerk KERFENT ist eines der vielen Werke der
Maginot-Linie. Es befindet sich nicht weit von Zimming und
beschützte die Straße zwischen Metz und Saarbrücken. Trotz ihrer
strategischen Bedeutung waren die Panzerwerke des befestigten
Gebiets von Faulquemont nur mit Infanteriewaffen ausgerüstet :
Maschinengewehren, PAKs, leichten MGs und Minen.
Kerfent und Bambesch wurden 1940 durch die
Deutschen von hinten angegriffen. Hintergrund: Nach und nach, um
eine zusammenhängende Front zu bilden, nahm der französische
Generalstab mehrere Einheiten zurück, die bisher die
Maginot-Linie beschützten da die deutschen Einheiten nördlich
des Endes der ausgebauten Linie bei Sedan ja durchgebrochen
waren. Die Infanteriedivisionen, die den Festungssektor von
Faulquemont beschützten, gingen auch zurück. Nur vereinzelte
Festungsregimente blieben, um den Rückzug zu decken.
Am 13. Juni 1940 (die Deutschen waren schon in
Paris) wurde die Maginot-Linie aufgegeben. Nach und nach gingen
die Regimente zurück in Richtung Vogesen und ließen die Männer
der Panzerwerke allein um "den Boden zu schützen und für den
Rückzug zu sorgen".
(Französische authentische Uniformen
und ihre Träger - wie eine Zeitreise!)
(Aus der Nähe - die Eingangsscharte.)
(Die bekannten Filteranlagen in gutem
Zustand.)
Am 15. Juni, werden die Panzerwerke des
Festungssekor Faulquemont auf Befehl geräumt, während eine
starke deutsche Offensive gegen das benachbarte Gebiet der Saar
stattfand. Die 5 kleinen Werke des befestigten Gebiets von
Faulquemont befanden sich allein ohne Schutz. Wie es geplant
war, waren die Männer bereit die Anlagen zu sabotieren und sich
zurückzuziehen. Aber sie sollten ihre Stellung noch 2 Tagen
halten.
Am 17. Juni, als alles für die Evakuierung
bereit war, traten mehrere deutsche Truppenteile hinter den
Panzerwerke an. Eingeschlossen, entschieden sich die
französischen Offiziere für eine Gegenwehr.
(Lauffähiger Diesel!)
(Beeindruckende Kolben an der
Werkstattwand.)
(Mit dem Tourguide auf dem Weg in
einen der Kampfblöcke.)
Die 95.ID und die 167.ID schlossen langsam die
Panzerwerke der Maginot-Linie des befestigten Gebiets von
Faulquemont und Boulay ein. Am 20. Juni 1940, griff die 167.ID
das kleine Werk "Bambesch" mit einer 88mm Flak an. Am selben
Abend wird der zweite Block des Panzerwerkes evakuiert. Die
Offiziere des Bambesch, ohne Hilfe von außen hilflos gegenüber
dem Angriff, ergeben sich.
Derart gebrieft folgten wir dem Tourguide ins
Werk, an einer wartenden Gruppe Franzosen vorbei, denn nur ein
paar Minuten zuvor begann eine deutsche Führung. Im Eiltempo
ging es also durchs Obergeschoss des Eingangsblocks bis wir den
Rest der Führung erreichten. Im exzellent ausgestatteten
Eingangsbauwerk konnte man wunderbar sehen, wie die
Eingangsverteidigung funktionierte (binnen 30 Sekunden… :/ ),
wie die Filterräume im Neuzustand ausschauten und wie der
Fahrstuhl nicht abgestürzt aussieht.
(In der Küche.)
(Wunderschön erhaltener Herd mit
Abzug.)
Nach ein
paar Minuten hatten wir dann zur Hauptgruppe aufgeschlossen und
uns erwartete eine
exzellent erzählte Tour an vielen hervorragend erhaltenen
Einrichtungen des Bunkersystems. Es ging über die Treppe hinab
zur Hauptgalerie, wo wir uns zunächst die Maschinenräume und
Kaserneneinrichtungen anschauten.
Highlights waren hier auf jeden Fall die
Küche, stilecht mit alten Ausrüstungsgegenständen versehen. Auch
die Maschinenräume waren sehr beeindruckend, der Dieselgeruch
aber doch recht penetrant. Uns störte das nicht so sehr, aber
einige mitgeschleifte Damen hielten sich erstmal die Nasen
demonstrativ zu. Nunja.
(DAS ist ein Männerschlüssel!)
(Turmmechanik.)
(Lagerraum.)
Am ersten Kampfblock angekommen ging es die
bekannten Treppen wieder hinauf. Der Tourguide erklärte hier
schön anschaulich, wie die Türme bewegt und kontrolliert wurden.
Für mich jetzt nichts elementar neues, aber sehr gut gemacht.
Treppab wieder in die Galerie und weiter zum nächsten Block.
Die Krankenstation war nicht mehr ganz
komplett eingerichtet, kein Vergleich etwa zu Hackenberg. Aber
die Pos waren ja eh etwas spartanischer eingerichtet. Im
Kasernenbereich konnte man dann das noch gut eingerichtete
Werkstattlager sehen nebst dem Kommandoposten. Hier war auch
eine beachtliche Waffensammlung zu sehen, wobei unser Führer
auch hier die Einbrüche beklagte, wo so manches Exemplar
gestohlen wurde. Kam mir von Hackenberg bekannt vor…
Einen Teil der Führung verstand ich nicht ganz
– als wir an der aufgeschnittenen Belüftung vorbeiwanderten,
erzählte unser Tourguide etwas von den giftigen Gasen, die man
so versucht hätte, nicht ins ganze Bauwerk zu leiten..? Da muss
ich mal nachrecherchieren, was damit gemeint war. Vielleicht
eine Fehlfunktion in den Filtern oder das nach dem Eindringen
der Deutschen in die Anlage diese aufgehalten werden sollten…?
(Waffensammlung - im Bild eine der
Schartenwaffen (denke ich).)
(Genau wegen solcher Bilder wollte ich
unbedingt an dem Sonntag hier hin...)
Hinauf dann wieder in den dritten Block und
dort sahen wir viele spannende Wandmalereien. Auch die
gepanzerten Scharten waren hier gut zu sehen, die
Reenactmentleute posierten für uns für ein paar beeindruckende
Bilder. Durch den ausgebauten Notausgang verließen wir dann den
Kampfblock und konnten außen recht drastisch den Beschuss durch
die deutsche Artillerie am Block sehen. Sehr ernüchternd, was
hier nur ein wenige Stunden dauernder Beschuss aus dem Bunker
machte! Unser Tourguide erklärte hier auch, wie die Einbrecher
das letzte Mal hereinkamen und wir waren wirklich angesäuert,
wie wenig Respekt machen Leute vor Geschichte haben. Trauerspiel
sowas. Auf dem Weg zurück zum Ausgang konnten wir im Wald sehr
schön die verschiedenen Infanterie- und Panzerhindernisse rund
um den Bunker sehen. Hier war der Erhaltungszustand nicht viel
besser als in freier Wildbahn, dank des lichten Waldes aber gut
zu erkennen und gefahrlos anzusehen.
(Man beachte das vorgehende Bild und
die linke Wandmalerei - genau, richtige Uniform für diesen
Bunker!)
(Einer der Reenactmentleute zeigt uns
das Scharten-MG.)
(Verheerende Beschusspuren durch den
deutschen Angriff.)
(Schöne Militärfahrzeuge vor dem
Bunker.)
Nach einigen Minuten trafen wir dann wieder am Eingangsblock
ein, verabschiedeten uns vom Tourguide und bedankten uns für die
nette Führung – auch die mitgekommenen (übrigens Luxemburger)
Reenactmentleute wurden verabschiedet, wir machten einige Fotos
von den Militärfahrzeugen vorm Bunker und dann – warfen wir erst
mal ein paar Würstchen ein.
Von hier sollte uns der Weg dann zurück nach Kerfent
führen – wir machten uns auf den Weg und fuhren den Waldweg
entlang – um dann einen Waldarbeiter mit Kettensäge mitten auf
dem Weg zu sehen. Mist. Also: Umgedreht, raus aus dem Wald. Man
will da ja nichts provozieren. Blöd halt nur, das wir so eine
halbe Stunde wieder "für nichts"" verbraten haben. Es folgte
dann die nächste kleine Fehlentscheidung...
Aufgrund der nicht ganz frühen
Stunde mehr, fuhren wir dann zur
Artilleriekasematte Stocken, die
man von Bambesch aus im Wald erahnen kann. Das Problem hier war,
das ich keine Koordinaten hatte und von Google Maps aus gesehen
das gar nicht so schwer aussah, zu erreichen. Vor Ort hingegen
stellten wir fest, das der eigentlich nur ein paar hundert Meter
kurze Weg über eine ehemalige Müllkippe führte (die
Plastikfetzen die aus dem Gras herausragten waren echt
verräterisch…) und wir am Ende der Kippe an einen so steilen
Hang stießen, das hier kein Durchkommen war. So kamen wir also
dann nicht zur Kasematte. Wir wanderten etwas am Waldrand
entlang, kamen aber einfach nicht den Hang runter. Von der
anderen Seite aus. War der Weg weit über einen Kilometer lang
und die genaue Lage des Bunkers war uns auch nicht klar. Was
tun…? Wir setzten uns ins Auto und fuhren also Richtung Wald
zurück, in der Hoffnung, einen befahrbaren Weg am Waldrand zu
finden: Pustekuchen. Da war nichts zu machen!
Dafür sahen wir einen kleinen
Bunker beim Vorbeifahren. Geparkt, übers Holz
hingeklettert und: Es handelte sich um einen
feldmäßigen Abri,
einfach etwas Wellblech mit Beton drüber in zwei tiefen Kratern
platziert. Nicht beeindruckend und auch nur als besserer
Regenschutz meiner Meinung nach… Wir haben nur schnell ein Bild
gemacht und weiter ging es.
(Feldmäßiger Abri im Wald bei
Bambiderstroff.)
Da wir so einfach nicht an die Kasematte
herankamen, stoppten wir aber zumindest bei den „Les
Bambis des Bambiderstroff“ – eine Kette von
Kleinbunkern, die am Waldrand bei Bambesch liegen. Dies sind
einfache Kleinbunker, die überwiegend vom MOM-Typ zu sein
scheinen. Vier Stück liegen hier am Waldrand, mit Laufgräben
miteinander verbunden. Zwei offenbar mit MG bewaffnet, einer mit
einer PAK und der vierte hatte einen größeren Ziegelanbau (!),
der nach einer Mörserstellung aussah. Jedenfalls haben wir das
Loch im Dach so interpretiert. Sehr viel zu sehen war nicht, tw.
Waren die Bunker auch etwas vermüllt und als Toilette benutzt
worden, aber da wir sonst bei der Tour nicht so viel sehen
konnten, nahmen wir das mal in Kauf.
(MOM Bunker im Wald bei Bambiderstroff.)
(MOM Bunker im Wald bei Bambiderstroff
von innen.)
Nach einer halben Stunde
waren wir damit dann aber auch durch und überlegten, was wir nun
noch schaffen könnten. Da Mont des Welches,
eine der Gros Ouvrages auf dem Nachhauseweg lag und die als
Optionsziel ja angedacht war, wollten wir dann zumindest da mal
hinfahren um zu schauen, wie die aussieht. Im Wald gegenüber lag
ja auch der Abri Klang, der wäre ja noch eine Möglichkeit…
Also ab ins Auto und in Richtung Mont
des Welches/Abri Klang gefahren. Die Fahrt dauerte dann
auch nicht mehr so lange und gegen halb sieben abends waren wir
am Wald angekommen. Der Waldweg zu Klang war jedenfalls
unbefahrbar, der Plan dorthin zu fahren und den Rest zu laufen
strichen wir sofort. Richtung Mont des Welches ging es aber
durchaus ein Stück in den Wald hinein.
Also dort hinter einem alten Bahndamm geparkt,
Plan geschnappt und los zogen wir. Nach einer Viertelstunde
sahen wir dann den ersten Block links im Wald liegen, gingen
aber weiter Richtung Eingangsblock. Und dort sahen wir von
weitem schon die angeschüttete Erde. Doch als wir näher kamen,
stieg der Frust aufgrund der späten Stunde: Jemand hat eines der
Lüftungsgitter aufgesägt und damit schien es doch einen Zugang
ins Innere zu geben. Nur: Wir hatten jetzt keine Zeit mehr für
eine längere Tour. Verd…. Also nur kurz zur Scharte
hochgeklettert, reingeschaut und ein Foto gemacht und dann
beschlossen: Wir müssen noch eine Tour machen! Bald! Bevor das
Dingen wieder zu ist!
(Alter Bahndamm bei Mont des Welches.)
(Da hat doch wer gebuddelt...?)
(Einstieg zum "heiligen Gral"!)
Ein offenes Grand Ouvrage zu finden ist sowas
wie der heilige Gral im Bereich des inoffiziellen
Bunkertourismus. Besser erhaltene und größere Anlagen existieren
weltweit schlichtweg nicht. Entweder sind solche Anlagen stärker
verwüstet oder schlicht nicht mehr zugänglich – oder in Museen
umgewandelt bzw. nach wie vor in Nutzung.
Da standen wir also vor der Riesenanlage und
hatten noch 10 Minuten Zeit bis zur Rückfahrt… Wir sahen uns
dann noch kurz einen der Artillerieblocks an, der übererdet
wurde um festzustellen, an welchem Eingang wir standen und
gingen dann zum Auto zurück. Nach einer recht langen Fahrt und
dem obligatorischen Stop bei Mäkkes (wo wir einen
flügeltürgetunten Golf 3 bewundern durften, der mangelnde
Motorleistung mit Photonenenergie am Unterboden auszugleichen
suchte… bitteschön, wer das braucht) unterwegs trudelten wir
dann kurz vor (der Rest) bzw. nach Mitternacht (ich) wieder
zuhause sein. Bewaffnet mit einigen neuen Eindrücken, vielen
Fotos, Video und dem festen Plan „dieses Jahr müssen wir nochmal
los und den Rest sehen!“
Inkl. allem Drum
und Dran lagen wir dieses Mal durch die Mehrzahl an Mitfahrern bei
nur noch ca. 75 Euro pro Person für das
Wochenende. Eine billigere Tour hatte ich noch nie... Nicht schlecht, relativ wenig Eintrittsgelder und die
Selbstversorgung machte es wieder möglich trotz der
Hotelübernachtung und dem Sprit (wie immer größter
Einzelposten) das Ganze sehr im Rahmen zu halten.