• Bunkertour 2008
  • Ostwall (Prä-WK2 Bunkersystem, größtes zusammenhängendes in Europa)
  • ZGS 14 Fuchsbau (NVA Bunker aus der Zeit des kalten Krieges)
  • Panzerfahren mit einem russischen BMP1
  •  Der Ostwall

    Im Juli 2007 bin ich mit einem Freund nach Polen gefahren um mir ein paar interessante alte Bunkeranlagen anzuschauen. 

    Am ersten Tag sind wir dazu früh morgens aufgebrochen, um nach Polen zu fahren: Fast 600km lagen vor uns und vor allem: Die polnische grenze mit ihren Staus am Freitag. Überraschenderweise kamen wir durchaus gut durch - und dann durfte ich die zweifelhafte Qualität polnischer Strassen erfahren. Spurrillen ole!

    (Spaß auf polnischen Strassen.)

    Weiter ging es und beinahe zufällig sind wir dann auch (wir waren dabei, einen Stau zu umfahren) direkt auf unser erstes Besichtigungsziel gestolpert. Wir sahen uns zunächst den touristisch erschlossenen Teil des Ostwalls an, der mit dem Rest dieser riesigen Bunkeranlage (über 32km miteinander verbundene Stellungen!) verbunden ist. 

    (Auf dem Weg zum Bunker (oben rechts ist eine Kuppel zu sehen) mit der geführten Tour.)



    (Ansicht des unzerstörten Bunkers - man vergleiche später mit den anderen, zerstörten Bunkern bzw. den Bunkern des Westwalls.)



    (Über solche steilen Betontreppen ging es 20-30m tief in den Untergrund.)

     Die Bunker oben waren zweistöckig angelegt, nachdem man dann die Treppen herunterstieg, konnte man die anderen Bunker über das unterirdische System an Tunneln erreichen. Etwas beängstigend über diese klammen Treppen herunterzusteigen, aber nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte. 


    (Unten im Bunkersystem.)

    Angekommen auf der unteren Sohle des Tunnelsystems, sind wir dann zu einer der unterirdischen Kasernen vorgestoßen. Diese wurden nie vollendet, wie man leicht erkennen kann. Links sieht man die teilweise eingezogene Zwischendecke, aber alle Wände waren noch unverputzt, Leitungen nicht aufgelegt etc. Der gesamte Komplex wurde nur ca. zu 30% fertig gestellt, bevor an die Arbeiten daran einstellte. 


    (Ausstieg aus dem Bunker. Wir hatten gut vorbereitet dicke Regenjacken gegen Feuchtigkeit und Kälte dabei, die polnischen Mädels hatten unter Tage ganz schön gefroren...)

    Für mehr als zwei Stunden waren wir unterwegs in den diversen Gängen des Bunkers, allerdings wiederholen sich die meisten Bilder. Am beeindruckendsten ist die Größe der Anlage, die in den Bildern leider nicht gut herüberkommt. Man sieht ja immer nur das gleiche... Spannend war, das wir unter Tage eine Gruppe  Studenten trafen, die dort ein ganzes Wochenende verbrachten, dick in Schlafsäcke eingepackt. So lange wollten wir aber nicht bleiben. Als wir den Bunker verließen erwartete uns wieder strahlender Sonnenschein. 


    Nach dem Ende der Tour war der Bunker auch drauf und dran, für den Tag geschlossen zu werden. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile mit dem Tourguide, der mit meinem Kollegen (glücklicherweise spricht er Polnisch) eine lange Unterhaltung über die Bunker und unsere Tour führte. Als er hörte, das wir noch zum ZGS14 am nächsten Tag fahren wollten, gab er uns einen Schwung Poster für die Leitung dort vor Ort mit zum Aufhängen. Außerdem gab er uns ein paar weitere Infos und Tipps zu den anderen Bunkern und eine Karte, auf der alle Bunker des Ostwalls eingezeichnet sind. Auf der Karte waren reichlich Warnungen aufgedruckt, das das Betreten der Bunker gefährlich sei und man aufpassen müsste und es verboten wäre - aber wenn man selber nachschauen wollte, hier wären dann alle Bunker. Aha. 

    (Ungefähre Position in Google Maps)

     
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    Wir wussten bereits, wo wir hinwollten, aber die Karte half natürlich: Die Werkgruppe Schill stand auf dem Programm. Sie stellt eine Miniaturversion des Ostwalls dar, bestehend aus zwei einstöckigen Bunkern, die mit einem Tunnelsystem und einer unterirdischen Kaserne (!) miteinander verbunden sind. Die Gruppe ist aber nicht mit dem Ostwall direkt verbunden, so das sie auch weniger Touristen anzieht. Hörte sich gut an und so sind wir dann auch dorthin aufgebrochen.  

    (Ansicht des zerstörten, aber betretbaren Bunkers.)

    Nach einer halben Stunde Suche im dichten Wald, fanden wir dann den Eingang eines Bunekrs. Der andere war leider unauffindbar für uns - die Karten waren leider zu ungenau. Sieht achon anders aus, als der unzerstörte Bunker, den wir zuvor sahen, oder? Wir sind dann in den Bunker hineingegangen und haben uns umgesehen. Die meisten Räume oben waren zerstört, aber: Man konnte bis zur Treppe nach unten durchkommen. Dort erwartete uns aber eine Überraschung.



    (Treppenabstieg in einem der Bunker.)

    Die Treppen waren hier nicht so gut ausgebaut und vollendet wie in dem Bunker, den wir zuvor gesehen hatten. Teilweise fehlte das Geländer, teilweise war es nass und rutschig - und wir erinnern uns: Es geht hier 20m tief hinunter. Herunterfallen wäre hier tödlich, denn dort unten sind verbogene Metallstangen und der harte Beton im Weg. Wir sind also extrem langsam und vorsichtig hier abgestiegen. Gut, das wir genug Lampen dabeihatten, denn hier war es stockfinster. Eine geisterhafte Atmosphäre auf jeden Fall. 



    (Blick in den Abgrund neben der Treppe.)

    Es war stockfinster hier unten, um entsprechend gut gerüstet zu sein, hatten wir eine Vielzahl an Lampen dabei. LED Stirnleuchten, um die Hände frei zu haben, kleine Maglites und LED Maglite als Hauptbeleuchtung, um was zu sehen und zwei LED Rundumleuchten, die wir an Rucksack bzw. am Gürtel trugen und die 3-4m rund um uns den Bunker etwas erhellten. Trotzdem war es ziemlich gruselig zeitweilig, da man im Hintergrund stets Wasser laufen hörte und auch andere Geräusche immer wieder einen überraschten. 

    (Abwasserleitung im Bunkertunnel.)

    Wir fanden dann recht schnell heraus, woher das Geräusch von fließendem Wasser im Bunker kam: Die alte Wasserentsorgungsanlage war noch komplett intakt und entwässerte weiterhin den Bunker! Offenbar ein kleines Ingenieursmeisterstück, das nach 60 Jahren hier immer noch das Wasser von alleine ablief und den Bunker recht trocken hielt. 

     

    Ein paar Probleme hatten wir, vom ersten Bunker zur Kaserne zu kommen. Ein großer Sandhaufen hat den Tunnel fast völlig versperrt und wir mussten uns hier ein wenig klein machen, um durchzukommen. Ging aber.


    (Halb verschütteter Tunnel zwischen dem Bunker und der Kaserne.)

    Nach nur ein paar Minuten im Tunnel erreichten wir dann die unterirdische Kaserne.



    (Ich gucke mir ein seltsames Loch in der Decke an. Schön zu sehen: LED Taschenlampe, Stirnleuchte und Rundumleuchte am Rucksack.)

    In der Kaserne war es teilweise recht unübersichtlich, wir haben den Weg aber gut gefunden. Überall wurde das Metall nach dem Krieg aus dem Bunker entfernt, die Löcher in Boden und Decke stammen zum Teil daher, das hier Rohre herausgerissen wurden. Dafür fanden wir diverse Reste von Partys hier unten, leere Flaschen und Teelichter und leider reichlich Graffitti.


    (Aufhängungen der Belüftungsrohre im Hauptgang der Kaserne.)

    Man kann links die leicht konkave Form der Wand erkennen. Im Prinzip wurde hier ein riesiges rundes Tunnelprofil geschaffen und rechts am Rand dann eine Mitteldecke eingezogen und eine Trennwand zum Gang (der links an der Tunnelwand endet) errichtet. Fertig war der Innenrohausbau... Die fehlenden Metallteile sind offenbar nach dem Krieg alle recycelt worden. Das ab und an trotzdem solche Teile von der Decke herabhängen, macht es nicht einfacher, durch die Kaserne und Tunnel zu gehen. 


    (Robert dient hier als toller Größenvergleich für den Dieseltank.)

    Wir schauten uns alle Räume des Bunkers an, insbesondere auch den Maschinenraum mit dem Dieseltank nebenan. Zur Stromversorgung des Bunkers diente ein großer Schiffsdiesel, dessen Fundamente noch gut erhalten sind. Die Größe des Tanks lässt vermuten, das dieser recht lange laufen konnte. Auch hier wieder: Leicht erreichbare Metallteile wurden nach dem Krieg entfernt.

     

    (Die Fundamente des Generators im Generatorraum. Mittendrin eine Sitzbank. Vermutlich von einer Party hier...)

    Interessanterweise hatte der Generatorraum keine Decke. Uns war nichtk lar, ob die Kaserne nie fertig wurde, oder ob dies beabsichtigt war. Jedenfalls ging eine Zugangstür direkt ins Leere oberhalb des Raums - ob das so geplant war? 

    (Wir inspizieren einen Wanddurchbruch.)

    Einer der Räume im Obergeschoss war durch die fehlende Decke des Maschinenraums kaum zu erreichen, Irgendwer hat hier aber einen Durchbruch geschaffen, durch den man alles was im Raum war, sehen konnte: Nämlich nichts. Immerhin kann man so sehen, das der Innenausbau durch verputzte Ziegelmauern erfolgte. Wir hatten hier eher Beton vermutet, aber das scheint aus Kostengründen nicht gemacht worden zu sein. Nun, die Kaserne war auch nicht als Kampfraum gedacht. 

    (Ich leuchte einen der längeren Gänge aus. Am Boden haben wir zur Orientierung Knicklichter hingelegt (hinterher natürlich wieder entfernt), um zu sehen, an welcher Biegung wir wie abbiegen müssen.)

    Nachdem wir die Kaserne inspiziert haben, sind wir dann zum zweiten Bunker aufgebrochen. Hier war der Gang nicht verschüttet, aber es war natürlich genauso dunkel wie überall sonst auch. So haben wir dann immer wieder Knicklichter hinterlassen, was uns die Navigation erleichtert hat. Trotz Karte war es nicht immer ganz einfach, unter Tage herauszufinden, wo wir nun exakt waren. 

    (Hier hervorragend zu erkennen, wie dunkel es im Bunker war. Ich habe mal in den Tunnel von der Kaserne aus hinein fotografiert. Man kann kaum erkennen, das der Lichtpunkt dort mein Freund Robert ist.)

    Aber wir sind dann weiter vorgestoßen und schließlich auch am anderen Bunker angekommen. Dort stellten wir dann leider nach erfolgreichem Aufstieg über die noch rutschigerer, schlechtere und genauso ungesicherte Treppe nach oben fest, das man dort leider nicht mehr aus dem Bunker hraus konnte. Man konnte zwar überall lesen, das ein Ausstieg möglich sei, aber wir haben aufgrund der scharfen Metallteile und dem Zustand des Bunkers davon abgesehen, zu versuchen hier raus zu kommen. Also ging es den ganzen langen Weg wieder retour und vor allem: Wieder diese gefährlichen Treppen runter und wieder hoch. Nicht schön.

    (Auf dem Rückweg zum ersten Bunker. In der Mitte das Sandbett, in dem die Rohre für die Wasserver- und Entsorgung lagen.)

    Schließlich sind wir erfolgreich aus dem Bunker wieder herausgeklettert. Wir hatten über zwei Stunden unter Tage auf eigene Faust verbracht - ein wenig gefährlich, aber sehr interessant zu sehen. Wir haben uns dann auf den Weg zum Hotel gemacht, um dort einzuchecken und etwas zu essen. Noch so eine Sache für sich...

    (Exzellent ausgebaute Strasse - im Urzustand von 1930 verblieben. Das grobe Kopfsteinpflaster liess nur Tempo 15 zu und das war schon ein Geruckel ohne Gleichen.)

    (Ungefähre Position in Google Maps.)

     
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    Am Hotel angekommen haben wir uns das Zimmer angeguckt. Einfach, aber für uns ausreichend. Wir haben dann unseren Minigrill auf dem Parkplatz aufgebaut und uns ein Bierchen gegönnt. Und nach nur einer halben Stunde tauchte dort die Polizei auf (der Grill war mittlerweile recht runtergebrannt und mit Fleisch bedeckt, so das er keinen Rauch mehr entwickelte zum Glück) und klärte uns darüber auf, das Biertrinken in der Öffentlichkeit wie in den USA nicht gestattet sei. Und man hätte von einem Feuer hier berichtet? Wir haben natürlich nichts gesehen gehabt und haben unser Bier im Kofferraum deponiert. Strafe mussten wir nicht zahlen, ein Glück, das mein landessprachlich bewanderter Kollege dabei war. Das hätte auch anders ausgehen können...
    Wir haben dann das zweite Bier etwas verdeckter im Auto zu uns genommen, noch ein wenig die mitgebrachten XTwins auf dem Parkplatz bewegt und sind dann schlafen gegangen. Denn am nächsten Morgen ging es früh los Richtung Ostdeutschland zum Stasibunker ZGS14...

     

    ZGS 14 - Fuchsbau

    Auf ging es also am frühen nächsten Morgen, nach einem reichhaltigen, aber gewöhnungsbedürftigen Frühstück im polnischen Hotel. Der Kaffee wird dort inklusive Kaffeesatz geliefert - das war nun gar nicht mein Dingen, aber nunja. Auf ging es mit dem Auto zurück über die deutsch-polnische Grenze. Zum Glück war früh am Samstag morgen dort eher weniger los, so das wir gut durchkamen. Trotzdem war auch hier das Fahren immer wieder ein Erlebnis, denn trotz nur zwei eingezeichneten Spuren, bewegt der Verkehr in Polen sich gerne auf drei Spuren. Aber das kannten wir ja nun schon...

    Anderthalb Stunden später waren wir dann in Fürstenwalde bei Berlin, um uns dort den ZGS14 Bunker anzuschauen, einen ehemaligen Stasibunker der NVA bzw. der DDR. Offiziell die "Zivilluftfahrtleistelle" der DDR, war er doch auch zu einigen anderen Aufgaben gedacht. Unter anderem waren in ihm räumeweise Telekommunikationsleitungen aufgelegt, die offenbar von hier aus abgehört werden konnten bei Bedarf. 

    Gedacht war er in jedem Fall als Gefechtsleitstand der NVA, die von hier aus im Krisenfall noch weiterhin die Kommunikation zwischen den Truppen aufrechterhalten wollte und auch die zentrale Warnung von Bevölkerung und Truppen im Ernstfall unternehmen sollte.

    Der Bunker besteht aus einem alten Teil, der schon von der Wehrmacht angelegt wurde (durch KZ-Insassen unter unmenschlichsten Bedingungen!) und der nach dem Krieg mehrere Jahre einfach offen stand. Der dann in den sechziger Jahren umgebaute Altbunker und der neue Teil boten dann einer 350 Mann Besatzung mehr als genug Platz. Der Bunker ist bislang der größte und modernste, den ich besucht habe. Besonderes Interesse wollte ich der erhaltenen EDV-Anlage aus den frühen 80er Jahren widmen - solche sind kaum noch zu finden heutzutage!

    1995 wurde der Bunker durch die Bundeswehr als "leergeräumt" verschlossen und versiegelt - und 2006 dann durch einen Verein wieder geöffnet. Die Definition von "leer" ist allerdings zwischen mir und der Bundeswehr leicht unterschiedlich, wie man sehen kann.

     

    Los ging es dann, wir parkten mein Auto in der Nähe des "Besucherzentrums", was ein kleines Häuschen auf dem Gelände der ehemaligen NVA Kaserne war. Nach kurzer Unterhaltung und der Übergabe der Poster vom polnischen Ostwall, wurden wir dann nochmal über die Geschicte des Bunkers und allgemeine Verhaltensweisen im Gebäude aufgeklärt - und dann ging es auch schon los. Nach einer kurzen Tour durch das Gelände kamen wir dann am Bunkervorhof an. Hier schien eigentlich nur ein normales NVA-Gebäude zu stehen - lediglich der Bunkerähnliche Eingang in der Nähe sah nicht ganz koscher aus. Ab ging es in das Gebäude und dort befand sich dann der echte Bunkereingang.


    (Gebäude vor dem Bunkereingang)

    Zunächst ging es durch einen Betontunnel ca. 50 Meter in den Berg hinein, dieser Tunnel war durch die Bundeswehr völlig vergossen worden und ist in mühevoller Kleinarbeit von dem Verein wieder geöffnet worden.


    (Besuchergruppe im Eingangstunnel.)

    Weiter ging es durch den Bunker - als einen der ersten Räume konnten wir einen der typischen Melderäume des Bunkers sehen. Da wir hiervon so einige sahen, habe ich davon hinterher keine weiteren Bilder gemacht.


    (Melderaum.)

    Dafür aber hiervon - die Betriebskantine des Bunkers, noch mit originaler DDR-Tapete im 70er Jahre Design. Da würde sich mir ja der Magen bei umdrehen, wenn ich dort hätte essen sollen...


    (Schicke Tapete im Bunker!)

    Wir bewegten uns weiter durch den Bunker und kamen dann zu einem der Räume, die den Zivilschutz der DDR steuerten. Das rote Telefon in diesem Raum war direkt mit "ganz oben" verbunden, kam von dort der Befehl zum Auslösen des Atomalarms, so gingen von diesem Raum aus die Signale an alle 11.000 Sirenen der DDR um zum Luftschutz aufzurufen. Glücklicherweise war dies bis auf Übungen nie notwendig. Der Führer der Gruppe, interessanterweise der ehemalige Bunkerkommandant (so gesehen ein Novum für mich, direkt von einem Zeitzeugen eine Führung zu bekommen!), erzählte uns hier die kleine Geschichte, das es einmal versehentlich einen Fehlalarm gab und daraufhin in Leipzig (oder Dresden?) totales Chaos ausbrach...

    (Rotes Telefon zur Ernstfallwarnung der gesamten DDR.)

    Auch Technikräume konnten wir so einige betrachten, unter anderem die Wasser- und Luftaufbereitung des Bunkers. Um im Ernstfall noch operieren zu können, musste die Umgebungsluft um mehrere hundert (!) Grad heruntergekühlt werden, was mithilfe von Sandfiltern erledigt wurde. Umgekehrt beim Wasser, hier wurde das Wasser hoch erhitzt und dann abgekühlt, um es keimfrei zu machen.


    (Filteranlagen im Bunker.)

    Wir sahen uns so manche weitere Räume an, die Führung dauerte fast drei informative Stunden. Besonders bleibt im Gedächtnis der "Geheimraum" in den drei Fenster führten und in dem drei Leute voneinander nie wussten, wer auf der anderen Seite der Fenster saß. So sollte absolut geheim bleiben, wer welche Befehle und Kommandos weiter gab. Völlig paranoid...


    (Zeichen der Zeit: Fünf vor 12!)

    Auf dem Weg in den Kern der Anlage trafen wir dann auf einen meiner Favoriten: Eine alte "EBM"-Mainframe. Eine bulgarische Raubkopie einer US IBM Mainframe aus den frühen 80ern, die hier als EDV-Zentrale diente. So etwas ist leider kaum  noch in Europa zu sehen. Hier gut erhalten, aber wohl nicht unmittelbar einsatzbereit. Schade :)


    (Jede Trommel fasst 100MB. Mein Handy hat mehr Speicher als der ganze Raum hier, 25 Jahre später. Erschütternd.)

    Weiter ging unsere Tour durch schwere Drucktore des Bunkers, vorbei an den Aufenthaltsräumen der Leute und hin zum Herz der Anlage - der Führungsstelle in dem ein dreistöckiger Raum, wie aus einem James Bond Film als Bösewichtzentrale auftauchte. Unglaublich. Man hat hier ein bisschen die alte DDR-Technik reaktiviert und konnte so sogar teilweise Live-Daten aus dem Luftraum einspielen. Sehr bizarr, so etwas wieder in Aktion zu erleben.


    (Die Zentrale des Wahnsinns, sozusagen. Man meint, gleich kommt Blofield um die Ecke... Kommt auf dem Bild leider gar nicht rüber.)

    Wir machten uns nun auf den Rückweg aus der Anlage, kamen noch an der ehemaligen Bunkerküche vorbei, wo dann einer der Mitreisenden uns erzählte, er wäre hier jahrelang Koch gewesen, hätte aber nie die anderen Bereiche des Bunkers sehen dürfen und nun wäre ihm erst klar, warum er damals immer so viel kochen musste. Das war nun wirklich ein einzigartiger Moment, der Mann war völlig gerührt das er nun erstmals einen Großteil seiner langjährigen Arbeitsstätte sehen konnte, von der er bisher nur immer gehört hatte. Eine bizarre Vorstellung.


    (Bunkerküche.)

    Auf dem Weg nach oben sahen wir dann noch so einige TK-Räume, unter anderem auch einen, der versucht wurde, mit Spritzbeton zu fluten um den Bunker zu versiegeln. Das hat offensichtlich nicht richtig geklappt, also dachte man sich eine andere Lösung aus und hat nur die Eingänge blockiert. 


    (Tk-Räume)

    Danach ging es dann wieder durch den Eingangsschacht nach oben, in strahlenden Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Nach einer kurzen Verabschiedung von dem exzellenten Führer haben wir uns dann zurück Richtung Auto gemacht und dann stielecht beim McDonalds neben der Autobahnauffahrt Mittag gegessen. Unsere Vorräte waren ja nun etwas erschöpft und wir hatten nur noch einigermaßen kalte Getränke übrig - aber immerhin. Zurück ging es nun nach Polen, wieder zum Ostwall, denn es standen noch einige weitere Einzel-Bunker und ein nicht fertig gestelltes Artilleriewerk auf dem Plan, das wir heute und ansehen wollten.

     


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    Ostwall, Teil 2

    Zurück über die Grenze (auch diesmal mit geringer Wartezeit und endlich mal kein Stau) und ab Richtung ehemaliges Artilleriewerk des Ostwalls. Hier war ein Werk geplant, das sehr ähnlich den Werken der Maginotlinie sein sollte. Mehrere Kampfblocks mit Geschütztürmen sollten eine Verteidigung des Ostwalls gewährleisten, die wesentlich stärker sein würde, als die "nur" mit MGs und Granatwerfer bewaffneten Infanteriewerke, die wir bis dato gesehen hatten. Es war geplant noch weitere dieser Artilleriewerke zu bauen aber: Nicht ein einziges wurde fertig. Am weitesten hatte man das Panzerwerk 5 gebaut, das aus den drei Blöcken A1, A2 und A3 bestand. Aber auch hier war gerade einmal das Untergeschoß gebaut und ein Zugang zum Hohlgangsystem gelegt. Weder wurde das Erdgeschoß errichtet, noch war auch nur ansatzweise die Bunkeranlage in einem nutzbaren Zustand. Leider hatte ich mich über diese Anlage im Vorfeld nicht sehr umfassend informiert, so das wir hier eine Enttäuschung erlebten, als wir nach geraumer Wartezeit dann eine Führung mitmachen konnten.

    Es zeigte sich hier rasch, das Privatisierungen auch mal nach hinten losgehen können. Teurer Eintritt, unmotivierte, qualitativ eher zweifelhafte Führung und das in Verbindung  mit einer schlecht dokumentierten "Ausstellung" unter Tage, dazu noch der Verkauf von tw. sehr grenzwertigen Militaria (gerne auch ohne Hinweis, das die Einfuhr von mit verfassungsfeindlichen Symbolen gekennzeichneten Dingen nach Deutschland Probleme verursachen kann)... das Gesamtbild war eher bescheiden.

    Aber das alles wussten wir vorher nicht, und als wir dann gegen frühen Nachmittag dort parkten und einen kleinen Imbiss zu uns nahmen, waren wir froher Dinge. Nach einiger Wartezeit ging es dann los - wir sahen zunächst erstaunt eine nackte Betonplatte mit Loch. Das war das Panzerwerk? Ja, das war es. Denn das Erdgeschoß existierte ja noch nicht. Auch unter Tage war eher wenig von dem Werk zu sehen, im Wesentlichen bestand die Führung aus einem Rundgang unter Tage durch das Hohlgangsystem. Nun, das kannten wir schon und die teilweise falschen Angaben unseres Führers haben wir dann nicht weiter kommentiert sondern nur ein paar Fotos gemacht und das Ganze als Erfahrung abgelegt. 


    (Einstieg in das Werk.)


    (Steiler Abstieg über die bekannten Betontreppen.)


    (Reisegruppe im Hohlgangsystem.)

    (Leider wurde das hier nicht erklärt, ich vermute, es handelt sich um ein Wachlokal im Hohlgangsystem. Vielleicht aber auch nur ein Klo, eine ähnliche Konstruktion gab es in Fort Schoenenbourg.)

    Nach nicht mal 45 Minuten war das Ganze dann auch schon vorbei, wir waren an der Oberfläche und machten uns davon. Ich rate also davon ab, hier Geld zu investieren, viel besser ist die Führung am Vortag gewesen!

     

    Nichtsdestotrotz wollten wir nun noch auf eigene Faust ein paar Einzelbauwerke uns anschauen, denn viele Bunker waren ja nie ans Hohlgangsystem angeschlossen. Wir hatten ja eine Karte gekauft und ich hatte ein paar Beschreibungen von diversen Webseiten gesammelt, wo was wäre. Dennoch war das Auffinden der Bunker nicht immer ganz einfach. Wir haben uns trotzdem ein paar ansehen können.

    Angefangen haben wir in Boryszyn mit dem Werk 778, das erheblich zerstört wurde. Leider war nur das Erdgeschoß betretbar, aber es war ein netter, kurzer Besuch, wie man an den Bildern sehen kann.



    (Das zerstörte Panzerwerk 778.)


    (Robert betrachtet die herausgeschweißte Panzerkuppel auf der Seite des Werks.)


    (Die auf dem Kopf liegende Decke eines Teils des Bunkers.)


    (Erhaltene Beschriftungen, wie auch sonst überall war von der Technik nichts mehr zu sehen.)


    (Kurze Pause im Inneren. Freundliche Leute haben hier für müde Touristen eine Couch reingestellt - das nennt man mal Service. Oder ist es etwa Müll?)

     

    Da hier sonst nicht viel zu sehen war, ging es dann weiter mit der Tour. Staropole, das Nachbardorf sollte ebenfalls einen Bunker haben, der im Dorf getarnt angelegt worden war. Dies sollte unser nächstes Ziel sein.

    Nun, getarnt war er definitiv nicht mehr, leider auch fast völlig zerstört. Man konnte kaum erkennen, was wohin gehörte, so gesprengt ist er. Dennoch haben wir hier ein paar Bilder gemacht, sind etwas rumgeklettert und haben uns alles angesehen. 


    (Völlig gesprengter Bunker in Staropole.)


    (Blick ins Innere. Vermutlich.)


    (Herausgeschweißte Panzerkuppel.)

    Auch hier blieben wir nicht sehr lange, da nicht mehr zu viel zu sehen war. Dennoch - ein paar Bilder war er uns wert. Unser nächstes Ziel war leider nicht so einfach zu finden. Das Panzerwerk 773 bei Wysoka scheint einfach zu finden zu sein laut Karte. Aber es verbirgt sich in einem Wäldchen an einem See und ohne ein paar spielende Kinder (wieder einmal genial, das Robert Polnisch spricht!) hätten wir da nichts gefunden. Aber so bekamen wir eine "Miniführung" zum Bunker. Dummerweise war hier nichts gut zugänglich, denn die Eingangsfalltür war voll Wasser gelaufen und wir hatten nichts dabei, um sie zu überwinden. So konnten wir nur von außen fotografieren und die PAK-Garage ansehen. Schade. Es scheint uns aber nicht so viel entgangen zu sein, wenn man anderen Webseiten glauben darf.



    (Auf dem gut getarnten Dach des Bunkers. Das Kind hat von Sonnenschutz offenbar noch nie gehört.)


    (Wir schauen uns die PAK Garage an, rechts zu sehen lokale, sehr jugendliche Interessenskleingruppe.)


    (Falltür mit zweifelhafter Holzbrücke... das war uns zu riskant.)

    Wir haben dann den Bunker Bunker sein lassen, denn es standen noch zwei weitere auf unserer Liste, die wir sehen wollten und es wurde auch so langsam später.

    Weiter ging unsere Fahrt, ein bisschen in den Wald hinein. Die Strassen waren auch wieder in einem eher bodenständigem Zustand. Das heißt, irgendwann war es nur noch ein Waldweg. Juchhu. Auf ging unser Weg zu dem doppelten Bunkern 773 und 772. Beide fanden wir nach nur kurzer Wanderung durch den Wald, beide waren teilweise zerstört und nur schwer betretbar. Beim Bunker 773 scheiterten wir wieder an der Eingangsfalle. Mittlerweile scheint man den zweiten Eingang freigeräumt zu haben,. so das der Bunker betretbar ist, aber als wir da waren steckten wir schon am Anfang recht fest. Schade.


    (Werk 773)


    (Eingangsfalle des Werks, wieder sind die Holzbalken verschwunden.)

     

    Wir sind dann eben die 100 Meter zum Nachbarwerk gegangen, dort war wenigstens über eine herausgeschweißte Panzerkuppel ein Teil des Werks betretbar. Das Werk 772 haben wir uns soweit möglich noch angesehen.


    (Werk 772 von vorne)


    (Zerschossene Frontscharte)

     


    (Im Werk - man sieht leider nicht viel.)

    Und da die Uhr schon weiter vorrückte, wir Hunger bekamen und so langsam die Bunker alle gleich aussahen, haben wir den tag dann mit diesem Bunker beschlossen. Wir sind dann zurück zum Hotel gefahren. was aufgrund der katastrophalen Strassen wieder eine halbe Stunde und mehr dauerte. 

     


    (Polnische "Straße".)

    Dort angekommen, haben wir erstmal geduscht, dann ein leckeres und günstiges Abendessen eingenommen und sind dann eigentlich ein bisschen spät ins Bett gewankt, nachdem wir noch die lokalen Biersorten durchprobiert haben und die Kellnerin genervt haben :)

    Am nächsten Morgen ging es dann in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett, um halb sieben war die Nacht zu Ende, wir reichlich unausgeschlafen aber es ging nicht anders. Ausgecheckt und noch ein "romantisches" Bild der Siedlung rund um das Hotel gemacht.


    (Sozialistischer Plattenbau at its finest. Sieht aus wie ein Level aus Half-Life 2.)

    Denn nun ging es wieder Richtung Deutschland, in der Nähe von Magdeburg wartete auf mich ein russischer Schützenpanzer, der von mir bewegt werden sollte. Geniale Sache das. 

    Nach längerer Fahrt und Überquerung eines Flusses auf einer Fähre (ohne Navi immerhin irgendwie die Route gefunden) waren wir dann rechtzeitig vor Ort. Das Wetter war leider schlechter geworden, es regnete immer wieder zwischendurch. Was ein Glück wir die beiden Tage vorher hatten! Schließlich waren wir dann aber da, parkten auf dem weiträumigen Gelände und schauten erstmal den Leuten zu, die vor mir den tonnenschweren Panzer durchs Gelände wühlen ließen.

    Nach einer Weile ging es dann los, ich bekam eine ausführliche Einweisung, wie der Panzer funktioniert, was er kann und nicht kann, etwas zur Geschichte des Panzers und noch ein bisschen Drumherum. Der Fahrlehrer war jedenfalls sensationell um uns bemüht, Hut ab. Speziell im Kontrast zum Vortag war das hier eine definitive Höchstleistung, Hammer. Jedenfalls bekam ich dann meine Panzerhaube auf, ein Funkgerät um und dann krabbelte ich auch schon auf den Fahrersitz. Dank der präzisen Kommandos des Fahrlehrers war es auch relativ einfach, den dicken Panzer durchs Gelände zu schaukeln, zwar langsam, aber ein Riesenspaß für mich. Ungefähr wie Achterbahnfahren, nur in Zeitlupe. Genial. Wir sind dann fast eine halbe Stunde um den Platz gedüst, aber es kam mir nicht so lange vor - trotzdem würde ich das jederzeit wieder machen. Mein Mitfahrer Robert hat sich dann auch stilecht oben in die Kommandantenluke gestellt, schade nur, das die Bilder nicht so richtig prall rauskamen. Aber immerhin.

     


    (Panzerfahrschule vor uns.)

     


    (Einige Unimogs der Roten Armee, die man auch fahren konnte.)


    ("Mein" Panzer - schon mit Robert in der Luke und meinereinem mit Helm auf.)


    (Und los geht es durch die Magdeburger Heide...)


    (Das Wetter wurde auch passend schön matschig, wurde zwar ab und an etwas rutschig zu fahren, aber im Matsch spielen fand ich ja schon als Kind toll.)


    (Der Dreck flog nur so...)


    (Kurz noch vorwärts eingeparkt und dann wieder ganz entspannt Luft geholt...)

     


    (Robert hat sich kurzfristig aufgrund des guten Kurses dazu entschlossen, einen Unimog durchs Gelände zu hetzen.)


    (Und vor uns hat er dann einen Panzer eingeholt - war leider sehr feucht in der Kiste, die Scheiben beschlugen ständig.)

     
    Größere Kartenansicht

    Und nach einem kurzen Besuch des Paintballgeländes am Eingang (da müssen wir irgendwann mal hin, stellten wir fest) sind wir dann wieder nach Hause aufgebrochen. Und dann - standen wir auf der A7 stundenlang im Stau. Wir wären normal am frühen Abend zurück gewesen, oder eher am späten Nachmittag, aber es wurde später und später und später.... Wir waren aber noch vor Mitternacht dann endlich zuhause. Das reichte aber auch wieder für eine Weile...

     

    Last Update 16.04.2009