Reise
nach Verdun 2005
So
gesehen mein erster Reisebericht zu meinen Bunkertouren:
Während der letzten paar Tage habe ich einen meiner Träume
realisiert und mir das Schlachtfeld von Verdun aus dem ersten
Weltkrieg persönlich angesehen.
Verdun
war eine der längsten und verlustreichsten Schlachten des ersten
Weltkriegs. Sie fand 1916 statt, rund 90 Jahre her.
Die
Idee dazu, dorthin zu reisen kam mir, als ich ein altes Bild aus
dem zweiten Weltkrieg sah, das unser ehemaliger, nun verstorbener Nachbar
meiner Eltern dort aufgenommen hatte, und das ich einscannen
sollte.
Dieser
Nachbar war Koch in einer Versorgungseinheit und offenbar in
Frankreich einige Zeit stationiert. Dort hat er offenbar ein Foto
des "Ossuaire", oder auch “Beinhaus” genannt,
gemacht. Dort sind über 150000 Soldaten aller Kriegsteilnehmer
beerdigt, die nicht namentlich zugeordnet werden konnten. Das Bild
zeigt in körnigem Schwarz-Weiß ein Gebäude, das einer Granate
ähnelt, die über einem gewaltigen Bunker steht.
Ich
hatte zunächst keine Ahnung, was das sein könnte, war aber
schwer von dem Gebäude fasziniert. Nach einiger Recherche fand
ich dann heraus, was das für ein Gebäude ist und welche
Geschichte dahinter steht. Ich begann, mehr Informationen über
Verdun zu sammeln und was dort damals vor sich ging. My Interesse
war also geweckt und ich wollte mir dies gerne mal vor Ort
anschauen. Das Problem war allerdings lange Zeit entweder Zeit-
oder Geldmangel, denn leider sind viele Gebäude nur im Sommer
zugänglich.
Nun
hatte ich zwei Urlaubstage übrig und entschied, das ich die
gelegenheit beim Schopf ergreifen würde, und mir endlich vor ort
selbst ein Bild von Verdun machen würde.
Die
Fahrt dorthin war bereits ein Abenteuer für sich. An einem Punkt
musste ich kurz die Autobahn bei der US-Luftwaffenbasis Ramstein
verlassen (ja, genau die von der die Band ihren Namen hat, in den
80ern gab es dort ein Unglück bei einer Flugschau bei dem
Dutzende Zuschauer getötet wurden als italienische Jets in einem
Feuerball aus brennendem Kerosin in die Zuschauermengen rasten) um
auszutreten. Als ich das tat, hörte ich im Hintergrund
Explosionen und Kanonenfeuer vom nahen Truppenübungsplatz. Das ließ
mich dann doch erschauern, war es doch genau solcher Lärm, den
die Teilnehmer der Schlacht von Verdun auf ihrem Weg dorthin auch
gehört haben.
Egal.
Am
ersten tag nach meiner Ankunft schaute ich mir das Fort Douaumont
an, das größtenteils verwüstet wurde.
(Vorderansicht des
Forts heute. Man beachte die helleren Steine. Dort sind Granaten
in das Fort eingeschlagen und im Inneren explodiert.)
Ich
konnte kaum glauben, das 90 Jahre nach der Schlacht die Landschaft
immer noch ausschließlich (!) aus Kratern bestand. Es sah aus wie
auf dem Mond - nur in Grün. Man sagt das immer wieder "wie
eine Mondlandschaft" - hier habe ich es das erste mal echt
sehen können. Granattrichter neben Granattrichter und mancher
hatte eine geradezu absurde Größe. Selbst der Beton, Meterdick
und mit Eisen armiert war an einigen Stellen durchschlagen und
zeigte Sprengtrichter. Zu wissen, das auf diesem kleinen Platz
fast 70000 Leute gestorben sind, machte mich sehr betroffen. Der
Gedanke daran ließ mich den ganzen Tag nicht los.
(Oberseite des
Forts. Das Fort war meterdick mit einer Erdschicht bedeckt. Die
Trichter hier sind etwa 2-5 Meter tief, doppelte Mannshöhe.)
(Seitenansicht des
Forts. Man beachte den Stacheldraht auf der Oberkante, der dort
nun schon seit 90 Jahren hängt. Mn beachte, wie zerkrümelt die
Seitenwand aussieht, Hier sind Hunderte (!) Granaten eingeschlagen
und haben mehr als zwei Meter des Betos im Krieg weggesprengt.)
(Stacheldraht oben
auf dem Fort. Man beachte die Stahlstangen, die den Draht am Boden
hielten. Ich wäre fast in einen abgerosteten Träger getreten als
ich mir diese im Wald später genauer ansah.)
(Immer noch oben
auf dem Fort. Trichter neben Trichter!)
(Ansicht von oben
herab auf den Eingang. Ich bin dann in das Fort hineingegangen und
habe innen ein paar Bilder gemacht.)
(Diverse
explodierte Granaten. Links auf dem Boden sind zwei Tretminen zu
sehen. Man beachte die eine aufgepilzte Granate, die wie eine
Blume ausschaut. Dies war eine von Millionen von Gasgranaten, die
im Krieg hier gegeneinander verschossen wurden.)
(Mehr Geschosse im
gleichen Raum im Innern des Forts. Leider waren die Räume viel zu
dunkel für meine damalige Digicam, die sehr lichtschwache Bilder
so machte. Auch das ich meine große Taschenlampe nicht beihatte,
rächte sich hier. Die große granate im Vordergund hatte ein
Kaliber von 40cm. Riesig und schwer, keine Chance die leere Hülse
anzuheben, als ich es versucht habe.)
(Hier sieht man den
Hauptgang im Fort. Die Aufnahme entstand an einem sonnigen Tag
nach einer Woche ohne Regen. Es ist unglaublich nass im ganzen
Fort, man kann sich kaum vorstellen, wie es im Winter oder nach
einem Regenguss hier ausgesehen hat. )
(Am Ausgang des
Forts, Blick Richtung Wald in dem ich nun nach einem Bunker
suchte.)
Nachdem
ich die Bilder vom Fort und der Aussenseite gemacht hatte (sich
bloß die Latrinen anzusehen war schon schlimm: Es gab sechs (6!)
Latrinen ohne laufendes Wasser, die für 700 Leute schon extrem
knapp geplant waren, und die beizeiten 3500 Leute nutzen mussten.
Man stelle sich den Gestank vor... Es roch immer noch nach Tod und
Verwesung in der Nähe der Latrinen!) bin ich dann in den nahen
Wald weitergegangen um einen kleinen Infanteriebunker zu
suchen.
(Südansicht des
Bunkers. Diese Seite war zur französischen Artillerie zugewandt.
Sie ist heute völlig offen, die Bunkerwand die hier vorher stand
existiert nicht mal mehr ansatzweise.)
Ich
hatte zuvor von diesem Bunker gehört, aber zu sehen, wie winzig
dieses Dingen war, war erschreckend. Hunderte hatten während der
Schlacht versucht, die Sicherheit dieses Bunkers zu erreiche. Als
ich den Bunker sah, war mir klar, wie niedergeschlagen die
Soldaten gewesen sein mussten, wenn sie den Bunker endlich
erreicht hatten: Dieser bot ihnen überhaupt keinen Schutz mehr.
Obwohl noch Decke und Wände da waren, war er doch nach vorne
völlig offen und entblößte sie dem feindlichen Feuer schutzlos.
Es gab überhaupt keinen Schutz hier, der Bunker war wortwörtlich
eine Todesfalle.
(Leider
überentwickeltes Bild des gleichen Bunkers. Kein einziger Baum in
diesem Wald war älter als 80 Jahre. Es hat die Franzosen dutzende
von Jahren gebraucht, um die Landschaft von Minen und
Blindgängern zu räumen so das man zumindest die meisten Stellen
heute erreichen kann. Es gibt aber noch reichlich unexplodierte
Munition im Boden, so das man den Pfad besser nicht verlassen
sollte. Immer noch sehr gefährlich. .)
Auf
dem Weg zum Ossuaire schaute ich mir noch einen Teil eines
Schützengrabens an, der immer noch existiert. Dieser Graben
verband die französische Linie bei Froideterre mit dem Fort Douamont
und der Stadt Verdun, so das man nicht völlig schutzlos gegen deutsche
Artillerie-Angriffe von der Stadt bis zur Front gelangen konnte.
(Die Betonpfosten
wurden genutzt um Betonplatten zur Abstützung der Grabenwände zu
halten. Es war normal für die Gräben, das sie bei feuchtem
Wetter nachgaben und so Soldaten und Ausrüstung unter sich
begruben. Nach90 Jahren ist der Graben nur noch halb so tief wie
damals..)
Als
nächstes schaute ich mir dann das "Ossuaire" an, der
eigentliche Grund, warum ich hier hingefahren war. Sehr
beeindruckende Konstruktion, futuristisch und brutal. Ich fand es
sehr interessant. Mit seiner bunkerhaften Konstruktion schien mir
nichts passender für ein Mahnmal zu sein.
(Granatenförmiger
Glockenturm.)
(Das Ossuaire in
Vollansicht. Mein damaliges Auto geparkt davor.)
Das hier war, warum
ich diese Reise tat. Ich war erschüttert. 80 Jahre, nachdem es
gebaut wurde, 60 Jahre, nachdem mein nun verstorbener Nachbar es
gesehen hatte, sah ich es nun auch.
Vor
dem Ossuaire sind die Gräber von 15000 Toten.
Der
Ausblick auf dieses gräberfeld mit seinen Tausenden von Kreuzen
und Sternen (Moslemische Symbole waren ebenfalls zu sehen) ließ
mich mich sehr sterblich fühlen. Ich bin sehr froh das es seit
über 50 Jahren keinen Krieg dieser Größe mehr gegeben
hat.
Auf
meinem Weg nach Thiaumont, traf ich ein französisches, älteres
Paar, mit dem ich mich nett unterhielt. Thiaumont ist ein Stück
des Schlachtfelds, das genauso blieb, wie es nach dem Krieg war.
Man hat hier absichtlich verhindert, das die Bäume die Landschaft
überwuchern. Was auch immer ich vorher von Trichtern neben
Douaumont gesehen hatte: Thiaumont hat dies noch weit
übertroffen.
Es
war nur Trichter neben Trichter, neben Trichter in einem Trichter,
der aus noch größeren Trichtern gebildet wurde.
Unglaublich.
In
der Mitte befanden sich zwei Betonplatten – wiederum die
Überreste eines kleinen Bunkers, den Soldaten erobern wollten.
Wenn sie dort eintrafen, stelleten sie das gleiche fest, wie am
anderen Bunker den ich zuvor sah: Diese Bunker waren völlig
zerstört und boten keinerlei Schutz mehr. Unglaublich aber wahr:
Auf diesem kleinen Schlachtfeld (ich war überrascht, wie nah hier
alles beeinander ist und wie eng das Schlachtfeld begrenzt war)
gab es auf jedem Quadratmeter Boden einen Toten. Auf jedem.
(Hier der zweite
Bunker von Thiaumont, der besser erhalten ist, sprich: Seine Decke
ist nicht komplett eingestürzt. Hier kann man die
Vorderseite des Bunkers sehen, so wie auch die anderen Bunker
ausgesehen hätten, bevor man deren Vorderseiten komplett
sprengte.)
(Im Bunker, Teile
der Decke sind eingestürzt. Das rostige Metall ist immer noch
scharfkantig, das Betreten der Bunker also gefährlich. Die
meisten Bunker sind eingezäunt und haben Warnschilder auf ihnen,
das man sie besser nicht betreten sollte. )
(Blindes Foto ins
Dunkle. Meine mitgebrachte Taschenlampe war leider zu schwach um den
Bunker ausreichend auszuleuchten, also habe ich blindlings ein
Foto des Inneren gemacht. Alles ist sehr feucht im Bunker und
voller rostigen Metalls, so das es sehr schwierig war,
hindurchzuklettern.)
Ich
bin danach zu meinem Auto zurückgekehrt und habe mir ein weiteres
Fort, Fort Vaux angesehen. Kleiner als Douaumont gab es dort
ebenfalls einen blutigen Kampf. Ich habe wieder Bilder vom Inneren
und äußeren gemacht und war erschrocken, wei wenig seiner
originalen Panzerung und Bewaffnung die Schlacht überstanden
hatten.
(Vorderansicht Fort
Vaux.)
Zunächst bin ich
wieder auf das Dach des Forts gestiegen. Wieder fand ich eine
dichte Kraterlandschaft vor. Verstreut inmitten der Krater konnte
man die gepanzerten Beobachtungsglocken des Forts sehen, in denen
Artielleriebeobachter untergebracht waren. Wenn man genau hinsah,
konnte man auf ihnen Spuren wie von schlechten Schweißnähten und
Schweissgeräten erkennen - diese waren aber durch abprallende
Geschosse hervorgerufen worden, die das Metall bei ihrem Einschlag
hoch erhitzten.
(Observationskuppeln
zwoschen den Kratern. Links kann man auch die betondecke des Forts
ohne den schützenden Erdmantel erkennen.)
In
der Nähe befand sich eine dicke Stahlpanzerung, die zuvor zu
einem 30 Tonnen schweren Geschützturm gehörte.
Zu
Stücken zerschossen lag es hier herum. Man kann sich kaum
vorstellen, welche Kräfte zu so einer Zerstörung nötig sind.
(75mm französische
Kanone in Feuerstellung bei Fort Vaux.)
Ich betrat das Fort
um mir das Innere anzusehen. Wieder hat mich meine bescheidene
Digicam bei Fotos im Inneren im Stich gelassen. Dieses Fort ist
allerdings etwas besser ausgeleuchtet als Fort Douaumont, leider
nicht gut genug um mit der damaligen Kamera akzeptable Bilder
machen zu können. Sorry.
(Gang
ins Fort. Sehr nass!)
Ich
schaute mir also das Fort an, es war ähnlich wie Douaumont
aufgebaut. Allerdings war hier die Beschreibung wesentlich
schlechter und es gab nicht viele erklärende Tafeln im Inneren.
Ich hatte ein Buch dabei, das die meisten Einrichtungen beschrieb,
die ich besuchte, also konsultierte ich lieber mein Buch...
Nach
einem langen Tag entschied ich mich, das die sinkende Sonne ein
gutes Zeichen wäre, etwas Ruhe zu finden und so suchte ich mir
ein Hotel. Ich fuhr durch Verdun und fand ein Formula One Hotel.
Es bot mir ein Bett, Strom für den Laptop und die Kamera und ein
Dach über den Kopf. Aber leider kein kaltes Bier oder ähnliches,
so das ich nur zwei warme Flaschen Hansa aus dem Auto holte und im
Waschbecken auf etwas erträglichere Temperaturen brachte. Nunja,
es gibt schlimmeres. Ich schaute noch eine Doku auf dem Laptop
(das Hotel bot nur französisches Fernsehen) und rief noch Tia an,
wünschte ihr eine gute Nacht und schlief erschöpft ein.
Am
nächsten Morgen wurde ich mit schmerzenden Füßen vom vielen
Herumlaufen wach, hab schnell meine morgendliche Badroutine
erledigt und ein kurzes Frühstück eingenommen. Vor dem Hotel
traf ich noch zwei engagierte Schlachtfeldtouristen, die mir noch
ein paar Besichtigungstipps gaben und mich fragten, wo ich noch
hin wollte. Auf meine Antwort "Vauquois" gaben die mir
den Rat, dort unbedingt mal Anfang des Monats hinzufahren, denn
nur dann lassen sich die Tunnel dort besichtigen. Tunnel? Oha. Ich
wollte mir aber sowieso erstmal den Hügel an sich ansehen, die
Tunnel könnte ich ja später mal angucken.
Doch
vor Vauquios bin ich noch nach Froideterre gefahren um dort früh
morgens das Fort zu erkunden. Und dies sollte ein spannender
Besuch für mich werden.
Größere Kartenansicht
Froideterre
Auf
dem Weg nach Froideterre, kam ich bei Fort Souville vorbei. Es gab
dort wesentlich weniger Überbleibsel zu sehen als bei den anderen
Forts. Aber da ich nun mal da war...Nach ein paar Minuten
Wegstrecke zu Fuß durch den matschigen Wald, war ich bei dem
ehemaligen Fort. Deutlich kleiner als die anderen, war das meiste
hier schon verschwunden.
(Der
Eingang zum Fort. Er führt nur in zwei abgezäunte Räume und zu
einem Artillerieturm, der oben auf dem Bunker sitzt (ebenfalls
nicht erreichbar)).
Ich
versuchte, in das Fort hineinzukommen, aber leider war alles
abgesperrt so das ich es sein ließ. Linker Hand des Forts war
eine befestigte Stellung, die ich noch erkundete, aber die
Oberseite des Bunkers zeigte schon deutliche Löcher und
Absackungen, so das ich es vorzog, dort nicht weiter
hineinzuklettern ohne Helm und andere Leute drumrum.
Kurzes
Update 2009 hierzu:
Mittlerweile
habe ich herausgefunden, das ich damals lediglich den Zugang zum
externen Panzerturm des Forts gefunden habe, das eigentliche Fort aber noch
ein Stück weiter im Wald liegt. Der einzige Zugang zum Fort ist
der matschige Trampelpfad, der links am Zugangsbereich des Panzerturms vorbeiführt -
und dem ich leider nicht gefolgt bin. Man lernt nicht aus - denn
das Fort soll sehr interessant sein, wenn auch wegen akuter
Einstrutzgefahr nicht ganz ungefährlich zu betreten sein... Also
auf jeden Fall was für eine begleitete, besser organisierte Tour
in der Zukunft.
Zurück
zur Tour:
Also fuhr ich zu Froideterre nachdem ich bei Souville nur ein paar
Bilder schoss.
Hier
am frühen Morgen aufzutauchen war eine gute Idee, denn so waren
keine anderen Besucher vor ort und ich konnte mir alles ungestört
anschauen. Es war sehr still hier und ich merkte, wie ruhig und
bedrohlich der Wald um mich herum wirkte. Das frühe Sonnenlicht ließ
lange Schatten über die Bunker kriechen und ich begann, meine
Fotos auf dem Vorhof des Bunkers zu machen.
(Pockennarbige
Außenseite von Froideterre. man kann die vergitterten Zugänge
sehen, die in das Fort führen. Leicht zu erkennen sind die
zahlreichen Einschläge rund um die Fenster des Bunkerkomplexes.)
Wie
auch bei den anderen Forts, begann ich damit, auf das ach des
Forts zu klettern. Dort konnte ich einen Maschinengewehrturm in
fast perfektem Zustand sehen. Diese Türme konnten mit einer
Mechanik aus dem Fort angehoben werden, angreifende Truppen
bekämpfen und dann wieder ins Fort abgesenkt werden, um nicht
durch Granatenangriffe gefährdet zu werden. Wie das genau
funktioniert, konnte ich bald herausfinden.
(Maschinengewehrturm
auf dem Fortdach.)
Anschliessend
ging ich um das Gelände des Forts herum und bemerkte, das der
Zugang zu dem Turm am Boden offen stand. Die Tür, die in den
Bunker führte hatte zwar ein dickes Schild "Danger.
Defense d'entrer", aber ich habe das einfach mal so
interpretiert, das ich mein Französisch spontan vergessen
habe.
(Offene
Tür zum Geschützturmbunker.)
Nachdem
ich hier rein ging, sah ich eine interessante Metallkonstruktion
vor mir. Es war der Mechanismus zum Heben und Senken des
Geschützturms!
(Der
rostige hydraulische Hebe- und Senkmechnismus des Geschützturms.
Leider wieder eine schlechte Qualität dank der Digicam.)
Vor
mir war eine Leiter, die der Kanonier nutzte, um in den Turm
hochzuklettern. Aber die durchgebogenen, verrosteten und teilweise
schon zerbrochenen Stufen hielten mich davon ab, dort hinauf zu
klettern.
(Zerfallende
Leiter die in den Turm hochführt.)
Also
ging ich in einen anderen Teil des Bunkers und fand einen
Seitengang, der zu einer stabiler aussehenden Leiter führte.
Diese wollte ich dann erklimmen. :)
(Diese
Leiter führt ebenfalls in einen Maschinengewehrturm. In deutlich
besserem Zustand als die erste!)
Auf
meinem Weg nach oben spürte ich eine Brise, die durch den Bunker
wehte. Der Wind begann zu heulen, als er sich seinen Weg durch die
Risse des Betons im Bunker suchte und sich an den Türmen und in
den labyrinthartigen Gängen im Innern des Bunkers brach.
(Halterung
des Maschinengewehrs im Geschützturm. Man kann die Handkurbel
erkennen auf der linken Seite, mit der das MG gehoben und gesenkt
wurde zum Schiessen.)
Es
war sehr wenig Platz oben in dem Geschützturm, in den man hätte
klettern können, speziell, da es einen hölzernen (mit Teer
bestrichenen) Boden nur gab, der schon reichlich instabil aussah.
Also habe ich nur kurz ein paar Bilder geschossen, habe mich
dabei an der Leiter gut festgehalten und bin dann aus dem Turm
wieder herausgeklettert.
(Die
Spitze des Turms. Ich hätte ein extremes Weitwinkelobjektiv für
meine Kamera wirklich gut gebrauchen können!)
Auf
dem Weg nach draussen und dann in den Hauptkomplex habe ich noch
schnell ein Bild von den Laufkatzen gemacht, die noch an der Decke
zur Geschützplattform hingen.
(Leider
unscharf geworden. Die Haken an der Decke sind Laufkatzen, an
denen Schienen hingen und mit denen Granaten aus dem Depot zur
Kanone transportiert wurde. Man kann noch auf dem Boden die
Schienen der Kanonenlafette erkennen.)
Ich
betrat den Hauptkomplex des Bunkersystems, wo die pockennarbigen
Fenster auf den Bildern zu sehen waren. Merkwürdig genug war, das
auch die Gittertür offen stand - offenbar hatte ich richtig
Glück mit meinem Besuch. Es war aber komplett unbeleuchtet hier drin
und ich hatte nur eine kleine Taschenlampe dabei um mich in dem
stockfinsteren Bunker zu orientieren. Wie auch immer, ich ging
tiefer hinein. Ohne ausreichendes Licht allerdings kein besonders
vernünftiges Unterfangen. An einer Stelle bin ich daher auch
gegen dieses Ding gestoßen, das von der Decke herunterragte:
(verdammt
großes Metallteil, das ich frontal erwischte. Autsch. Was wie ein
Fenster ausschaut, ist eigentlich eine Tür und eine Öffnung
darüber, die der Ventilation diente, damit mehr Luft durch den
Bunker zirkulieren konnte. Die kleinen Räume im Bunker waren
teilweise als Schlafräume für Soldaten ausgebaut, daher gingen
einige Wände nur zweidrittel hoch im Vergleich zur Bunkerdecke.)
Hier
nach wollte ich sehen, ob ich den versenkbaren Geschützturm, den
ich oben auf dem Fort gesehen hatte, von hier untern aus erreichen
könnte. Es war ein Rennen gegen die Zeit, da meine Taschenlampe
immer schwächer wurde und ich nicht in der absoluten Dunkelheit
hier gefangen sein wollte. Ohne weiteres Licht stolperte ich also
durch den feuchten Bunker. Leider hatte ich auch keinen Lageplan
des Bunkers, ich fühlte mich wie in der MTV Show "Scare tactics"
oder dieser anderen Show, wo sie Teenager irgendwelche Aufgaben in
alten, verlassenen Industriegebäuden übertragen. Nun: Schickt
MTV hierher, denn ich habe wirklich Angst in diesem Bunker
bekommen, als mein Licht ausfiel. Der Wind pfiff durch den Bunker
und heulte vor sich hin, merkwürdige Tropfgeräusche um mich
herum und mangelndes Licht... Der reinste Horrortrip entwickelte
sich hier.
Ich
betrat den nächsten großen Raum und sah, das hier die Decke
nachgegeben hatte - und beschloss, die Besichtigung ein anderes
Mal fortzuführen, denn das schien wirklich uz unsicher zu
werden.
(Man
beachte, wie der Beton zerbrochen ist und nur noch die die stark
verrosteten Träger oben gehalten wird. Speziell im Hintergrund
ist zu sehen, wie stark das Metall durch die Explosion verbogen
wurde. Dieser Raum wurde durch eine 40cm Granate voll getroffen,
die beinahe die Decke komplett durchschlagen hat. )
Nun
bin ich zurück zum Eingang gegangen, praktisch in völliger
Finsternis, denn meine Taschenlampe war endgültig aus. Ich ging
schneller und schneller, ziemlich verängstigt und machte mir
klar, das falls ich hier verloren ging, es Stunden dauern würde,
bis man mich finden würde. Bestenfalls. Denn dieser Komplex ist
nicht die große Touristenattraktion oder viel besucht - und es
würde auch nicht unbedingt jemand einen Besucher hier drin
vermuten, da normalerweise diese Anlage verschlossen zu sein
scheint.
Dennoch
gelang es mir unbeschadet das Fort zu verlassen, ich konnte tief
durchatmen und frische Luft draußen schnappen. tat sehr gut.
Zurück ins Auto und dann ab nach Vauquois beschloss ich und
unterwegs noch den Hügel Mort Homme ansehen, falls möglich. .
Eine
kurze Fahrt mit dem Auto später fand ich eine französische
Bäckerei und stärkte mich mit etwas heißem Kaffee und
Croissants. Das hat den Rest meines Unbehagens von Froideterre
beseitigt und ich war bereit für meinen Gang durch den Wald von
Mort Homme.
Hier
sind die Deutschen im ersten Weltkrieg stecken geblieben - näher
an Verdun sind sie nie heran gekommen, als hier bis zu diesem
Graben den man im Bild sehen kann.
(Schwer
zu sehen, aber auf der linken Seite des Pfads ist der vorderste
deutsche graben zu sehen. Rechts kann man die Zickzackkonstruktion
des Grabens erkennen, der es angreifenden Truppen schwerer machen
sollte, diese zu erobern falls sie in ihn eindrangen. Die
Deutschen nutzten in solchen Fällen Flammenwerfer, da diese in
gewissen Grenzen den Zickzackkurven des Grabens folgen konnten und
durch die Begrenzung des Grabens höhere Reichweiten erzielten.
als außerhalb. Auch gab es so kein Entkommen vor den
Flammenwerfern.)
Ich
folgte dem Pfad durch den Wald für mehr als eine halbe Stunde und
war schockiert, wie nah die beiden Gräben, der französische und
der deutsche, einander lagen. Beinahe nur Handgranatenwurfweite
lag zwischen ihnen, daher musste jeder Versuch, in den jeweils
anderen Graben einzudringen, völlig selbstmörderisch gewesen
sein. Hügelabwärts zur deutschen Seite hin kann man noch einen
zickzackförmigen Laufgraben sehen, der genutzt wurde, um die
Verwundeten nach hinten abzutransportieren bzw. Verstärkungen,
Munition und Verpflegung zur Front zu schaffen.
(Ein
weiteres schlechtes Bild, aber die Zickzackstruktur des Grabens
ist erkennbar.)
Danach
fuhr ich zum Dorf Vauquois, oder was davon noch vorhanden ist. Das
Dorf war wortwörtlich von beiden Seiten pulverisiert worden. Als
es von deutschen Truppen eingenommen wurde, konnten sie nur die
Hälfte des Dorfes erobern. Die andere wurde von französischen
Truppen gehalten. Keine Seite konnte die andere aus dem Dorf
werfen, und nachdem die Artillerie die Gebäude eingeebnet hatte,
gruben sich beide Seiten am Dorfrand jeweils ein. Es schien
völligunmöglich, nun den Hügel für eine der beiden Seiten
einzunehmen.
Also
begannen beide Seiten, Tunnel in den Hügel zu treiben und unter
die gegnerischen Stellungen zu gelangen. Dort zündeten sie
jeweils riesige Explosivladungen und erzeugten damit die
gigantischen Krater und Trichter, die die Oberfläche zeichnen.
Zugleich begruben sich die Bergleute damit gegenseitig, wenn sie
Quetsch- und Sperrladungen unter der Erde zündeten. Beide Seiten
haben insgesamt über 100 dieser Ladungen gesprengt, die
schließlich über 20 Meter der Hügelspitze komplett entfernten
und äußerst tiefe Krater hinterließen.
(Krater
in Vauquois, man kann noch links und rechts erkennen, wie sich der
Hügel erhebt. Es fehlen ca. 20-30 Meter der Hügelkuppe in der
Mitte des Bildes.)
(Blick
Richtung Verdun. Man kann so eben den Weg in der Mitte des Kraters
erkennen. man beachte, wie breit und tief der Krater ist!)
(Stacheldrahtkonstruktion
auf der Hügelkuppe. Keine Chance, hier einfach durchzukommen.)
Der
obere Eingang zum französischen Tunnelsystem, ehemals der Keller
des Rathauses. Alles, was von Vauquis übrig geblieben ist. Ohne
richtiges Equipment und Karten ist es absolut selbstmörderisch
hier einzusteigen, da ich weder Taschenlampen noch Helm oder
sonstige Ausrüstung dabei hatte und noch alleine hier war, habe
ich nur die ersten paar Meter mir angesehen und bin dann wieder an
die Oberfläche gekommen. Aber ich habe mir fest vorgenommen,
nächstes Mal hier mit einer geführten Tour unter die Erde zu
gehen.
Hiernach
bin ich zurück nach Verdun gefahren und habe mir unterwegs noch
das Museum und die Ruinen von Fleury angesehen. Leider war die
Speicherkarte meiner Kamera voll, so das ich keine Bilder hiervon
habe. Ich denke, ich muss noch mal hierhin fahren, um wirklich
alles gesehen zu haben. Dann aber besser ausgerüstet und
hoffentlich mit Begleitung, um mehr Dinge sicher erforschen
zu können. :)
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