Und wieder ging ich im Sommer 2008
auf eine große Bunkertour, dieses Mal war mein Ziel Belgien und Frankreich, wo ich
mir ein umfangreiches Programm ausgesucht habe. Zunächst wollte
ich die Schlachtfelder rund um Ypern besuchen, wo im ersten
Weltkrieg das erste Mal im größeren Umfang Gas als Waffe
eingesetzt wurde und das dadurch traurige Berühmtheit erlangte.
Aber auch die nicht allzu weit entfernten Schlachtfelder der Somme
wollte ich mir ansehen, da ich ja bereits ausgiebig Verdun bereist
hatte, würde ich so die drei größten Schlachtfelder des
westlichen Teils des ersten Weltkriegs alle gesehen haben. Zum Schluss
würde ich dann noch einen Abstecher zum Pas-de-Calais machen,
denn dort stehen alle drei V-Waffen aus dem zweiten Weltkrieg zur
Besichtigung, was sehr interessant sein sollte. Vor allem die
massiven oberirdischen Bunker sollten sehr interessant sein. So
sah also die grobe Planung für den Juli aus...
Ypern
Am ersten Tag ging es dieses Mal wieder solo auf Tour, Ziel war
Ypern, eine Stadt in Belgien. Dieses Mal mit ausreichend
Kartenmaterial aus Google, dem frisch programmierten Navi nebst
Karten für Westeuropa bewaffnet und auch sonst technisch etwas
hochgerüstet (Elektrokühlbox, Zelt, Selkbag zum Schlafen, Grill
mit Luftpumpe und allem Pipapo) sollte die Fahrt durchaus eine
vernünftige Angelegenheit werden. Ich kam auch recht flott voran,
lag nahezu im Zeitplan, als einige Zeit nach meiner Ankunft in
Belgien nach dem ersten Tankstop ein leichter Elektronik- und
Brandgeruch im Auto bemerkbar wurde. Seltsam? Kurze Zeit später
zog dann eine Rauchfahne aus dem Armaturenbrett zu mir herüber -
der frisch erworbene Y-Adapter für den Zigarettenanzünder, der
sowohl Elektrokühlbox als auch Navi mit Strom versorgte, war
geschmolzen (!) und hatte einen kleinen Brand nebst Kurzschluss
verursacht. Schnell den Warnblinker an und ab auf den
Randstreifen, den brennenden Adapter auf den Boden, etwas Wasser
drüber, Feuer aus. Trotzdem war das halbe Armaturenbrett ohne
Saft - Murks. Zum Glück kam kurze Zeit später ein Rastplatz mit
Tankstelle und dort fand ich glücklicherweise ein Paket mit
Sicherungen an der Theke. Gekauft, Betriebsanleitung raus und
schon konnte die Fahrt weitergehen. Einziges Problem: Von nun an
konnte ich nur abwechselnd Kühlbox und Navi laden/betreiben, was
meine Planung bezüglich Essen und Navigation noch öfter
einschränken würde.
Ein paar Stunden später (die
Fahrerei in Belgien mit sturen Tempo 120 machte es nicht gerade zu
einer flotten Fahrt...) war ich dann endlich am ersten Ziel
angelangt: In Paschendal
zum Zonnebeke Museum, das einem lt. mehreren Webseiten eine gute Übersicht und
Einstieg zum Thema Ypern geben sollte. Schön in einem Park
gelegen, war es leider nicht so einfach zu finden, die
Beschilderungen hier waren doch etwas dürftig. Nach einer kleinen
Wanderung durch Sonnenschein hatte ich es aber gefunden und konnte
die ersten Bilder gegen Mittag schießen. Leider war ich meinem
Zeitplan über eine Stunde hinterhergehinkt, da ich morgens nicht
ganz so früh loskam, wie geplant und ich das Museum etwas länger
gesucht habe. Auch das Brandabenteuer hatte Zeit gekostet.
Größere Kartenansicht
Im Museum konnte man eine sehr
große Zahl an Dioramen und Ausrüstungsgegenständen der Armeen
sehen. Direkt am Anfang wurde auf die Besonderheit der Schlachten
um Ypern in Bezug auf den Gaskrieg eingegangen, in dem man den
Gasschutz und die Gasgranaten direkt als erstes Ausstellungsstück
einsetzte.
(Gasgranaten und Ausrüstung.)
(Gasschutz durch primitive und dann
bessere Gasmasken.)
(Bizarr: Mittelalterlich anmutende Rüstungen für den
Grabenkampf.)
Im
Kellergeschoss hat man hier dann ein Tunnelsystem nachgebaut, wie
man es unter dem Ort damals finden konnte. Bis heute werden in
dieser Gegend regelmäßig bei Bauarbeiten verschüttete Tunnel
und unterirdische Stellungen gefunden, die während der
jahrelangen Kämpfe von beiden Seiten gebaut wurden. Auch sackt
immer wieder mal der Erdboden stellenweise ab, da Tunnel und
damalige Bunker irgendwann einstürzen. Die Ausstellung hier
wirkte auch durch die Geräusche im Hintergrund recht beklemmend
und ich fand sie recht gut gemacht. Es gab zwar nicht all zu viele
Exponate im Keller zu sehen, aber es gab einem doch einen ganz
guten Eindruck, wie es hätte sein können. Allerdings war alles
dafür etwas zu sauber und klinisch - so ganz einverstanden bin
ich mit der Präsentation des Tunnelsystems eher weniger, kannte
ich doch solche Anlagen von Vauquois etc.
(Im
Keller ein nachgebautes Tunnelsystem.)
(Lazarettnachbau)
(Wasserpumpe
zum Lenzen.)
Nach etwas unter
einer Stunde war ich dann mit dem Museum soweit durch, ich hätte
mir gerne etwas mehr Zeit genommen, um mehr Tafeln zu lesen, aber
setzte mich selber zu sehr unter Druck, um möglichst viel sehen
zu können. Als nächstes Ziel war der
Hooge Krater angesetzt,
mitsamt einem kleinen Museum. Dort angekommen stellte ich fest,
das der Krater völlig zugeschüttet und Teil eines
Soldatenfriedhofs ist. War mir vorher nicht klar... Größere Kartenansicht Das Museum
wurde kurz besucht, untergebracht ist es in einer ehemaligen
Kirche. Es ist recht klein, aber von unten bis oben mit Exponaten voll gestopft.
Aber hier zeigte sich recht drastisch: Masse, statt Klasse. Ich
muss nicht unbedingt 200 verschiedene Handgranaten sehen, die zwar
alle exzellent erhalten sind - dennoch wäre etwas Abwechslung und
ein etwas breiteres Spektrum an Ausstellungsstücken
wünschenswert. Mein Aufenthalt hier war rekordverdächtig kurz,
unter einer halben Stunde war das Thema durch. Mithin war ich
meiner Reiseplanung etwas näher gekommen.
(Granaten
wohin das Auge reichte.)
(Massenweise
diverse Pistolen und Revolver.)
(Reichlich Handgranaten und Granatenzünder.)
(Alle Dioramen
waren hinter störend spiegelndem Glas. Leider.)
Da
es so langsam Richtung Nachmittag ging, wollte ich einen kleinen
Imbiss zu mir nehmen. Die Preise im Cafe hier waren aber äußerst
gesalzen, ich entschloss mich daher im Auto meinen geplanten
Imbiss zu mir zu nehmen, der auch erstmal ausreichte. Ich setzte
dann nach wenigen Minuten meine Tour fort und fuhr zum "Sanctuary
Wood", wo sich jahrelang kanadische und deutsche Einheiten
gegenüberlagen. Größere Kartenansicht Hier war ein großes Stück des Grabensystems
sehr gut erhalten worden und nicht wie in Verdun mit Gras
eingesät. Nein - hier war überall nackte Erde, Holz und Matsch,
es sah also deutlich authentischer aus, als die Systeme, die ich
zuvor sah. Leider waren auch zwei englische Schulklassen vor Ort,
die diesen Ort mit deutlich weniger Respekt und Ehrfurcht
betrachteten, als ich. In dem Alter wäre ich wohl ähnlich mit
der Materie umgegangen, aber es nahm meiner Besichtigung dennoch
fast jedes Element an Bedächtigkeit. Schade.
(Munitionsreste,
wie sie beim Erhalt der Anlage immer wieder gefunden werden.)
(Englische
Schulklasse voraus im Grabensystem.)
(Ansicht
der Gräben.)
(Grabenschild
als Beobachtungspunkt.)
(Ein
unterirdischer Bunker im Inneren.)
(Eingang
des Bunkers.)
Teilweise war
es sehr matschig hier in den Gräben, ich hatte leider das nasse
Wetter an den Tagen zuvor unterschätzt und war nur mit
Turnschuhen unterwegs. Großer Fehler! Denn ab und an musste ich
aus dem Graben klettern und Umwege laufen, wo man mit festen
Schuhen einfach hätte durchgehen können.
(Matschiger
Graben.)
(Zickzacksystem der
Gräben.)
Nachdem ich eine
ganze Zeit das Grabensystem erkundet hatte, schaute ich mir noch
die übersichtliche Ausstellung im Museumscafe an, aber diese
ähnelte leider eher einer Mischung aus Militariahandel,
Militärverehrung und Rumpelkammer, was mich dann nicht so
besonders fesselte. Wären die Schulklassen nicht vor Ort gewesen,
der Sanctuary Wood wäre eine sensationelle Erfahrung bezüglich
der Gräben gewesen. Beeindruckender als Froideterre fand ich, vor
allem deutlich besser erhalten. Aber leider auch touristisch nicht
sehr pietätvoll erschlossen. Schade.
(Rumpelkammermäßige
Ausstellung im Inneren.)
Ich verließ
dann Sanctuary Wood und trocknete meine Schuhe notdürftig. Mein
nächstes Ziel sollte dann der Hügel 60 sein, der nicht sehr weit
weg von hier war. Größere Kartenansicht Eine ehemalige Abraumhalde von einer
Bahnkonstruktion, war dieser kleine Hügel das Ziel erbitterter
Gefechte, war er doch der einzige minimal höher gelegene Punkt in
diesem flachen, feuchten Gebiet. Dort angekommen stellte ich fest,
das das Museumscafe angeblich neu eröffnet worden wäre - es aber
leider heute geschlossen sei. Ich schaute mal durch die Scheiben
und stellte fest, das jedenfalls der Museumsteil nicht mehr da war
- also kein Verlust. Das Auto abgestellt und dann ging es auch den
Hügel hoch, vor Ort erkunden, was noch zu sehen ist.
(Beobachtungsbunker
am Hügel 60 von außen.)
(Zugänglicher
Miniaturunterstand, verbunkert.)
(Ich
habe mich mal reingequetscht und versucht von innen zu
fotografieren. Platz war hier drin für maximal 3 Personen, dann
war Ende.)
Auf dem Weg
zurück zum Auto habe ich noch einen recht großen Minenkrater
gesehen, hier ist eine der riesigen Sprengladungen gezündet
worden, mit der bei der Schlacht von Messines die deutsche Front
aufgebrochen werden sollte. Ein ganzes Stück des Hügels
verschwand hier einfach.
(Minenkrater
mit Metallkuppel mir unbekannten Ursprungs.)
Auf
dem Hügel sah ich eine kleine britische Reisegruppe, die sich den
Hügel anschauten. Als ich Richtung Auto zurückging, sah ich dann
auch deren Kleinbus - es war der von Battlefieldtours.co.uk aus
England, deren Webseite ich als Inspiration zur Planung meiner
Reise genutzt hatte. Netter Zufall. :) Auch zwei freundliche
Niederländerinnen wollten von mir ein paar Details zu dem Hügel
wissen, wobei ich ihnen gerne half. Sie waren ein wenig
überrascht zu Ende unseres Gesprächs, das ich kein Amerikaner
wäre als sie mein Kennzeichen sahen. Nett. Nach
dem Besuch des Hügels startete ich dann eine kleine Irrfahrt,
denn ich wollt den so genannten "Bayernwald" besuchen, in
dem ebenfalls ein kleines Grabensystem und mehrere Bunker zu sehen
seien. Hier hatte vor einigen Jahrzehnten ein Privatmann aus der
Gegend beim Buddeln einen Minenschacht und mehrere Bunker aus dem Krieg
entdeckt und dann ein kleines Freilichtmuseum daraus gemacht.
Soweit, so gut - allerdings musste ich mehrere Orte weiter fahren,
um den Schlüssel für dieses Freilichtmuseum zu organisieren,
denn nach dem Tod des Besitzers verfiel es für einige Jahre und
wurde vor kurzem von der lokalen Tourismusagentur übernommen,
eingezäunt und abgesperrt.
Größere Kartenansicht
Leider war der Zustand der Anlage entsprechend - immerhin gab es
neue Infotafeln, aber ein Teil des Geländes war gesperrt und an
mehreren Stellen fällt das Grabensystem auseinander. Man kann
dort aber immerhin sehen, das der Vorbesitzer hier sehr.... sagen
wir mal bodenständig rekonstruiert hat. Viel Originales scheint
hier nicht mehr zu sein, abgesehen von den Bunkern. Die lokale
Tourismusbehörde scheint aber bemüht, die Anlage wieder nach und
nach in einen vernünftigen Zustand zu bringen.
(Grabensystem am Bayernwald.)
(Ansicht der ersten Hälfte des
fast kompletten Systems - übersichtlich.)
(Um mal die Größe zu
verdeutlichen: Bild mit mir. Grabenauskleidung mit Holzpaneelen
und Faschinen)
(Andere Hälfte des Systems.)
(Verfallende Reste der Gräben.)
(Eingang zu den deutschen Bunkern.)
(Schlichter zweiräumiger Aufbau
mit Verbindung im Innern. Voller Wasser und Müll. Schade.)
Die Bunker hier waren absichtlich
so niedrig gebaut worden, damit sie nicht dauerhaft genutzt werden
sollten. Anderenfalls würde die Soldaten "zu bequem werden
und nicht ausreichend offensiv orientiert sein". Verquere
Logik, die völlig menschenverachtend ist!
(Bild mit (vermutlich) dem GRÖFAZ im Bayernwald.)
Einer der Gründe, warum der Bayernwald eine gewisse Bekanntheit hat, ist, das hier Adolf Hitler
zeitweilig Dienst tat. Ich hätte es außerordentlich begrüßt,
wenn ausgerechnet dieser Mann hier geblieben wäre, aber nein...
(Bessere Ansicht der Bunker
von außen - man beachte, wie klein sie sind!)
Da
hier nicht so viel mehr zu sehen war und mich außerdem die
Mücken schon gehörig quälten, bin ich dann zum nächsten Ziel
aufgebrochen, dem Museum in Ypern, "Cloth Hall". Leider
stellte ich bei meiner Ankunft fest, das es zwar noch offen war,
aber man mindestens 16:30 da sein müsste, um noch eingelassen zu
werden. Man hatte leider die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde
gekürzt und durch meine latente Verspätung bei der Fahrt
hierhin, war es nicht möglich, das Museum zu sehen. Schade - es
sollte sehr interessant sein, wie ich überall hörte. Also bin
ich dann zum Zeltplatz gefahren, was eine weitere Irrfahrt wurde.
Aufgrund einer Baustelle war er nicht leicht zu finden, bei Google
Maps war der Platz (damals?) nicht zu sehen durch die schlechte Auflösung
und ein Eingang war auch nicht zu finden. Es wäre toll, wenn man
in Ypern bei der Stadt eine kleine Beschreibung hinterlegen
würde, wie man den Platz findet, denn er hat den Eingang in einer
anderen Strasse. Na super. Größere Kartenansicht Immerhin konnte ich das auf
englisch & holländisch gemischt im lokalen Schwimmbad (!)
erfragen, so dass ich dann doch gegen 18 Uhr auf dem Platz
eintraf. Kurz dort eingecheckt und die Zeltplatzwarte mit meinen
Brocken Holländisch beeindruckt ("Ein Deutscher, der unsere
Sprache spricht? Hammer!"), Auto geparkt, Zelt raus, alles
aufgebaut und dann - habe ich die optionalen Ziele für den
Tag, ein kleines Grabensystem, das beim Dreh einer Dokumentarserie
gefunden wurde und ein deutscher Bunker bei Zandvoorde für heute
gestrichen. Stattdessen bin ich auf Empfehlung diverser
Webseiten zum Menin Tor gelaufen in Ypern, wo jeden Abend ein
Zapfenstreich der örtlichen Feuerwehr im Andenken an die
britischen Verteidiger der Stadt geblasen wird. Auf dem Weg
dorthin ging es über eine Weide und durch die mittelalterlichen Befestigung
der Stadt - sehr malerisch.
(Wehrgraben
und Stadtmauer.)
Dort
"sah" ich dann am Tor diese Zeremonie, umgeben von
Hunderten von Touristen. Ich fand das aber eher merkwürdig, aber
alle anderen waren hellauf begeistert. Nunja.
(Das
Tor an dem die Zeremonie stattfindet.)
(Meine
Sicht auf die Zeremonie...)
Anschließend
ging es zurück zum Zeltplatz, wo ich dann ein Bier aufmachte, den
Grill aufbaute und zünftig gegrillt habe. Meine Zeltnachbarn
gegenüber, eine fünfköpfige britische Familie, war ein wenig
erstaunt über meine Organisation: Luftpumpe für die Matratze,
Campingstuhl, großes Zelt für eine Person, Grill, eiskaltes Bier
aus dem Elektrokühler, Picknickdecke als Unterlage für alles -
und ein erstaunlich gutes Essen. Es gab Steak, Tomaten und
Radieschen, ein gekochtes Ei und frisches Kräuterbaguette vom
Grill. Was wollte man mehr? Nach dem Essen habe ich noch ein bisschen
einen Xtwin auf dem Parkplatz geflogen und bin dann nach einem
zweiten Bierchen schlafen gegangen, nachdem ich Tia kurz berichten
konnte, das alles in Ordnung sei und es mir gut geht. Morgen
würde ein langer Tag werden... Der Zeltplatz war jedenfalls sehr
brauchbar, nicht zu groß, ruhig genug gelegen, ausreichende
Einrichtungen für meine Zwecke: Daumen hoch.
(Zeltplatzromantik.)
Somme Früher
Morgen und ich stehe etwas verschlafen, aber doch akzeptabel
erholt auf. Dank neuem Schlafsack, Isodecke unter der
Luftmatratze und angepasster Kleidung war die Nacht im Zelt kein
Problem. Kurz zur (nicht unbedingt modernen, aber sauberen und
funktionalen) Waschanlage getapert, Morgentoilette erledigt,
die Wertsachen im Auto verstaut und dann ging es auch schon los.
Erstmal tanken, das Navi programmieren (blöd, das in Frankreich
jede zweite Strasse "Rue Irgendwas" heißt...) und einen
Kaffee organisieren - und dann ab auf die Autobahn. Wie schon am
Vortag: Gemächliches Dahinzuckeln mit Tempo 120 in Belgien und
Tempo 130 in Frankreich, vorbei an diversen Kameras und
Radarkontrollen. Die Fahrt war aber soweit ganz akzeptabel - nur
das die Strasse, an der das erste Ziel des Tages lag, leider nicht
im Navi zu finden war. Mist! Die Beschilderung war leider auch
typisch Laissez-Faire: Wenig bis nicht vorhanden und wenn, dann
verwirrend. Entsprechend dauerte es länger als nötig, aber
immerhin voll im Zeitplan liegend, bis ich da war. Auch das
ständige Ab- und Anstöpseln von Navi und Kühlbox nervte
mittlerweile. Entweder würde mein Grillgut bereits im Auto
vorgebraten, oder mangels Saft fürs Navi würde ich mein Ziel
nicht finden können. Immer wieder eine Zwickmühle... Erster
Anlaufpunkt des Tages war der "Neufundland Park"
zwischen Hamel und Auchonvillers. Hier ist ein neufundländisches
Regiment am ersten Tag der Somme gegen die Deutschen angetreten und
wurde völlig zusammengeschossen. Offenbar eine traumatische
Erfahrung für das kleine Neufundland (klein an Bevölkerung!),
denn praktisch jede Familie dort kannte jemanden beziehungsweise
hatte selber ein Mitglied hier verloren. Die Neufundländer sind
in eine unglaublich gut vorbereitete deutsche Stellung geschickt
worden, die nur sehr schwer einzunehmen gewesen wäre. Nach
wochenlangen Kämpfen kam man gerade einmal zwei-, dreihundert
Meter weit. Größere Kartenansicht Das
Gelände erinnert stark an das Gelände von Douaumont bei Verdun,
auch hier hat das gut gepflegte Gras die Grabenlandschaft
erkennbar, aber gnädig überwachsen und in eine Art morbiden,
bizarren Landschaftspark verwandelt.
(Landschaftsgärtner bei der Arbeit. Beide stehen in einem
Stellungsgraben der zweiten Linie, links hinter der Strasse war
der Reservegraben und ein Lazarett eingerichtet.)
Am
Eingang kam neben mir eine andere Familie an, die aber den
freundlichen Studenten, der hier Dienst tat links liegen ließ.
Schade. Ich habe mich dann mit ihm zunächst auf französisch
unterhalten, wir sind dann aber zu Englisch gewechselt, was für
mich deutlich einfacher ist auf Dauer. Als Kanadier konnte er
beide Sprachen sehr gut, ich war da recht begeistert von. Der
junge Mann studiert Politikwissenschaften, das fand ich ja recht
überzeugend und so habe ich tollerweise eine Einzelführung durch
das Gelände bekommen. Sensationelle Betreuung, komplett kostenlos
(ich habe aber hinterher einen Zehner in die Spendenbox geworfen,
das war so klasse, das hätte auch mehr kosten können!) und
das Beste: Er war interessiert, qualifiziert und wollte von mir
auch etwas über meine Touren erfahren, warum ich das mache, wieso
ausgerechnet hierhin und das es ja sehr untypisch sei, hier
deutsche Besucher zu empfangen. In der Tat. Wir
begannen also den Rundgang durch das Gelände und er erklärte
mir, das wir beide Seiten des Gefechts sehen würden, das
komplette Schlachtfeld sei soweit erhalten worden. Man konnte
deutlich im Boden die Stellungsgräben und Laufgräben ins
Hinterland erkennen (die waren sogar auf dem Parkplatz
angezeichnet, geniale Idee). Schon nach kurzer Zeit sind wir dann
auf einen Aussichtshügel gestiegen, der erst nach dem Krieg als
Denkmal errichtet wurde. Komplett mit röhrendem Elch an der
Spitze, aber es hätte schlimmer kommen können.
(Das Denkmal mit Schützengräben im Vordergrund.)
(Alle Wege waren eingezäunt damit man die Landschaft nicht stört
- etwas anders als in Verdun, aber nachvollziehbar.)
(Überwachsene Grabensysteme.)
Oben
auf dem Hügel angekommen, hatte man einen unglaublichen Ausblick
auf das Schlachtfeld. Man konnte sofort erkennen, wo die
neufundländischen und deutschen Linien lagen und warum die
Schlacht ein solcher Wahnsinn war. Gegen den Horizont einen
leichten Abhang hinab mussten die Neufundländer gegen die
deutschen Linien rennen, die dann wieder leicht erhöht lagen. Wer
auch immer hier aufstand, war somit sofort zu sehen und ein
unglaublich leichtes Ziel. Unter solchen Bedingungen war jeder
Angriff komplett sinnlos - wurde aber dennoch wieder und wieder
unternommen. Die Zündung einer großen Mine in der Nähe soltle
den Angriff erleichtern, lenkte die Deutschen aber nur kurzzeitig
ab - da die Mine zu weit weg von hier gezündet wurde, herrschte
nur für ein paar Minuten Verwirrung und das Schlachten ging
weiter, denn nun waren die Deutschen vor dem Angriff gewarnt.
(Neufundländischer, vorderster Graben vom Hügel aus gesehen.
Davor ein Behelfsgraben, der nach ein paar Tagen der Schlacht
notdürftig gegraben wurde unter Dauerfeuer der Deutschen.)
(Relikte der Grabenwehren auf dem Weg zur deutschen Seite.)
(Toter Baum in der Mitte des Schlachtfelds, auch "Danger Tree"
genannt.)
Der Angriff kam bis
zu diesem Baum und blieb hier liegen. Man kann deutlich sehen,
welch kurze Entfernung dies nur war - jeder Meter Boden war hier
mit einem Leben bezahlt worden. Völliger Wahnsinn und Unsinn. An
der deutschen Seite angekommen, konnte man deutlich erkennen, das
hier die Gräben viel tiefer angelegt wurden, als auf der
französisch-neufundländischen Seite. Auch gab es hier einige
tief angelegte verbunkerte Erdstellungen in die man sich bei
Artillerieangriffen zurückziehen konnte. Der Student hat hier
noch mal deutlich darauf hingewiesen, das die Deutschen sich von
dem Hügel zurückgezogen hatten um ein besseres Schussfeld zu
bekommen und ihre Stellung wirklich exzellent angelegt war. Das
vielleicht, dennoch ein grausiges Unterfangen.
(Deutscher Graben mit Resten der Grabenwehr.)
(Freies Schussfeld in Richtung Denkmal - wie oben beschrieben, man
war gegen den Horizont ideal erkennbar.)
(Wo die Bäume stehen, wurde damals die bekannte Mine aus den
Filmaufnahmen im ersten Weltkrieg gezündet.)
(Zum Vergleich hier Bilder der Minenexplosion und der
Nachwirkungen.)
Wir gingen
dann noch ein Stück weiter bis zu einem kleinen Tal, das den
Deutschen als Rückzugsraum diente. Beim Gefecht waren die
Neufundländer dann irgendwann durchgebrochen und überrannten die
deutschen Stellungen. Eine zurückgezogene Einheit der Deutschen
hat in diesem Tal dann noch ein paar tage versteckt ausgehalten,
sich dann aber ergeben als der Kampf sinnlos schien. Bizarr.
(Tal als Rückzugsraum.)
Wir
waren damit am Ende des Rundgangs angekommen - außer den Gräben
war eigentlich nicht viel zu sehen, aber die unglaublich gute
Führung machte es trotzdem zu einem besonderen Erlebnis. Ich war
begeistert und habe mich dann noch ein bisschen mit den anderen
Studenten unterhalten. Kurz noch die Waschräume besucht und dann
ging es auch schon zum nächsten Ziel. Bisher das beste Beispiel,
das nicht die Anzahl der Exponate, sondern eine gute Präsentation
und Erklärung solch eine Stätte zu etwas Besonderem als Besuch
macht! Das nächste Ziel war
der "Lochnagar"-Krater, der größte Krater in
Europa, der von Menschenhand geschaffen wurde. Hier waren
ebenfalls am ersten Tag der Schlacht von Messines zwei
Sprengladungen gezündet worden um die deutschen Linien zu
durchbrechen. Das klappte auch hier aber nur teilweise - man
konnte zwar den Krater erobern und hatte dank des Erdauswurfs
sogar eine Art Minihügel im flachen Land erzeugen können, aber
wesentlich weiter kam man nicht. Also auch hier wieder unglaublich
viele Tote für einen lächerlichen Geländegewinn. Größere Kartenansicht Der
Krater ist im privaten Besitz, aber ein Besuch ist kostenlos. Man
muss den Krater selber sehen, auf Bildern kommt die unglaubliche
Größe leider nie richtig rüber. Selbst auf Video wirkt er viel
kleiner und vor allem flacher als in der Realität.
(Panoramabild des Kraters.)
(Detailaufnahme des Kraterbodens.)
Nach
kurzem Aufenthalt bin ich dann aber weiter gefahren, denn allzu
viel war hier nicht zu sehen, was aber schon vorher klar war.
Nächstes Ziel sollte das Thiepval Monument sein, was ich aber
ausfallen ließ um nicht wieder wie am Vortag zu wenig Zeit für
jedes Ziel zu haben. Auch das Cafe "Le Thommy",
was überall wegen seines adäquaten Essens und dem kleinen Museum
im Garten empfohlen wird, war an dem Tag leider geschlossen. Also
nur ein Minisnack im Auto unterwegs. Ich bin dann nach Delville gefahren um dort
das südafrikanische Monument zu sehen. Größere Kartenansicht Das war leider bei weitem
nicht so interessant wie gedacht. Noch vom Apartheidsregime
eingerichtet, war das Monument eine etwas pompöse
Beweihräucherung der südafrikanischen Truppen und nicht viel
mehr. Weder richtiges Museum noch erhaltenes Schlachtfeld - der
Besuch hat sich für mich nicht gelohnt. Schade.
(Südafrikanisches Monument bei Delville.)
(Das Innere Monument mit "Museum", errichtet im Stil
eines Forts.)
Im Innern war
statt historischer Ausstellungstücke hauptsächlich Kunst der
erbaulichen Art ausgestellt, weswegen ich dort auch keine Bilder
gemacht habe. Ich war da recht flott wieder weg, nur der lange
Fußmarsch hat meinen Besuch ziemlich in die Länge gezogen. Weiter
ging es dann nach kurz eingenommenem, kalten Mittagsimbiss. Es
ging bis in die Stadt Albert, ein Stückchen weg von den
vorherigen Zielen. Hier stand das "Musee des Abris"
auf dem Programm, das in einigen Luftschutzkellern aus dem zweiten
Weltkrieg untergebracht wurde. Größere Kartenansicht Eine recht geniale Idee für ein
Museum, das sich mit solchen Themen beschäftigt, von dem Ort her
eines der interessantesten, die ich bisher gesehen hatte. Ein
guter Film lief dort auch, leider fehlte die Zeit, ihn komplett zu
sehen. Aber viele Ausstellungsstücke, die in Dioramen eingesetzt
wurden, machten den Besuch zum Erlebnis.
(Eingang in das Museum.)
(Blick in den Luftschutzkeller die Treppe herunter.)
(Pedalbetriebene Lüfter.)
(Beispiel für die zahlreichen Vitrinen mit Fundstücken. Eine
unglaubliche Zahl an Fotografien, leider sehr klein und so nur
schwer hinter dem spiegelndem Glas zu sehen.)
(Diorama mit Gasgranatenwerfer.)
(Szene aus dem Museum.)
(Sehr aufwendiges Winterdiorama.)
Insgesamt
eines des besten Museen, die ich bisher gesehen habe,
stimmungsvoll in Szene gesetzt, aufwendige Dioramen, natürlich
ein unglaublich passendes Setting: Das war schon Klasse. Aber auch
bedrückend von der Atmosphäre her. Der Museumsshop ist auch
reichhaltig bestückt, aber ich habe wie immer davon abgesehen,
etwas zu erwerben, die Fotos reichen mir meistens... Unterwegs
habe ich kurz ungeplant an einem kleinen Denkmal Rast gemacht, das
"Butte de Warlencourt" - aber dort war praktisch
gar nichts zu sehen. Immerhin eine nette Aussicht, aber ansonsten
keinerlei Reste zu finden. Weiter
ging meine Fahrt zum "Vimy Ridge", ein ganzes
Stückchen entfernt von Albert, wieder Richtung Ypern. Hier gibt
es von den Kanadiern ein sehr gut gepflegtes Stück der
Frontlinie, komplett mit Sandsackbewehrten Schützengräben und
vor allem einen gut erhaltenen unterirdischen Abschnitt der Front.
Das Ganze hört sich an wie eine Mischung aus Vauquois und dem
Bayerwald, und so ist es auch. Größere Kartenansicht Leider sind die Schützengräben
viel zu klinisch aufgebaut. Zwar folgen sie den originalen, aber
so sauber haben die garantiert nie ausgesehen. Ein paar Bilder
dennoch hiervon, das Gelände war auf jeden Fall gut erschlossen
und ist durchaus sehenswert. Merkwürdig allerdings die elektrisch
geladenen Zäune, damit man den Rasen nicht betritt. Ob das
unbedingt nötig ist...?
(Mörser
auf dem Gelände.)
(Typischer
Zustand der Gräben.)
(Grabenschild
an Grabenende.)
(Blick durch
ein Grabenschild.)
Nachdem
ich eine Weile mir das Gelände angesehen hatte, habe ich im
Informationszentrum dann eine Karte für die Führung unter Tage
gekauft, die auch bald losging. Es handelte sich hierbei um einen
Versorgungstunnel, "Subway" genannt, der von den hinteren Linien nach vorne zur
Front gebaut worden war um die Truppen beschusssicher zu
versorgen. Ebenso wurden unterirdisch Lagerräume, Schlafräume
und sonstige Einrichtungen wie Küchen etc. eingerichtet. Sehr
ähnlich wie Vauquois, aber mit deutlich besserem Ausbau als die
dortigen französischen Tunnel..
(Einstieg
in den Tunnelbereich.)
(Verschütterter
Haupttunnel.)
(Gut erhaltener
Tunnelzustand, die Betonverstärkungen wurden nach dem Krieg erst
eingebaut.)
(Schlafraum.)
(Übersichtsplan
über den Tunnel.)
(Zahlreiche
Ausrüstung im Tunnel.)
(Ein
Nebentunnel.)
Leider gingen
die Batterien in meiner Kamera zu Ende, so dass ich ohne Blitz
fotografieren musste und so wurden viele Bilder nichts. Schade.
Dennoch interessant, diesen Tunnel zu sehen und ihn mit etwa
Vauquois zu vergleichen. Da
ich an der letzten Führung des Tages teilgenommen hatten, wurden
wir dann kurzerhand an die Oberfläche zurückgebracht und das
Gelände verschlossen, ich machte mich also auf die Rückfahrt
nach Ypern. Das optionale Ziel des deutschen Friedhofs in St.
Vaast habe ich daher ausgelassen. Immerhin habe ich aber den
Yorkshire Trench in Ypern angesehen, nachdem ich dort endlich
eintraf. Größere Kartenansicht Ihn wollte ich ja am Abend vorher sehen, was ja nicht
klappte. Das Gelände war recht klein und leider gab es kaum
was zu sehen, denn die erforschten "Dugouts", die tiefer gelegenen Räume waren voller Wasser gelaufen und
abgesperrt. So sah man nur den rekonstruierten Graben an der
Oberfläche, der eine Mischung aus Bayerwald und Vimy Ridge war.
Die Kamera lag stromtechnisch in den letzten Zügen...
(Plan
des Grabensystems.)
(Bild der
Oberfläche, in der Mitte Rekonstruktion der Holzböden in den
Gräben.)
(Die Gräben von
hinten.)
(Vollgelaufener
Dugout.)
Es wurde an der
Zeit, zum Zeltplatz zurückzukehren, denn der Hunger setzte ein
und praktisch alle Ziele für den Tag waren gesehen. Also fuhr ich
das Stückchen zum Zeltplatz und wiederholte den Spaß vom
Vorabend mit Grill, kaltem Bier und dem ganzen Theater. Die
britische Familie gegenüber hatte sich von mir inspiriert dann
auch einen Einweggrill gekauft und versuchte nun ungelogen ca. 2
kg Fleisch da drauf zuzubereiten. Ein Beispiel völliger
Verkennung der Lage der Dinge... Diese Picknickgrills schaffen
bestenfalls 2-3 Stücke Fleisch zu grillen. Mehr nicht.
Noch ein Baguette dazu, ok. Aber das ist auch alles. Jedenfalls
habe ich ihnen meinen Grill dann nach erfolgter Grillerei bei mir
angeboten, was sie aber unsinnigerweise ablehnten. Er hätte
zumindest noch ein oder zwei Stückchen grillen können. Dann halt
nicht. Dafür interessierte sich ein anderes britisches Pärchen
für den Grill und nutzte ihn dann noch kurz, um ihr Essen heiß
zu machen. Völkerverständigung auf dem Zeltplatz... Pas-de-Calais
und die V-Waffen Bunker Der
nächste Tag, wieder ein straffes Programm. Die Nacht war kurz
aber wieder ganz akzeptabel. Zunächst aber ein kurzer Besuch der
Waschlokalitäten und eine warme Dusche genossen, die auch nötig
war. Daraufhin dann ein kleines Frühstück eingeworfen und das
Zelt entleert, Auto bepackt und zum Schluss das noch nachtfeuchte
Zelt eingepackt. Ich hätte es ja gerne trockener gemacht, aber
ich konnte nur die Wiese zum Einpacken nutzen und die war halt
noch feucht. Schade. Pünktlich ging es dann aber auf die Reise,
erneut getankt, Kaffee besorgt und das Navi programmiert. Richtung
Dünkirchen ging es erstmal, und dann auf zum Pas-de-Calais. Um
kurz nach 10 Uhr war ich dann auch an meinem ersten Ziel, La
Coupole, die Kuppel. Größere Kartenansicht Dies war einer der riesigen Bunker aus dem
zweiten Weltkrieg, von dem aus im Dauerbeschuss die V2 gegen
London gestartet werden sollte. Der Bunker diente als Lagerplatz,
Startrampe und Technikzentrum für den Beschuss und wurde mit
einer doppelten Bahnlinie versorgt. Fertig wurde er nie, was auch
daran lag, das er mit den gigantischen Tallboybomben bombardiert
wurde, die die Kuppel erheblich beschädigten. Schon auf dem
Parkplatz konnte man die riesige Kuppel erkennen, ein sehr
merkwürdiger Anblick.
(Ansicht
der Kuppel vom Parkplatz aus.)
Ich
ging zunächst ins Besucherzentrum und kaufte eine Karte. Schon
vorher hatte ich gehört, das es eine Audiotour durch die Anlage
geben sollte, die etwas öfter mal technische Probleme hätte. Da
ich sah, das das System per Infrarot läuft, konnte ich das auch
sofort verstehen. Funk wäre bei Stahlbeton noch schlechter, aber
Infrarot... Nun gut. Ich setzte mir also die Kopfhörer auf und
wanderte in den Bunker.
(Eingangsbereich
des Bunkers.)
Zunächst ging
es in den Bereich, der als Lager- und Technikbereich genutzt
werden sollte, und in dem die Bahnverbindungen enden würden. Hier
waren einige Reste von Raketen, Flugzeugen und Maschinen zu sehen.
Besonders beeindruckend war die schiere Größe der Anlage.
Riesige Tunnel, breite Hallen, alles unterirdisch. Leider unter
unwürdigsten und menschenverachtenden Bedingungen durch
Zwangsarbeiter erstellt worden.
(Raketentriebwerk,
das durch enorme Hitze halb geschmolzen ist.)
(Generator
in Technikraum.)
(Große
Gänge mit originaler Abstützung.)
Ich
ging dann in den Museumsbereich, wo dann mein Audiogerät immer
mehr Probleme bekam. Immer wieder Aussetzer... nervig. Dort gab es
dann eine große Ausstellung die sich zum einen mit dem Bunker und
seiner Geschichte beschäftigt, zum anderen eine informative und
ausführliche Ausstellung zur Verfolgung der Juden in Frankreich
und dem Holocaust. Merkwürdig abwesend dabei Verweise auf Kollaborateure
aus Frankreich, das wurde nur in einer einzigen
Schautafel angesprochen. Ahja. Man
sah in der Ausstellung eine komplett erhaltene V1 von der Decke
hängend, ebenso eine V2 und ein V2 Triebwerk. Das sieht man nicht
alle Tage und die schiere Größe in dem etwas engen
Ausstellungsbereich, macht Fotos davon nicht eben einfacher. Aber
auch die Geschichte der Raumfahrt, die ja mit der V2 so gesehen
mit begründet wurde, war Teil der Ausstellung. Sicher nicht
einfach, alle diese Themen unter ein Dach zu bekommen, denn so
wurde eigentlich keins (außer die Judenverfolgung) erschöpfend
behandelt. Da man aber eher weniger zu solch einem Platz fährt um
sich hauptsächlich mit der Judenverfolgung in Frankreich zu
beschäftigen (was aber ein wichtiges Thema ist, das steht völlig
außer Frage!), ist das Museum in der Zusammenfassung dann doch
nicht ganz der große Wurf.
(Die
V2 von vorne.)
(V2 -
komplett, von hinten.)
(Eine V1 von hinten.)
(Ein
gelungenes Diorama des Bunkers wie er aussehen sollte.)
(Decke
der Kuppel mit sichtbaren Rissen durch die Tallboybomben.)
(Triebwerk
der V2 komplett erhalten.)
Leider
hatte mittlerweile sich mein Audiodingen völlig verabschiedet,
ich hab es mir nur noch locker umgehangen und stattdessen die
Schautafeln gelesen, sofern ich nicht eh bereits wusste, worum es
geht. Im Museum selber hat das Infrarotsystem sowieso ein Problem:
Es geht davon aus, das man immer in einem bestimmten Abstand zu
den Objekten steht. Bewegt man sich, ist man schnell in einem
Bereich eines anderen Ausstellungsstücks und schon wechselt der
Text mittendrin. Nervig.
(Motor
und V2 von hinten unten betrachtet.)
(Eine
V1 hing auch von der Decke, schwer zu fotografieren.)
(Ein
Diorama von Eperlecques, dem anderen V2 Bunker, den ich mir
ansehen würde. Sehr hilfreich um zu verstehen, was ich da
später sah!)
Nach der
Ausstellung ging es dann in den nie fertig gestellten
Abschussbereich der V2. Hier war eine riesige Kammer geplant, in
der die V2 von der horizontalen Lagerung in die Vertikale gebracht
wurde, betankt und dann auf dem Startgestell aus dem Berg fahren
würde. Auf einer Plattform außerhalb des Berges würde die
Rakete gezündet, der Startblock würde zurück in den Berg
gefahren und die nächste V2 wäre dann startklar gemacht worden.
Zwei Rampen sollten so parallel arbeiten, man hätte hier alle
paar Minuten eine Rakete abfeuern können, wenn der Bunker fertig
geworden wäre.
(Gang zum
Raum unter der Kuppel.)
(Blick
nach oben ins Dunkle. Rechts ist der Kreidesteinblock zu sehen,
der noch gesprengt worden wäre um die Kammer zu vollenden. Es
wäre nicht mehr viel Zeit nötig gewesen dafür...
(Eine
erklärende Tafel für diesen Raum.)
Die
Größe des Raumes kommt wegen des Kreidesteinblocks nicht ganz so
gut rüber, aber wenn man die Wände hoch schaut, stellt man
schnell fest, wie gigantisch das hier geplant war.
(Weg
aus dem Bunker heraus.)
(Noch
ein letztes Bild vom Bunker von außen.)
Ich
habe dann auf dem Parkplatz kurz Rast gemacht und bin dann zum
zweiten großen Objekt des Tages gefahren, dem V2 Bunker in
Eperlecques. Dieser Bunker, auch "Blockhaus" genannt,
war ebenso gigantisch geplant wie La Coupole. Auch hier sollten V2
Raketen auf Rampen gestartet werden, auch hier wieder ein riesiger
Innenraum zum Aufrichten der Raketen und kleinere Räume zum
verbunkerten Lagern von Raketen, Treibsätzen und Sprengköpfen.
Im Gegensatz zu La Coupole war das aber nicht in einem Berg
geplant, sondern quasi auf flacher Wiese in einem riesigen
Hochbunker. Ein unglaublicher Materialaufwand wurde betrieben um
auch diesen Bunker gegen Fliegerbomben z sichern - aber die riesigen
Tallboy-Bomben haben den Bunker schwer beschädigen können, so
das auch hier keine Raketen abgeschossen werden konnten und der
Bau eingestellt wurde. Lediglich als Fabrik für flüssigen
Sauerstoff, um mobile V2 Rampen betanken zu können, wurde hier
hergestellt. Größere Kartenansicht Eine knappe
Dreiviertel Stunde nach meinem Besuch in La Coupole war ich dann
am Blockhaus angelangt. Zuvor hatte ich einen kleinen Imbiss zu
mir genommen, denn es war bereits Mittag, die Sonne stand hoch am
Himmel und ein bisschen im Magen kann ja nicht schaden.
(Plan
der Anlage)
Durch
das kleine Eingangsgebäude ging es dann zum Bunker hin, der
plötzlich durch den Wald durchschimmerte. Der Weg dorthin war
gesäumt von diversem Militärgerät, das zwar thematisch eher
wenig mit dem Bunker zu tun hat, aber dennoch teilweise sehr
selten und interessant ist.
(Mini-U-Boot
für 2 Torpedos.)
Weiter
ging es zum Bunker hin, vorbei an einer kleinen
Splitterschutzzelle und mehr Kriegsgerät. Nachdem ich um eine
Kurve ging, konnte man den Bunker mit seiner kantigen Struktur
schon sehen: Unglaublich groß, einfach unglaublich groß! Man
fühlt sich wie ein Zwerg neben der riesigen Betonkonstruktion,
die einfach wie ein massiver Karton dort steht.
(Erster
Eindruck vom Bunker.)
An für
sich waren an den Seiten hier die Startplattformen geplant, durch
einen Angriff war dies aber auf einer Seite nicht mehr möglich,
so dass hier mit einer schrägen Platte der Zugang gesperrt wurde.
(Verschlossene
Startplattformanlage.)
Durch
den gleichen Angriff wurde es insgesamt notwendig, das man den
Bunker nicht mehr als V2-Startplattform betrachtete, sondern ihn
als eine Fabrik zur Erzeugung von flüssigem Sauerstoff nutzte.
Das erklärte sich daraus, das bei den damaligen Lagertechniken
für Flüssigsauerstoff recht viel davon verdampft und man die
mobilen und festen Rampen nur kurzfristig damit bestücken konnte.
So hätte die gesamte Produktion von Flüssigsauerstoff hier im
Bunker "nur" für um die 20 Raketen am Tag gereicht.
Trotzdem noch eine erschreckende Vorstellung...
(Man erkennt die Größe des Bunkers auf diesem Bild mit einer
Person als Maßstab.)
(Blick ins
Bunkerinnere von der Seite, hier die nicht zugängliche Seite.)
Der
Bunker ist mittlerweile einige Meter im Erdboden eingesunken und
steht ca. 2,5m unter Wasser. Um ihn trotzdem begehbar zu machen,
wurde im betretbaren Teil der Boden um 3m angehoben. Ich ging also
weiter um den Bunker herum zum nördlichen Teil. Dieser wurde
durch den großen Bombenangriff völlig verwüstet und wurde auch
nicht weiter aufgebaut. Der südliche Teil hingegen überstand den
damaligen Angriff recht gut, um den Bunker zum Teil fertig stellen
zu können, hat man zuerst die 5 Meter (!) dicke Decke gegossen
und diese dann mit Hydraulikstempeln immer eine Lage hoch
gedrückt, dann Wände und Seiten darunter gegossen, das Ganze
trocknen lassen und wiederholt, bis endlich die gewünschte Höhe
des Bunkers erreicht wurde. Unglaublicher Aufwand!
(Unglaubliche
Zerstörungen im nördlichen Teil des Bunkers.)
(Ein
völliges Desaster aus Stahl, Beton und Zement.)
(Blick
die Bunkerwand empor.)
Ich
ging ein Stück weiter und betrachtete von ein paar aufgestellten
Bänken aus den Bereich, in dem die Bahnlinie ankommen sollte und
wo die Raketen hätten gelagert werden sollen. Im Hintergrund gab
es eine mehrminütige, mehrsprachige Tondokumentation zu hören,
die den Bunker und das Geschehen drum herum sehr gut erklärte.
Passte recht gut zur Präsentation der Anlage.
(Anlieferungsbereich
der Raketen.)
Eine
Schmalspurbahn wurde zur Anlieferung von Material genutzt. Beim
Bombenagriff wurden viele der hier unter unmenschlichen
Bedingungen beschäftigten Zwangsarbeiter getötet, das beim
Angriff verstreute Material wie Zementsäcke blieben einfach
liegen, da sie sich mit Wasser vollsogen und abbindeten.
(Zementsäcke
im Vordergrund, im Hintergrund die Schmalspurbahn.)
Im
Gegensatz zu vielen anderen Baustellen wurde hier mit moderner
Technik gearbeitet, um den Bau in Rekordzeit fertig zu stellen.
Das klappte zwar nicht, aber in Anbetracht der Umstände ist der
Bunker erstaunlich weit gebaut worden: Zu über 30% wurde er
gemäß den ursprünglichen Plänen fertig gestellt, und in seiner
späteren Nutzung als Flüssigsauerstofffabrik wurde er komplett
genutzt.
(Ein Bagger bzw.
Kran, der beim Bau eingesetzt wurde.)
(Zugang
zu dem verbunkerten Bahnhofsbereich für die Raketenanlieferung.)
Im
Bereich des geplanten Bunkerbahnhofs konnte man von innen die
Zerstörungen sehr deutlich sehen. Der Bunker im nlördlichen Teil
wurde vorerst aufgegeben, da die Beseitigung des Schutts hier zu
lange gedauert hätte und man erst Betonteile aufwendig hätte
entfernen müssen. Kaum möglich auf dieser Großbaustelle.
(Zerstörungen
im Lagerbereich.)
(Vollgelaufener
Bunker mit Bombenvolltreffer, der die Decke durchschlug.)
(Völlige
Verwüstung im linken Bereich des Bunkers.)
Nachdem
ich den zerstörten Teil im Norden mir angesehen hatte, ging ich
dann weiter um den Bunker herum zum südlichen Teil, der
zugänglich ist, fertig gebaut wurde und als
Flüssigsauerstofffabrik genutzt wurde. Es gab auch Pläne, den
Bunker als Startrampe für die V2 zu nutzen, sofern man mit den
Beschädigungen einigermaßen klar kommen würde, aber aufgrund
der fortgesetzten Angriffe auf den Bunker stellte man weitere
Arbeiten daran ein.
(Gigantisches
Stahltor als Eingang in den Bunker.)
Im
Inneren wurde einem dann klar, was das für eine riesige Anlage
ist, auf den Bildern gab es schon Schwierigkeiten, die Decke zu
erkennen, da diese hoch oben im Dunkeln lag. Neben dem Eingang war
dann der Korridor zur Startrampe zu sehen, der große Korridor in
der Mitte wurde zum Aufrichten der Raketen genutzt (zumindest war
das ja geplant) und in der Mitte des Gebäudes ist ein großer
Raum, der dann zur Erzeugung des Flüssigsauerstoffs genutzt
wurde.
(Umgebauter Korridor
mit Zwischendecke, oben an der Decke Einschlagspuren einer
Tallboybombe. Selbst dieses Riesendingen konnte die Bunkerdecke
nur eindrücken, aber nicht durchschlagen.)
(Modell
einer V2 im Startkorridor. An den Wänden waren
schockwellenbrechende Einbuchtungen.)
(Modell
einer Tallboybombe.)
Im
Hauptraum in der Mitte des Bunkers konnte man sich eine
Präsentation über den Bunker ansehen und seine Nachgeschichte.
Leider dauert der Film recht lange und es werden die verschiedenen
Sprachen nacheinander abgespielt. Ich habe daher nur ein paar
Bilder gemacht und bin dann weiter gegangen.
(Anlagen
zur Sauerstofferzeugung im Hauptraum.)
(Vollgelaufene
untere Etage des Bunkers.)
(Plan
des fertig gestellten Bunkers am Ausgang.)
Ich
verließ nun den großen Bunker und schaute mir noch den Rest der
Anlage an - hier gab es noch eine der wenigen erhaltenen
V1-Startrampen zu sehen! Also wanderte ich dorthin, sah auf dem
Weg einen großen Teich und stellte fest, das dieser ein
ehemaliger Bombenkrater einer Tallboybombe war. Ein recht großer
Krater wie ich feststellte, ca 25m Durchmesser.
(Bunker
von vorne noch einmal, in der Mitte der geplante
Startkontrollturm.)
(Katapultstartgeschoss,
das die V1 mit Dampfdruck auf Fluggeschwindigkeit brachte.)
(Die
Rampe in Nahaufnahme.)
(V1
auf der Rampe.)
Nachdem ich
hier also reichlich Bilder gemacht hatte und recht lange verweilt
bin um das Ganze auf mich wirken zu lassen, bin ich dann Richtung
Ausgang gegangen, denn es standen noch zwei Ziele für heute auf
der Liste: Die V3 bei Mimoyecques und die Batterie Todt an der
Kanalküste. Auf dem Weg zum "fleißigen Lieschen" habe
ich dann noch für Tia ein wenig eingekauft, französischen Quiche
Lorraine und noch ein, zwei weitere Spezialitäten der Region.
Leider gibt es hier überwiegend Weichkäse, den Tia nicht
unbedingt mag, sonst wäre auch der mit in die Kühlbox gewandert.
Immer noch hatte ich ja das Problem mit der Hin- und Herwechselei
beim Stromanschluss, aber ich konnte wenigstens einen Eisbeutel
kaufen, der die Situation für ein paar Stunden deutlich besserte. Nach
etwas Fahrerei war ich dann bei der V3-Stellung angelangt. Dank
Einkauf war ich zwischen den beiden Punkten über eine Stunde
unterwegs - nicht gut für den eng gesteckten Zeitplan... Nach
dem beeindruckenden V2 Bunker sollte der Anblick der doch
wesentlich schlichteren V3 Stellung ein wenig ernüchternd sein.
Dennoch ist auch hier die schiere Größe beachtlich. Die Anlage
wurde nie vollendet, auch hier wurde mit Tallboybomben bombardiert
und die Anlage teilweise zerstört und zudem wurde die V3 Kanone
nie ganz fertig. Lediglich zwei kleinere Versionen der V3 wurden
gegen Kriegsende aus der Nähe von Trier aus zum Beschuss von
Luxemburg eingesetzt, offenbar mit minimalem Erfolg. Größere Kartenansicht Ich
kam also an der V3 Stellung an, kaufte kurz eine Karte und der
Inhaber sprach mich gleich auf Deutsch an. An für sich ja ganz
nett, aber wenn man schon mal versucht, sich auf Französisch
durchzuschlagen... naja. Jedenfalls ging es dann ab in den Berg.
(Eingang
zum Tunnelsystem.)
(Ohne
Stativ leider verwackelt - die Kamera hat hier deutliche
Schwächen.)
(Und mit Blitz
verschwindet der Tunnel nach ein paar Metern im Dunkeln...)
Ich
begann meinen Rundgang durch die äußerst spärlich dokumentierte
Anlage. Leider fehlen im Innern fast überall Hinweisschilder, und
wenn sie doch vorhanden sind, dann leider teilweise unlesbar durch
Wasserflecken etc. Schade. Auch die Beleuchtung ist stellenweise
etwas sparsam, das trägt aber wenigstens zur Atmosphäre
bei.
(Verschütteter
Seitenstollen.)
(Generator
zur Stromerzeugung.)
Es war
recht feucht in der Anlage, das Objektiv der Kamera beschlug des
Öfteren und ich war recht froh, wie immer angepasste Kleidung
dabei zu haben. Andere Touristen waren hier deutlich weniger
passend gekleidet und froren das ein oder andere Mal ein wenig.
Die Anlage besteht aus vielen, miteinander verbundenen Stollen,
ohne größere Kammern oder ähnliches. Lediglich einige kleinere
Technikräume wurden geschaffen und die schräg nach oben zur
Oberfläche verlaufenden Schächte, durch die die Geschützrohre
der V3 gelegt wurden.
(Stollenansicht.)
(Gedenkfriedhof
für die bei Angriffen gestorbenen Arbeiter in den Stollen.)
Nach
kurzer Zeit war ich dann am interessantesten Teil der Anlage
angekommen, dem erhaltenen Rest eines Abschussschachts. Je fünf
dieser Schächte sollten parallel verlaufen, Richtung London.
Mehrere Geschützrohre sollten pro Schacht genutzt werden, so das
praktisch ein pausenloses Trommelfeuer gestartet werden sollte.
Hier hat man eines der wenigen erhaltenen Reststücke der V3 in
einen Schacht verbracht, um einen Eindruck zu bekommen, wie das
damals ausgesehen hätte, wenn es fertig gebaut worden wäre.
(Aufnahme ohne Blitz, an der besser beleuchteten Stelle.)
(Noch eine, man erkennt oben den verschütteten Schacht.
Langzeitbelichtung.)
(Aufnahme mit Blitz.)
(Und
von etwas weiter weg - leider stören die Bauzäune, die als
Absperrung dienen massiv beim Fotografieren.)
Zurück
ging es dann wieder mehr Richtung Eingang, wo ich noch einige
Technikräume betrachtet habe. Diese sind aber überall recht
leer. Die gesamte Anlage wurde nach dem Krieg zugesprengt und
vorher komplett leer geräumt. Da sie auch nie fertig gebaut wurde,
ist sie von den drei V-Anlagen, die ich heute besuchte, die am
schlechtesten erhaltene.
(Ausbetonierter
Stollenbereich.)
(Aufnahme mit der V3 im Hintergrund.)
(Gedenkstein)
(Verschütteter Stollen.)
(Maschinenraum.)
Im
Maschinenraum war auch der Rest eines Pfeilgeschosses für die V3
zu sehen, ein so genanntes Röchlinggeschoss. Mit diesen Geschossen
sollte die V3 dann bestückt werden. In diesem Raum waren
auch noch ein paar wenige weitere Gegenstände ausgestellt.
Interessant waren die Bearbeitungsspuren im Muschelkalk, aus dem
die Stollenwände bestehen. Dennoch habe ich dann allmählich
meine Kamera eingepackt und bin Richtung Ausgang gewandert, denn
mehr gab es hier dann doch nicht zu sehen.
(Röchlinggeschoss für die V3.)
(Ende des Haupttunnels. Die restlichen 150m des 600m langen
Tunnels sind durch eine Sprengung verschüttet. Spektakulär in
Grün ausgeleuchtet!)
Nach
einem kleineren Fußmarsch kam ich dann wieder an die Oberfläche,
packte meine Sachen ins Auto und habe erstmal die Batterien der
Kamera gewechselt. Die Oberfläche der Anlage wäre sicher noch
interessant gewesen, aber ich wusste leider nicht, das diese
zugänglich ist. Schade! Als letztes Ziel des Tages stand nun die Batterie
Todt auf dem Programm, eine der großen Artilleriebatterien an
der Kanalküste, die sich mit den Engländern i zweiten Weltkrieg
sporadische Artilleriegefechte über fast 40km Distanz geliefert
hatten. Praktisch der einzige deutsche Bodenangriff auf England
während des Krieges, die Invasion Englands fand ja zum Glück nie
statt und die Luftschlacht über England hatte ja ein bekanntes
Ergebnis... Größere Kartenansicht Die Fahrt dahin
war von den üblichen Problemen gekennzeichnet, jede zweite
Strasse heißt "Rue..", die Beschilderung vor Ort ist
verwirrend und: Ich hatte leider bei meinen Recherchen die falsche
Adresse für die Bunkeranlage aufgeschrieben. So kam ich nicht bei
der Batterie Todt heraus, sondern am Kap Gris Nez. Das bot
zwar eine nette Aussicht auf den nebelverhangenen Kanal (die
Kreidefelsen von Dover verschwanden leider darin) und ein paar
Bunker, die aber alle frisch übererdet worden waren. Schade. Nach
kurzer Umschau fiel mir dann doch noch ungefähr ein, wo es zur
Batterie Todt gehen könnte, ich fuhr dort hin und fand sie dann
auch. Generell lässt sich sagen, das sich dort in einem der
Türme mittlerweile ein "Museum" eingenistet hat, das
zwar ein paar spannenden Exponate bietet (besonders die riesige K5
Kanone vor der Tür!), aber ansonsten wie ein Militariahandel
aufgebaut ist und im Museum innen drin einen bisweilen äußerst
zweifelhaften Charme versprüht. Ich fühlte mich direkt an den
Anfang des ersten Tags meiner Tour erinnert - zum Abschluss erneut
ein privates Museum, das auf Masse statt Klasse setzt und
versucht, mit eher zweifelhaften Devotionalien recht abstandslos
Kasse zu machen. Nunja.
(Batterie Todt von außen, links ein schlecht erhaltener Panzer.)
(Im Innern des "Museums" - reichlich Kriegsgerät,
darunter aber auch immer wieder einzigartige Stücke.)
(Etwa das hier: Eine deutsche Schmetterlingsmine.)
(Bazookas, Panzerschreck und Panzerfäuste. Auch ein britischer
PIAT ist dabei.)
Im Inneren
des Turms gab es dann weiteres Kriegsgerät zu sehen - was leider
fehlte, waren Informationstafeln, was der Turm hier ursprünglich
machte, wie das Geschütz im Turm eingebaut war etc. Sehr schade.
(Ausstellung oben im Turm.)
(Erhaltener Sockel für das Geschütz.)
(Zweifelhafte Militaria im "Museum".)
Ich
ging dann weiter in die unteren Geschosse des Museums, wo
ursprünglich die Aufenthaltsräume und Lagerräume waren. Hier
gab es dann mehr oder minder gut erhaltene Raumausstattungen zu
sehen - und noch mehr voll gestopftes Kriegsgerät.
(Ausstellungsraum.)
(Aber auch das hier: Amüsantes Warnposter vor
Geschlechtskrankheiten...)
(Militaria wohin das Auge reichte...)
Ich
habe mir alle Räume soweit angeschaut, aber insgesamt war ich vom
Museum wenig begeistert. Für den Waffennarren sicher
faszinierend, für Uniformfans eine Augenweide - für den
historisch Interessierten, der sich eher für die Bunker und
Anlagen und deren Funktion interessiert aber leider mit zu vielen
anderen Dingen überfrachtet. Schade.
(Schönes Diorama zum Aussehen des Turms damals.)
Ich
habe dann die Anlage verlassen und mir auf dem Aussengelände noch
die K5 Kanone angesehen, eine der wenigen erhaltenen.
(Der Bunker von außen, Seeseite.)
(K5 von der Seite.)
(K5 oben drauf, Schussrichtung England.)
(K5 mit Geschoss und Maßstab.)
Da
es inzwischen schon recht spät wurde und ich ehrlich gesagt keine
große Lust mehr hatte, auf den schlecht ausgeschilderten Wegen
nach den nicht museal erschlossenen anderen Batterietürmen zu
suchen, machte ich mich dann wieder auf den Heimweg. Ein paar
letzte Bilder noch von der Anlage und dann ging die Fahrt
(erfreulicherweise weitgehend ereignislos) wieder zurück in die
Heimat.
(Bunker noch mal von außen.)
Kurz
nach Mitternacht war ich dann auch wieder zuhause, die Fahrt ging
schönerweise recht flott vor sich, da um die Zeit praktisch kein
Verkehr herrschte. Wieder ging eine spannende, viel zu kurze und
mit Programmpunkten dichtgedrängte Bunkertour zu Ende...
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